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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
3. Woche

V: Ein ganzes halbes Jahr

Schmerz – Hoffnung – Freude: Erlebe meine emotionale Achterbahnfahrt von Loreleys Verlust bis zu einem Neubeginn.

Hallo mein Herz,

heute wagen wir den ersten Blick in meine Vergangenheit.
In den folgenden Beiträgen kannst du bereits in der Überschrift erkennen, wo du dich zeitlich befindest.

V = Vergangenheit
G = Gegenwart

Wir starten am 01. März 2023.

An diesem Tag erhielten wir für unsere Tochter Loreley die Diagnose Spina bifida.
Am 17. März 2023 kam Loreley tot zur Welt.

Nach Christi Geburt.
Vor Corona.
Nach Loreley.

Für mich begann eine neue Zeitrechnung.
Ich war vollkommen durch den Wind und heulte mir die Augen aus.

Meine Frauenärztin sagte mir bei der Nachsorgeuntersuchung in der ersten Woche nach der Geburt, dass körperlich alles ganz gut aussah.
„Sie sollten in den nächsten 6 Monaten verhüten, um nicht schwanger zu werden. Ihr Körper braucht Zeit, um sich erholen“, sagte sie.

An meiner Verhütungsmethode wollte ich nichts verändern.
Mein Körper würde schwanger werden, wenn er und meine Seele so weit wären.
Generell bin ich der Meinung, dass es 2 Varianten gibt.

Variante 1: Trostschwangerschaft
Eine Frau wird schnell wieder schwanger, wenn es ihrer mentalen Genesung zuträglich ist und die neue Schwangerschaft bei der Verarbeitung des Verlustes unterstützt.
Was „schnell wieder schwanger“ bedeutet, entscheidet dabei die Zeit und die ist relativ.

Variante 2: Gesundheitsschwangerschaft
Die Frau wird erst wieder schwanger, wenn sie ihren Verlust weitestgehend verarbeitet hat und bereit für eine neue Seele ist.

Ich wollte mich in diesem Fall nicht mit 6-Monats-Fristen stressen.
Stattdessen kümmerte ich mich aktiv um meine körperliche und mentale Gesundheit.

Für meine seelische Gesundheit wollte ich im Mai mit meiner Buchtherapie beginnen.
Buchtherapie – Heilen durch Teilen und genesen durch Lesen.

Vielleicht kennst du das von früher mit Spickzetteln in der Schule. (Die wir natürlich nie geschrieben haben ;)
Da war es das Motto: durch die Hand IN den Kopf.

Bei Buchtherapie ist es genau andersherum.
Da lautet das Motto: durch die Hand AUS dem Kopf.

Am Tag der Arbeit, sprich am 01. Mai 2023, begann ich zu schreiben.
Jeden Morgen von 6.00 bis 8.00 Uhr.
Exakt zwei Monate nach der Diagnose.

Ich durchlief meinen inneren Entscheidungsprozess erneut und schrieb mir von der Diagnose über die Entscheidung bis hin zur Spiritualität alles von der Seele.
Am 17. Mai 2023, zwei Monate nach Loreleys Geburt, war mein Buch im Entwurf fertig.

Sechs Monate nach Loreleys Geburt, am 17. September 2023 veröffentlichte ich das Buch „Schwere Entscheidungen leicht treffen“.

Im August kaufte ich mir beim "Tag der offenen Höfe" in Teltow eine Storchfigur aus Glas.
Ich wollte daran glauben, dass mir Loreley eine neue Seele senden würde.

Außerdem meldete ich mich im Fitnessstudio an, um körperlich wieder in Form zu kommen.
Ich trainierte dreimal die Woche und sah die ersten Erfolge.

Im Oktober war ich dann fast nur auf Achse.

Gleich zum Auftakt des Monats ging ich pilgern.
Viele Menschen nutzen dafür den Jakobsweg in Spanien.

Ich hingegen folgte Goethes Gedanken – wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt.
Gemeinsam mit einem Freund fuhr ich nach Goslar, um den Harzer Klosterwanderweg abzulaufen.
Knapp 100 Kilometer und 4 Tage Zeit.

Nach dem ersten Tag hatten wir 27 Kilometer auf der Uhr und meine Füße machten mir Probleme.
Doch in der Erinnerung war es auch schon mal schlimmer und ich dachte „Morgen wird es schon wieder gehen.“
Mit meinem Körper ging ich nur selten wirklich rücksichtsvoll um.

Am Ende des zweiten Tages hatten wir erneut fast 30 Kilometer abmarschiert.
Als ich auf meinem Zimmer meine Schuhe und Socken auszog, trieb es mir die Tränen in die Augen.
Nicht, weil ich Schmerzen hatte.
Vielmehr musste ich weinen, weil ich entsetzt darüber war, wie sehr ich mich und meinen Körper schinden kann.
Unter der Dusche brauchte ich mehr als eine Stunde, so stark waren die Schmerzen.
Mir war kalt und alles tat mir weh.

Aber aufgeben war immer noch keine Option.
Ich wollte eine Nacht darüber schlafen und erst am nächsten Morgen entscheiden, ob ich weiterlaufen wollte. Wobei ich jedem anderen Menschen sofort empfohlen hätte, es nicht zu tun. #selbstliebeundso

An Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken.
Mich quälten Schüttelfrost, Magenschmerzen, Durchfall und Gedankenkreisel.
Ich pilgerte zwischen Bett und Klo.

Gegen 2 Uhr morgens entschied ich, dass ich am nächsten Tag nicht laufen würde und sendete meinem Pilgerbuddy eine Nachricht.
Keine 30 Minuten später waren alle meine Symptome verschwunden und ich schlief, wie ein Baby.
Das gab mir sehr zu denken.

Eine Woche später lernte ich beim Sternenkindergedenktag die Autorin Stefanie Goldbrich persönlich kennen. Ihr Buch „Eine Handvoll Sonnenschein“ hatte ich genutzt, um zu überprüfen, wie stabil ich in meinem Verarbeitungsprozess mit Loreley war.
Mir ging es an diesem Tag erstaunlich gut und ich fühlte mich Loreley sehr verbunden.

Ein paar Tage später rannte ich mir auf der Frankfurter Buchmesse die Hacken ab, um Werbung für mein Buch zu machen.
Dabei war ich nach meiner Pilgeraktion nicht wirklich gut zu Fuß und brauchte für alles mehr Zeit.
Meine Freundin Angela hatte dafür Verständnis und wir ließen es ruhig angehen.

Am Ende des Monats standen die Herbstferien auf dem Programm.
Mit Mr Magic und den Mädels fuhr ich nach Leipzig, um dort die Stadt zu erkunden.

Auf dem Hinweg hielten wir im Outlet.
Ich war seit der Pilgerreise richtig sauer auf meinen Körper.
Da machte ich Sport wie eine Verrückte und trotzdem zwickten meine Hosen.

Ich war richtig genervt und kaufte mir wutentbrannt zwei neue Jeans.
Am Abend im Restaurant hatte ich Lust auf Cola.
Ich trinke sonst nie Cola.
Cola ist ungesund und widerlich süß.
Ich konnte mir den Jieper nicht erklären.

Mr Magic schaute mir in die Augen und fragte mich „Könnte es sein, dass du schwanger bist?“
Grummelig antwortete ich: „Nee, ich bin einfach nur fett und unfit! Ich würde jawohl merken, wenn ich schwanger wäre!“
Damit war das Thema vom Tisch.
Zumindest für die nächsten Tage.

Kurz nach dem Urlaub saß ich dann heulend auf der Couch.
Die Tränen liefen einfach so aus mir heraus.
Mr. Magic reichte es: „Ich fahre jetzt in die Apotheke und kaufe einen Schwangerschaftstest!“
Gesagt, getan.

Ich war hin- und hergerissen und wollte nicht testen.

Wenn ich schwanger wäre, dann müsste ich es früher oder später anderen Menschen sagen und mich mit ihren Reaktionen auseinandersetzen.

Wenn ich nicht schwanger wäre, dann wäre ich sooo traurig.
Abgesehen davon, wäre ich dann wirklich fett und unfit.

Am Abend machte ich den Test.
Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten.
Ich war schwanger.

Der erste Tag meiner letzten Regel war der 18. September 2023.
Magisch.
Ein Tag, nachdem ich mein Buch über Loreley veröffentlicht hatte.

Zeit ist relativ.
Zeit ist vergänglich.
Zeit ist magisch.

Nutzen wir unsere Lebenszeit bewusst.

Deine Marion Glück

Tagebuch Marion Glück

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