Oops, we did it, again! 4 Wochen Höhenflug, Talfahrt und mit Freude und Zweifeln alles, was dazwischen liegt.
Einen wunder-wunderschönen Start in die Woche!
Es ist Sonntag, auch wenn der Beitrag erst in ein paar Tagen online geht.
Heute vor genau vier Wochen haben wir erfahren oder besser erahnt, dass ein zweites kleines Wunder sich auf den Weg zu uns macht. Diese vier Wochen waren turbulent, anstrengend, eine Achterbahn der Gefühle und waren begleitet von diesem Staunen und der Ergriffenheit, wenn der Zauber der Natur einem unverwandt ins Gesicht starrt. Und genau deswegen bin ich hier…zum zweiten Mal. Ich möchte all dieses Innenleben festhalten. So schnell vergesse ich Nuancen in Erinnerungen und Gefühlen, so schnell prasseln neue Dinge auf einen ein.
Aber erstmal: Hi, ich bin Philippa, mittlerweile 34 Jahre alt (schhhhh!). Ich bin seit bald 5 Jahren verheiratet und wir haben einen 18 Monate alten Sohn. Und er ist wunderbar. Er bringt mich zum Lachen, zum Staunen, auf die Palme, zur Verwunderung, an den Abgrund des Wahnsinns, zum Weinen und ist das Beste, was uns zweien passieren konnte. Und jetzt ist es wieder soweit. Ich bin irgendwo zwischen der 8. und 9. Woche schwanger.
Vor ziemlich genau zwei Jahren durfte ich schon mal ein Tagebuch auf kidsgo schreiben. Wer Lust hat, darf da gerne nochmal stöbern. (https://www.kidsgo.de/schwangerschaftstest-anzeichen-beschwerden/schwangerschaft-tagebuch/95/3020/) Es war so ziemlich alles dabei – vom banalen Alltag bis zur Hollywood-reifen Entbindung mit Notkaiserschnitt. Und ich habe es genossen - also nicht den Notkaiserschnitt, aber das Schreiben, jede Woche Revue passieren zu lassen. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht: die guten Wochen wie auch die wirklich bescheidenen Wochen.
Schreiben ist Therapie, schreiben ist Einsicht und Reflexion und schreiben ist vor allem eine Erinnerung festhalten: ehrlich, unverfälscht aus dem Moment heraus. Zudem hat mir selber das Lesen von Erfahrungen anderer immer geholfen – man kann mitnehmen, was einem selber hilft und oftmals reicht die Erkenntnis: ich bin nicht die Einzige.
Deswegen freue ich mich, dass Ihr mich unbekannterweise begleitet. Danke. Und dann springen wir doch direkt mal ins Geschehen.
Dieses kleine Wunder ist gewollt, ist geplant und irgendwie doch unerwartet. Aufgrund der Geburtsumstände und der Eklampsie in der ersten Schwangerschaft hatten wir eine „Schonfrist“ auferlegt bekommen, falls wir nochmal ein zweites Kind haben wollen würden. Mindestens ein Jahr besser anderthalb. Nun ist unser Zwerg anderthalb und so ganz die anderthalb Jahre haben wir nicht geschafft. Auf der anderen Seite sind wir gar nicht davon ausgegangen, dass es jetzt so mir nichts, dir nichts klappen würde. Tatsächlich war das eigentlich als ein entspannter „Testlauf“ gedacht gewesen, um zu schauen, ob die Zyklusapp ungefähr die richtigen Tage vorhersagt und ob die Zykluslängen wieder mal Roulette spielen oder ansatzweise im vier Wochen Rhythmus bleiben. Als das Zeitfenster für den Monat vorbei ist, haben mein Mann und ich uns entspannt angeschaut, gegrinst und beide gleichzeitig gesagt „Das war nichts.“ Und das passte uns auch ganz gut. Einen Monat länger nur mit unserem Schlumpf, das ist gar nicht so verkehrt.
Und dann kamen meine Tage nicht. Auch das hat mich nicht beunruhigt, denn meine Zyklen sind nicht regelmäßig und variieren auch schon mal zwischen 28 und 35 Tagen. Aber an dem Sonntag vor vier Wochen, kurz vor dem neuen Lockdown, waren meine Eltern und meine Schwestern zu Besuch. Das war bereits lange geplant und aufgrund der angekündigten Kontaktbeschränkungen auch die letzte Chance für mehrere Wochen. Brunch also. Vielleicht sogar ein Sektfrühstück? Vor etwas mehr als einem Monat hatte ich final abgestillt und die neue Freiheit bisher noch gar nicht ausgenutzt. Aber ein Sektfrühstück hörte sich gut an.
Nur dann möchte ich doch noch einen Test machen, damit ich das auch ohne jegliche Bedenken genießen kann. Also Samstag noch schnell den Mann losgeschickt, Sonntagsfrüh aufgestanden, Becher geholt, den Test geschnappt und ab zur Toilette. Einmal Teststäbchen in den Becher halten, 10 Sekunden warten, Kappe drauf, hinlegen, warten. Ich bin von Natur aus ein ungeduldiger Mensch und deswegen habe ich dieses Mal auch direkt auf den Test geschaut. Die pinke Flüssigkeit breitete sich über das Testfenster aus, weiter bis ins Kontrollkästchen und der Kontrollstrich erschien deutlich sichtbar. Sekt hier komme ich! Becher entleert, Toilette abgezogen, Hose hoch, Hände gewaschen. Und ich war schon fast dabei das Teststäbchen im Mülleimer zu entsorgen, da werfe ich nochmal einen Blick drauf. Täusche ich mich? Oder ist da ein Hauch einer Linie im Testfenster?
Ein Hauch einer Linie. Ich nehme den Teststab und geh zurück ins Bett zu meinem Mann. „Und?“ Ich gebe ihm den Test. „Siehst Du was?“ Er dreht und wendet den Test. Er ist nachtblind und noch ist es nicht sonderlich hell draußen. „Vielleicht eine leichte Linie. Bedeutet das schon was?“ Und da liegen wir beide, starren auf das Testfenster und so richtig stellt sich noch keine Reaktion ein. Ich fühle mich überrumpelt. In meinem Kopf nur Ameisenfußball. Ich hatte mich darauf eingestellt, dass es nicht geklappt hat und fühle mich irgendwie verarscht. Dann huscht zwischendurch ein Grinsen über mein Gesicht: schwanger, der Wahnsinn.
An dem Tag habe ich natürlich keinen Sekt getrunken. Und in der folgenden Woche noch zweimal im Abstand von jeweils zwei Tagen einen Test gemacht. Der Strich wurde von Test zu Test deutlicher. Ja, das war kein Hauch mehr, keine Fata Morgana. Da hat sich ein kleiner Zwerg eingeschlichen. Still und heimlich und uns von den Socken geholt.
Diese Gefühlsschwankungen sind seitdem ein ständiger Begleiter und ich kenne diese schnelle Abfolge nicht aus meiner ersten Schwangerschaft. Dort hatte es nach fast zwei Jahren endlich geklappt und diese Erfüllung des Wunsches, diese Kumulierung der Hoffnungen funktionierte wie ein genereller Stimmungsaufheller. Nun haben wir aber bereits unseren Schlumpf. Und wer weiß, vielleicht merkt er, dass etwas im Busch ist. Oder es war die Eingewöhnung in der Kita. Oder die anderen 100 Sachen, die momentan neu und aufregend für ihn sind. Auf jeden Fall wurde das Zubettgehen wieder zu einer langwierigen Tortur. Und ja, manchmal schoss der Gedanke durch den Kopf „Was hat uns geritten, noch ein zweites Kind zu wollen? JETZT?!“. Ich hatte gerade einen klitzekleinen Teil meiner „Freiheit“ wieder. Konnte ein wenig Zeit am Tag selber einteilen, meist trotzdem ausschließlich mit Dingen, die gemacht werden „müssen“, aber immerhin, ich konnte selber bestimmen, welche Reihenfolge. Das schlechte Gewissen meldete sich natürlich direkt im Anschluss zu Wort – wie könnte es auch anders sein? Und sogar so dumme Gedanken wie: „Zwei Jahre haben wir für das perfekte Kind geübt. Da war Herzblut mit dabei. Kann das mit einem Monat denn schon gut genug gewesen sein?“ und „Merkt das Baby, dass ich mich nicht nur freue, sondern auch Angst, Zweifel und Sorgen habe? Denkt es hinterher, es sei nicht gewollt?“. Und so lief das irgendwie ständig im Wechsel.
Und jetzt, jetzt freue ich mich einfach, auch mit all den Zweifeln im Wechsel, ob alles gut geht, ob ich unserem Schlumpf gerecht bleibe, ob Nummer 2 auch genug zum Zug kommt, ob es mich am Ende auch noch gibt, ebenso uns als Paar? Die Zweifel gehören wahrscheinlich einfach dazu. Trotzdem denk ich mir manchmal „wie kannst Du sowas überhaupt denken oder fühlen?“ Ganz einfach, weil ich ein Mensch bin, weil ich nicht eindimensional bin, weil manchmal eben auch sich eigentlich ausschließende Gefühle gleichzeitig auf mich einprasseln.
Und während ich das so schreibe, merke ich, dass all diese Gefühle wieder an ihren Platz rücken. Es ist einfach echt therapeutisch. ;-)
So und bevor ich jetzt ein Ende finde, noch ein paar Sachen. In zwei Tagen habe ich meinen nächsten Vorsorgetermin. Meinen ersten Richtigen. Beim letzten Termin sah man nur die Fruchtblase mit einem winzigen Pünktchen in der Mitte. Da hat sogar der Rechner gestreikt die Schwangerschaftswoche zu berechnen.
Ich bin jetzt schon ganz aufgeregt und werde definitiv berichten!
Dieses Mal ist die Übelkeit nicht so extrem. Noch habe ich dem Porzellangott nicht huldigen müssen. Dennoch laufe ich etwa 70% der Zeit mit einem mulmigen Gefühl durch die Gegend. Dafür ist die Müdigkeit umso extremer geworden. Das hatte ich aus der ersten Schwangerschaft gar nicht mehr auf dem Schirm. Die letzte Woche war ich in der Tat wie gelähmt. Um elf morgens war ich schon wieder so platt, als hätte ich die Nacht durchgemacht. Mein Sohn tat mir so unglaublich leid, wenn ich ihn quietschfidel aus der Kita abholte und ins Geheim wünschte, dass er doch bitte einfach nur mit mir auf der Couch Bücher anschauen möchte. Dafür war mein Mann ein Held und hat ihm umso aktiver bespaßt und ausgepowert, sobald er das Home Office für den Tag verlassen konnte. Überhaupt ist er ein Held. Aber dazu mehr nächste Woche,
Bis dahin,
Philippa
mit neuem/neuer Bauchbewohner:in
Foto: Privat