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Baby-Tagebücher von Marisa

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

14. Woche

Ist das Urlaub?

Wahnsinn im Restaurant: Wenn absolut nichts nach Plan läuft.

Wir gehen essen. Nicht täglich, aber überwiegend. Im Urlaub gibt es überall leckere Speisen, die wir probieren möchten. Supermarktbesuch, kochen und hinterher noch aufräumen ist stressig und trägt nicht zur Erholung bei. Außerdem wechseln wir alle paar Tage die Location. Da will ich nicht auch noch Nahrungsmittel umher fahren und auf die Kühlkette Rücksicht nehmen.

Essen mit Kindern ist immer eine Herausforderung, egal wo. Das Baby hat meistens immer dann Hunger, wenn die heiße Speise auf dem Tisch steht. Das Kleinkind hat einen bestimmten Wunsch, den man nie haargenau erfüllen kann, und dann folgt ein kleiner Wutausbruch. Zwischendurch muss irgendjemand auf Toilette und es fällt etwas runter und zerbricht entweder in tausend Stücke, oder ergießt sich, heiß oder kalt, auf Mensch und Umgebung.

Wir sitzen in Piran an der slowenischen Reviera auf einem pittoresken Platz im italienischen Stil. Einer der heißesten Tage unseres Urlaubs - bisher. 35 Grad im Schatten, alles klebt, wurde mehrfach angeschwitzt und nun, am Abend, ist es ohnehin egal. Denn allen hier geht es so. Niemand sieht mehr frisch aus. Einige wenige Touristen haben fürs Abendessen geduscht, die meisten haben es gelassen und kommen direkt vom Meer.

Smilla sitzt im weißen Plastik-Babystuhl von Ikea und sagt zu spät, dass sie mal muss. Gut, dass es nur dieser Billig-Stuhl aus Kunststoff ist, denke ich. Wir rennen trotzdem auf die Toilette, denn da kommt noch mehr. Das Klo ist winzig, Smilla piselt, ich trage sie hin und zurück, denn sie trägt keine Schuhe und es ist etwas dreckig im Örtchen.

Ich schwitze. Kaum verlassen wir das Restaurant und steuern wieder auf den Platz auf den Platz zu, höre ich ein wütendes Babygeschrei. Jeppe eskaliert im Kreis. Tim schaukelt das heulende Kind und wartet auf mich, denn ich habe das einzige, was jetzt hilft: Brüste. Ich wische mit Feuchttüchern den Ikea-Stuhl sauber, Tim schaukelt weiter, Smilla heult jetzt auch. Noch immer keine Apfelschorle, außerdem zu wenig Aufmerksamkeit. Smilla bekommt eine neue Hose, zurück in den Stuhl, Glas in die Hand, Jeppe an die Milchbar - Ruhe kehrt ein. Doch die währt nur äußerst kurz, denn schon fliegt das Glas über den halben Tisch und wird vom Brotkorb abgebremst. Die Hose hatte sie ungefähr zwei Minuten an. Jetzt ist sie nass und klebrig. Auch sie wandert zu den anderen ins Wetbag. Wir hatten fünf Garnituren Wechselwäsche, das hier ist die letzte. Toitoitoi. Tim muss an der Theke bestellen, unterdessen blubbert es in der Windel. Die letzten Feuchttücher habe ich gerade für den Ikea-Stuhl vergeudet. Mist! Die Toilette kenne ich schon, Wickelplatz sowas von Fehlanzeige. Aber den brauche ich auch nicht, denn erstmal muss der nackte Jeppe unter den Wasserhahn. Denn anders kommt das nicht wieder in Ordnung. Als er merkt, was ihm blüht, beginnt er zu weinen, was schnell in ein empörtes Schreien übergeht. Natürlich gibt es
nur kaltes Wasser, es riecht übel und die Säuberungsposition ist alles andere als gemütlich. Ich klipse den Schnuller am Body fest, damit der nicht im Getümmel auf den Boden und die Brühe rund um die Toilette fällt. Es ist zwar recht dunkel, aber dennoch lässt sich erahnen, dass alles nicht sichtbare ziemlich eklig ist. Der Clip schnappt zu, Jeppe jault auf. Hinter dem Bodystoff habe ich ein Stück Babyspeck erwischt. Ich schwitze, langsam fühle ich mich etwas überfordert. Mit gewindeltem Baby ohne weitere Kleidung verlasse ich schweißnass abermals das Restaurant. Ich flüchte zu unserem Tisch und merke, wie einige Leute gaffen. Diejenigen mit Kindern schauen wissend, die anderen eher peinlich berührt. Jeppe bekommt den einzigen Body der noch übrig ist. Der ist zwar etwas feucht vom Strand, aber immerhin nicht anderweitig dreckig.

Smilla isst mit den Händen, aber diese Diskussion schaffe ich heute nicht mehr. Da sie sich ohnehin hauptsächlich die Pommes frites einverleibt, ist das auch egal. Jeppe will auf meinem Schoß sitzen, andere Positionierungsangebote lehnt er ab. So esse ich einhändig, merke, dass mein BH vom Stillen noch offen ist und fühle, wie die sanfte Brise mir den Schweiß auf der Stirn trocknet.

Auch das ist Urlaub!

Wenig später tobt Smilla mit ihrer neuen Freundin Miriam aus Linz vom Nebentisch über das mittelalterliche Pflaster. Dabei futtert sie Pommes vom Boden und erzählt von ihrem spitzen Tag mit Eiscreme, Stand und Mama, Papa und Baby Jeppe. Unsere Tochter fand es super. Ich beschließe für den kommenden Tag, nicht mehr so viel zu schimpfen. Sie ist zwei Jahre alt und macht das alles ganz toll.

Beim Abschied von Miriam kullern dicke Tränen. Das war Smillas erste Urlaubsfreundin. Wären sie älter, würden sie jetzt Nummern austauschen, sich bei Instagram folgen und beteuern, dass man sich sicher in den nächsten Ferien besuche.

Am Abend erzählt mir Tim, dass auf dem hübschen Platz im malerischen Piran eine Frau saß. Sie hatte einen Platz im selben Restaurant und las ein Buch: Vom Glück alleine zu sein.

In der Situation wäre das sicherlich kurz nett gewesen. Allein dort sitzen, sich einen Aperitif bestellen, etwas lesen, den Blick in die Ferne schweifen lassen... Jetzt gerade sitze ich auf einer sonnenbeschienenen Terrasse im slowenischen Kostel ganz im Südosten des Landes. Hier leben, verteilt auf 54 Ortschaften, weniger als 700 Menschen. Das Weinlaub raschelt im Wind, mein Earl Grey schmeckt köstlich, die Kinder halten seit zwei Stunden Mittagsschlaf und am Nachmittag machen wir eine kleine Wanderung zum nahegelegenen Wasserfall. Ruhe und Frieden können wir nämlich auch!



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In diesem Beitrag geht's um:

Restaurant, Urlaub, Stress, Geschrei, Unfall, Road Trip, Elternzeit, Reise