Unnötige Fragen zur Schwangerschaft – Wunschbaby ja oder nein?
Moin Moin meine Lieben,
diese Woche aus Dänemark, besser gesagt von Lolland. Wir sind mit Freunden aus dem Studium für ein verlängertes Wochenende in den Norden gefahren um etwas zu entspannen. In einem kleinen Ferienhaus direkt an der Küste haben wir uns nun eingenistet und genießen das wechselhafte Wetter. Mal mit langen Strandspaziergängen mit viel Wind, Sonnenstunden im Garten auf dem Liegestuhl, oder Spieleabenden bei Sturm und Regen. Für uns die ideale Form der Entspannung nach einer stressigen Zeit und vor dem nächsten Kraftakt. Die gute Nachricht: mein Freund hat sein Physikum bestanden und kann im Oktober sein Studium fortsetzen. Die schlechten Nachrichten: nun beginnt für mich, aus beruflichen Gründen ein letzter stressiger Monat. Dazu aber mal mehr in den nächsten Tagen.
Da diese Woche nicht viel passiert ist, außer Urlaub, wollte ich über ein anderes Thema schreiben, dass mich seit Beginn meiner Schwangerschaft beschäftigt.
Die gute alte Frage: „War das eigentlich geplant?“
Das Ganze gibt es dann noch in abgewandelten Formen: „Wie konnte das eigentlich passieren?“, „Verhütet ihr nicht?“, „Abtreibung kam nicht in Frage?“ oder „Wolltet ihr das Baby“?
Grundsätzlich finde ich diese Fragen berechtigt und in Ordnung, schließlich drückt sie das Interesse der jeweiligen Person an meiner neuen Lebensphase aus. Diese geht tatsächlich mit vielen ungeplanten und ungewohnten Situationen einher. Und ja, meine Schwangerschaft war nicht direkt geplant, ja ich bin mit 25 Jahren nicht im Durchschnittsalter der Schwangeren, ja wir sind beide noch im Studium, ja wir führen eine Fernbeziehung. Alles Argumente die immer wieder kommen und vielleicht die Sorgen von meinem Umfeld und ab und an auch von mir sind.
Was ich problematisch finde, ist jedoch der Unterton, welcher häufig bei diesen Fragen mitschwingt. Ich höre dann häufig statt „War das eigentlich geplant?“ nur noch „Wollt ihr dieses Baby überhaupt?“. Statt „Wie konnte das eigentlich passieren?“ nur noch „Seid ihr zu blöd zu verhüten, ihr wolltet doch sicherlich noch kein Kind?“.
Ich finde es nervig, mich dauerhaft rechtfertigen zu müssen. Wann wurde denn festgelegt, dass Frauen nur noch mit Mitte Dreißig, mit Eigenheim, festem Job, Garten und Hund gute Mütter werden können? Meine Oma bekam mit 19 Jahren ihr erstes Kind, meine eigene Mutter, wie ich, mit 25 Jahren. Sie sind beide liebevolle Mütter gewesen und unglaublich starke Frauen noch dazu. Sie werden mir mein Leben lang ein Vorbild für Stärke, Mut und Lebenswillen sein.
Wenn ich in die Situationen komme, mich mit den vielen Müttern zu vergleichen, die scheinbar besser aufgestellt sind, frage ich mich häufig was denn eigentlich wichtig ist für mein Kind? Ist es ein eigenes Kinderzimmer, viele schicke Klamotten und Spielsachen, ein Auto mit dem es von A nach B gefahren wird, ein Garten mit viel Platz?
Alles Dinge, die ich mir für mein Kind wünsche, die wir aber ihm oder ihr nicht immer bieten können. Dafür können wir unserem Kind viel Zeit, Liebe und Geduld schenken.
Ich weiß, dass es die meisten Menschen gar nicht so böse meinen und das die ständigen Vergleiche mit anderen Frauen vermutlich nur aus meiner eigenen Unsicherheit resultieren. Dennoch möchte ich den vielen Schwangeren und Müttern mit nicht ganz durchschnittlichen Lebensmodellen etwas Mut machen. Wir müssen uns sicherlich häufiger rechtfertigen, werden mehr gefragt und hinterfragt, aber, wenn ich ehrlich bin, ich möchte auch gar nicht ins Reihenhaus mit Garten. Auch wenn es für manche Menschen ein Lebenstraum ist und auch bleiben soll.
Habt eine schöne Woche,
Eure Leandra
Bild: Privat