Obwohl es nur rückwärts vorwärts geht, macht Anna große Fortschritte und sitzt jetzt ganz toll alleine. Ich habe Muskelkater und ...
Hallo zusammen,
und wieder eine Woche fast alleine… Es ist Montagnachmittag und ich sitze an meinem Laptop mit der schlafenden Anna auf dem Rücken. Ich habe bereits abgespült mit ihr hinten drauf. Mal sehen, wie lange sie noch schläft… Oh, nicht mehr.
Dienstagmorgen, 6:40 Uhr, Anna und ich sind seit ein paar Minuten wach. Jetzt versuche ich mal, die Zeit am Morgen zu nutzen, in der sie auch gerne mal alleine spielen kann.
Ja, das Alleine sein, niemand treffen zu dürfen, machte mir gestern mal wieder zu schaffen. Ein Teil ist aber vielleicht auch noch immer die normale Umstellung auf das Zuhause-Sein mit Baby. Leider wird sich mein Mann keine Elternzeit mehr nehmen können hier in Japan. Er hat ja bereits eine neue Arbeit in Folge - und das ist auch gut so -, da kann er den Start nicht weiter hinauszögern. Das Stipendium, also die Zeit hier würde sich nämlich um eine Elternzeit, ohne Einkünfte, entsprechend verlängern. Und was sollten wir auch weiter tun? Die Wochenenden nutzen wir ja für Ausflüge, momentan in die nächste Umgebung. Die Kurzreisen, die wir in Japan noch machen wollten, mal sehen, ob davon noch etwas möglich sein wird. Noch ist unklar, wie lange der Notstand hier gilt. Angekündigt war er bis 6. Mai. Aber bei allem, was man so mitbekommt, wird es länger gehen.
Themenwechsel – inzwischen schläft Anna noch mal etwas alleine. Sie hat sich unglaublich entwickelt in der letzten Woche.
Den Dienstag haben wir, also Anna und ich mit Hausarbeiten und Einkaufen verbracht. Dabei war Anna wie ausgewechselt. Montag war sie ja äußerst quengelig und anhänglich gewesen. Nun war sie den ganzen Tag vergnügt, lachte viel und war ganz ausgeglichen. Sie freute sich nun endlich daran, dass sie sich immerhin rückwärts und dann kreisend schon ziemlich gut durch die Zimmer bewegen kann, anstatt ständig zu meckern und zu jammern, dass nichts klappt. Das war schon sehr angenehm und mein Tag dadurch wieder schöner. So konnte sie auch immer wieder längere Zeiten allein spielen. Und: Sie schlief sogar über eine Stunde ohne mich an ihrer Seite. Ihr Aufwachen konnte ich so gut abpassen, dass sie gleich noch mal weitertrank und die Augen für weitere 20 Minuten schloss.
Nur zwei Stunden später schlief sie noch einmal eine Stunde in der Trage auf dem Rücken.
Seit ein paar Tagen hat sie ein neues Spielzeug, ein Activity Board, das sie sehr neugierig erkundet. Es ist leider nur eins aus Plastik und die Möglichkeiten etwas beschränkt, aber ich habe es gebraucht bekommen und finde, dass es seinen Zweck für die nächste Zeit sicher erfüllen wird.
Mittwoch zog sich Anna das erste Mal an meinen Händen selbst in den Sitz. Sie war mächtig stolz und lächelte sehr süß und verschmitzt. Das machten wir gleich noch ein paar Mal und dann war sie auch ganz fröhlich. Sonst war die Stimmung eher zwischen der von Montag und Dienstag, also eher so himmelhochjauchzend und dann wieder zu Tode betrübt. Wir gingen noch raus zur Bank, die Miete überweisen. Das geht seltsamerweise nicht per Dauerauftrag, aber ich kann es am Automaten erledigen. Manche Bankfilialen haben die Möglichkeit, die Anzeige auf Englisch zu stellen. Unsere leider nicht, aber ich habe mir einfach mal aufgeschrieben, was ich drücken muss und der Auftrag ist gespeichert, also geht es dann auch immer schnell. Interessant an den Banken hier ist, dass man immer noch ein Kontobuch hat und man dieses in den Automaten stecken kann, der dann die Vorgänge hineindruckt, mit Seitenblättern! Fand ich echt irre. Eine Kreditkarte zu bekommen als Ausländer ist hier sehr schwierig. Man muss eine bestimmte Zeit im Land leben und ich weiß nicht, was noch alles. Für mein Fitnessstudio gab es interessanterweise die Möglichkeit, eine Kreditkarte zu beantragen, über die dann auch das Studio sein Geld eingezogen hätte, aber unser Antrag wurde abgelehnt.
Freitag war es dann soweit und Anna setzte sich bewusst aus dem Vierfüßler hin. Erst einmal, ein zweites Mal und dann ging es so weiter. Seither macht sie das praktisch ständig, kaum, dass man sie auf den Boden runterlässt. Juhu! Inzwischen haben wir die ersten Ausfahrten im Kinderwagen im Sitzen gemacht und ich habe auch den Hochstuhl, den wir letztes Jahr zum Besuch meiner Nichte im Secondhandladen gekauft hatten, aufgebaut und mit einem dicken Kissen für Anna passend gemacht. Endlich kann sie selbst am Tisch sitzen und ist stolz wie Bolle. Ich auch, und wie froh ich erst bin! Natürlich hatte ich mich daran gewöhnt, sie auf dem Schoß zu haben zum Füttern, aber es ist schon anstrengend. Häufig war ich für den Mittag- und den Abendbrei allein, weil mein Mann meist erst nach 19 Uhr von der Arbeit kommt. Da musste ich mir ganz oft sagen, dass es ja nur eine Phase ist und in ein paar Wochen längstens zwei Monaten vorbei, wenn sie dann sitzen kann. Den Nachmittagsbrei habe ich auch deshalb noch nicht eingeführt, nicht noch ein drittes Mal essen auf dem Schoß. Aber nun ist es soweit! Anna fühlt sich auch als vollwertiges Mitglied der Tischgemeinschaft, so selbst auf gleicher Höhe sitzend.
Das Krabbeln macht ebenfalls Fortschritte, allerdings immer noch rückwärts gerichtet. Vielleicht hat sie es deshalb so schnell in den Sitz geschafft? Nun ja, geht ja nicht alles gleichzeitig. Die Strumpfhosen mit Noppen funktionieren irgendwie nicht so recht. Jetzt hatte ich ihr die breiten Gummibänder vom Pilates um die Knie gewickelt, eins ist nämlich in zwei Teile gerissen und daher nicht mehr so lang. Aber die hat sie schnell verloren. Irgendwann wird es schon klappen mit dem Vorwärtskrabbeln. Solange geht es eben im Rückwärtsgang durchs Zimmer.
Ich muss sagen, dass ich unser Matratzenlager im Tatamizimmer äußerst praktisch finde, um Krabbeln und Sitzen zu üben. Tatami sind japanische Reisstrohmatten, die hier oft noch als Bodenbelag in Schlaf- und manchmal auch Wohnräumen üblich sind. Man betritt sie nur barfuß oder mit Strümpfen, da sie relativ empfindlich sind. Wir haben so einen Boden im Schlafzimmer. Wir können dort toben ohne Angst, an irgendwelche Möbel zu stoßen oder, dass etwas oder Anna oder ich herunterfallen. Eine Matratze kann man auch zweifach falten, so hat Anna Hindernisse, die sie – im Moment nur rückwärts – überwinden kann.
In letzter Zeit baden Anna und ich öfter gemeinsam. Ihre Babywanne wird langsam klein und es wird immer umständlicher, sie darin zu baden. Aber die Zeit im Wasser, das Spielen macht ihr solchen Spaß, dass ich ihr das gerne auf bessere Art ermöglichen wollte. Unsere japanische Badewanne eignet sich dafür gut. Ich kann sehr bequem die Beine vor mir verschränken und Anna sitzt dann quasi drauf und kann sich nötigenfalls an meinen Oberschenkeln festhalten. Dann spielt sie fleißig mit Schaumstofftieren von einem Puzzle oder Stapelbechern mit Löchern. Wenn der Pinguinwaschlappen Pauli von Paediprotect dann mit ihr spricht und sie dann abbusselt, lässt sie sich auch leichter hinter den Ohren und im Gesicht waschen. Nach solch einem Bad kommt zwar leider erst einmal das Geschrei, weil sie raus muss, aber dann kann sie doch ziemlich gut schlafen.
Ich habe heute Nachmittag immer mal zwischendurch ein paar Zeilen schreiben können, wenn Anna in ihr Spiel vertieft war. Jetzt ist es Abend, Anna schläft nach dem Bad und ich kann schreiben.
Das Schlafen ist weiterhin eine Baustelle. Aber das ist es wohl länger bei Babys und Kleinkindern. Heute Nachmittag zum Beispiel: Das Mittagessen war schon über eine Stunde her, so dachte ich, sie könnte beim Stillen in den Schlaf fallen. Aber nein, es klappte nicht. Sie schien selbst enttäuscht davon und jammerte. Ein erstes Mal nahm ich sie wieder auf und wir hängten die Wäsche fertig auf. Dann ein neuer Versuch, wieder kein Erfolg mit Stillen. Ich versuchte es mit Streicheln, gab ihr eine Stoffpuppe in die Hand, die sie gerne untersuchte, es kamen auch ein paar weitere Müdigkeitszeichen, aber einschlafen ging nicht, also jammern. Diesmal klappte es aber dann doch wieder mit der Brust, wobei sie fast sofort in den Schlaf fiel und ich auch aufstehen konnte. Nach etwa einer Stunde musste ich zurück und sie hielt wieder ihren Trinkschlaf.
Am Samstag machten wir einen Ausflug auf einen von Kyotos Hausbergen, den Daimonji. Wir können ihn sehr gut von unserem Balkon aus sehen, denn er hat eines der fünf Symbole auf einem Hang, die alle am 22. August als Feuerzeichen erstrahlen. Darüber hatte ich schon berichtet, meine ich. Wir liefen zu Fuß durch gefühlt die halbe Stadt, ca. fünf Kilometer bis zum östlichen Stadtrand, wo sich hinter dem Ginkakuji, dem berühmten Silbernen Tempel, der Berg erhebt. Zwischendurch machten wir schon Mittagsrast auf einer Bank bei einem Schrein. Anna hatte in der Trage auf Papas Rücken geschlafen. Als wir so länger saßen und aßen, wachte sie auf und bekam Brei, den ich ihr mitgenommen hatte. Als es dann endlich auf den Berg ging, wusste ich wieder, warum wir das in der Schwangerschaft nicht gemacht hatten. Hehe, das war der anstrengendste Ausflug seit den Wanderungen im Mai letzten Jahres. Ich habe noch heute Muskelkater in den Waden. Teils war die Steigung aber auch ganz schön anstrengend, manche natürliche Stufe war schon fast so hoch wie meine Knie. Kurz vor dem Hang mit dem Feuerzeichen ging es dann eine lange, lange Treppe nach oben. Mein Mann lief das alles mit Anna in der Trage mal eben so hoch, immer ein paar Meter vor mir. Und ich schwitzte und kämpfte und hatte doch nur den Wickelrucksack und Wasser zu tragen. Wie das immer so ist beim Bergwandern, der Ausblick über die weite Stadt belohnte uns und wir fanden auch ein Plätzchen, bei dem wir Abstand halten konnten und Anna ein bisschen im Gras spielen konnte. Eine Banane und einen Reiscracker später wurde das Papapferdchen wieder gesattelt mit der Träge oder Sänfte und Anna ritt den Berg wieder hinunter. Nun wollte ich aber mit dem Bus zurückfahren, der war auch ziemlich leer, alles gut.
Weil ich so großspurig gesagt hatte, dass ich ab jetzt auch aktiv wieder abnehmen möchte, will mein Mann jetzt am liebsten jeden Tag so eine Wanderung machen. Uahhhh! Schreck!
Aber schon am nächsten Morgen war jeder Ansporn dazu verflogen und er schlief lieber lange. Da muss ich mir keine Sorgen machen…
Sonntag machten wir nur einen kurzen Ausflug zum Eis essen und an den Fluss, wo Anna wieder etwas spielen konnte. So langsam nimmt sie auch die Hunde mehr und mehr wahr.
Auf dem Heimweg gingen wir noch in eine Drogerie und kauften Annas erste Zahnbürste, bzw. ein ganzes Set für ab 6, ab 8 und ab 12 Monate. Die ersten beiden Zahnbürstchen haben einen kleinen Schirm, wie ein Degen, so dass sich die Babys die Bürste nicht zu weit in den Mund schieben können. Das bräuchten die Löffelchen mal. Die beiden unteren Schneidezähne, die man letzte Woche nur fühlen konnte, sind jetzt schon deutlich sichtbar und werden bald komplett draußen sein. Da wird es schließlich Zeit, dass sich Anna ans Zähneputzen gewöhnt. Wie gut, dass die Kleinen ja alles nachmachen wollen, so hat sie mir letztens schon mal zugeguckt und mit einer Bürste in der Hand auch sofort versucht, es mir gleich zu tun.
Eine interessante Beobachtung machten wir letztens beim Essen. Sie wollte deutlich noch weiteressen, aber den aktuellen Bissen verweigerte sie und meckerte etwas ärgerlich. Ich habe mir aus Deutschland eine Flasche mit Griffen und Schnabelsauger mitgenommen und sie immer mal wieder zum Üben und Spielen für Anna herumstehen. Irgendwie kam uns die Idee, ihr Wasser damit anzubieten und siehe da, gierig sog sie daran. Ich hatte immer wieder gelesen, dass Babys erst mit dem dritten Brei zusätzlich Wasser brauchen. Nun, Anna will es jetzt schon und da hindere ich sie sicher nicht.
Gestern waren Anna und ich das erste Mal so richtig auf dem Spielplatz. Ich habe mich mit ihr auf dem Schoß auf ein Wipptier gesetzt. Sie fand es eher mittelprächtig, würdigte das Schaukeln kaum. Aber die Tauben um uns herum, die fand sie spannend und folgte ihnen mit den Augen überall hin.
Blütenmäßig sind hier nach den Kirschen nun die Azaleen überall am Blühen und eine Augenweide selbst am Straßenrand.
So viel heute von uns. Bleibt gesund und haltet bitte weiter Abstand!
Herzliche Grüße von den Kyotoern,
Silke, Anna und das Papapferd
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Foto: Privat
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