Auf Regen folgte Sonnenschein. Und zum Ende der Woche ging es wieder in die Traufe.
Das war mir schon klar, dass mein letzter Blog den ein oder anderen bzw. die ein oder andere auf die Palme bringen würde.
Aus irgendwelchen Gründen ist es Eltern „untersagt“, negativ über ihre Kinder zu schreiben oder zu reden. Warum eigentlich? Wenn man Kinder hat, so gibt es viele tolle Momente, aber auch genauso viele Momente, wo man die Schnauze voll hat. Wo man einfach sagt: „Ich will mein Leben wieder haben“.
Ein Autor hat es einmal sehr treffend beschrieben, als er sagte: „Meine Kinder geben mir jeden Tag hundert Gründe sie zu lieben – aber manchmal fällt mir keiner ein.“ Genauso ist es. Natürlich liebe ich unsere Kinder, aber es ist einfach anstrengend, ein Baby zu hüten, rumzutragen, zum Schlafen zu bringen und vom Schreien abzuhalten und gleichzeitig ein größeres Kind gleichzeitig nicht zu kurz kommen zu lassen. Und es gibt einfach Tage, die sind einfach ...............UAAAAAAAAH! Und ja, auch kleine Kinder können Kotzbrocken sein.
Gerade Tanja ist im Augenblick wie ein Geysir. Eine ganze Zeitlang ist alles ruhig und beschaulich. Dann merkt man, dass es im Untergrund brodelt. Und dann kommt plötzlich aus dem Nichts ein gewaltiger Ausbruch. Und sobald der Ausbruch vorbei ist, ist alles wieder ruhig und beschaulich. Bis es wieder brodelt...
Eines verstehe ich sowieso nicht. Warum schreiben Frauen so ganz anders als ich? Warum ist bei Frauen jeder Tag mit Kind rosarot, wolkenlos und ein einziger Traum? Warum schreiben Frauen Sätze wie: „Ich könnte mein Kind stundenlang anschauen“? Klar, könnte ich auch – aber öde wäre es nach 10 Minuten schon. Typisch Mann?
Vielleicht liegt es ja auch an meiner Anonymität, dass ich offener schreibe und hier auch mal meinen Frust rauslasse, denn so habe ich nichts zu verlieren. Und ich habe es schon mal geschrieben: Wenn ich mich schlecht fühle, dann schreibe ich das hier auch.
Ich bin mit Sicherheit nicht der beste Vater und netteste Mensch der Welt. Aber mit genau solcher Sicherheit auch nicht der schlechteste Vater und schlimmste Mensch. Einfach ein Normalo mit allen seinen Kanten und Ecken. Und solange Tanja mir immer sagt, dass ich ihr „bester Freund“ bin und sie mich sogar – Höhepunkt ihrer Zuneigung – zu ihrem Geburtstag einladen will, fühle ich mich okay. (Wobei ich natürlich in Tanjas Gunst schneller falle als der Dow Jones, wenn ich es wage, im Domino zu gewinnen.)
Auf Regen folgte Sonnenschein. Nachdem uns Tanja und Alexander Ende letzter Woche an den Rand unserer Kräfte brachten, war das Wochenende wundervoll einfach und entspannt. Samstag ging Tanja mit meiner Frau erstmal shoppen – Frauen unter sich – und nachmittags war ich mit ihr im Zoo. Sonntags waren wir alle gemeinsam an einem Fluss in unserer Nähe, und haben dort gepicknickt und den Fluss und den angrenzenden Wald erkundet. Wir haben sogar, was Tanja tief beeindruckt hat, Biberspuren gefunden. Alles locker, easy, ohne Probleme. So was ist dann wirklich mal eine Erholung (soweit man sich mit zwei Kindern erholen kann). Und diese Woche ging es bis Donnerstag so weiter.
Um auf einen Kommentar zurückzukommen: Natürlich unternehmen wir sowieso Sachen nur mit Tanja, um sie nicht zu kurz kommen zu lassen. Neben dem Wochenende ist immer ein Nachmittag unter der Woche Papa-Tanja-Tag.
Das Problem ist weniger, dass wir uns nicht genug mit ihr beschäftigen, sondern dass sie den Anspruch hat, permanent beschäftigt zu werden, wenn sie zu Hause ist. Und das geht einfach nicht.
Tanja macht sich natürlich darüber ihre Gedanken und meinte (man beachte den perfekten Konditionalsatz): „Wenn Alexander tot wäre, hättet Ihr mehr Zeit für mich.“
Okay, keine Panik, das war so dahin gesagt, Tanja mag ihren Bruder durchaus noch. Und Sterben und Tod sind im Augenblick ein sehr interessantes Thema für sie (ohne es wirklich zu verstehen). Wir haben uns in dieser Situation darauf geeinigt, dass es doch ganz schön wäre, wenn Tanja und Alexander noch ein paar Jahre leben, bevor sie sterben.
Ich muss sagen, dass Alexander ein wirklich pflegeleichtes Kind ist – viel einfacher als Tanja, als sie noch klein war. Nachts schläft er bis auf ein-zwei Mal trinken durch. Rekord war inzwischen einmal durchschlafen von 7 Stunden!
Tagsüber hat er inzwischen einen guten Stillrhythmus von 2,5 Stunden. Gerade nach dem Trinken ist er absolut glücklich und zufrieden und lässt sich auch ohne Probleme ablegen. Dann liegt er auf seiner Decke, schaut sich die Decke, die Wände oder sein Mobile an, strampelt fröhlich, plappert und gurgelt vor sich hin. Und wenn man sich über ihn beugt, strahlt er wie ein Honigkuchenpferd (ein seltsamer Ausdruck, wo kommt der eigentlich her?).
So langsam versucht er alles Mögliche, was er in die Finger kriegt, in seinen Mund zu schieben. Ist aber leichter gesagt als getan. Erstens muss er dazu etwas wirklich festhalten, zweitens in die richtige Richtung bugsieren und drittens den scheunentormäßig aufgerissenen Mund treffen. Schwierig, schwierig....
Zu den Kommentaren noch, ob Besuch mehr Stress als Nutzen bringt. Ich bin mir da selbst nicht ganz im Klaren. Manchmal bin ich ganz froh, dass wir unsere Ruhe haben und potentielle Virenträger gar nicht in unser Haus kommen. Andererseits bin ich aber doch erstaunt, dass so viele, die in der Schwangerschaft so unglaublich begeistert waren, es nicht mal schaffen, ein einziges Mal vorbei zu kommen. Soooo schlimm bin ich wirklich nicht und meine Frau schon gar nicht.
Erstaunlicherweise hat mein Behördenleiter meinen Teilzeitantrag sofort genehmigt. Offenbar merkt er, dass bei mir Hopfen und Malz verloren ist. Wieder einer mehr, der mich hasst.
Da wir ja die letzten Wochen einigermaßen von Krankheiten verschont wurden (die erneute Erkältung meiner Frau zählt nicht), hat uns Tanja pünktlich zum Wochenende im Kindergarten einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Bei ihr hat es wenigstens nur einen Tag gedauert. Dann steckte sie uns an und das hat erst meine Frau einen Tag hingelegt und dann mich. Gerade meine Frau hat bei Durchfall natürlich erhebliche Probleme, durch das Stillen verliert sie ja schon genug Flüssigkeit. Alexander hat es wenigstens nicht erwischt – oder fällt es nicht auf, weil sein Stuhlgang ohnehin immer flüssig ist (für alle, die es nicht wissen: Stillkinder haben flüssigen Stuhl.)
Ich verstehe gar nicht, warum die Weltgesundheitsorganisation so ein Gewese um die Schweinegrippe macht. Wenn man alle Kindergärten dichtmachen würden, wären plötzlich viel weniger Menschen krank.
Andererseits wären dann auch wieder alle Kinder den ganzen Tag zu Hause. Schwierig, schwierig.....