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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
22. Schwangerschaftswoche

Hochs und Tiefs

Schlaflose Nächte, viel Gegrübel, aber auch das Wahrnehmen zunehmender Kindsbewegungen

Hallo ihr Lieben!

Zunächst möchte ich Pia ganz herzlich zur Geburt ihres Sohnes gratulieren. Schön, dass er sich dann doch auf den Weg gemacht hat und ich hoffe natürlich, dass alles gut verlaufen ist. Liebe Pia, ich wünsche euch eine wunderschöne Kennenlernzeit!

Was mich diese Woche beschäftigt sind ziemliche emotionale Ups und Downs. Hatte ich in meinem letzten Bericht ja noch geschrieben, dass ich total glücklich und auch zuversichtlich bin, hat mich bereits am Folgetag eine regelrecht depressive Stimmung eingeholt.

Plötzlich wusste ich so gar nicht mehr was ich mit mir anfangen sollte und konnte mich auch zu kaum mehr etwas aufraffen. Teils habe ich wirklich nur Stunden sinnlos im Internet gesurft, blöd auf dem Handy rumgespielt oder auch nur ins Leere gestarrt. Die Nachmittage waren meist besser, denn nach Feierabend meines Mannes waren wir wieder im Garten aktiv. Aber da geht nun auch die große Arbeit aus. Und gerade am Morgen nach dem Aufstehen, habe ich auf gar nichts Lust und dementsprechend schlage ich viel Zeit tot.

Auch mein Schlaf war wirklich bescheiden. Das nächtliche Erwachen kenne ich ja schon gut, aber diese Woche konnte ich nach dem Erwachen gar nicht mehr einschlafen und habe vor allem viel gegrübelt. Und zwar auch über völlig banale Dinge, wie irgendwelche Pflanzen im Garten, aber auch über die Zeit wann das Baby dann da ist. Vor allem aber, habe ich nachts bemerkt, dass ich gerade von meiner Schwiegermutter genervt bin. Sie wohnt ja im selben Haus, aber wir sehen uns in der Regel nicht sehr viel. Diese Woche haben wir uns mehrfach von Balkon in den Garten oder im Garten mit Abstand unterhalten und alles was sie gesagt hat, hat mich da schon genervt. Es war immer alles auf den Garten bezogen, allerdings wie ich fand eher kritisch, und ich fand es dann nervig und doof. Wäre es meine Mama gewesen, hätte ich ihr auch meine Meinung gesagt, aber das traue ich mich bei meiner Schwiegermum bisher nicht. Außerdem tut sie mir mit der aktuell bereits 6. Woche Quarantäne auch echt leid!

Des Nächtens hatte ich plötzlich große Sorgen, wie es denn sein wird, wenn ich in Zukunft gut gemeinte, kluge Ratschläge von meiner Schwiegermutter zum Baby bekomme. Ob ich mich dann auch in mich hinein ärgere oder ihr doch mal die Meinung sage, dann aber die Beziehung total zerstört ist. Das Problem ist, dass wenn mein Mann mal Kritik gegenüber seiner Mama äußert, sie stets gleich eine Opferrolle einnimmt und richtig beleidigt ist. Eine konstruktive Diskussion habe ich da noch nie erlebt.

Insgesamt ist die Kommunikation mit ihr zumindest über relevante Dinge nur schwer möglich, sie weicht liebend gerne aus oder wechselt einfach das Thema. Dementsprechend finde ich die Beziehung zu ihr auch eher oberflächlich. Irgendwie schade! Bisher habe ich es aber nicht wirklich geschafft daran etwas zu ändern - vor allem da die Beziehung zwischen ihr und meinem Mann ähnlich oberflächlich ist.

Während der Kinderwunschzeit hat mich das auch immer wieder beschäftigt, da meine Schwiegermutter wirklich nie nachgefragt hat wie es uns damit geht, obwohl sie genau wusste, dass wir es versuchen und auch meine Eileiterschwangerschaft und Bauchspiegelung damals mitbekommen hat. Von der ersten Kinderwunschbehandlung sowie meinen weiteren Schwangerschaften haben wir ihr dann gar nichts erzählt. Ich wollte es immer wieder, aber sie hat so vehement das Thema gewechselt, wenn ich irgendetwas in die Richtung gesagt habe, dass es nie dazu gekommen ist. Gleichzeitig hat sie glaube ich schon bemerkt, dass da etwas im Gange ist - wir haben schließlich schon im selben Haus gewohnt. Außerdem waren meine Eltern voll eingeweiht und als diese zu Besuch waren, hat sie auch mitbekommen, dass ich mit ihnen darüber spreche. Ich hatte auch den Eindruck, dass es sie verletzt, dass wir ihr nichts sagen.

Vermutlich bemerkt sie gar nicht wie sie kommuniziert. Aber da waren wirklich Situationen wie, ich sage “Ich fühle mich oft sehr traurig, dass ich nicht schwanger werde”, und sie sagt sowas wie “Ich will mir ein neues Auto kaufen” darauf. Wenn sie dann doch mal etwas zu dem Thema gesagt hat, dann war es meist sehr taktlos. Einmal hat sie sogar gesagt, dass ihr ein Enkelkind sowieso noch nicht in den Kram passe, da sie ja noch arbeite.

Bei der aktuellen Kinderwunschbehandlung wollte ich allerdings, dass sie eingeweiht ist, aber ich musste ihr das Thema regelrecht aufzwingen. Ich bin einfach mal zu ihr gegangen und habe ihr die ganze Geschichte, auch mit den fehlgeschlagenen Behandlungen und biochemischen Schwangerschaften erzählt. Da hat sie glaube ich erst verstanden, was die Kinderwunschzeit für eine Belastung für uns ist. Davor hat sie es vermutlich einfach verdrängt.

Nachdem ich mich ihr anvertraut habe, habe ich in regelmäßigen Abständen den Kontakt zu ihr gesucht und ihr quasi einfach aufgedrängt was gerade Sache bei uns ist und so hat sie zur aktuellen Behandlung und Schwangerschaft auch alles mitbekommen. Das hat ihr glaube ich auch gefallen. Aktuell fehlt mir aber seit einigen Wochen die Energie dazu. Es ist ganz schön anstrengend von sich zu berichten, wenn das Gegenüber weder verbal noch nonverbal vermittelt, dass es Interesse daran hat. Während des Gesprächs zeigt sie meist irgendwann doch Interesse, aber der Gesprächsbeginn ist weiterhin echt schwierig. Zur Zeit wird also wieder nur über Belanglosigkeiten oder Organisatorisches gesprochen.

Nachts bringt es natürlich nichts wenn ich mir so viele Gedanken über die Situation mit meiner Schwiegermutter mache und schon gar nicht wenn es um die Zeit nach der Geburt geht. Ich weiß doch gar nicht wie es wirklich sein wird. Außerdem ist ein Teil des Problems gerade sicherlich, dass ich einfach von mir selbst genervt bin und deshalb alles schwärzer sehe, als es ist. Aber in der Nacht kann ich mich schlecht wehren gegen all diese aufkommenden Gedanken.

Gestern habe ich meinem Mann erzählt, dass ich gerade Probleme mit dem Antrieb habe und auch was mich alles nachts beschäftigt. Wir saßen am Abend gemütlich am Lagerfeuer und da habe ich mich ihm anvertraut. Er hat mir ganz lieb zugehört und mir Ratschläge gegeben. Das hat dann zumindest dazu geführt, dass ich letzte Nacht durchgeschlafen habe. Einen richtigen Schlachtplan für die kommenden Wochen habe ich zwar noch nicht, aber die Stimmung heute ist zumindest schon besser.

Corona hat mich in dieser 22. Schwangerschaftswoche leider auch wieder mehr beschäftigt.
Zum einen hatte ich Kontakt zu meiner Chefin, die mir nochmal mehr Einblicke in die aktuelle Lage in meiner Klinik gegeben hat. Und das was sie berichtet hat, war wirklich erschreckend! Dann hat sie mir aber auch erzählt, dass sie im Mai versuchen wird ihre Abteilung wieder aufzumachen, evtl. in einem angemieteten Gebäude, damit es keine Durchmischung zu den Coronapatienten gibt. Die Mail las sich so, als würde sie fest mit meiner Rückkehr rechnen. Da habe ich dann doch bemerkt, dass mir bange wurde. Einerseits vermisse ich die Arbeit zwar total und bekomme zu Hause einen Lagerkoller. Andererseits gibt es dann ja doch unheimlich Berichte von erhöhter Frühgeburtlichkeit im letzten Schwangerschaftsdrittel durch Corona. Und selbst wenn unsere Abteilung komplett räumlich getrennt wäre, kann mir ja keiner garantieren, dass nicht irgendein Patient oder Mitarbeiter dann doch ansteckend ist. Den engen Kontakt zu meinen Mitmenschen, vor allem den Patienten, kann ich aber in meiner Tätigkeit als Ärztin gar nicht vermeiden. Da fühle ich mich zu Hause dann doch sicherer. Vielleicht ist meine Angst auch übertrieben, aber ich möchte auf keinen Fall etwas riskieren.

Zum anderen besteht nun bei meinem Papa Corona-Verdacht. Er hatte bereits vor einigen Wochen einen leichten Infekt mit Halsschmerzen. Er hat sich damals nicht testen lassen - hätten sie vermutlich auch nicht gemacht, bei dieser milden Symptomatik. Allerdings hat er seither bei Anstrengung immer Atembeschwerden. Deshalb war er am Freitag beim Röntgen seiner Lunge. Da hat man nun beidseitige entzündliche Veränderungen gesehen - somit besteht jetzt doch der hochgradige Verdacht auf Corona. Er wurde gestern getestet und steht unter Quarantäne. Sorgen mache ich mir im Moment nicht allzu große, da die Symptome ja doch schon seit Wochen da sind und damit hoffentlich bald verschwinden.

Am Anfang der Woche war ich allerdings schon kurz davor meine Eltern besuchen zu fahren. Die Einreisebestimmungen nach Österreich wurden etwas gelockert und ich vermisse die beiden schon sehr. Außerdem würden mich meine Eltern natürlich auch sehr gerne mal mit Bauch sehen - der letzte Besuch war im Januar! Beim genaueren Durchlesen der Einreiseregeln, habe ich aber dann doch feststellen müssen, dass ich meine Eltern noch nicht so einfach besuchen kann, da die Ausnahmen auf unsere Konstellation gerade nicht zutreffen. Jetzt mit den neuesten Erkenntnissen bei meinem Vater, bin ich ganz froh, dass ich nicht gefahren bin.

Nun aber auch noch zu den Ups dieser Woche!!!
Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass ich mit dem Baby schon kommunizieren kann. Das Kleine stupst manchmal wenn es wach ist, schon richtig gegen meine Hand auf dem Bauch und verfolgt diese auch. In einer schlaflosen Nacht, in der das Baby sehr aktiv war, haben wir das Spielchen sicher 20 Minuten gespielt. Dabei hatte ich den Eindruck, dass es dem Baby richtig Spaß macht. Die wilden Bewegungen wenn ich gestresst bin, mich zu lange in der Hocke befinde oder den Laptop zu nahe am Bauch habe, fühlen sich ganz anders an. Ich habe also den Eindruck auch die Stimmung meines Kindes schon ein bisschen spüren zu können.

Auch sind nun sämtliche Päckchen meiner Freundinnen mit Umstandskleidung angekommen. Davon passt mir zum Glück sehr viel. Online habe ich dann noch eine Bestellung mit langen Hosen und Sommerkleidern aufgegeben - da warte ich gerade noch gespannt auf die Lieferung.

Zusätzlich ist diese Woche zu meiner Freude eine vor längerem bestellte Hängematte eingetroffen. Seitdem ich nach dem Abi für ein halbes Jahr in Südamerika war, liebe ich Hängematten. Die gab es dort in fast jeder Unterkunft und ich habe es immer sehr genossen darin zu lesen. Seit dem Abi habe ich dann jedoch nie mehr so gewohnt, als dass man eine aufhängen hätte können. Jetzt wohnen wir aber in unserem neuen Haus und hier sollte das kein Problem mehr sein. Es braucht nun nur noch eine passende Aufhängung und dann kann ich endlich wieder in einer Hängematte chillen. Darauf freue ich mich wirklich schon sehr.

Tut mir leid, dass das jetzt so ein Roman geworden ist, aber es tat gut sich das Ganze von der Seele zu schreiben. Ich hoffe ihr verzeiht mir!

Euch allen eine schöne Woche!

Lina


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Dir alles Gute,

Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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