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Baby-Tagebücher von Gerd

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

13. Woche

Sorgerecht

Was ist eigentlich das Sorgerecht? Nichts leichter als das, kommt mit.....

Tanjas Erkältung ist natürlich erstmal nicht besser geworden. Vielmehr legte sie es dann noch einmal richtig hin. Dienstag Abend war sie schon sehr anhänglich und verkuschelt. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Wenn ein Kind ruhig ist oder plötzlich kuscheln will, dann stimmt was nicht. Und tatsächlich glühte sie die beiden nächsten Nächte vor Fieber. Wenigstens halfen die Zäpfchen einigermaßen. Wie froh bin ich doch, dass wir heutzutage für solche Krankheiten Medikamente haben, die wenigstens die Symptome lindern. Aber lustig ist es nicht gerade, wenn man nachts um 2 Uhr bei einem vollkommen verstörten Kind Fieber messen und ein Zäpfchen verabreichen darf.

Wie sagte meine Frau vor kurzem: „Ich weiß jetzt, warum das Sorgerecht heißt. Weil man mit der Geburt des Kindes das Recht erwirbt, sich permanent Sorgen zu machen.“ Wie wahr. Wenn man erstmal eine Nacht neben einem vor Fieber stöhnenden Kind verbracht hat, weiß man, dass das genau zutrifft.

Im Ergebnis sahen die nächsten Tage so aus, dass wir um die Kinder rotierten. Die Frage war eigentlich nur, wer nimmt Alexander und wer nimmt Tanja. Freitag hatte dann auch Alexander Fieber. So sind halt Geschwister, sie wollen immer alles haben, was die anderen auch haben.
Samstag waren Alexander und Tanja wieder fieberfrei. Nur Tanja hatte ein paar Hautunreinheiten im Gesicht. Wenn es weiter nichts ist....

Moment mal, Hautunreinheiten oder rote Pusteln? Das T-Shirt hochgezogen. Scheiiiiiiiße, überall rote Punkte!
Au klasse. Was konnte das sein? Windpocken, Röteln, Allergie? Keine Ahnung. Natürlich ist Tanja geimpft, aber das ist kein hundertprozentiger Schutz gegen die geimpften Krankheiten. Oh Gott, und Alexander hat gerade mal seine erste Impfung, da fehlt noch vieles. Wenn er sich jetzt auch infiziert?

Also ich mit Tanja in die Klinik zum kassenärztlichen Notdienst (den lernen wir jetzt also auch mal kennen). Meine Frau packte schon einmal für sich und Alexander. Sollte es etwas Ansteckendes sein, dann würde sie sofort in ein Hotel ziehen. Das Letzte, was sie brauchten, war jetzt Alexander mit einer üblen „Kinderkrankheit“.

Während ich auf die Behandlung wartete, konnte ich richtig zusehen, wie sich die Pusteln bei Tanja weiter verbreiteten. Hinterm Ohr, am Nacken, überall.
Nach einer Stunde Warten endlich die Untersuchung. Und – preiset den Herrn – Entwarnung. Tanja hatte offenbar das 3-Tage-Fieber gehabt, eine heftige, aber harmlose Viruserkrankung. Und diese klingt damit aus, dass durch die viralen Toxine überall rote Punkte auftauchen. Uff.....

Ich glaube, ich habe es schon ein paar Mal geschrieben. Wir haben die Schnauze so voll von den ganzen Krankheiten. Aber die Krankheiten interessiert es nicht.
Als Privatpatient sehe ich ja, was die Behandlung der Krankheiten so kostet. Allein Alexander hat in diesen ersten 3 Monaten (ohne die Geburt) Kosten in Höhe von an die 5.000 Euro verursacht. Und Tanja auch noch mal locker über 500 Euro. Da freut man sich über unser gutes Krankenkassensystem, das diese Kosten übernimmt.


So, Alexander ist jetzt 3 Monate alt geworden. Er ist ein selbstverständlicher Teil unseres Lebens geworden. Die anfängliche Überraschung – da ist ja jetzt auch noch ein zweites Kind – hat sich vollkommen gelegt. Und ich gebe es zu: ich mag den Kleinen richtig gerne und möchte ihn nicht mehr missen.

Ich erinnere mich gut, wie anstrengend die ersten Monate mit Tanja waren. Ruhe gab sie eigentlich nur, wenn man sie herumtrug. Sie hinzulegen oder sich selbst mit ihr auf dem Arm hinzusetzen, ging überhaupt nicht. Im Kinderwagen schlief sie zwar unterwegs, aber sobald man zuhause war, wachte sie sofort auf und schrie. Unsere gemeinsamen Mahlzeiten sahen so aus, dass einer aß und der andere das Kind rumtrug.
Dagegen ist Alexander ein wirklich verträglicher Zeitgenosse. Okay, auch er hat mal seine Phasen – gerade abends – wo er gerne rumgetragen wird und auch mal schreit. Aber tagsüber können wir ihn oftmals unter sein Mobile legen. Und dann liegt er einfach eine halbe Stunde da, strampelt mit den Füßchen und erzählt sich was. Kaum zu glauben. Woran liegt das? Sind einfach die Kinder verschieden? Oder sind wir jetzt bessere Eltern?

Und Alexander lacht jetzt richtig. Wenn etwas besonders schön ist, grinst er nicht nur, sondern lässt auch ein „hehe“ ertönen. Genau „hehe“, nicht „he“ oder „hehehe“ – immer genau zweimal das „he“.
Und lachen tut er jetzt öfter. Besonders mag er es, wenn ich ihn auf den Knien reiten lasse und dabei die Titelmelodie von „Bonanza“ singe. Wobei er dann mit seinem stattlichen Äußeren und seinem Doppelkinn doch wesentlich mehr wie Hoss als wie Little Joe aussieht (um im Bild zu bleiben).

Sehr gerne liegt er jetzt auch auf dem Bauch. Dabei habe ich ein lustiges Spiel entdeckt, was uns beiden viel Spaß macht. Ich lege mich auf den Rücken und nehme ihn auf mich drauf, so dass wir Bauch an Bauch liegen. Und halte seine Füßchen an seinen leicht angewinkelten Beinen fest. Sofort fängt Alexander an, die Beine zu strecken. So robbt er dann langsam meinen Bauch hoch, bis er über meinem Gesicht liegt. Und dann ziehe ich ihn wieder runter und das Ganze wieder von vorne.

Am Ostersonntag kam natürlich auch bei uns der Osterhase. Das war für Tanja schon seit Wochen ein ganz großes Thema, das immer und immer wieder besprochen wurde. Bekanntermaßen kommt der Osterhase nur zu lieben Kindern, würde er dann auch zu Tanja kommen? Und was würde er bringen?
Offenbar war sie lieb genug, denn am Sonntagmorgen fanden sich im Garten ein paar Tütchen mit Süßigkeiten. Und ein Arztkoffer für Kinder, damit kann man wunderbar alle Krankheiten nachspielen (Standardspruch von Tanja: „Die Lunge ist frei.“). Und sogar für Mama und Papa fand sich eine Kleinigkeit. Offenbar waren sie auch ein bisschen lieb gewesen.




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Kommentare von Lesern:

Mareike, Hamburg19.04.2009 11:25

Hallo Gerd,
danke für deine Kommentare! Ich finde es auch sehr spannend, durch deine Beiträge mal die Väter-Sicht kennen zu lernen. Mit der Bezeichnung "Sorgerecht" hast du ja so Recht... Danke auch für die Anregung zum "Bonanzakniereiter" - den findet Max auch klasse.

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