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Brüten wie eine Glucke - Tagebücher aus der Schwangerschaft von Anna aus Hitzacker

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

9. Schwangerschaftswoche

Brüten wie eine Glucke

Vom Brüten, Fremdbestimmung, Kinderwunsch und Schwangerschaftsgelüsten.

Hallo ihr Lieben,

Entschuldigt die Verspätung. Ich komme ein bisschen durcheinander, weil mein Wochenwechsel der Schwangerschaftswoche am Donnerstag ist. So ist die Schwangerschaftswoche noch gar nicht zu Ende, wenn ihr den Artikel eigentlich bekommen sollt. Das verwirrt mich irgendwie ein bisschen.
Diese Woche bin ich außerdem etwas später dran, weil es mir gerade nicht so gut geht. Ich mache mir einige Sorgen, wie ich das mit drei kleinen Kindern, wovon eines dann ein Baby ist hinkriegen soll. Ich bin gerade mit der Gesamtsituation etwas überfordert und auch die Heulerei beginnt wohl wieder. In den letzten zwei Schwangerschaften hatte ich immer wieder Zeiten in denen ich viel weinen musste und mir alles sehr nah gegangen ist. Manchmal hat dafür bereits eine große Menge Menschen, wie etwa bei einer Veranstaltung gereicht. Manchmal flossen auch völlig „grundlos“ die Tränen. Das nervt mich, weil ich unschwanger so gar nicht weinerlich bin. Ich hatte gehofft, dass es diese Schwangerschaft anders kommt, weil ich mich auch gut um die Auffüllung von Nährstoffen gekümmert habe und hoffte, dass es vielleicht einfach daran gelegen hat. Scheint leider nicht so zu sein.
Mir ist das unangenehm, auch den Kindern und meinem Mann gegenüber. Es machen sich dann alle Sorgen um mich und diese Tränenzeiten kosten mich unglaublich viel Kraft. Deswegen bin ich also etwas später dran.

Die letzte Woche kam ich mir tatsächlich wie eine brütende Glucke vor. Meine Zündschnur war quasi nicht existent und ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und auf dem Sofa vor mich hin leben, bzw. brüten. Gerne mit etwas zu essen und zu trinken daneben. Aber Hauptsache auf dem Sofa sitzen und möglichst nicht aufstehen. Nun wird der ganze Körper des Babys angelegt, damit später alles nur noch wachsen muss. Ich merke wie mein Körper dafür Energie und Ruhe braucht.
Meinem Mann gegenüber habe ich ein leicht schlechtes Gewissen. Er geht seinem Vollzeitjob nach, hilft mir noch wo er kann und ich lasse gefühlt alles liegen. Der Haushalt schleift gerade sehr, weil ich mich einfach zu kaum etwas aufraffen kann und der Tag plötzlich einfach um ist. Klar sind noch die Kinder da, die einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Aber wo geht denn diese Zeit hin?

Letzten Mittwoch habe ich einen totalen Rappel bekommen. Mich hat die Fremdbestimmung durch meine Kinder, die ich seit vier Jahren erlebe, so sehr genervt, dass ich fix und fertig war. Der Midi war ein Highneed Baby und sowas krasses kannst du nicht nachempfinden, wenn du es nicht erlebt hast. Der Mini war zum Glück um einiges pflegeleichter, hat aber seit längerem eine anstrengende Phase. Konnte ich euch letzte Woche noch erzählen, dass ich nach dem Einschlafen von den Kindern weg kann, so ist es diese Woche natürlich wieder nicht möglich.
Der Mini will ständig an die Brust. Achja, wir stillen noch. Dazu schreibe ich ein andermal mehr. Wenn ich mich nur bewege, wacht er wieder auf. Ich muss, obwohl ich nicht müde bin bis elf oder sonstwann im Bett liegen, weil der Mini mich einfach nicht gehen lässt. Das nervt mich, weil ich doch gerne mal etwas anderes während dieser Zeit machen würde. Und sei es nur ohne Tohuwabohu die Spülmaschine aus- und einzuräumen.
Mittags wacht er nach einer halben Stunde wieder auf. Unausgeschlafen natürlich. Will ich ihn nicht die ganze Zeit weiterstillen, muss ich mit ihm auf dem Bauch liegen bleiben. Aufstehen ist keine Option, weil er dann nur grantig ist und mit allem wirft, was ihm in die Finger kommt. Das hat mich jedenfalls so genervt am Mittwoch, dass ich meinen Mann vor meiner Laune vorwarnen musste. Das haben wir in der Paartherapie besprochen, damit er nach dem langen Arbeitstag weiß, was ihn zuhause erwartet.
Mir fiel noch ein Lösungsvorschlag ein: Ich habe ihn gebeten, ob er nicht die Kinder heute Abend ins Bett bringen könnte, damit ich noch etwas Zeit für mich hätte. Er stimmte zu. Das klappt jetzt nämlich seit Dezember, dass er auch den Mini ins Bett bringen „darf“. Außerdem muss er unter der Woche eh früh schlafen gehen, damit er am nächsten Morgen zur Arbeit hochkommt.
Er war sehr lieb und verständnisvoll, was mir unglaublich gut tat. Dieser Abend war der Himmel. Ich habe überlegt was ich machen möchte. Letztendlich war ich super happy damit einfach nur auf dem Sofa sitzen zu können und meine Serie zu schauen. Ohne Unterbrechungen. Über Pausen, Aufstehen, sitzen bleiben und Sitze- wie Liegeposition ganz frei nach meinem eigenen Bedürfnis entscheiden zu können. Das hört sich für manche vielleicht befremdlich und banal an. Mir gab das aber unglaublich viel. Ich brauche eigentlich viel Zeit für mich alleine. Ich liebe Freiheit, Reisen und all das. In den letzten vier bis fünf Jahren habe ich mich aufgrund der Umstände so viel zurücknehmen müssen, dass ich mich jetzt schon manchmal frage ob das so eine gute Idee war mit dem Baby jetzt. Dann geht alles wieder von vorne los. Mit der krassen Fremdbestimmung des Babyanfangs nochmal mehr.

Dieses Eintauchen in die Babyzeit ist wunderschön. Es bringt dich aber auch an Grenzen, die du dir vorher nicht mal vorstellen konntest. Dazu gehören z. B. das Baby ewig kuscheln zu wollen, irgendwann aber einen Rappel zu kriegen, wenn dich nur jemand anfasst. Es ist dann einfach zu viel. Die körperlichen Grenzen verschwimmen. Das eigene Kuschelkonto wird so aufgefüllt, dass es manchmal einfach überläuft.

Na ja, es wird wohl werden. Dennoch schleicht sich immer mehr das Gefühl ein, dass es nach dieser Schwangerschaft reicht. Dass dies der letzte Babyweg für mich wird. Und erstaunlicherweise stimmt mich das nichtmal traurig. Also ein bisschen schon, aber eher wehmütig als traurig. Ich hatte nun viel Babyzeit, bekomme nochmal eine und ich freue mich trotz aller Entbehrungen wieder darauf. Aber es reicht. Ich möchte wieder „richtig“ leben merke ich und meinen Kindern die Welt zeigen. Das kann ich mit Baby nicht so gut. Warum ich am Anfang einer Schwangerschaft darüber schreibe? Weil jede vorangegangene Schwangerschaft für mich klar war: Da kommt noch jemand. Es fehlt noch jemand in unserer Familie und trotz Schwangerschaft war immer noch ein starker Kinderwunsch da. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass er niemals geht. Dass ich mich nie komplett fühlen werde und diesen Kinderwunsch loslassen kann. Scheinbar passiert es nun von ganz alleine. Und das erstaunt und freut mich gleichermaßen. Natürlich wird es trotzdem ein Abschiedsprozess, weil sich damit einfach ein unglaubliches Lebenskapitel schließt. Und ob es endgültig dabei bleiben wird kann ich jetzt natürlich noch nicht absehen. Aber für den Moment ist es so.

Was besser geworden ist, ist die Übelkeit, juchee! Was ich anders gemacht habe? Ich habe versucht nur das zu essen, worauf ich Hunger hatte, bzw. Appetit verspürte. Das war gar nicht so einfach, da ich kaum Appetit auf etwas bestimmtes habe. Ich musste sehr genau in mich hineinhorchen bis ich so ein kleines Aufblitzen dessen fand, was das Baby essen wollte. Tatsächlich ekeln mich Süßigkeiten eher an. In den anderen Schwangerschaften hatte ich meist ein Gericht was ich quasi in Dauerschleife hätte essen können (Kräuterfrischkäse, Quarkkartoffeln, Spaghetti mit Tomatensoße). Dieses Baby hat einen sehr variationsreichen Geschmack. Anfang der Schwangerschaft stand ich morgens um halb sieben am Kühlschrank und zog mir kaltes Dönerfleisch vom Vortag rein und war selig, das könnt ihr euch kaum vorstellen. Ich hab es den Vorabend das erste mal probiert, weil ich unschwanger Fleisch in den meisten Konstellationen einfach eklig finde. Keine Ahnung warum. Ich dachte mir, ok, dann entwickelst du diese Schwangerschaft eine Obsession zu Dönerfleisch. Da wird sich dein Mann aber freuen. Nö, seitdem mag ich es nicht mehr essen. Dafür hatte das Baby einen plötzlichen Appetit auf Reis mit Ratatouillie und Feta. Zum Frühstück, ist ja klar ne?! Den nächsten Tag Reis mit Gulasch, Brot mit Frischkäse, bloß kein Brot mit Frischkäse, Cheeseburger mit Pommes von ihr wisst schon wo, Pommes mit Fischstäbchen und Eistee. Dann Pancakes mit verschiedenem Obst.
Nur meine sonst so geliebten Nudeln kann ich absolut nicht essen. Und Gemüse geht eher roh als gekocht. Kartoffeln sind auch gut. Und beim Duft von Sauerkraut heute beim Gemüse abholen musste ich den Essensplan nochmal ergänzen. Man riecht das lecker. :D Das hätte ich allerdings noch am selben Tag essen sollen. Ein paar Tage später mochte ich es nichtmal mit der Gabel piksen. Himmel das versteh mal einer.

Ja, so geht das bunt und vielfältig durch die Tage und man darf gespannt sein worauf das Mäuschen als nächstes Hunger hat. Beim Abendessen bei den Schwiegereltern musste es ein Stück Apfelsine vor dem Essen sein. Beim Essen danach, fand es den Krautsalat am besten. Eis scheint mein Bauch dagegen nicht mehr gut zu vertragen. Was für eine Gemeinheit.
Mein geliebtes Rührei-Frühstück hat seit drei Wochen keinen Weg mehr auf meinen Teller gefunden. Auch scheint kein Gericht zweimal so richtig begehrt zu sein. Es muss immer ein anderes sein. Das macht mir den Essensplan gerade schwer. Wir bzw. ich, mache immer einen Essensplan für die gesamte Woche. Freitag wird eingekauft und im besten Fall müssen wir unter der Woche auch nicht nochmal in den Laden. Das erspart mir die Frage was ich bloß kochen soll und jeder darf sich was wünschen für die Woche. So werden alle Geschmäcker berücksichtigt und es gibt kaum Klage.
Leider bereitet mir das Nachdenken übers Essen aber Übelkeit, was die Zusammenstellung des Essensplans deutlich erschwert. Die unvorhersehbaren Appetitattacken des Babys tun ihr Übriges dazu.

Meine Hebamme ist noch im Urlaub, sodass ich noch keinen Termin bei ihr habe. Zum Gynäkologen gehe ich nicht, da es mir soweit gut geht bis auf das normale Schwangerschaftsgedöns. Keine Blutungen, keine Schmerzen. Daher gehe ich davon aus, dass alles prima ist. Meine Hebamme hatte mich ja bereits in der letzten Schwangerschaft begleitet und mir gesagt, dass sich eine nicht korrekt sitzende Schwangerschaft bis zur 8. Ssw bemerkbar macht. Da ich noch keinerlei Beschwerden habe und ich morgen schon bei 9+0 angelangt bin, gehe ich davon aus, dass unser Mäuschen am richtigen Platz sitzt und sich fein einrichtet.

Mein Bauch wächst fleißig. 2 cm hat er schon zugelegt, morgens und nüchtern gemessen. Ich frag mich wo das schon herkommen soll. Das Baby ist doch noch ganz miniklein.
Es zieht manchmal alles und da merke ich schon die Schwangerschaftsform von meinem Bauch. Manchmal komme ich mir schon vor wie im 5./6. Monat.

Mein Vorsatz war ja, besser auf mich zu achten. Also habe ich mir bereits Kräuterblut besorgt und diese Woche angefangen zu nehmen, um meinen Eisenwert zu unterstützen. Ich möchte keine Eisentabletten nehmen müssen und versorge mich daher schonmal, da mein Hb-Wert immer soweit absinkt, dass ich aufpassen muss.
Außerdem war ich wieder beim Sport. Eine letzte Stunde war noch offen. Allerdings hat mir diese Stunde gezeigt, dass das ganze Sofagebrüte für meine Fitness echt nicht gut war. Ich mache gerne Sport. Er erdet mich, schenkt mir Ausgeglichenheit und hilft mir den Alltag besser zu wuppen. Über die Weihnachtstage bin ich kaum zu Sport gekommen und das habe ich übel gemerkt. Es war, als ob alle mühsam wiederhergestellten Muskeln wieder futsch waren. Also habe ich mit der Trainerin besprochen, ob ich auch schwanger weiter teilnehmen könnte. Sie ist speziell ausgebildet im Bereich der Mamafitness. Sie rehabilitiert hier unsere Mamakörper nach dem Rückbildungskurs und kennt sich mit dem Beckenboden aus. Die meisten ihrer Kurse sind Präventionskurse, sodass die Krankenkasse einen Großteil der Kosten erstattet. Und das Beste: Ich kann meine Kinder mitnehmen. So kann ich, egal ob ein Babysitter zur Hand ist oder nicht, meinem Sport nachgehen. Sie meinte ich kann mitmachen, soll aber gut auf meinen Körper hören. Das mach ich! Jeder Kurs dauert acht Termine, die man in 16 Wochen nehmen kann. Nach diesen acht Terminen werde ich neu entscheiden wie es weitergeht. Sie erzählte, dass sie schon ein Verfahren zur Genehmigung eines Sportkurses für Schwangere laufen hat. Na was ein Glück. Sonst guck ich nach Yoga oder Pilates für Schwangere.

So, nun schließe ich hier aber für diese Woche und wünsche euch schöne Tage.
Alles Liebe von Anna



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In diesem Beitrag geht's um:

Schwangerschaftsgelüste, Sport in der Schwangerschaft, Eisenwert, Leben mit kleinen Kindern, Kinderwunsch, Übelkeit