Was Kerlchen alles probiert und mit welchem Erfolg
Bei jedem Kind frage ich mich, wann kommt die Zeit des Robbens, Sitzens, Krabbelns ... etc? Ich versuche mich an die anderen zu erinnern, aber nicht jede Aktion habe ich auch zeitlich abgespeichert. Und es fehlt mir auch aktuell die Zeit, um irgendwelche Entwicklungstexte zu lesen. Ich weiß nur genau, dass unser Ältester mit genau einem halben Jahr alleine sitzen konnte und das war im Vergleich zu seinen Freunden sehr früh und ich weiß von beiden noch die Daten, wann sie laufen konnten. Jeweils kurz vor dem ersten Geburtstag. Gut, bis zu Kerlchens erstem Geburtstag wird wohl noch einige Zeit vergehen, also konzentriere ich mich auf die naheliegenden Entwicklungsschritte.
Schon von Beginn an meint Kerlchen, dass er seinen Kopf doch prächtig alleine halten kann und diese Fähigkeit nutzt er auch ausgiebig, um seiner Neugier nachzukommen. Er ist sehr interessiert und beobachtet mittlerweile sehr gerne andere Menschen. Auf ein Lächeln reagiert er ebenso gerne mit einem Lächeln und man kann ihm schon ansehen, wenn er etwas mit hoher Konzentration tut, da er dann beinahe einen Kussmund mit seinen Lippen formt. In einem Roman würde man es vermutlich als Schürzen der Lippe bezeichnen. Letzte Woche begann er nun aktiv nach seinem Spielebogen oder der Kette an der Kinderschale zu greifen. Die Handgriffe werden gezielter und die Trefferquote beim Versuch, die Hände in den Mund zu befördern verbessert sich stetig. Ich spüre Stolz in mir aufsteigen und freue mich, dass ich diese Schritte auch beim dritten bewusst genießen kann. Es soll nicht im Familientrubel untergehen, wenn er was Neues lernt.
Einen Bereich gibt es allerdings, in dem ich ihn vermutlich bremsen sollte. Das Sitzen. Nein, ich setze ihn jetzt noch nicht aktiv hin und polstere ihn mit Kissen aus, aber auf dem Schoss ist er schon meistens eher in der Sitzposition. Oder er stößt sich mit den Beinchen ab und steht auf meinen Beinen. „Viel zu früh!“, schreit alles in mir aber wie sollte ich das verhindern? Ich halte ihn schön im Arm und er richtet sich auf. Ja, diese Bauchmuskeln hätte ich auch gerne. Also gebe ich etwas nach und er ist fast in Sitzposition aber dabei zumindest glücklich. Demzufolge mag er den Kinderwagen auch nur während er schläft. Immerhin liebt er das Tragetuch, dort genießt er vermutlich die aufrechte Haltung und den guten Ausblick.
Autofahren ist auch eher Quälerei. Manchmal helfen die fünf (denn zehn Finger habe ich während der Fahrt nicht zur Verfügung) kleinen Zappelmänner zur Ablenkung. Aber eben nur manchmal. Er liegt in der Autoschale, wobei der Kopf natürlich nur äußerst ungern hinten abgelegt wird. Und dann hält er sich am großen Gurt fest und versucht sich aufzurichten. Dieser Versuch wird natürlich von seinem Gurt jäh unterbunden, was wiederum mächtiges Geschrei zur Folge hat. Kriegt er sich doch wieder ein, dann nur bis zu einem neuen Versuch und dabei ist er sehr ausdauernd.
Ich finde sein Wollen toll, denn eigentlich gilt schon das Sprichwort „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“. Bei ihm ist der Weg scheinbar die Zeit, die noch vergehen muss. Und ich frage mich, wo mein kleines Baby ist. Zu jedem großartigen Schritt nach vorne, der Stolz und Freude mit sich bringt gehört auch etwas Wehmut, besonders wenn es wahrscheinlich das letzte Kind ist.
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