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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Sibylle

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

36. Schwangerschaftswoche

Restless Leg Syndrom

Restless-Legs-Syndrom, wir bekommen schon wieder tierischen Familienzuwachs und wie soll's weitergehen?

Liebe LeserInnen,

ich mach mal wieder die Nacht zum Tag und nachdem ich jetzt eine ganze Stunde versucht habe, neben Rob einzuschlafen, sitze ich doch wieder alleine als Nachteule im Haus. Und da es wunderbar ruhig ist und mir eh tausend Gedanken durch den Kopf gehen, kann ich einige davon auch gleich mal zu „Papier“ bringen und mein Tagebuch der letzten Tage schreiben.

Es wird ja langsam zum Dauerthema, aber die Schlaflosigkeit macht mir nach wie vor zu schaffen. Abgesehen davon empfinde ich diese Schwangerschaft als sehr normal und habe ich eigentlich keine größeren Probleme. Mein Blutdruck ist super, Eisen- und Blutwerte im Normalbereich, keinerlei Wassereinlagerungen, „normales“ Sodbrennen... ich bin mir nicht sicher, ob ich Euch schon geschrieben habe, dass ich unter „Restless Legs Syndrom“ leide. Meine Fusszonenreflexzonen-Therapeutin erwähnte dies als Erste, nachdem ich ein paar meiner Symptome beschrieb und die Recherche hat ergeben, dass dies tatsächlich so ist. (Ich habe gerade mal im Internet geschaut – im deutschen wird es tatsächlich genauso oder auch Wittmaack-Ekbom-Syndrom genannt.)

Bei Wikipedia wird das treffend so umschrieben: „Das RLS verursacht in Zuständen der Ruhe bzw. Entspannung in den Beinen und/oder Füßen (seltener auch in den Armen und/oder Händen) ein Ziehen, Spannen, Kribbeln, Schmerzen oder andere als unangenehm empfundene Gefühle. Diese Missempfindungen führen bei den Betroffenen zu dem unwiderstehlichen Drang, sich zu bewegen, die Muskeln anzuspannen oder zu dehnen. Die Beschwerden treten meistens – aber keineswegs ausschließlich – am Abend oder in der Nacht bei ruhigem Sitzen oder Liegen im Bett auf[...]“.
Es wird geschätzt, dass bis zu 10% der Bevölkerung hierunter leidet – Wahnsinn! Und oft ist das RLS leider einhergehend mit dem dritten Trimester einer Schwangerschaft – da pass ich ja wunderbar ins Schema. Leider kann aufgrund der Schwangerschaft (medikamentös) aber nicht besonders viel gemacht werden. Die Schlaftabletten, die mir die Schwangeren-Hotline empfohlen hat, sind im Grunde genommen ein herkömmliches Antihistamin – und die Einnahme von Antihistaminen kann die Symptome des Restless-Legs-Syndroms auslösen und verstärken. Dass durfte ich in der Nacht vom Montag auf Dienstag schmerzlich erfahren – denn nachdem ich vollkommen entnervt eine Schlaftablette genommen habe, war ich zwar nach Einsetzen der Wirkung völlig baff und müde – hatte aber dermaßen Schmerzen in den Beinen und vor allem Hüften. So hab ich mich dann um 1Uhr morgens weinend vor Rob’s Bettseite wiedergefunden und ihn wach gemacht, damit er meine Beine massieren und mich beruhigen konnte... Ich habe ja schon sehr gezögert, diesen Schritt zu machen, aber letztendlich schlag ich mich seit Wochen alleine Nachts hier mit diesen Begleiterscheinungen der Schwangerschaft rum und da ist ein bisschen massieren – auch wenn es Nachts um 1 Uhr ist – sicher okay für den werdenden Vater!

Vielleicht findet die eine oder andere Schwangere unter Euch sich in diesen Zeilen wieder – mir waren all diese Zusammenhänge und Auswirkungen jedenfalls noch nicht klar. Dass man vor allem an Ende der Schwangerschaft schlecht schläft, ständig für 1ml Urin auf die Toilette rennt – ja, dass war zu erwarten und kenn ich schon. Aber diese Ausmaße der Einschlafstörung waren mir völlig neu. Den Vogel hab ich wohl in der Nacht vor meinem letzten offiziellen Arbeitstag am Donnerstag abgeschossen: Endlich gegen 3:30 Uhr eingeschlafen, war Finjas ab 5:45Uhr wach und hat nach mir gerufen. Macht 2:15 Stunden Schlaf, seinen Sohn kann man ja nicht so lange ignorieren und dann fertig machen, zur Kita fahren, dann 1 Stunde zur Arbeit, arbeiten, 1 Stunde zurück... Ihr könnt Euch denken, wie’s in mir aussah!

In manchen Nächten habe ich es als entspannend und hilfreich empfunden, heiß zu duschen. Gestern Nacht habe ich mir dann zur Abwechslung zur Dusche (bisheriger Rekord: ein Mal um 23Uhr und dann nochmal um 2Uhr duschen...) gegen 2:30 morgens eine heisse Wanne eingelassen. Unsere Wasserrechnung wird mein letztes Trimester mit Sicherheit widerspiegeln!

Ich muss sagen, dass ich aus mehreren Gründen sehr sehr froh bin, in dem Spezialprogramm der Hebammenbetreuung zu sein. Letzte Woche Mittwoch rief mich meine Hebamme ganz außer der Reihe an, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Das würde ein normaler Frauenarzt ja eher nicht tun. Und sie hatte auch die Ergebnisse des Ultraschalls der 34. SSW vorliegen. Wir werden am kommenden Mittwoch näher darüber reden, aber sie deutete an, dass aufgrund einer Kombination aus meinen Schlafstörungen und vor allem auch dem sehr guten Wachstum, dass unsere „Kleine“ vorlegt, ein früheres Einleiten der Geburt möglich wäre. Dabei spielt natürlich medizinisch eine Rolle, wie weit mein Körper ab der SSW 38/39 für die Geburt bereit ist. Denn auch aus medizinischer Sicht könnte es aufgrund des Größenwachstums für eine 1-2 Wochen frühere Geburt sprechen. Ab der SSW 37 spricht man hier in Australien von einer „fertigen“ Schwangerschaft und wird medizinisch nicht mehr gegen eine „Frühgeburt“ interveniert. Dann ist das Baby sozusagen versandtauglich. (Warum es dennoch nicht mit der nahtlosen Lieferung durch den Storch klappt, konnte mir bisher noch niemand erklären.)

Ich habe verschiedene Gedanken hierzu – Für und ein wenig Wider.
Natürlich möchte ich endlich wieder mal ordentlich schlafen können – nichts lieber als das! Und ja, ich werde versuchen, zu stillen und dadurch wird es zu unregelmässigen Schlafrhythmen kommen... aber immer noch besser als jetzt. Verlockend auch der Gedanke an Schlaf auf dem Bauch – himmlisch! Die Eventualität, dass das Restless-Leg-Syndrom mit Ende der Schwangerschaft auch verschwindet – noch besser!

Aber andererseits empfinde ich es auch ein wenig als komisch, der „Natur“ ins Handwerk zu greifen. Denn irgendwie ist es das ja. Und glaubt mir, ich bin jetzt nun wirklich nicht diejenige, die drogenfrei durch eine Geburt gehen muss. Wenn die Schmerzen zu dolle werden, dann werde ich mit Sicherheit alle mir zur Verfügung stehenden Mittel bis hin zur PDA ausnutzen. Rob und ich saßen neulich in der Küche und haben auf dem Kalender mal nachgeschaut, wann denn unsere SSW 39 ist, was für Termine wir da haben, was noch alles ansteht, wie er denn mit seinem Job frei machen kann, wie wir Finjas unterbringen etc. Im Grunde genommen könnten wir uns so auch ein „Geburtsdatum“ für unsere Tochter aussuchen – ein bisschen wie bei einem Kaiserschnitt. Da weiß man ja auch, wann es losgehen wird. Da wird die Geburt schon fast ein militärisches Manöver!
Ich werde all dies mal mit meiner Hebamme am Mittwoch besprechen und dann können wir in Ruhe eine Entscheidung treffen.

Auf meiner internen „Ideenliste fürs Internetagebuch“ steht schon seit Wochen, dass ich Euch berichten wollte, dass mein Bauch dieses Mal überhaupt gar nicht juckt... Hätte ich wohl mal bis letzte Woche berichten sollen, denn seit 2 Tagen mach ich einem verlausten Hund alle Ehre! Mein Bauch und zum Teil jetzt auch meine Brüste jucken und ich komm mit dem Eincremen gar nicht hinterher. In meiner ersten Schwangerschaft hat dieser Juckreiz schon viel früher, so Mitte der „Zwanziger SSW’s“ eingesetzt. Ich habe eine gute, organische (so organisch wie Cremes sein können...) Körpercreme gefunden und die hilft da ein wenig. Aber ist ja auch logisch – wenn man sich mal wirklich überlegt, wie sehr die Haut sich ausdehnt und nicht platzt! Der weibliche Körper ist ein Wahnsinn (gut, der männliche auch, denn bei zuviel Bierkonsum steht der Bierbauch unseren Babykugeln ja in nichts nach...)! Von Schwangerschaftsstreifen wurde ich während der ersten Schwangerschaft verschont und auch bisher (*Holzklopf*) habe ich noch keine entdeckt. Aber das hat meiner Meinung nach soviel mit Genetik und Veranlagung zu tun und wesentlich weniger damit, ob ich Euro 5 oder 55 für eine „Anti-Schwangerschaftsstreifen-Creme“ in der Drogerie ausgebe und mir die Bauchdecke dünn rubbel.

Was gab’s sonst noch? Der Garagenausbau geht mit Riesenschritten voran und heute hat Rob den Unteranstrich des gesamten Zimmers abgeschlossen. Jetzt müssen wir uns noch auf eine Wandfarbe einigen. (Wart Ihr mal im Baumarkt und habt nach einem neutralen, warmen Weiß geschaut? „Welche der 100 verschiedenen Weißtöne hätten Sie denn gerne?!“) Dann können der Fussboden und die Fenster geputzt werden und eine vorläufige Einrichtung als Büro- vorgenommen werden. Den richtigen Fußboden und den großen Einbauschrank lasse ich erst im Oktober/November vornehmen. Wir müssen uns finanziell, zeitlich und emotional nicht weiter stressen, als notwendig. Auf jeden Fall sind wir mächtig stolz auf unseren neuen Raum, der wunderbar lichtdurchflutet ist und eine fließende Verbindung mit unserer vorderen und hinteren Terrasse bildet. Ich denke, in 2 Wochen haben wir alles soweit fertig.

Und ich bin jetzt offiziell in meinem selbst verordneten Mutterschutz! Am Donnerstag hatte ich meinen letzten Arbeitstag und meinen Abschiedskuchen hatte ich schon am Dienstag kredenzt. Da ich in der IT Industrie und in einem männlichen Entwickler-Umfeld arbeite, war mir schon klar, dass dieser Abschied eher sehr unemotional ausfallen würde. (Hoffentlich trete ich jetzt hier keinem auf die Füße... ups, schon passiert!) Aber so Mutterschutzausstände mit kleiner Rede vom Chef, nem Glaeschen Sekt, Häppchen, Kuchen und einem Abschiedsgeschenk für die werdende Mutter - so richtig gibt es diese Tradition hier nicht. Zumindest habe ich von niemandem je so etwas gehört. Bei mir lief das eher so ab [IT Entwickler zu mir] "Oh, wo Du schon mal Deinen Schreibtisch saubermachst - wenn Du fertig bist, kannst Du ja mal in unser Zimmer kommen und weitermachen..." und "Warum steht denn hier ein Kuchen rum - na egal, ich nehm mir mal ein Stück."! Im August werde ich jetzt noch bis zur Geburt 16 Stunden von zu Hause aus arbeiten und dann nur nach Bedarf und persönlichem Empfinden. Einer meiner Kollegen meinte dann auch noch, ob ich denn in 3 Monaten wieder da sei - den Zahn konnte ich ihm glaubwürdig ziehen! Ich habe mich noch nicht festgelegt, aber bis die Kleine mindestens 6-7 Monate alt ist, bleibe ich auf jeden Fall zu Hause. Danach schau ich mal, ob ich einen Krippenplatz bekomme (zu dem Zeitpunkt sollten wir schon 1 3/4 Jahre auf der Warteliste stehen...) und ob ich dann vielleicht für 1-2 Tage zurückgehe. Aber ganz ehrlich - soweit in die Zukunft mag und kann ich überhaupt gar nicht denken. Dafür werden die Ereignisse der kommenden Wochen und Monate viel zu spannend, unvorhersehbar und großartig werden!

Am Mittwoch werde ich mit meiner Schwiegermutter und Finjas (so er denn solange durchhält, normalerweise ist ja 19 Uhr Schlafenszeit) zu einem Konzert des Watoto Kinderchores gehen. Dies ist ein Kinderchor von ugandischen Kindern und die Watoto Organisation wurde Anfang der 1990 von einem amerikanischen Missionar ins Leben gerufen. Der Ansatz ist sicherlich den SOS Kinderdörfern, oder World Vision sehr ähnlich – verwaisten oder vernachlässigten Kindern vor allem in der dritten Welt oder Schwellenländern ein zu Hause und eine Zukunft zu bieten. Bekannte haben in einem der Watoto Dörfer in Uganda einen freiwilligen Hilfseinsatz geleistet und schwärmen von diesem Kinderchor. Deswegen bin ich sehr gespannt, wie es denn wird!

Und dann können wir den Einzug von „Mouldy“ (auf deutsch nur halb so ansprechend, „schimmelig“) – und somit der Komplettierung unserer Wellensittichfamilie – verkünden. Gestern bin ich zufällig an unserem Tierladen vorbeigekommen und entgegen meiner Vorsätze, dort keinen Vogel zu kaufen (weil sie ja meinen zuerst Ausgewählten trotz “Vorreservierung“ einfach verkauft hatten) habe ich „nur mal geschaut“. Wobei "Nur mal schauen" bei Frauen ja meistens eine andere Bedeutung als bei Männern hat! Und tatsächlich hatten sie gerade frische kleine Baby-Wellensittiche bekommen, von denen mir 2-3 gefielen. Als ich wieder zu Hause war, habe ich Rob vom Streichen abgehalten (würde ich ja sonst nie tun!) und wir sind kurz vor Ladenschluss noch mal in den Tierladen. Als ich ihm den Wellensittich mit der ungewöhnlichen Colorierung eines violett/weißen Marmorkuchens zeigte, meinte er nur, der würde ja aussehen, als ob er voller Schimmel („mould“) sei. Und ich könnte ihn mitnehmen, aber nur, wenn wir ihn „Mouldy“ nennen. So kam „Mouldy“ gleich mit nach Hause und er und unsere Wellensittich(in) „Lily“ verstehen sich super! Es ist schon erstaunlich, wie positiv sich ein Artgenosse gleich auf Lily’s Wohlbefinden auswirkt – sie ist viel fröhlicher. Ich habe jetzt auch das Zähmen begonnen und Finjas findet es spitzenmäßig, wenn ich einen Wellensittich in der Hand habe und durch meine Hände „gleiten“ lasse!

So, der Bericht ist schon wieder super lang geworden. Mir fallen noch etliche Dinge ein – aber ich hab ja noch ein paar Berichte Zeit, bevor dieses Tagebuch zu Ende geht! Denk ich jedenfalls!

Für alle Bücherwürmer unter Euch, die mal einen heiteren Ansatz zu all den Schwangerschaftsratgebern lesen möchten, kann ich folgendes Buch empfehlen: „Beim ersten Kind gibt's tausend Fragen: Alles, was Ärzte nicht sagen, Männer nicht wissen und nur die beste Freundin verraten kann“ von Vicki Jovine, Alexandra Messerer, und Sabine Walter. Ich hab’s auf Englisch gelesen („A girlfriends guide to pregnancy“) und zwischen Lachtränen und entsetzten „Oh nein, nicht das auch noch“ Ausrufen geschwankt!

@Gerd und Anja: Danke für Eure Fragen und Kommentare. Ich habe Euch beiden eine längere Antwort unter meinen letzten Bericht geschrieben, falls Ihr dort noch mal nachlesen möchtet!

Ich wünsche Euch eine wunderbare Sommerwoche – zumindest in Berlin soll es derzeit schön heiß sein!

Der Kugelbauch namens Bella



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Kommentare von Lesern:

Bella, Downunder04.08.2009 03:11

Hallo Maenners!
Ich glaube, ich bin die erste Online-Schwangere, die gleich 2 Antworten von Maennern bekommen haben! Danke! Find ich super! Brauchen wir mehr davon!

Ich nehme schon Magnesium/Calcium Tabletten und versuche, auch ansonsten den Regeln zu folgen... kein Kaffein etc. Ih trink ja keinen Kaffee, aber im Moment hab ich so einen echten Durst auf Coke...

Liebe Gruesse und Danke,
Bella

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Gerd. Norddeutschland03.08.2009 20:07

Hallo Bella,

danke für die lange Antwort unter dem letzten Bericht. Zu Namen, die auf deutsch und englisch gleichermaßen gut gehen, gehört sicher NICHT das hier inzwischen so beliebte "Lasse". Auf deutsch kein Problem, aber auf englsich wird "Lässie" draus. Ich sage nur "Wuff"! :-)

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Albert, Niedersachsen03.08.2009 18:32

Restless Legs in der SS: Magnesiumtabletten schaffen zumindest Linderung. Zum Beispiel Verla.

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