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Baby-Tagebücher von Silke

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

23. Woche

Mündchen auf, es gibt Reisbrei, Baby!

Von den ersten Breiexperimenten, dem Pflaumenblütenpeak und Annas Anstrengungen in Bauchlage und vor allem in die Senkrechte zu kommen.

Hallo zusammen,

schon wieder eine Woche um, die Zeit fliegt im Moment nur so dahin.
Ich kann kaum glauben, dass wir in zwei Wochen bereits in Deutschland sind, in vier Wochen dann schon wieder zurück. Zweimal um die halbe Welt. Das Packen schreitet voran und wir fragen uns bei vielen Dingen, ob wir sie hier oder überhaupt noch brauchen. Wintersachen werden wir voraussichtlich schon komplett in Deutschland lassen können.

Hier ist es wettermäßig weiter ein sehr durchwachsener Winter. Es schwankt zwischen 15 Grad, bei Sonnenschein reicht ein Pullover, und unter 10 mit kaltem Wind, da brauche ich dann die Daunenjacke, wenn auch nur mit dünnem Shirt drunter. Für Anna haben wir für die kalten Tage einen Schneeanzug aus Deutschland. Für die wärmeren Tage nutze ich dünnere Anzüge, die teilweise aussehen wie eine Decke zum Anziehen.
Wahrscheinlich wieder wegen diesem Hin-und-Her habe ich mich erneut erkältet. Donnerstag die ersten Anzeichen, Samstag ging es wirklich los. Bis zum Flug wird es schon vergehen, hoffe nur, dass es Anna diesmal nicht trifft. Oder wenigstens dann nicht wieder so zeitlich verschoben.

Nun, ich will euch lieber von unserer vergangenen Woche berichten. Ich hatte ja schon erste Überlegungen angestellt zur Beikost und hätte das ganze am liebsten auf nach die Rückkehr nach Deutschland verschoben. (Wo mein Küchenmaschine auf mich wartet.) Ich malte mir das mit der Beikost als ziemlich aufwendig aus und rätselte, wie ich das denn noch in meinen Tagen unterbringen sollte. Also den Brei herstellen und die Zeit, Anna zu füttern. Selbst kochen wollte ich schon, zumindest meistens. Dazu das ganze Geschmiere. Wenn es eins gibt, was ich überhaupt nicht leiden kann, dann sind das nasse Oberflächen, und Brei ist dann bestimmt nicht besser. Nichtsdestotrotz soll meine Kleine ja aber ihre Experimente machen dürfen. Irgendwann müsste ich da also durch.
Es soll ja auch Allergien und Unverträglichkeiten vorbeugen, wenn das Baby bestimmte Lebensmittel bereits im ersten Lebensjahr kennen lernt. Dann las ich irgendwo noch den Kommentar: Food under one is just for fun. – Okay, wir werden das nun von dieser Seite sehen und ich beschloss, einfach mal zu starten. Könnte ja auch sein, dass Anna noch gar kein Interesse zeigt.

Weit gefehlt! Aber wie sie Interesse zeigte!
Ich begann am Mittwoch. Wir waren am Vormittag beim Arzt, am Nachmittag schlief sie ganz lang und ausnahmsweise auch ohne mich. Danach erst noch einmal trinken und dann fütterte ich sie mit Reisbrei, wie es hier üblich ist. Zum ersten Üben, dachte ich, mach ich es uns einfach. Den Brei kann mein Soup Maker herstellen und püriert das auch annehmbar. (Ja, in Punkto Babybrei wird er es schon tun. Man muss nur immer die richtige Menge erwischen. Zu wenig bleibt einfach an der Wand hängen und der Mixer dreht durch, zu viel oder zu hart und das Gerät ist überfordert.) Zur Sicherheit hab ich den Brei noch durch ein Sieb gedrückt. Jo, damit könnte man wahrscheinlich auch Pappmaché machen.
Ich nahm Anna auf den Schoß und zeigte ihr die Schüssel und den Löffel, sie durfte auch beides anfassen. Sie war ganz bei der Sache, super aufmerksam. Dann schob ich die Schüssel außer Reichweite und ließ das Spiel beginnen. Den Löffel eingetaucht und Richtung Mund. Der Mund ging auf und der Löffel hinein. Fein! Der Brei schien dabei aber eher an den Lippen außen abzustreifen, anstatt hinzukommen. Nun, deshalb üben wir das ja wahrscheinlich auch. Ich gab ihr noch ein paar Löffelchen. Sie war so eifrig und begierig und dabei so zappelig, dass der Löffel oft nicht rechtzeitig in den Mund kam und das meiste wohl auf ihrem Gesicht, den Händchen, dem Lätzchen, dem Tisch, der Kleidung und auch meinem Arm landete. Allzu viel kann sie nicht gegessen haben. Nun, sie schien recht glücklich und, wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Ich klemmte sie mir unter den Arm und versuchte erst meine rechte Hand notdürftig abzuwaschen, dann ihre Händchen. Mit einem Lappen wischte ich ihr Gesicht ab. Ok, einmal umziehen musste auch sein. Abends entdeckte ich immer noch Spuren vom Reisbrei, die vom Gesicht abblätterten.
Meine erste Lehre: Bis wir uns in Deutschland die Lätzchenjacken holen können, wähle ich ein Kleidungsstück aus, dass wir zum Essen einfach drüber ziehen können. Jeden Tag nach dem Essen umziehen? Neee, und dann womöglich noch die ganzen Farbflecke jedes Mal vom Gemüse. Nee.

Am nächsten Tag kam meine Freundin mit Baby zu Besuch. Sie ist schon bei zwei Breien am Tag. Ich hatte ihr erzählt, dass ich nun auch begonnen hatte und wir zusammen die Fütterung machen könnten. Ich hatte ein Viertel Kürbis schon von der Schale befreit und wollte damit anfangen. Außerdem hatte ich Kartoffeln, Karotten und Brokkoli zuhause. Ich ließ dann aber meine Freundin das Gemüse wählen und dachte irgendwie nicht weiter nach. In meinem Kopf waren alle Gemüse gleichwertig, auch, wenn es vielleicht typische Anfängergemüse gibt. Nun, meine Freundin wünschte sich den Brokkoli, also machte ich Brokkoli zum Reisbrei. Ich drückte wieder beides durch ein Sieb und mischte es in zwei Schüsseln. Für Anna etwas weniger Brokkoli, mehr Reisbrei.
Anna war wieder voll bei der Sache und gieriger als am Vortag. Das schöne Grün erfrischte bald den Tisch und ihr Gesicht und Co. Zum Glück hatte ich ihr diesmal etwas übergezogen und mir auch. Das meiste blieb wohl am Lätzchen hängen, aber Anna spachtelte was das Zeug hielt. Sie war kaum zu bremsen und verlangte mehr und mehr. Es schmeckte ihr sichtlich. So machte es mir natürlich auch Spaß und Anna aß noch ein paar weitere Löffelchen aus dem Schälchen der anderen, die eher nicht so begeistert von der Mischung war und ihr Mahl schon beendet hatte.
Irgendwann beendete ich das Brokkoli-Massaker und beseitigte die Spuren. Dann trank Anna noch zufrieden in einen Schlaf dämmernd an der Brust.

Abends badete ich sie. Und so langsam beginnt ihr auch das Baden richtig Spaß zu machen, Sie traute sich mit den Beinchen zu planschen, hielt sich selbst am Wannenrand fest. Vielleicht unterbrach ich hier ihre Experimentierfreude zu früh, denn als ich sie herausnahm und abtrocknete, fing sie an zu schreien. Mein Mann kam und wir brachten sie ins Bett. Sie hatte ziemliche Schwierigkeiten einzuschlafen, trank noch ganz viel, hatte noch eine kurze Schreiattacke. Dann schlief sie ein.

War es vielleicht zu viel Essen? War der Brokkoli zu viel? Auf einer deutschen Webseite las ich, dass man Brokkoli erst im siebten Monat geben sollte. Oh nein! Was hatte ich meinem Kind angetan?
Andererseits hatten wir seit Langem wieder einmal Besuch bei uns zuhause gehabt und Anna hatte ihre kleine Freundin diesmal ganz schön beäugt. Auch das kann ja ein Grund für einen schepsen Abend sein.
Am nächsten Morgen fragte ich meine Freundin, wie es ihrer Kleinen ging und teilte ihr meine Bedenken zu Brokkoli mit. Daraufhin schickte sie mir ein Foto des japanischen Beikostfahrplans. Deutlich sieht man einen Brokkoli schon beim Gemüse für den Start. Sie schrieb, auch ein Arzt und ihre Nachbarin mit größerem Baby hatten ihr gesagt, dass Brokkoli bereits im fünften Monat okay wäre. Hach, ein bisschen erleichtert war ich dann schon. Anna hatte aber auch gut geschlafen und glücklicherweise auch mal wieder lange ohne trinken zu brauchen.
Nun ja, mein Mann witzelt seither, dass ja dann bald ein Brokkolic zu erwarten wäre. Inzwischen hat sich zu dieser Bezeichnung noch Pupsikovski gesellt. Er hat ja eine russische Seite und spielt gern mit Worten …

Für Freitag war äußerst gutes Wetter angesagt, während es Samstag regnen sollte. Außerdem meldete die Webseite unseres nächsten Ausflugsziels den Peak der Pflaumenblüte. Kurzerhand nahm sich mein Mann frei und wir fuhren nach Osaka zum ehemaligen Weltausstellungspark von 1970. Ein riesiges Gelände mit Museen und verschieden gestalteten Parkarealen. Wäre Anna schon größer, hätte sie auch die tollen Spielplätze schon nutzen können. Ein großes Schiff mit einer halb im Sand vergrabenen Riesenkrake fand ich richtig toll.
Vor dem Parkbesuch und hinterher verbrachten wir noch Zeit in einer Mall, die hier natürlich nicht fehlen darf. Ich hatte sie aber vornehmlich wegen der Stillräume angesteuert. Auch wenn die Räume kahl und eintönig gestaltet sind, fand Anna sie zu spannend, um sich länger aufs Trinken zu konzentrieren. Und sie hatte ja auch ihre Füße mit, die ich dort natürlich auspackte. Die musste sie ausgiebig bespielen. Gut, ich hatte auch nicht auf eine große Hungerattacke gewartet, aber gehofft, dass sie etwas mehr trinken würde, damit wir nicht nur Flaschen füttern müssten.

Am Sonntag machten wir einen Ausflug zum Jonangu Jinja, einem Schrein im Süden der Stadt. Ich glaube, der steht in keinem Reiseführer, ist aber bei Einheimischen für die Pflaumenblüte sehr bekannt. An den Fotos unten könnt ihr sehen, was für ein Gedränge es dort war. Aber es lohnt, die Arrangements sind unglaublich schön dort. Kamelienblüten auf Moos und daneben die Pflaumenblüten, ein Traum. Da wir relativ früh los kamen und die Fahrt nicht so weit ist, waren wir auch früher wieder zuhause und es störte das Stillen weniger als der Freitagsausflug.

Übrigens findet Anna es jetzt gar nicht mehr prickelnd, wenn ich sie zum Stillen auf das Stillkissen nehme. Sie nimmt ein paar Schlucke, dann beschwert sie sich. Erst dachte ich, es liegt am Milchfluss, und griff zur Laktationshilfe. Dann bemerkte ich aber, dass sie im Sitzen trinken möchte, was ihr aber noch sehr schwer fällt. Sie dozt dann mit dem ganzen Gesicht auf meine Brust und findet keinen richtigen Halt. Wir sind dann mehr damit beschäftigt, die Position immer wieder zu verändern, als dass sie viel zum Trinken kommt. Aber auch das üben wir nun eben. In der Schlingentrage klappt es nun ziemlich gut, wenn ich sie unterstütze und die Brust halte.

Vor ein paar Wochen war Anna meist auch ganz zufrieden, wenn sie in der Wippe sitzen durfte, während wir aßen. Nach einer Weile wurde sie zwar immer unruhig und einer musste sie auf den Schoß nehmen. Dann ging es eine Zeit überhaupt nicht mehr mit der Wippe, sie musste sofort auf den Schoß und je nach Essen, aßen wir wieder in Schicht.
Gestern nun klappte es wieder eine Zeit in der Wippe, aber nur in der höchsten Einstellung, denn nun hat sie heraus, dass sie weit vorgelehnt wie alleine sitzt und das ist toll. Sie will ich zur Zeit immer aufrichten, wo immer sie ist. Sitzen scheint nun ihr großes Ziel.
Leider ist es noch ein weiter Weg dahin, bis sie das alleine kann. Auf dem Schoß halten wir sie sitzend schon, die Wippe nutze ich ab und an, aber sonst versuche ich sie noch in der Waagrechten zu lassen. Heute war es etwas schlimm. Wenn sie nicht gerade mit ihren Füßen spielt, dann dreht sie sich fast sofort auf den Bauch und ist kurz später frustriert, weil sie sich noch nicht fortbewegen kann und es sie noch schnell erschöpft Kopf und Oberkörper oben zu halten.
Heute war es extrem. Keine 10 Minuten hatte ich am Stück, sie brauchte mich ständig als Animateurin oder ich musste sie in die Trage nehmen. Schlafen alleine ging heute auch überhaupt nicht. Dafür kamen wir aber den ganzen Tag ohne die Laktationshilfe aus. Erst zur Nacht gab es eine Flasche.

Den Bericht habe ich nun erst richtig geschrieben, nachdem Anna im Bett ist. Und dahin will ich ihr nun schnell folgen.

Seid gegrüßt und habt eine gute Restwoche!
Silke

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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Kommentare von Lesern:

Traudi Feist, Rettenbach27.02.2020 09:55

Erfreulich von Annas Breibegierde zu hören ! Ein gesettigtes Bäuchlein gibt einen tieferen Schlaf ! Ihr habt doch sicher auch Süßkartoffeln, die eignen sich mit Mohrrüben hervorragend für ein Babybrei. Bald wird sie von Euren Tellern kosten wollen, da muss es nicht durch einen Sieb gedrückt sein. Nun, diese Erfahrungen kommen noch alle schön der Reihe nach.
Auch wir bereiten uns auf den Besuch vor. Heute Nacht hat es zwar geschneit, wird aber nicht liegen bleiben der Schnee.
Die Frühlingsblumen werden Euch Begrüßen mit hoffentlich viel Sonnenschein ! Alles liebe , bis sehr bald, Ma und Pa

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