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Baby-Tagebücher von Silke

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

33. Woche

Der Sommer beginnt

Vom Sommeranfang mit 30 Grad und einem schönen und einem nicht so schönen Picknickort. Anna schlägt einen Tusch mit ihren Stapelbechern.

Hallo zusammen!

Also natürlich nicht kalendarisch und auch nicht der japanische Sommer, aber, wenn man wie wir zuvor in Hamburg gelebt hat, dann ist es jetzt Sommer. Wir hatten den ersten Tag mit 30 Grad und Anna trug nur einen Kurzarmbody und kurze Hosen. Und die Wettervorhersage zeigt ab jetzt keine Tageshöchstwerte mehr unter 23 Grad. In Japan heißt es, dass die sechs Wochen nach Verblühen der Kirschen zu den schönsten und noch angenehmen Wochen des Jahres gehören. Danach wird der Sommer normalerweise erst schwülheiß und regnerisch, dann nur noch heiß. Letztes Jahr hatten wir da „Glück“. Es war ungewöhnlich trocken und wurde erst im August richtig heiß mit einigen Tagen um 38 Grad. Nun ja, wir kommen nicht drum herum, also durch. Heute 26 Grad.

Vergangene Woche war nicht aufregend. Die Tage plätschern dahin. Mittwoch begann die Golden Week, eine Reihe von Feiertagen, die die meisten mit wenigen Urlaubstagen zu einer Woche ergänzen und reisen. Dieses Jahr wurde sie umgetauft in Stay-at-home-week. Nun ja, der Grund ist bekannt.
Das mit den wenigen Urlaubstagen in Japan ist ein bisschen ein Mythos, weil es dafür 16 Feiertage gibt. Fällt ein Feiertag auf einen Sonntag, so wird er einfach auf Montag verschoben. Zusätzlich sind zu Neujahr ein paar weitere Tage frei und teils auch über Obon im August. Da sind viele Geschäfte geschlossen und viele machen Urlaub, auch wenn es keine offiziellen Feiertage sind. Man will wohl einfach nur nicht Urlaub machen, wenn die Kollegen arbeiten, also machen immer nur alle gemeinsam Urlaub. Das führt natürlich regelmäßig zu Menschenmassen und ist gerade zurzeit nicht das beste Konzept. Nun ja, Stay-at-home-week dann eben. Der Notstand wurde nun offiziell bis Ende Mai verlängert, wobei Gegenden mit wenig Fällen aber die Freiheit haben, ihre Maßnahmen zu lockern.

Besagten Mittwoch machten wir wieder einen Ausflug und liefen zu Fuß bis zum Kokusai Kaikan, dem Internatioanl Conference Center. Dort wurde 1997 das Kyoto-Protokoll verhandelt. Ein sehr interessantes Gebäude, das am Rande eines Parks liegt. Das Gebäude sieht man erst einmal nur über den See hinweg und kommt von der Parkseite nicht sehr nah ran. Daher sind wir später noch einmal von der Straßenseite hin. Dort ist dann auch die Endhaltestelle unserer U-Bahnlinie.
Wir hatten unsere Picknickdecke mit, Müsliriegel und für Anna ein Obstbreigläschen. Die sind hier ja so winzig! In einem anderen Bericht schreib ich vielleicht mal über japanische Babynahrung…
Wir verbrachten erst eine Weile im Park und freuten uns über Annas Bestreben ständig zwischen Sitzen und Vierfüßler zu wechseln und irgendwie mit ihren Beinchen klar zu kommen. Dann liefen wir um den See herum und versuchten näher an das Gebäude heranzukommen, um es genauer anzusehen. Aber wie das bei solchen Anlagen ist, standen wir dann vor verschlossenen Toren über hundert Meter vom Gebäude entfernt.
Inzwischen war es spät und wir machten uns auf den Heimweg, diesmal mit der U-Bahn. So weit draußen ist sie nie sonderlich voll und nun waren wir die einzigen Passagiere bis zu unserer Station.

Donnerstag lief ich meine deutsche Freundin besuchen und quatschte eine halbe Stunde vor dem Haus mit ihr, wo sie gerade mit ihren Kindern spielte und im Vorgarten werkelte. Sie hatte Kleidung aussortiert und es war einiges für den Sommer für Anna dabei.
Auf dem Heimweg schlief Anna wieder auf den letzten Metern ein. Da sie so frisch eingeschlafen im Haus sicher sofort wieder wach würde, lief ich zum Spielplatz rüber und drehte dort fast eine Stunde lang Runde um Runde. Denn Anna hatte noch wenig geschlafen an diesem Tag. Für den Mittagsschlaf, meist eine Stunde nach dem Essen, ist sie jetzt oft nicht hungrig genug, um lange genug an der Brust zu trinken und so schlafen zu können. Jetzt versuche ich, sie dann mit einer Stoffpuppe ruhig spielen zu lassen, bis sie wieder etwas müder ist und dann nach ein paar Zügen an der Brust doch schlafen kann. Dann kann ich auch mal aufstehen, muss aber immer bereit sein, zurückzukommen; und dann fällt sie oft wieder ins Schlaftrinken oder Trinkschlafen, wie man will.
Wenn wir unterwegs sind, schläft sie in der Trage oder im Kinderwagen, das ist dann normalerweise kein Problem.

Samstag stand der nächste kleine Ausflug an. Diesmal trauten wir uns mit U-Bahn und Bahn 20 Minuten zu fahren, um einen Park im Süden der Stadt zu besuchen. Im letzten Jahr waren wir zur Pflaumenblüte dort gewesen und wollten sehen, wie er nun mit blühenden Azaleen aussah. Die Blüten waren schön, aber der Park war ein ziemlicher Flop. Neben sandigen Sportplätzen gab es zwar Tische und Bänke, an denen andere Familien Picknick machten. Aber es gab weit und breit keine Wiese, auf die man sich setzen durfte. So mussten wir mit einem recht unebenen Stückchen zwischen Trampelpfaden unter den Bäumen vorlieb nehmen. Anna war das egal, sie erforschte Ästchen und Gräser. Als es Zeit wurde für den nächsten Schlaf, machten wir uns auf den Heimweg.

Heute hatte Anna eine ganze Zeit so schön alleine im Schlafzimmer gespielt, saß auf einer Matratze, räumte eine „ihrer“ Kisten aus und hantierte mit einem Büchlein und Kleinkram. Sie war ganz vertieft.
Dann hörte ich sie plötzlich aufschreien, sie war abgerutscht und saß bzw. lag nun zwischen unseren beiden Matratzen. Ich half ihr auf und sie spielte weiter. Erst einige Zeit später wollte sie dann, dass ich mitspiele und dann wollte sie auch wieder trinken, trinkschlafen.

Nachmittags gingen wir noch raus. Ich musste ein kleines Päckchen abholen, Massageutensilien und einen Tee. Ich werde nämlich einen kleinen Babymassagekurs online machen, nachdem es nun keine Präsenzkurse gibt aktuell. Ich bin gespannt, wie das wird. Seit ungefähr einer Woche ist Anna beim Skypen mit meinen Eltern aufmerksamer und scheint zu verstehen, dass da andere Leute sind, mit denen wir sprechen und die ihr zuwinken. Aber ob sie sich zu einer Massage entspannen kann? Falls nicht, habe ich eine Puppe mitbekommen, damit ich ohne Anna die Anleitung nachvollziehen kann.
Dann ging es weiter zu einer Eisdiele, wo ich mich mit meinem Mann verabredet hatte. Leider gibt’s da keinen Park und Anna wollte nicht mehr im Kinderwagen sitzen. Wir gingen auf den Zugangsweg zu einem großen Schrein und ich packte kurzerhand die Picknickdecke auf den Kiesweg für Anna. Die Leute würden ja sehen, dass wir uns nicht hinsetzten, nur Anna da ein bisschen spielt. Es hat sich auch niemand gestört. Obwohl das Schreingelände einen ziemlich großen Wald vorgelagert hat, durch den man schön auf einem Kiesweg durchspazieren kann, Wiesen und Grünflächen gibt es dort wie an vielen anderen Orten in der Stadt nicht.
Anna fand aber die kleinen Kieselsteine ungemein spannend und wollte sie unbedingt erreichen und natürlich in den Mund nehmen. Das konnten wir gerade noch so verhindern. Irre ich mich oder hat sie es dank dieser Motivation ein erstes Mal so richtig vorwärts geschafft auf allen Vieren? Während wir unser Eis aßen, habe ich jedenfalls das erste Mal beobachtet, dass Anna ihre Stapelbecher aneinanderschlug.

Mit diesem Tusch sage ich für heute: Gute Nacht – die ist hier schon – und habt eine gute Woche!
Bleibt gesund!

Silke und ihre Lieben

Foto: Privat

 

Foto: Privat

 

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Sommeranfang, Schlaf, Feiertage