Übersetzung: Ende gut, alles gut
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir sind mittlerweile zurück in unserem Nest in Mainz und genießen Willis letzten Urlaubstag. Schade, dass es schon vorbei ist. Zu zweit – finde ich - kann man fast sagen: Ein Kind ist kein Kind. Denn wir wechseln uns gelegentlich ab, damit jeder auch mal Me-Time hat. Und wenn wir gemeinsam unterwegs sind, ist sowieso alles leichter. Und irgendwie habe ich das Gefühl, Anton ist Willi nach jedem Urlaub immer ein kleines Stückchen näher als zuvor. Ich liebe es, wenn die beiden zusammen blödeln. Und sehe dann auch noch mehr, wie ähnlich sich die beiden sind. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.
Aber interessant ist sicher nicht die Zeit in Mainz, sondern unsere wunderschöne Reise nach Lappland. Und da gibt es viel zu berichten:
Die Temperaturen blieben 'babyfreundlich' - Gott sei Dank. Denn mit den tatsächlichen -16 Grad, blieben wir doch weit unter der Wettervorhersage. Und so konnten wir mit Anton täglich für eine gute Stunde die Umgebung erkunden. Eng am Körper und mit genügend wärmenden Schichten (5 Stück!), Kältecreme im Gesicht und zwei Mützen, hatte unser Schützling eine richtig gute Zeit an der finnischen Luft. Gut, wir waren die Einzigen weit und breit mit Kind sowohl am Flughafen als auch im Resort und ernteten einige verwunderte Blicke. Aber na ja: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, finde ich.
Das Resort war unglaublich schön, gemütlich und besonders. Und am Buffet konnten wir genügend Snacks für Anton finden, der immer noch ein mutiger Esser ist. Trotzdem hatte ich natürlich mehr als ausreichend Brei, Fingerfood und Premilch im Gepäck. Man sagt ja so schön: Haben ist besser als brauchen.
Von all den spannenden Ausflügen buchten wir auch den augenscheinlich babytauglichsten, um ein Erlebnis gemeinsam teilen zu können. Wir fuhren also im Rentierschlitten dem Sonnenaufgang entgegen. „Sonnenaufgang“ meint übrigens 10 Uhr morgens. Ganz nach meinem Geschmack! Denn in meiner Welt fängt der frühe Vogel auf gar keinen Fall einen Wurm.
Ganz entspannt in Schritttempo ließen wir uns von den wunderschönen Tieren durch Lappland ziehen, durften füttern und streicheln. Eng eingekuschelt saßen wir drei unter Decken - vor uns der behaarte Rentierpo. Zwischen unseren Köpfen die Schnauze von Rentier Nummer zwei des hinteren Schlittens. Immer in Sorge, es beiße uns gleich die Haare vom Kopf. Anton wirkte abwechselnd fasziniert und versteinert. Es war ganz wunderbar! :)
Weil sich die anderen Aktivitäten nicht wirklich mit Kind vereinbaren ließen, schoss Willi alleine mit Schneemobilen durch die Weite Lapplands und genoss den Adrenalintrip. Während ich am nächsten Tag eine Husky-Schlittentour erleben durfte. Expertentipp: Nehmt euch immer einen Sparringspartner mit in den Schlitten. Damit ihr ein tief liegendes Gewicht habt. Denn wenn ihr - wie ich - den Schlitten stehend alleine fahrt, könnte man bei voller Fahrt umkippen, in einen Schneehaufen fliegen und alle Hunde verlieren. Hab ich gehört ...
Wo gehobelt wird, fallen eben Späne.
Und die Polarlichter? Nacht 1 war windig, aber sternenklar. Doch keine grünen Streifen in Sicht. Aber in der zweiten Nacht wurden wir so was von belohnt und konnten unser Glück kaum fassen: Stundenlang tanzten sie am Himmel. Zogen auf und wieder ab wie grüne Nebelschwaden. Ich dachte früher immer, Polarlichter wären Phänomene, die statisch auftauchen und wieder abklingen. Aber es erinnert eher an einen wedelnden Vorhang, der aufzieht und wieder zurückgeht. Es ist unbeschreiblich. Und wunderschön. Willi und ich starrten minutenlang in der bitterkalten Natur in den Himmel. Gingen wieder in unsere Hütte, wärmten uns auf, um gleich wieder nach draußen zu gehen. Meine emotionale Art hat mich dann doch ein bisschen sentimental werden lassen. Da stehen wir also nun als kleine Familie. In Lappland. Mit den schönsten Polarlichtern. Ich habe euch ein Foto davon unten angefügt. Wir wurden so so so so belohnt! Und haben uns selbst bewiesen: Reisen mit Kind geht ganz einfach. Wenn man vorbereitet ist, wenn man entspannt bleibt und wenn man es einfach tut.
Und weil man bekanntlich sagt „unverhofft kommt oft“, zogen am nächsten Abend wieder Nordlichter auf. Und wieder konnten wir stundenlang völlig baff sehen, was vielen Reisenden nicht vergönnt ist. Magisch!
Viel zu schnell waren die Tage vorbei, aber nachdem wir alles erleben durften, was schon so lange auf unserer Wunschliste stand, gab es keinen Grund zu trauern.
Das 10.000 Schritt-Tagesziel erreichte ich dann leider während der Strecke von Helsinki nach Frankfurt. Denn Anton musste von mir fast ohne Unterbrechung durch die engen Flugzeuggänge getragen werden. Uns kennen jetzt also alle auf Flug AY1415. Und ich bin mir sicher, dass das junge Paar ein paar Reihen vor uns seinen Kinderwunsch um ein paar Monate nach hinten schieben wird. Ups.
Als Belohnung werden wir aber seit unserer Rückkehr mit richtig guten Nächten beschenkt. Anton ist so witzig drauf. Vielleicht ist er einfach froh, dass seine Eltern endlich dieses verrückte Reiseziel von der Liste abhaken können und er wieder im warmen Nest zuhause ist.
Oh oh. Wenn er wüsste, was er noch alles vor sich hat. Ich wälze schon wieder Reiseführer. Und zwar nicht zu den allergängigsten Zielen ... Bleibt gespannt! Denn oh ja: Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.
Mehr Weisheiten dann nächste Woche ;)
Maike