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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
4. Woche

Chill‘ ma, Rabenmutter!

Erlebe mit mir eine nächtliche Panikattacke und die Gedanken einer frisch gebackene Mutter - zwischen Helikoptermama und Rabenmutter.

Hallo mein Herz,

heute nehme ich dich mit in meine erschreckende Gegenwartserfahrung der letzten Woche.

Es war nachts.
Kurz nach 2 Uhr.
Zeit für Noahs erste Milch des Tages.
Eigentlich genau seine Zeit.
Doch es war ruhig.
Zu ruhig.
Ich tastete neben mir entlang.
Nichts.
Setze mich auf und suchte Noah.
Sein Bettchen neben mir – leer.

Im Halbschlaf durchwühlte ich mein Bett.
Panik erfasste mich.
Mein Herz schlug wild.
Schweiß brach aus.

Hatte ich ihn auf mir liegen lassen, war eingeschlafen und hatte ihn im Schlaf erstickt?
Ich durchwühlte mein Bett.
Fehlanzeige.
Mir blieb die Luft endgültig weg.
Keine Spur von Noah.
Noah war weg.

Ich war schlagartig hellwach.
Konzentrierte mich auf meine Atmung.
Tief einatmen – bis in den Bauch.
Ausatmen.
Noch mal.
Einatmen.
Ausatmen.

Ich sah mich um.
Nicht unser Schlafzimmer.
Ich war nicht in meinem Bett.
Wo war ich?

Mein Hirn ratterte und fand endlich die Orientierung.
Statt Mr. Magic lag meine Freundin Angela neben mir.
Auf der anderen Seite das leere Bettchen von Noah.
Ah! Schloss Blankensee.

Entwarnung.
Alles okay.
Ich war bei meiner Workation mit 30 anderen Unternehmer:innen.
Eine Workation ist eine Mischung aus Arbeit (work) und Urlaub (vacation).

In den letzten Tagen war Babyboss Noah mit dabei gewesen.
Familiybusiness, denn wenn er das Glücksuniversum übernehmen will, dann kann er nicht früh genug mit Netzwerkaufbau beginnen.

Ursprünglich hatte ich 10 Tage mit ihm geplant.
Dann fragte mich einer der Unternehmer, der selbst Vater ist: „Und dein Mann verzichtet einfach so auf ihn?“
Diese Frage ließ mich nachdenklich werden.

Dann fielen mir meine eigenen Gedanken vom letzten Jahr wieder ein.
Ich hatte sie in einem Buch aufgeschrieben:
„Ist es in unserer Gesellschaft immer noch ‚unmännlich‘, wenn der Vater sagt: ‚Ich will für meine Kinder da sein‘?
Trauen sich Frauen zu, die Betreuung abzugeben, und erlauben sie es sich zugunsten ihrer Karriere?“

Und nun dachte ich:
War ich bereits unbemerkt auf dem Weg zur Helikoptermutter, die alles allein machen will?
Natürlich wollte ich Zeit mit meinem Kind verbringen.
Doch weshalb sollten Mr. Magic und die Zwillinge auf den kleinen Mann verzichten!?
Gab es nicht auch weiterhin Rollen neben der Mutterrolle?
Wollte ich für lange Zeit auf meine Me-Time verzichten!?

Ich überdachte meinen 10-Tage-Workation-Plan und sprach mit Mr. Magic.
„Das bekomme ich hin“, sagte er.

Wir einigten uns auf ein Baby-Wechselmodell.
2 Tage ich.
3 Tage er.
3 Tage ich.
2 Tage er.

Nach den ersten zwei Tagen fuhr ich, wie geplant, zum Geburtstag der Zwillinge mit Noah nach Hause und kam ohne ihn wieder zurück.
Ich machte auf meine Art Workation.

Doch schon in dieser Nacht kam die Panikattacke und der Gedanke, dass ich das komplette Gegenteil der Helikoptermami sein könnte - eine Rabenmutter.

Meine Oma hatte meine Mutter mal so genannt, als ich nach der Schule für ein Jahr nach Amerika ging, um dort mit einer Gastfamilie zu leben.
Meine Entscheidung. Da hatte meine Mutter gar kein Mitspracherecht.
Doch in den Augen meiner Oma war ihre Schwiegertochter die Rabenmutter, weil sie mich gehen ließ.
Meine Mutter war tief gekränkt.
Das Resultat: Lange Funkstille zwischen den beiden – bis sich meine Oma entschuldigte.

Mitten in der Nacht hatte ich ein schlechtes Gewissen.
Nicht mal einen Monat nach der Geburt war ich nachts ohne Noah.
Ich hatte mich auf Ausschlafen gefreut.
Doch stattdessen lag ich hellwach mit Herzklopfen in meinem Bett und wälzte die Rabenmuttergedanken.

Sehr gerne werden in unserer Gesellschaft berufstätige Mütter als Rabenmütter bezeichnet.
Offenbar wird angenommen, dass sie für ihre Karriere die Kinder vernachlässigen.

Dabei stimmt es nicht, dass sich Raben nicht um ihre Küken kümmern.
Sie füttern sie und wenn Gefahr droht, dann beschützen sie ihren Nachwuchs.

Schon seit Noahs Geburt habe ich Sorgen und störende Träume.
Gedanken wie:
Ich könnte ihn ersticken.
Ich könnte ihn irgendwo vergessen.
Ich könnte ihn fallen lassen.


In diesen Momenten kann ich meine Angst sehr intensiv fühlen.

Ich schätze, dass die Natur einen Autopiloten in Form von diesen Träumen und Gedanken für mich als frischgebackene Mami eingebaut hat, damit genau das nicht passiert, ich achtsam mit meinem Baby umgehe und mich der neuen Lebenssituation anpasse.

Wie meine Antwort auf die Frage aussieht, ob ich eine Rabenmutter bin?
Ich bin keine Rabenmutter.
Es ist ja nicht so, dass ich Noah ins Heim zur Betreuung gegeben hätte, um Urlaub zu machen.
Noah war bei seinem Vater und seinen Schwestern.
Sicher und behütet bei seiner Familie.

Ein Baby wird bei der Geburt abgenabelt.
Das erste Mal über Nacht getrennt zu sein, ist wahrscheinlich für viele Mütter und Väter schwer.

Ich bin froh, diese Erfahrung so früh gemacht zu haben.
Sie hat wieder zu mehr Bewusstsein geführt und ich genoss die Vorfreude auf unser Wiedersehen.

Deine Marion Glück

Tagebuch Marion Glück

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Kommentare von Lesern:

Uli , Grimsås/Schweden 15.07.2024 22:02

Diese Gedanken kenn ich auch wenn sie so klein sind. Es werden andere wenn sie größer werden. Aber Sorgen das ich eine Rabenmutter bin aber auf keinen Fall eine Helikopter Mutter sein will, weil ich meine Kinder nicht einschränken will. Sie aber trotzdem nicht völlig wahllos und/oder hilflos durch ihr Leben stolpern sollen.
Ist nicht so einfach einen entspannten Mittelweg für alle zu finden!

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Rabenmutter, Helikoptermutter, Workation, Panikattacke, Regenbogenbaby