Meine Schwiegermutter, mein Freund und ich.
Zunächst zum Krach:
Ich denke, alle haben darauf gewartet, dass es kracht. Jetzt ist es soweit. Irgendwie ist es doch schwer die Entwicklung meines Kindes 24 Stunden, 7 Tage die Woche mit meiner Schwiegermutter zu teilen. Ich freue mich natürlich, aber gleichzeitig redet sie automatisch immer mit und mein Freund ist dann ganz ihrer Meinung. Ich kann also nicht gemütlich wie vorher meine eigenen Strategien ausprobieren, sondern ich muss es vorher mit meinem Freund und seiner Mama diskutieren. Vorher hat mein Freund mir die Entscheidungen überlassen, jetzt wird fleißig mit geredet. Auch das ist nicht schlimm, aber ich fühle mich irgendwie allein gelassen. Er und seine Mama gegen mich. Gerne kommt dann auch noch die Kultur zur Sprache. "Wir in Chile machen das so und so...". Er soll ja auch ein bisschen von Chile mitkriegen. Dabei stoße ich aber gelegentlich auch an meine Toleranzgrenze. Und die ist bei mir eigentlich sehr groß. Alle meine "Aufgaben" hat Ana übernommen inkl. der Rolle der Freundin. Das ich nicht falsch verstanden werde: Ana ist respektvoll und ich verstehe mich gut mit ihr. Sie denkt, glaube ich, nicht darüber nach, wie ich mich fühlen könnte und ich kann bzw. darf es ihr nicht erklären, weil sie darauf zu sensibel reagiert, sagt mein Freund. Es ist alles in allem eine Mischung aus Eifersucht, und die Sehnsucht wieder allein bzw. gemeinsam mit meinen Freund Entscheidungen zu treffen und Dinge zu teilen.
Genug ausgeheult. Wir haben uns zwischenzeitlich ausgesprochen und mein Freund versteht mich jetzt.
Nun zum Brei:
Carlo hat seinen ersten Brei bekommen. Ich wollte mit Karotten anfangen, aber das sollte ich nicht, weil das stopft ja. Lieber solle ich Sellerie nehmen (baaahh Sellerie). Also habe ich die Mitte gewählt und Pastinake gekauft. Dann haben wir den ersten Breitag aufgrund von Turbulenzen um zwei Tage verschoben und Sonntag endlich angefangen. Ich habe die Pastinake gefühlte zehn Stunden gekocht bis sie weich war, dann pi mal Daumen ganz viel Wasser zugefügt, püriert und das Öl vergessen. Aber es muss ja noch nicht nahrhaft sein. Es sah gut aus und nachdem ich alles außer einer Portion eingefroren hatte, konnte es los gehen. Es war Punkt zwölf, auch das ist den Chilenos wichtig. Beim gemeinsamen Essen habe ich ihm den ersten Löffel gegeben. Er hat brav den Mund auf gemacht und mit der Hand sogar das Essen vom Löffel in den Mund geschoben. Er war begeistert von Pastinake. Vier Löffel hat er verputzt und das, obwohl Ana die ganze Zeit nananagugugubababa zu ihm sprach ;-)
So besonders fand ich den Moment aber leider nicht, weil ich es, wie oben gesagt, nicht mit meinem Mann genießen konnte, weil er nur stolz seine Mama angeguckt hat, glücklich darüber, dass sie den Moment nun erleben kann. Es ist ein Teufelskreis. Er genießt es sichtlich, dass er seine Mama für sich alleine hat ohne seine Schwester und konnte gleichzeitig nicht verstehen, warum ich Carlo ab und zu für mich alleine haben will. Männer! oder Latinos! Vielleicht mache ich eine Selbsthilfegruppe auf. Obwohl da wahrscheinlich keine mitmachen würde. Wer lässt schon seine Schwiegermama freiwillig 2 Monate bei sich wohnen?
Ich genieße es trotzdem, denn wir sitzen nun oft gemeinsam am Tisch und haben immer Leben im Haus und das mag ich gerne.
Liebe Grüße,
Susi