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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
22. Schwangerschaftswoche

Kopf oder Po ?

Kaufrausch in groß und klein und die Geburt unserer großen Tochter...

Ich hoffe ja, dass ich die letzten Male nicht zu sehr gejammert habe, wie anstrengend das Leben zeitweise so ist. Aber schließlich soll das ja ein ehrliches Tagebuch sein - und immer strahlende Mütter und Schwangere gibt‘s nun mal nur in der Werbung.

So langsam normalisiert sich mein Arbeitspensum und sogar das Wochenende war frei, was mehr als gut tut. Denn am nächsten Wochenende steht schon wieder eine Fortbildung an. Es ist zwar eine Hebammenfortbildung, die ich aber nicht ganz uneigennützig absolvieren werde. Es geht um Hypnobirthing. Dazu werde ich euch in der nächsten Woche mehr berichten.

Im Mai und Juni stehen noch zwei Rückbildungsfortbildungen an, für die ich mich angemeldet hatte, kurz bevor ich erfuhr, schwanger zu sein. Da die Referentin so toll ist und dieser Kurs auch sofort ausgebucht war, bin ich trotz Schwangerschaft dabei geblieben. Mal sehen, wie sportlich ich das Ganze dann in der 31. und in der 36. SSW bewältigen werde.

In arbeitsreichen Phasen neigt man ja zur Selbstbelohnung und gerne mal zum Kaufrausch. Den habe ich dann auch ausgelebt und einen großen Berg Schwangerensachen bei mytoys geordert. Ja ich weiß, in Woche 16 schrieb ich noch, dass sich das ja nicht lohnt. Die Sachen waren aber gut reduziert und einfach schön. Das waren genug Argumente für mich. In die Bestellung haben sich auch ein paar Teilchen in Größe 56 (und natürlich in geschlechtsneutralen Farben) gemogelt. Als sie ankamen, habe ich schon überlegt, ob die überhaupt passen. Unserer ältesten Tochter war die 56 nämlich von Anfang an zu klein. Zumindest was Hosen und Strampler betraf, denn sie war 57 cm lang und das vor allem an den Beinen.

Die Körperlänge ist im Nachhinein auch meine persönliche Erklärung, weshalb die Süße aus Beckenendlage geboren wurde. In dem Kontext fällt mir ein, dass ich irgendwann mal in der 10. Schwangerschaftswoche schrieb, von meiner ersten Geburt zu berichten.
Eigentlich sollte unsere Tochter zu Hause geboren werden. Dort ging die Geburt mit einem Blasensprung und recht bald einsetzenden Wehen auch los. Leider waren diese immer wieder unregelmäßig, so dass wir 24 Stunden zu Hause mit kleineren und größeren Abständen rumeierten. An sich war alles gut aushaltbar, aber der Schlafmangel machte sich schon bemerkbar, denn obwohl ich zwischendurch einnickte, weckte mich spätestens nach zehn Minuten die nächste Wehe. Der Muttermund eröffnete sich mit dem Rumgeiere auf vier, fünf Zentimeter, was aber ein präziseres Tasten nach der Kindslage zuließ. Meine Hebamme und die zur Abklärung dazu gerufene Kollegin tasteten dann irgendwann eine Wange, was auf eine Gesichtslage schließen ließ.

Normalerweise gehen die Kinder mit dem Hinterhaupt, also gebeugtem Köpfchen voran durch den Geburtsweg. Eine Gesichtslage, vor allem beim ersten Kind, ist meist eine Sectioindikation. Also war klar: Das hier ist nichts mehr für zu Hause und wir mussten in die Klinik fahren. Ich war nervlich echt am Ende, da ich mich schon auf dem OP-Tisch liegen sah. Wir fuhren in unsere Wunschklinik nach Havelhöhe, die einzige, die wir vorher besichtigt hatten. Leider liegt diese am A.... der Welt und das waren im Berufsverkehr gegen 17 Uhr mindestens eine Stunde Fahrtweg. Ende Juni war es auch noch richtig heiß und damit das Baby sich vielleicht noch mal besser mit dem Köpfchen einstellt, bin ich im Vierfüßlerstand auf der Rückbank (auf der auch noch die Babyschale stand) mitgefahren und habe meine Wehen veratmet. Respekt an meinen Mann, der diese Fahrt echt gut gemeistert hat. Schließlich war er ja genauso aufgeregt und besorgt wie ich. An der Klinik angekommen war mir also von der Kopf nach unten-Haltung speiübel. Ich vertrage schon Autofahren unter normalen Umständen nicht besonders gut...

Dort angekommen wurde natürlich erst mal geschallt, um die endgültige Kindslage zu bestimmen. Und da stellte sich die getastete Wange doch als Pobacke heraus (beides fühlt tatsächlich recht gleich an bei der vaginalen Untersuchung). Mir fiel ein Riesenstein vom Herzen, denn eine Beckenendlage kann normal geboren werden und somit waren die Gesichtslage und der drohende Kaiserschnitt vom Tisch. Havelhöhe ist zudem eine sehr erfahrene Klinik in Bezug auf vaginale Beckenendlagengeburten und ich wusste, dass wir dort in sehr guten und erfahrenen Händen sind. Letztendlich hat die ganze Geburt noch weitere 16 Stunden gedauert, da so ein kleiner Steiß einfach weniger auf den Muttermund drückt und dieser sich langsamer öffnet, als wenn das Köpfchen voran geht.

Irgendwann bekam ich auch unterstützend einen Wehentropf. Diese „Kunstwehen“ sind wirklich furchtbar, da der Körper sich nicht so gut darauf einstellen kann mit der körpereigenen Endorphinausschüttung. Ich habe ja jetzt durch die zweite Geburt ohne alles den Vergleich und kann das Negative nur bestätigen, was die meisten Frauen über die durch künstliches Oxytocin eingeleiteten Wehen sagen. Als dann die zweite Nacht ohne Schlaf anbrach, ging es auch bei mir ohne PDA nicht mehr. Da ich absolute Phobien vor Nadeln habe (ja, ja, die Krankenschwestern, Ärzte und Hebammen ...), wollte ich diese natürlich überhaupt nicht haben. Aber mir war auch klar, dass ich ohne „Pause“ den Endspurt kräftemäßig nicht mehr schaffen würde. Nach dreimaligem Stechen (der für mich schlimmste Moment der Geburt) war dann aber alles gelegt und ich konnte etwas ruhen. Gegen Morgen war dann auch der Muttermund vollständig und der kleine Po hatte sich so ins Becken eingestellt, dass ich mitschieben konnte. Diese Phase dauerte zwar auch noch einmal über zwei Stunden, aber jegliches Zeitgefühl geht so verloren, dass einem das erst nachher bewusst wird. Da bei der Beckenendlage ja der Hauptdruck erst mal auf dem Po landete, hat unsere Kleine die ganze Zeit schon unter der Geburt Mekonium („Kindspech“ = Babys erster Stuhlgang) abgesetzt. Das fühlte sich schon seltsam an. Aber irgendwann war ihr kleiner Hintern ganz geboren und auch Rumpf und Kopf kamen hinterher. Ihre wirklich langen Beine hatte sie so hochgeschlagen, dass der Kopf gleichzeitig mit den Füßen kam. Obwohl ja mittlerweile schon 40 Stunden vergangen waren, dachte ich nur: „Ist unser Baby wirklich schon da?“

Sie war trotz des Geburtsstresses ganz wach und aufmerksam und hat nach wenigen Minuten angefangen zu trinken. Da ihr Po und auch die Schamlippen von der Geburt ganz blau und geschwollen waren, dachte ich ja auch kurz im ersten Moment, dass mein Mädchengefühl falsch war und sie nun doch ein Junge sei. Aber das klärte sich schnell.

Wir waren dann noch ein paar Stunden im Kreißsaal, weil ich stärker nachgeblutet hatte. Dann durften wir unsere Maus aber einpacken und alle zusammen nach Hause fahren. Und da kniff der mitgenommene Strampler in Größe 56 schon ordentlich.

Mal sehen, wie das alles bei Nummer drei werden wird. Nicht nur meine Arbeit, sondern vor allem meine eigenen Kinder haben mich da ganz gut gelehrt, dass man allzu viel in Sachen Geburt gar nicht planen kann. Die Kinder haben nicht selten doch ganz andere Pläne als wir. Und wenn die 56 nun nicht passen sollte, freuen sich meine ersten beiden Kinder über schöne neue Sachen für ihre Babypuppen.

Meine doch gefühlt gerade erst geborenes Beckenendlagenbaby hatte am Dienstag übrigens schon wieder eine große Schulaufführung und hat ganz allein und souverän die Lotta aus den Astrid-Lindgren-Büchern auf der großen Bühne gespielt. Das für alle Eltern, die vielleicht gerade mal wieder im täglichen Babychaos verzweifeln: Die schöne (aber natürlich auch wahnsinnig anstrengende) Anfangszeit geht tatsächlich soooo schnell vorbei - und schon sind die Kleinen „groß“.

Eine schöne Vorfrühlingswoche wünscht Euch Anja



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Kommentare von Lesern:

Eva, Düsseldorf10.03.2012 09:54

Hallo Tina,
Du hast leider nicht geschrieben, aus welcher Region Du kommst. Wenn in der ersten Schwangerschaft / Geburt irgendetwas nicht "rund" lief und Dich belastet, dann suche Dir doch jemanden, der Dir hilft, damit klar zu kommen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu helfen. Eine Möglichkeit sind GfG-Familienbegleiterinnen für Rückbildung und Neufindung (www.gfg-bv.de), die gibt es in ganz Deutschland und können Dir Tipps geben.
Alles Gute und es ist gut, dass Du Dir vor einer weiteren Schwangerschaft Gedanken machst, wie Du Deine Erfahrungen bewältigen kannst!
Alles Liebe, Eva

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Melanie, Frankfurt08.03.2012 12:37

Hallo Tina,
ich kann dir aus medizinischer Sicht keine Auskunft geben, da ich nicht vom Fach bin. Aber ich habe mein erstes Kind per Sectio entbunden. Mein Sohn hatte die gleiche Größe und den gleichen KU wie deiner, war "nur" 50gr leichter. Bei mir wurden nach Blasensprung die Wehen eingeleitet, ich lag gefühlte 100 (real 30h) in den Wehen, der Muttermund öffnete sich nicht ausreichend (7cm), nach 29h kam man zu dem Schluß Sectio. Aussage als das Kind da war: KU zu groß. Wenig brfriedigend für mich.
Mein zweiter Sohn kam letztes Jahr vaginal, ohne Blasensprung und Weheneinleitung zur Welt, 2cm KU weniger, 3cm kleiner, dafür 100gr mehr als der erste. Kommentar nach der Geburt: was ein großes KInd!
Ich hatte vor der zweiten Geburt ähnliche Bedenken wie du, habe aber zwischen den beiden Geburten viele Frauen kennengelernt, die bei der ersten Entbindung eine Sectio hatten, bei der zweiten normal entbunden haben. Also nur Mut, das Eine schließt das Andere nicht aus!
Ich erwarte jetzt mein drittes Kind und gehe erstmal wieder von einer vaginalen Geburt aus.
Liebe Grüße,
Melanie

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Anja, Berlin07.03.2012 16:54

Liebe Tina,

was letztendlich die Ursache für die ausbleibende Wehentätigkeit bei Dir war, ist schwer zu sagen. Anscheinend war Dein Körper zu dem Zeitpunkt noch nicht geburtsbereit. Andererseits sind 17 Tage über dem Termin ja schon mehr als abwartend. Ein Großteil der Kliniken wird ja mittlerweile schon nach 7 oder 10 Tagen aktiv. Da Geburt ein dynamisches Geschehen und kein statischer Vorgang ist, kann man auch sicher nicht sagen, daß das Baby zu groß war. Das Köpfchen ist ja noch nicht verknöchert und die Schädelplatten können sich entsprechend anpassen und somit den kleinstmöglichen Umfang erreichen. Es ist zwar schon günstig , wenn das Köpfchen mit Geburtsbeginn Bezug zum Becken hat, aber viele Kinder rutschen auch erst unter der Geburt runter. Da ist vor allem bei Mehrgebärenden der Fall. Ob Dein Kind den vaginalen Weg hätte gehen können oder nicht, kann niemand sagen, da Du ja gar nicht die entsprechende Wehentätigkeit hattest. Aussagen a la "das Kind war zu groß" sind somit reine Spekulation. Damit spricht auch nichts gegen eine vaginale Geburt beim zweiten Kind. Lies Dir mal die Tagebücher von Luise durch. Die sind eine schöne Inspiration für Kaiserschnittmütter in Bezug auf die nächste Geburt. Ich wünsche Dir, daß Du Deine erste Geburt gut für Dich verarbeiten kannst und Du neues Vertrauen in Deinen Körper gewinnen kannst, um Deinen für Dich persönlich gewünschten Weg beim zweiten Kind gehen zu können.

Liebe Grüße, Anja

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Tina07.03.2012 14:34

Hallo!
Ich möchte hier gerne mal ein Thema in den Raum werfen, was mich schon seit langem beschäftigt. Ich habe vor eineinhalb Jahren mein erstes Kind geboren. Er wurde in der 43.SSW per Kaiserschnitt geholt (genaugenommen war ich 17 Tage über ET). Als ich 10 Tage drüber war, wurde die Geburt mit Tabletten und später mit Muttermundgel eingeleitet, jedoch erfolglos. Das heißt, mein Muttermund hat sich nur 1cm geöffnet un die Wehen kamen nicht richtig in Gang. Kein Arzt konnte mir erklären, warum die Geburt nicht von selbst losging. Mein Sohn kam dann mit 4100g, 54cm Körperlänge und 37cm KU gesund aber per Sectio auf die Welt. Ich würde gerne wissen, ob vielleicht jemand etwas ähnliches erfahren hat und mich ein bisschen darüber aufklären kann. Ich wäre wirklich sehr dankbar, denn nach dieser Geschichte befürchte ich, dass ich ein zweites Kind nicht natürlich gebären kann. Und vor einem 2.Kaiserschnitt habe ich große Angst. Nun bin ich zwar noch nicht schwanger, aber ich würde gerne ohne diese Sorgen wieder schwanger werden. Mein Gedanke ist ja, dass der Kopf meines Sohnes vielleicht etwas zu groß für mein Becken war und er somit auch nicht tief genug im Becken lag um überhaupt Wehen auszulösen, aber andererseits hätten die Ärzte so etwas ja feststellen müssen, oder? Ich hoffe ihr könnt mich etwas beruhigen.
LG Tina

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