Von den ersten Restaurantbesuchen und Busfahrten, der U1 und Annas Entwicklung – Köpfchen heben ist angesagt.
Hallo ihr Lieben,
diese Woche gab es wieder ein paar erste Male für Anna und mich: Restaurantbesuche, Busfahrten und Sightseeing.
Wir waren am Montag das erste Mal zusammen mit den Großeltern im nahen Einkaufscenter. Dort haben wir auch zu Mittag gegessen – das erste Mal im Restaurant. Zuerst hieß es, ich solle den Kinderwagen im Eingangsbereich lassen. Ich bedeutete, dass Anna noch nicht sitzen könne und vielleicht etwas überrumpelt ließ uns die Bedienung doch an einen Tisch. Ich reichte ihr dann Stuhl Nummer vier um Platz für den Kinderwagen zu haben. Gegen Ende unseres Essens wollte Anna dann auch Mittag machen und ich ging schon mal los Richtung Stillraum, den dieses Center glücklicherweise hat. Alles gut.
Mit Kleinkindern Essen gehen, wie mit meiner Nichte im Frühjahr, ist in Japan sehr gut möglich. Oft haben die Restaurants auch Kindergeschirr und -besteck, das sie einem gleich bringen. Ob man aber mit Baby und großem Kinderwagen auch ein gern gesehener Gast ist? Ich erinnere daran, dass sich die Japaner ja gestört fühlen, wenn man in der Öffentlichkeit stillt. Also muss man immer bedenken, wohin man sich zum Stillen verziehen kann.
Bei unserer ersten Sightseeingtour zum silbernen Pavillon, Ginkakuji, stillte ich auf der Toilette, nicht schön, aber ok. Als wir mittags ein Restaurant suchten, hatten wir richtig Glück. Die Karte eines kleinen Cafés fand ich sehr ansprechend, guckte durch die Tür und sah einen Mann mit Kind in der Trage vor dem Bauch. Tatsächlich war es der Besitzer und Koch und wir wurden gern mit Kinderwagen empfangen, Anna freudig bewundert. Das Baby der Besitzer ist sechs Monate alt und hatte hinter unserem Tisch ein Gitterbettchen. Wir waren die einzigen Gäste und ich wunderte mich, wie das Café überleben könnte. Aber die Besitzer erzählten, dass sie schon zwei Jahre dort wären. Ich habe mich richtig wohl gefühlt dort mit Baby. Ich denke, das war nicht mein letzter Besuch, zumal es nicht weit von der Uni ist, wo mein Mann arbeitet.
Samstagabend versuchten wir unser Glück erneut. Das erste angesteuerte Restaurant hatte leider keinen Tisch mehr frei, wir hätten reservieren müssen. Bei einem anderen hatten wir dann Glück und Anna schlief zu meiner Freude die komplette Zeit. Gleich am Sonntag „trainierten“ wir weiter. Wir waren im botanischen Garten und wollten danach in der Nähe essen gehen. Diesmal hatte Anna genau dann Hunger, als wir vor dem Restaurant ankamen. Wir mussten eh noch warten und vor dem Restaurant waren dafür ein paar Bänke. Kurzerhand diente der Wickelrucksack als Stillkissen, der Kinderwagen und mein Schal als Sichtschutz und Anna konnte trinken. Als ein Tisch frei wurde für uns, war es bereits Zeit für das unverfängliche Fläschchen. Sie war glücklich, wir waren glücklich.
Das Busfahren hatte ich mir erst gar nicht zugetraut mit unserem für hiesige Verhältnisse sehr großen Kinderwagen. Zu den Stoßzeiten und auch bei Regen sind sie zudem sehr voll. Ich dachte, die anderen Passagiere würden mich mit Blicken töten, weil ich so viel Platz einnehmen würde. Die Busse sind eng und wenig geräumig. Oft haben sie innen noch Stufen zu den hinteren Sitzen. Auch das System ist umständlich mit Kinderwagen: Man steigt in der Mitte ein, muss aber vorne beim Fahrer aussteigen und auch bezahlen, ein enger Durchgang. Unterwegs mit meinen Eltern und meinem Mann konnte ich ihnen meine Karte geben. Sie sagten vorne „Babycar“ und ich konnte hinten aussteigen. Irgendwann muss ich das wohl auch alleine hinbekommen oder Anna in der Trage mitnehmen.
Apropos, ich habe eine Babytrage, die ich bereits jetzt nutzen kann, aber Anna ist da nicht zu jeder Zeit glücklich. Im Moment kann ich sie auch noch nicht sehr lange tragen, weil ich noch recht schnell mein Becken unangenehm spüre. Die Wochenbettzeit ist ja noch nicht um. Im Kinderwagen scheint sie sich meist ganz wohl zu fühlen. Klar, nach einiger Zeit will sie Abwechslung, Körperkontakt und was sehen.
Inzwischen hält sie ihr Köpfchen schon für ein paar Sekunden und trainiert das immer wieder selbst auf dem Arm. Ab und zu habe ich Anna auch auf den Bauch gelegt, also auf ihrer Spieldecke, weil ich das als Idee bei Vlogerinnen gesehen habe und „man das halt so macht“. Dabei kam mir dann schon mal der Gedanke, ob das normal ist, weil sie sich ja von selbst noch nicht in diese Position bewegen kann. Aber was kann sie momentan schon von selbst. Es gibt ja so viele Fragen und Themen … . Gerade habe ich eine Seite über freie Bewegungsentwicklung entdeckt, hoffentlich finde ich die Zeit zu lesen.
Zur Entwicklung gibt’s noch von der U1 zu berichten, die war genau zu ihrem 1-Monats-Geburtstag. Wieder begleitete mich meine deutsche Freundin und diesmal erwartete uns auch wieder die Hebammenschülerin, die Anna auf die Welt geholfen hatte, und war auch bei den Untersuchungen dabei. Anna ist fünf Zentimeter gewachsen, ebenso der Kopfumfang. Gewichtsmäßig hat sie gut aufgeholt und liegt völlig im Rahmen. Auch die Ärztin war ganz zufrieden mit ihr. Am selben Tag hatte ich nun den letzten Termin bei der Stillberatung auf der Geburts- und Wöchnerinnenstation. Hier gab es keine neuen Erkenntnisse. Weiterhin trinkt Anna nicht allzu viel an der Brust, wird dabei schnell müde. Ob sie vielleicht schon gelernt hat, dass sie danach die leicht zu trinkende Flasche bekommt? Die Hebamme meinte, Babys seien manchmal schlauer, als man denke, sie könne sich das schon vorstellen. Ob schwierigere Sauger helfen könnten? Ausprobieren.
Ich könnte weiter kommen zur Beratung, ab dem nächsten Termin mit Bezahlung, ob ich das wolle. Da ich bisher jedes Mal die Hilfe meiner Freundin in Anspruch genommen hatte (Auto und Übersetzung) und das nicht zur Dauerlösung machen will, will ich mir lieber was in meiner Nähe suchen.
Abschließend hatte ich noch einen Termin für mich. Die Rückbildung der Gebärmutter ist gut und ich „darf“ wieder baden. Das sollte man laut Krankenhaus nämlich erst nach dieser Untersuchung und dem Go vom Arzt. Auch Anna könnte ich nun mit mir zusammen in die Wanne nehmen. Mal sehen, wann wir uns dieses Vergnügen gönnen und, ob es ein Vergnügen für uns beide wird.
Ach ja, noch ein Detail zu den Unterschieden. Wie schon einmal berichtet, fühlen sich die Krankenkassen hier nicht zuständig für Schwangerschaft und Geburt, da es sich ja nicht um Krankheiten handelt. Glücklicherweise unterstützen die Städte aber finanziell auch bei den Geburtskosten. In unserem Fall mussten wir noch eine Zuzahlung leisten, etwa ein Fünftel der Kosten, was für uns einer Monatsmiete entspricht. Ich hätte dies im Krankenhaus am Zahlungsautomaten machen können, hatte aber nicht genug mit. Aber dafür gibt es in Japan die bequemen Konbinis, dort kann man auch solche Rechnungen bezahlen. Das ist schon wirklich praktisch, überweisen wäre komplizierter für mich. Als Beleg wurde mir eine Marke wie eine Briefmarke auf den Abrisszettel geklebt und zusätzlich gestempelt.
Wie ihr vielleicht heraushört/lest, war die Woche schon viel entspannter für mich. Das liegt nicht zuletzt an der Hilfe meiner Eltern, die sich häufig ums Essen und Abspülen kümmern und auch sonst mit anpacken. Auch eine Entlastung für meinen Mann. Außerdem kann ich Anna nun besten Gewissens auch untertags mal abgeben und zum Beispiel diesen Beitrag schreiben. Allerdings schläft sie tatsächlich schon ziemlich lange nachts und ich kann fast jede Nacht erst einmal vier bis fünf Stunden am Stück schlafen. Das macht ja so viel aus!
Habt eine gute Woche, bis zur nächsten. … und ich würde mich sehr über Kommentare und Fragen freuen, was euch zu Japan interessiert. Sicher kann ich nicht alles beantworten, mich aber dann umsehen, genauer beobachten oder Leute fragen.
Viele Grüße aus Kyoto von uns allen!
Silke mit family
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Dir alles Gute,
Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)
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