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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Marina

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

14. Schwangerschaftswoche

Überlegungen zum Thema

„Die erste Zeit zu dritt.“ So heißt die Informationsbroschüre, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung veröffentlicht wird; Bestellnummer: 13640000.

Bekomme ich etwa Zwillinge? Die Ärztin hat es verneint. Wer soll dann bitte schön der Dritte sein? Der heilige Geist? Oder muss ich mich bis dahin nach einem potentiellen Ersatzvater umsehen? Guter Anstoß!

Ich bekam die Broschüre in einer Einrichtung mit einem seltsamen Namen: „Profamilia“. Wir hatten sie gemeinsam mit deinem Vater heute Morgen aufgesucht. Pro-Familia: Laut Langenscheidts Großwörterbuch trägt das Präfix „pro-“ die Bedeutung einer positiven Einstellung gegenüber der im zweiten Wortteil genannten Sache, nämlich zur „Familie“ (die Eltern und ihr Kind – per Definition). Keiner hat uns aber dort zur Gründung einer Familie geraten. Es war wie ein normales „business meeting“: Man blieb äußerst sachlich. Finanzielles, Gesundheit, Klinik- und Hebammensuche… Der bittere Geschmack des Sarkasmus, der in solcher Bezeichnung von Institution steckte, hielt bei mir den ganzen Tag vor. Denn wir waren da, um uns zu informieren, wie wir als getrennt lebende Eltern das Leben nach Geburt gemeinsamen Kindes gestallten sollen. „Contra Familia“ eben.

Allerdings. „Familie hat heute vielfältigere Formen, als dies früher der Fall war“, in geschickter Weise erkennt dies der Autor des Vorwortes zur Broschüre „Mutterschutz, Elterngeld, Elternzeit“, die wir ebenso bei Profamilia bekommen haben. Werden wir dabei eine neue und erwünschte Familienform – Form der Zukunft! – stiften? Zwei Mütter, ein (eventuell irgendwann – zwei) Väter, alle getrennt lebend und ein Kind, das dazwischen pendelt. Die Situation des Kindes wird wohl dadurch nur verbessert: Die Liebe, die es dabei bekommen wird, wird ja verdoppelt. Wahrscheinlich betrifft es auch die Elternzeit und das Elterngeld, Herr Autor des Vorwortes?!

Heute bin ich wieder in der Nacht aufgewacht, weil ich gehört oder gespürt habe, wie in mir zwei Herzen schlagen – nicht einstimmig.

Ich habe gerade Mangos aus der Dose gegessen. Sehr lecker! Aber meine Fantasie ist bald erschöpft, was das Essen angeht. Mein Kühlschrank ist voll mit Überresten von verschiedenen Produkten, die ich nur noch einmal genießen konnte. So verschwenderisch war ich noch nie. Vorher habe ich immer gesagt: Ich esse, um zu leben, nicht umgekehrt. Ich habe das Essen als Überlebensnotwendigkeit angesehen. Es war ein zeitkonsumierender, eher unbeliebter Prozess, und schon lange nicht ein Genuss. Und jetzt – zum x-ten Mal in meinem sonderbaren Leben – muss ich wieder auf etwas verzichten, was ich schon fast für Dogma gehalten habe. Ich esse gern, und Dinge, die ich vorher eher mied. Nach der Eintopfphase kam die Heringsperiode, danach gab’s die Gurken- und Sauerkrautwoche, einige wenige Pizzatage und eine Backfischetappe. Es wird aber immer schwieriger, sich etwas im Laden auszusuchen, was ich ohne Anzeichen von Übelkeit anschauen kann. Vor zehn Minuten zum Beispiel, stand vor mir auf dem Tisch ein Glas schlesischer Gurkenhappen. Jetzt ist er schon zur Hälfte leer. Nach Mangos habe ich vor, eine ziemlich ungesunde chinesische instant Nudelsuppe je 49-cent die Packung zu kochen, denn die allerschärfste Gewürzmischung, die dabei in der Plastiktüte liegt, ist eine Schwangerschaftsdelikatesse.

Und wieder denke ich, wie schön es vielleicht wäre, diese blöde Kleinigkeiten mit deinem Vater auszutauschen, zusammen von schlesischen Gurken zu naschen oder mein langsam wachsenden Bauch gemeinsam im Spiegel anzuschauen. Der Einsamkeit zu Zweit sind wir erfolgreich entflohen. Aber ich habe das Gefühl, dass wir doch etwas sehr Wichtiges verpassen – etwas, was das Leben ausmacht.

Ein junger Kollege sagte mir, dass wenn er anfangs Kunden in einer schweren finanziellen Lage betrachtete, es ihm nicht einfach fiel, neutral zu bleiben und kein Mitleid zu spüren. Dies führte dazu, dass er nach der Arbeit nicht abschalten konnte, immer unruhiger und unglücklicher wurde. Jetzt aktiviert er aber einen Trick. Er fängt an, daran zu denken dass diese Menschen in ihrer Vergangenheit wohl etwas Böses oder Falsches getan haben, und dass ihre heutige Situation nur eine natürliche Konsequenz dieses eigenen Verschuldens ist. Ich habe an meine Lage gedacht und stellte dabei fest, dass es hier genau umgekehrt sein soll. Es geht hier nicht um Begleichung der alten Schuld, sondern um eine Investition: Mit heutigem Schmerz kann und muss man sein morgiges Glück gewinnen.



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Kommentare von Lesern:

Ulli, Stuttgart08.07.2010 18:35

Hallo Marina - stöbere gerade erstmalig durchs Netz um Frauen zu finden, die "live" im Leben stehen und trotzdem JA zum Kid sagen. Danke daß es dieses Phänomen anscheinend doch noch gibt ! Yeah! Ich bin noch ganz am Anfang dieser ganz besonderen Geschichte und eben auch nicht in dieser Hinsicht zielgerichtet gewesen - Kannst Du mir sites oder blogs nennen, wo ich mich mit Frauen ohne "Hausfrauendasein pur" austauschen könnte? Ich habe Deinen Blog jetzt erst mal abonniert - freu mich wieder von Euch zu lesen und wünsche alles Gute.

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Anja, Berlin06.06.2010 22:52

Liebe Marina,

ich kann gut nachvollziehen was dir für gedanken im kopf rumschwirren... ich bin auch alleinerziehend (bzw werde es bald sein.. bin jetzt in der 37. ssw.)
anfangs waren der erzeuger und ich auch noch der meinung das wir und gemeinsam um das kind kümmern könnten.. auch ohne zusammen zu sein...
doch das hatte sich bald geändert...
der werdende vater hat schnell gemerkzt das es viel arbeit bedeutet .. und hat sich entschieden sich komplett aus dem staub zu machen.,.. und somit habe ich seit 5 monaten keinen kontakt zu ihm.. und jeder versuch der kontaktaufnahme wird von ihm ignoriert...
ich hoffe sehr das dir das nicht auch passiert... aber mein rat an dich wäre... lass dich nicht beraten wie ihr das zu zweit schaffen sollt nach der geburt.. sondern lass dich beraten wie du die sache alleine schaffst....

alleiniges sorgerecht hat bei unverheiratetet eltern sowieso die mama.. und nur mit dem einverständnis der mutter kann der vater das gemeinsame sorgerecht bekommen...
auch kann man beim jugendamt eine Beistandschaft beandtragen.. d.h. das jugendamt kümmert sich für dich darum den Unterhalt für dein Kind vom vater einzutreiben falls sich dieser mal weigern sollte zu zahlen...

das gefühl ... die neuen erlebnisse und empfindungen rund um die schwangerschaft gerne mit jemanden teilen zu wollen wird nicht weggehen...,
also such dir am besten eine ersatzperson... (bei mir wars die werdene oma ^^)
es tut gut wenn man jemanden hat den man jederzeit anrufen kann um ihm von den ersten tritten zu erzählen... oder wie sehr sich der krümel im bauch schon entwickelt hat.,.. und jemanden zu haben der sich gemeinsam mit einem freut...
auch solltest du dir mal gedanken machen wen du mit ins krankenhaus nehmen möchtest.. falls es weiterhin beim werdenden vater bleibt.. such dir noch eine vertretung für den ernstfall...

ich wünsch dir jedenfalls viel glück und kraft für die schwangerschaft... die wirst du brauchen.. ;)
du schaffst das sicher auch prima

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Maria, Berlin04.06.2010 21:22

Hallo Marina!
Ich schließe mich Gast Julia an - fahr weg, wenn Du kannst. Oder versuche vor der Geburt über deine Hausärztin oder -arzt eine Kur zu bekommen. Als Alleinerziehende müßte das ganz gut gehen. Ich finde es gut, dass ihr versucht, gemeinsam Wege zu finden, wie es später als getrennte Eltern weitergehen soll - aber auch mein Rat ist: lieber alleiniges Sorgerecht. Es macht das Leben einfacher. Später könnte es kompliziert werden, wenn das Kind vielleicht bei Dir seinen Mittelpunkt hat, aber der Vater trotzdem ständig reinreden will, was Schulwahl oder deinen eigenen Wohnort angeht. Aber das kannst Du vielleicht auch noch herausschieben mit der Entscheidung und schauen, wie sich das zwischen Euch entwickelt. Aber ich würde sagen: nicht jetzt und sofort das Sorgerecht klären, warte lieber ab!! Und was die Zeit der Schwangerschaft angeht - meine war auch von Höhen und Tiefen geprägt. Es ist in Ordnung, wenn Kinder Lachen und Weinen mitbekommen im Bauch - aber zu viel Weinen sollte es nicht sein :)
Ich hatte mir auch vorgestellt, ich sitze mit meinem Freund da und er streichelt meinen Bauch und horcht und redet mit dem Kind - war aber nicht. Dafür hatte ich andere liebe Freunde und Familie um mich herum, die bei mir waren und das Kind willkommen geheißen haben.
Ich wünsche Dir genauso gute Menschen um Dich herum - sie sind so wichtig! Vor allem NACH der Schwangerschaft. Sorge gut für Dich! - das ist eh das allerwichtigste, dann ist auch für Dein Kind gesorgt.
Alles Gute!

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Mareike, Hannover04.06.2010 13:28

Hallo Marina,

du siehst IHN jeden Tag bei der Arbeit? Herzliches Beileid!

Ich denke, für dich wäre es das Beste einen ganz klaren Schlussstrich zu ziehen....keine Treffen mehr bei Beratungsstellen, Ärzten, Hebammen...Jobwechsel ist natürlich schwierig, aber mittelfristig ebenfalls eine Überlegung wert!

Er will Verantwortung für das Kind übernehmen? Wie stellt er sich das konkret vor? Wird er später nachts um 3 das zahnende Baby stundenlang rumschleppen?? Oder soll das doch eher bedeuten, dass er sich auf künftigen Elternabenden als Elternbeirat wichitg machen wird?

Ganz ehrlich, ich würde mich um das alleinige Sorgerecht bemühen, lass dich juristisch beraten unter welchen Umständen das möglich ist!

Klar braucht man als Alleinerziehende die Unterstützung von anderen Menschen, aber von echten Freunden oder auch von netten Verwandten...

Du würdest dein Kind auch keiner Tagesmutter anvertrauen, gegen die du Vorbehalte hast...warum solltest du dein Baby dann IHM überlassen...Kinder haben feine Antennen, ob man einer fremden Person vertraut oder nicht...

Klar hat euer Kind das Recht seinen Vater irgendwann kennenzulernen, aber bis von seiner /ihrer Seite Fragen in der Richtung kommen, wird noch einige Zeit vergehen! Und zu dem Zeitpunkt könnt ihr euch dann auch auf einer anderen, sachlichen Ebene wieder begegnen...

Alles Gute für die Schwangerschaft,
Mareike

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Christine, Berlin04.06.2010 11:20

Liebe Marina,
schreib das, was Du fühlst! Sowie Du schreibst, ist es Dein Weg und gut. Du setzt Dich immerhin mit Dir und den Gefühlen auseinander, das ist allemal besser als den Frust in sich hinein zu fressen. Und mach Dir keine Sorgen um die negativen Gedanken und das Baby. Du hast dich für dieses Kind entschieden, wie viel bejahender soll man denn zum Leben stehen?? Autentisch zu sein, ist das beste was Du für Euch tun kannst. Und wen das aufregt, der kann ja woanders lesen. Alles Gute!

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Sina, Groß-Gerau01.06.2010 18:43

Liebe Marina,

dieser Tagebucheintrag ist sprachlich und inhaltlich im Gegensatz zum ersten Blog endlich adäquat - auch wenn die Frage offen bleibt, warum Du zunächst einen derart provokanten Eintrag platzieren musstest, so ist man doch erleichtert, dass Dein Tagebuch nun endlich auch für die Mehrzahl der Leser geeignet ist. Danke dafür und alles Gute.

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Leserin31.05.2010 23:17

Liebe Marina,

hoffentlich wird Dein Kind in einigen Jahren erkennen, was für eine starke und wortgewaltige Mutter es hat - bei Deinem Tagebuch sitzt jeder Satz und strotzt vor Energie (ich sehe das jedenfalls so)! Beeindruckend! Ich hab darüber hinaus den Eindruck, Du lässt Deine LeserInnen noch n bisschen im Dunkeln tappen, bevor Du alle Informationen rausrückst - das ist besser als jeder Roman! Nur dass das alles live und in reality passiert!!! Schade, dass wir immer eine Woche warten müssen, bis wir zur nächsten Seite umblättern dürfen ...

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Gast31.05.2010 10:46

Liebe Marina,

es tut mir Leid, dass Du solche intime Gefühle mit den Menschen geteilt hast , deren emotionale und mentale Entwicklung auf ganz anderem Niveau ist. Aber so ist halt das Internet. Ich schließe mich Vera total an. Ich würde dasselbe schreiben, wenn mein Deutsch dafür ausreichend wäre ))
Darf ich Dir ein paar Ratschläge geben, obwohl Du bereits so viele gekriegt hast?... Vielleicht kannst Du jetzt im Sommer irgendwohin für zwei-drei Wochen wegfahren? Du bist noch fit genug und hast keine Verantwortungen, also ganz Deine eigene Herrin. Später kommt das BAUCH und die Müdigkeit, alles wird schwieriger. Dann kommt das Baby, und dann bist Du die Mama für den Rest des Lebens ;) Sicher kann man auch mit dem Baby Dinge machen, aber ich habe mir das Ganze viel einfacher vorgestellt, als ich zum ersten Mal schwanger war. Nicht nur, weil ich einiges nicht gewusst hatte, ne. Ich habe sehr viel gelesen und mich gründlich vorbereitet. Aber ich selbst plötzlich anders wurde und anders reagiert und entschieden habe. Jetzt ist die Zeit perfekt, Sommer usw., zumal wird es sicher gut tun, den Ex zurück zu lassen und das Ganze zu verarbeiten bevor das Baby auf der Welt ist. Verarbeiten kann man nur aus der Ferne, es geht nicht anders. Oder gibt es irgendwelchen Kurs, den Du sehr lange machen wolltest? Lieber auch in einem anderen Land. Jetzt ist die perfekte Zeit.
Ich habe letzte Nacht auch Mango gegessen. Unglaublich lecker ))
Alles Liebe aus München.

Julia.

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