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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Anna

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

26. Schwangerschaftswoche

Die (werdenden) Väter.

Ein wunderschöner Muttertag.

Danke und Bitten an die (werdenden) Väter.

Nachdem meine Mama mir strahlend eröffnete, dass sie am Muttertag mit ihrer Freundin zu einem Erdbeerhoffest fährt, war klar das wir sie nicht besuchen. Ich freue mich für sie, wie sie sich mehr und mehr ihr Leben ohne Kinder gestaltet. Das letzte ist erst vor kurzem ausgezogen.

Ich hatte einen wunderschönen Muttertag. Ich habe ein riesiges Frühstück draußen auf der Terrasse von meinen Jungs und meinem Freund bekommen, einen Blumenstrauß und erinnert ihr euch noch an die leckeren Kekse, die der Ninja für sein Referat gemacht hatte? Davon hat er mir heimlich eine ganze Schale nur für mich gebacken. Hach ich hätte den Tag platzen können vor Liebe und Glück. Nachmittags waren wir noch bei der Mutter meines Freundes und haben abends leckere selbstgemachte Pizza gegessen. Es war rundum schön.

Nun wünsche ich aber allen Vätern und denen, die es gerade werden - vielleicht lesen ja ein paar mit?! - alles Gute zum Vatertag.

An meinen Vater habe ich eine Menge schöner Erinnerungen, die ich zu diesem Anlass (für mich) herausgekramt habe. Er ist leider schon gestorben als ich 12 war. Aber ich erinnere mich gerne an ihn. Er war Pastor und Krankenhausseelsorger. Er hat verschiedenste Menschen begleitet und mir Toleranz und Unvoreingenommenheit beigebracht. Das ein Obdachloser ein Mensch mit eigener Geschichte ist, das nicht jedes Betteln echt ist. Das man beim Bäume klettern auf morsche Äste achten muss, dass man im Restaurant nicht durch die Gegend rennt und man Zeit für sich braucht. Er schlief gerne lange und das Familienbett war nichts für ihn. Er schlief also getrennt von uns. Wenn er morgens dann wach und bereit war uns zu empfangen ließ er ein Bändchen runter. Dann durften wir sein Schlafzimmer stürmen, haben gemalt und Geschichten gehört. Am liebsten die, die er in der Kindheit erlebt hat.
Er nahm uns mit zu den Orten, wo es den besten Kakao gab, Honigbonbons beim Imker und hatte eine Freundin in „unserem“ Park, die immer mit einem Papagei auf der Schulter spazieren ging. Es ist so schade, dass er seine Enkel nicht mehr erleben kann. Er hätte großen Spaß an ihnen gehabt.

Die Väter sind ein so wunderbarer und wichtiger Ausgleich zu den Müttern. Beim Ninja merke ich jetzt zur Pubertät, wie der Papa an Wichtigkeit zunimmt. Ich bin froh, dass wir gegen viele Schwierigkeiten geschafft haben den Kontakt zu halten, sodass beide diese Zeit miteinander erleben können. Sie haben einen Umgang miteinander, den ich einfach nicht verstehe. Mittlerweile erkenne ich die Situationen und frage dann nur, bevor ich zurechtweise, ist das so ein Männerding? Dann nicken beide grinsend und ich nehme es hin.

Ich bin beeindruckt, wie der Schatz die Nusstorte erreichen und ablenken kann. Diesen Zugang finde ich nicht. Wie er mit ihm tobt - da muss ich weggucken, während der Kleine juchzt und „mehr“ brüllt. Und wie er ihm Geschichten vorliest und dafür sein Tun unterbricht, wenn der Kleine ihm strahlend ein Buch hinhält.
Neulich hat er ihm eine Erdbeere im Wohnzimmer versteckt. Die Nusstorte war wirklich ganz begeistert am Suchen und kam dann strahlend mit vollem Mund zurück. Wir konnten ganz in Ruhe Abendessen machen.

Die Väter sind so wichtig für die Kinder. Sie bilden die Abnabelung von der Mutter. Zeigen den Kindern eine etwas andere Welt. Eine Welt, die ohne Mama funktioniert. Ich weiß nicht, wie ich das richtig sagen soll. Natürlich braucht ein Kind seine Mama. Aber es ist auch wichtig für ein Kind zu lernen, wie und das es ohne Mama geht. Und das das toll sein kann. Das mag ich als Mama garnicht gerne hören, aber ich sehe wie gut den Kindern das tut, wenn sie mal nur Zeit mit dem Papa haben. Wie anders es sie wachsen lässt. Wie der Papa in seiner Rolle sicherer und gefestigter wird. Und den Müttern so nun einmal auch die wichtigen Auszeiten beschert.

Ich glaube es war sehr gut, dass ich die ersten Tage nach der Geburt brav im Bett geblieben bin, mich erholt und aufs Stillen und essen konzentriert habe und der Papa das Baby gewickelt und umgezogen hat. So konnte er auch hier sicher werden, ohne das ich ihm über die Schulter gucke. Die Hebamme hat ihm während ihrer täglichen Besuche geholfen, Fragen beantwortet und hilfreiche Handgriffe gezeigt.

Auch wenn es uns schwer fällt, weil wir sind nunmal die Mama, sollten wir den Papas die Möglichkeit geben Zeit alleine mit dem Kind zu haben. Eigene Erfahrungen und Fehler zu machen.
Und Mama und Papa dürfen Dinge auch unterschiedlich machen. Klar ist eine gemeinsame Grundlinie gut, aber Kinder können da sehr schnell unterscheiden und merken, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt. Bei mir hieß das dann: „Das ist eine Papasache“ damit war das klar.

Papa werden stelle ich mir nicht leicht vor. Ich zumindest bin sehr gefangen von den ganzen Veränderungen, die die Schwangerschaft mit sich bringt, beschäftige mich gerne mit den Fragen um Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung. Für die Männer ist dies jedoch erstmal garnicht greifbar. Ich stelle mir das schwierig vor, dass sich nichts sichtbar verändert, die Partnerin aber schon. Lange bevor irgendetwas von der Schwangerschaft für den Mann sichtbar oder spürbar ist.

Ich jedenfalls bin tief beeindruckt mit welcher Gelassenheit und Geduld mein Schatz meine nun schon über zwei Jahre (Schwangerschaft, Wochenbett, Stillzeit, neue Schwangerschaft) andauernden Gefühlsachterbahnen, körperlichen Veränderungen und meine Einschränkungen mitmacht, begleitet und unterstützt. Manche mögen jetzt denken, ja das ist ja wohl das Mindeste. Wir Frauen bekommen schließlich das Kind. Selbstverständlich finde ich das aber überhaupt nicht! Ich finde mich manchmal selber echt anstrengend. Und planen kann man das auch nicht, wie man als Schwangere dann ist. Oder als Wöchnerin. Oder als Neumama. Oder als Stillende.

Er kann nicht viel machen, mir nicht viel abnehmen. Er kann mich nur von außen unterstützen, meine Launen ertragen, oder mich darauf hinweisen, dass ich alle anranze, wenn ich es mal nicht merke. Er kann mir nachts um elf einen Cheeseburger holen oder merken, das ich mich wieder heimlich zum Heulen zurückgezogen habe und mich in den Arm nehmen. Oder mich aufs Sofa zitieren, wenn er merkt, dass ich mich wieder übernehme, weil ich die Einschränkungen leid bin und selber das Abendprogramm mit Essen machen und den Kindern zu übernehmen.
Und dafür ist er mein Held!

Ich stelle es mir sehr schwierig vor als Mann während der Geburt kaum etwas tun zu können. Sondern aushalten und abwarten zu müssen, während die Frau ganz damit beschäftigt ist das Kind zu gebären. Ach liebe Männer, ihr ahnt ja nicht wie hilfreich eure bloße Anwesenheit sein kann. Ihr seid der bekannte Ruhepol um uns. Derjenige der uns und unsere Wünsche verteidigen muss, wenn wir es nicht können.

Aber bitte, auch wenn ihr nicht viel tun könnt. Traut uns doch bitte zu die Geburt zu schaffen! Nur weil ihr vielleicht Angst habt, oder die Geburt geplant und kontrolliert ablaufen lassen wollt, macht uns nicht unseren Geburtswunsch kaputt. So oft habe ich gehört, dass die Frau zuhause oder im Geburtshaus gebären wollte, aber der Mann in die Klinik wollte. Wir können das! Seit Jahrtausenden. Und wir brauchen dafür keinen Arzt der dran zieht, panisch auf die Uhr guckt oder uns nicht ernst nimmt oder einen wilden Medikamentencocktail. Das kann unser Körper alles selber in Zusammenarbeit mit dem Baby. Und da gehören eben die Schmerzen als Wegweiser und Helfer dazu. Wir haben den ganzen Medikamentencocktail schon abrufbereit in uns in Form von Hormonen. Er wartet nur auf seine Aktivierung. Und diese wird durch äußere Einflussnahme gestört und nicht unterstützt.
Und auch wenn alles ganz natürlich abgesprochen war und wir dann eine PDA wollen. Oder doch ins Krankenhaus möchten. Dann muss das gemacht werden. Dann ist es nicht eure Aufgabe, mit uns zu diskutieren, sondern den Anästhesisten herzupfeifen oder das Auto vorzufahren.
Die Frau gebiert das Kind. Die Frau muss die Eingriffe vornehmen lassen, verarbeiten und damit leben. Die Frau sollte entscheiden, wo und wie sie das Kind zur Welt bringt. Und der Mann sollte der Unterstützer an ihrer Seite sein.
Wir Frauen können das mit dem Kinder gebären. Traut es uns zu. Lasst uns das machen. Stellt eure Angst in den Hintergrund. Informiert euch und beschäftigt euch einmal mit der natürlichen Geburt. Unterstützt uns und staunt was wir leisten können.

Nächste Woche kommt die Hebamme wieder. Ich muss noch überlegen, ob ich den Zuckertest machen möchte. Es gibt wieder viel Neues zum Stillen, der Schwangerschaft und Fragen um die Geburt. Doch dazu nächste Woche mehr. Sechs Wochen noch bis zum Urlaub/Mutterschutz.

Eine schöne Woche wünsche ich euch,
Eure Anna

Tagebuch Anna



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In diesem Beitrag geht's um:

Rolle der Väter, Unterstützung für die Geburt