Eigentlich werden ja die Tage wieder länger... mir sind sie gerade viel zu kurz
Meine letzte Woche war ein bisschen von Schwangerschaftsjammereien geprägt: die Mutterbänder ziehen, der Bauch wird öfter hart und drückt je nach Position unangenehm. Kurz gesagt: das Baby wächst und die Mama merkt es.
Ein bisschen wird der häufig harte Bauch auch meinem momentanen Stresslevel geschuldet sein. Sobald man Kinder hat, verkleinert sich das Job-Zeitfenster enorm und man muss die Aufgaben, die man früher auch mal gemächlich über den Tag verteilen konnte, irgendwie zwischen Kita/Schulbeginn und Abholzeit packen. Bei der eigentlichen Arbeit ist wenig Raum für Beschleunigung, denn in der Ausnahmesituation Schwangerschaft/Wochenbett sollte es schließlich die Hebamme sein, die Zeit und Ruhe vermittelt. Auch besorgte Telefonanrufe lassen sich nicht einfach mit drei Worten abkürzen.
Durch die Hausbesuche zu hetzen ist also keine Option. Die alten Zeitspartricks (ohne Frühstück aus dem Haus, zwei Treppen auf einmal und dreimal so schnell Fahrrad fahren) funktionieren aufgrund der Schwangerschaft aber auch nicht. Die Schwangerschaftshormone sind schon sehr schlau, für eine solche Entschleunigung zu sorgen - ob man nun will oder nicht.
Das Kleinkind wiegt mittlerweile auch seine 15 Kilo, so dass eben mal eine größere Strecke mit Kind auf dem Arm laufen auch nur noch für kurze Sprints drin ist. Im Moment fehlen meinem Arbeitstag irgendwie täglich gefühlte zwei bis drei Stunden. Dinge wie die Dokumentation, E-Mails beantworten, Apothekengänge, Hebammenkoffer bestücken und Rechnungen schreiben habe ich dabei schon in die Abendstunden verschoben.
Das klingt jetzt wahrscheinlich so, als ob ich mich arbeitstechnisch völlig übernommen habe. Von der Anzahl der betreuten Frauen ist das aber nicht der Fall, aber dadurch, dass Babys sich ja äußerst selten an ihre errechneten Termine halten, kommen dann immer wieder mal plötzlich alle Kinder auf einmal. Genauso treten Schwangerschaftsbeschwerden und Stillprobleme auch nicht gleichförmig verteilt im Monat auf. So habe ich es schon fast bereut, mich für den Montag zum Schwangerenyoga angemeldet zu haben, denn diese 90 Minuten fehlten mir natürlich an anderer Stelle. Aber so bin ich trotzdem mit Hebammentasche zum Gleich-Weiterfahren dorthin geradelt. Die fehlende Zeit habe ich dann als Hausbesuch in den frühen Abendstunden wieder dran hängen können. Zum Glück kann mein liebster Mann seinen Job doch ein bisschen flexibel gestalten, so dass ich mir diese Yogastunde ermöglichen konnte.
Und das war auch eine ausgezeichnete Idee. Ich glaube, das war das erste Mal in den letzten Wochen und Monaten, dass ich mich einfach mal so richtig schwanger fühlte und das mal nicht nur so nebenbei. Die Übungen und selbst die Mantren waren mir noch völlig vertraut, obwohl der letzte Schwangerenyogakurs ja nun auch schon vier Jahre her ist. Das war jedenfalls eine gelungene Auszeit und meinem Knie haben die Übungen und Dehnungen sehr gut getan. So kann ich bis zur Geburt bestimmt wieder gut und beschwerdefrei knien und hocken.
Ich musste ja letzte Woche feststellen, dass ich nun schon doch fünf Kilogramm zugenommen habe. Na gut, 200 Gramm davon überlasse ich meinem Baby, aber wo kommt nur der Rest her? Zum Glück drückt der wachsende Bauch jetzt auch Richtung Magen, so dass die Portionen automatisch kleiner werden, weil sich das sonst äußerst unangenehm anfühlt. Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass ich zum Schwangerschaftsfinale nicht wieder 17 Kilo mehr mit mir rumschleppen möchte. Mein Rücken und meine Symphyse haben unter dem Gewicht schon ganz schön gejammert. Na, ihr es werdet erfahren, wie dieses Vorhaben ausgehen wird ...
Der Bauch beim zweiten Kind war auch wirklich riesig und mein Töchterchen mit 4150 Gramm auch nicht gerade leicht, aber die restlichen 13 Kilogramm bestanden sicher nicht nur aus Fruchtwasser und Placenta. Das Foto unten ist aus der 31. SSW und da war mein Bauch so groß, wie in der ersten Schwangerschaft am Termin, sprich neun Wochen später.
Also passe ich jetzt mal ein bisschen auf, denn das Gemeine an 2., 3., 4. Schwangerschaften ist, dass man seine Wehwehchen schon kennt, bevor sie überhaupt da sind. Die ersten Wadenkrämpfe kommen allerdings jetzt schon und das Schambein wird sich wohl auch diesmal wieder mit fortschreitender Schwangerschaft äußerst instabil anfühlen.
Allerdings freue ich mich sehr darauf, erneut eine Sommerhochschwangere sein zu dürfen. Da kann man am Ende dann einfach luftige Kleider statt kneifender Schwangerschaftshosen tragen und in irgendwelche offenen Trittchen schlüpfen statt in aufwendig zu schließende Stiefel. Meine drei Freundinnen, die gerade ihre Babys bekommen haben, taten mir beim Schuhe anziehen mehr als einmal leid. Allerdings kommt man bei weiteren kleinen Kindern doch nicht ganz um das Fußbodengekrieche herum, denn hier spielt sich nun mal ein Großteil beim Spielen mit den Kleenen ab.
Mittlerweile ist auch unsere neue Babyautoschale angekommen. Ja, auch diese war dem Flohmarkt zum Opfer gefallen. So können wir nun demnächst mal unser Projekt angehen, drei Kindersitze auf der Rückbank unseres Kombis zu installieren. Wie machen das die anderen Dreifach-Eltern hier? Es werden sich doch bestimmt nicht alle VW-Busse oder Siebensitzer kaufen, oder? Die VW-Busse werden hier in Berlin ohnehin viel zu gerne geklaut. Ich habe das tatsächlich schon zweimal erlebt, dass einer Familie im Wochenbett ihr T4 nebst allen Kindersitzen geklaut wurde. Aber abgesehen davon würde mich ein Auto dieser Größe völlig überfordern, weil es die Auswahl an „Geht gerade noch so“-Parkplätzen noch weiter einschränken würde. Aber das tut der wachsende Bauch auch so langsam. Bereits in den ersten Schwangerschaft stand ich gerne mal erfolgreich in einer Parklücke, kam aber leider nicht mehr rechts oder links aus der Tür heraus.
Umso mehr genieße ich gerade die wärmer werdenden Temperaturen und damit endlich wieder entspannte schnelle Wege mit dem Fahrrad. Und genau auf dieses werde ich mich jetzt noch mal schwingen, um die zweite Hausbesuchsrunde für heute zu absolvieren. Ich hoffe, das gestern Abend geborene Mädchen geht jetzt endlich gut an die Brust und der zehn Tage alte Sohn meiner Freundin hat seinen Wachstumsschub auch gut gemeistert. Dann freuen sich nicht nur die Eltern, sondern auch die Hebamme ...
Eine schöne und entschleunigte Woche wünscht Euch
Anja
Bild: privat