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Baby-Tagebücher von Judith

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

0. Woche

Schnupfen und Grübeln

Geplagt von Selbstvorwürfen und Gedankenkarussell, begleitet von der Schniefenase.

Es fällt mir schwer Worte für die letzte Woche zu finden; bzw. zu schreiben, was alles in mir vorgeht.
Ich habe mir leider eine Erkältung eingefangen; Schnupfnase und Kopfschmerzen kombiniert mit etwas (zum Glück nur etwas!) Husten. So was kann ich gar nicht leiden, weil ich ganz ganz selten krank bin. Da Benjamin lange mit einem Infekt gekämpft hat, ist dies wohl doch nicht ohne Kollateralschaden an mir vorbei gegangen. Normalerweise schafft mein Immunsystem das- aber nicht bei Schlafmangel. Ich konnte letztes Wochenende und auch schon in der Woche davor sehr schlecht schlafen. Ich wache um 3 oder 4 Uhr nachts auf und kann dann nicht wieder einschlafen, weil mein Kopf sofort anfängt zu arbeiten. Wenn sich das ein paar Nächte durchzieht, lasse ich auch Federn. Denke, dass ich deshalb krank geworden bin.

Ich habe wirklich versucht mich mit der Situation, dass Mini in BEL sitzt und die Geburt für mich noch unplanbarer wird, als es Geburten naturgemäß mit sich bringen, auseinander zu setzen und zu akzeptieren. Auf irgendeine Art und Weise ist mir das auch gelungen. Was mich allerdings seit Tagen umtreibt sind Gedanken, ob ich nicht irgendetwas „falsch“ gemacht habe oder dafür verantwortlich bin, dass Mini sich nicht dreht. Etwas, das unterschwellig rumort und negativ Einfluss nimmt. Ich kann mich gerade sehr schlecht von diesen Selbstvorwürfen distanzieren. Auf der anderen Seite weiß ich auch einfach nicht, was es sein könnte. Ich denke in alle Richtungen, schon fast paranoid.
Eine Thematik (das wird nun wirklich sehr privat) ist, dass Benjamin zu Beginn der Schwangerschaft Mini partout nicht wollte und auf eine Abtreibung hin gedrängt hatte. Ich habe mich zwangsläufig damit auseinander gesetzt, mit der möglichen Methodik, mit den Konsequenzen. Eben allem. Das war eine wirklich schlimme Zeit für mich. Schlussendlich habe ich Benjamin ganz ernsthaft angeboten, dass wir uns trennen und ich das alleine mit Mini mache, weil ich mir eine Abtreibung einfach nicht ausmalen konnte. Das Herz schlägt nach vier Wochen und ich hatte schon eine Verbindung zu dem kleinen Wesen, etc etc etc.
Zu einer Trennung kam es glücklicherweise nicht. Benjamin hat einfach mehr Zeit gebraucht, um sich mit dem Ganzen auseinander zu setzen und einzustellen. Er freut sich aufrichtig auf unseren kleinen Mann. Allerdings hatte sich seit dem bei mir eine Unsicherheit breit gemacht, ob das nun wirklich für ihn ok ist. Hatte ihm gegenüber zeitweise ein schlechtes Gewissen, was ich ihm nun „zumute“ usw.
Diese Bedenken waren mit seinem Verhalten einfach nicht übereinstimmend, so dass ich sie einfach immer wieder wegschieben konnte. Deshalb gab es diese Gedanken aber, dominierten mich aber nicht negativ. Ich überlege die ganze Zeit, ob das nicht doch mehr Einfluss hatte. Vielleicht mache ich mich nur sinnlos verrückt. Ich weiß es nicht. Ich will auch nicht alles „verpsychologisieren“, aber im Moment kreist es einfach. Besonders weil ich auch weiß, dass eine BEL-Spontangeburt auch mehr Risiken für Mini bedeuten. Natürlich höre ich auch von den Ärzten, dass es bei mir bisher weder physiologische noch anatomische Gründe gibt, dass Mini mit dem Popo unten sitzt und dass man das auch einfach nicht sagen kann, was die Gründe sind.

Ich war Mittwoch zur Akupunktur, mache brav Kopfübergymnastik und versuche auch die Taschenlampenmethode. Habe aber mittlerweile einfach das Gefühl, dass Mini sich zwar in seinem kleinen Radius hin und her wurschtelt, sich aber nicht drehen wird, egal, was die Mama veranstaltet. Vielleicht gibt es doch einen Grund, vielleicht sogar auf der psycho-emotionalen Ebene. Ich weiß es einfach nicht. Und in der 40sten SSW sind diese Überlegungen auch mühsam bzw. zu spät, um noch große Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Gestern habe ich viel mit Benjamin gesprochen, das hat mir etwas geholfen. Auch noch mal über den verkorksten Start zu sprechen und noch mal explizit zu hören, wie es ihm in und mit der Situation geht.

Ich bin so selbstverständlich davon ausgegangen, dass unsere Geburt „super-easy und normal“ wird, dass ich mich vielleicht auch einfach mit dem Gedanken befassen muss, dass es nun doch etwas spezielle Rahmenbedingungen geben wird oder könnte.

Wie auch immer: im Kreise drehen hilft keinem und Trübsal blasen auch nicht. Hormone? Die Suche nach Gründen und Schuldigen - ein maßloses Unterfangen.

Es fällt mir gerade schwer mich davon frei zu machen, aber ich versuche es mehr und mehr. Vielleicht hilft es schon jede Menge, wenn der Schnupfenvirus langsam bekämpft und ich wieder Luft bekomme.

Das war nun ein sehr konfuser und ehrlicher Eintrag. Aber mir geht es gerade so und es fällt mir schwer aus der Spirale heraus zu finden.

Und dann streichel ich Mini, bzw. mir liebevoll über den Bauch und sein Köpfchen, dass ja unter meinen Rippen liegt und bin so voller Liebe und Zuneigung. Der Gedanke, dass nur, weil ich mich schlecht verhalten habe, etwas schief gehen könnte oder Mini so viel Negatives ab bekommen hat, dass er seine Konsequenzen zieht und sich nicht dreht, sind einfach grauenhaft.

Bis nächste Woche,

Judith



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Kommentare von Lesern:

Yvonne, Berlin14.12.2015 19:10

Also, deine Worte bzgl. Mini sind doch sehr positiv und geprägt von Liebe und Zuneigung...da würde ich mich nicht schuldig fühlen! So viele Kinder werden in BEL geboren oder sind Sternengucker oder was auch immer. Außerdem kann es ja auch immer körperliche Gründe haben, z.Bsp. die Nabelschnur, was dann erst unter der Geburt deutlich wird. Und Grübeln und Ängste sind in den letzten Schwangerschaftswochen ganz normal, da wird halt noch mal alles 'abgearbeitet'.
Viele Grüße!

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In diesem Beitrag geht's um:

Selbstvorwürfe, Angst, Schnupfen