Wie jedes Jahr feiern wir Pessach. Mit sieben Monate altem Baby ist es ein bisschen anders als sonst ... Aber auch andere spannende, lustige bzw. nervige Dinge passieren in dieser zweiten Ferienwoche.
Montags wache ich wieder fit auf. Brudi hat den tollen Rhythmus vom Wochenende beibehalten. LH bringt die Mädels zum letzten Mal in Kindergarten und Hort, bevor diese eine Woche geschlossen haben. Brudi und ich sortieren das Wochenend-Gepäck und waschen Wäsche. Während Brudi schläft, kann ich noch schnell die Pessach-Utensilien vom Dachboden holen und den Einkaufszettel vorbereiten. Nach erfolgreichem Einkauf und Mittagessen ist es auch schon wieder Zeit, die Mädels abzuholen. Die Einrichtungen schließen schon um 14.00 Uhr. Zurück zu Hause ist dann erst mal Kinderduschen und -baden angesagt, da wir das im Wochendtrubel nicht auf die Reihe bekommen haben. Anschließend dekorieren wir Mädels die Wohnung und ich koche vor, während Brudi Nachmittagsschlaf macht: Der Seder-Teller muss vorbereitet werden, eine Hühnersuppe, Mazze-Kneidl etc. Froh bin ich, dass LH um 18.00 Uhr nach Hause kommt und wir starten können. Er musste noch kurzfristig einen Kunden empfangen.
Der Sederabend ist dann nicht so ganz entspannt. Brudi hat nach kurzer Zeit Hunger und ich gebe ihm seinen Abendbrei, später ist die Windel voll und nach 1,5 h möchte er wie immer gegen kurz vor 20.00 Uhr schlafen gehen. Er hat seine innere Uhr und seine Bedürfnisse. LH ist genervt davon, dass ich den Ablauf des Abends durch Füttern, Wickeln und Zubett bringen unterbreche. Aber ich kann es nicht ändern. Ich bin müde vom Vorbereiten und ein nöliges Kind brauche ich nicht noch dazu.
Dienstags kehrt Brudi leider wieder zu seinen alten Gewohnheiten zurück. Er hat seinen zwei-Stunden-Trink-Rhythmus ab 24 Uhr. Vielleicht liegt es auch daran, dass er ja mittlerweile flott die Wohnung erkundet und die ganzen Eindrücke nachts erst mal verarbeiten muss. Nach dem Frühstück geht LH mit den Mädels in die Synagoge. Weil das Wetter richtig super ist, verbringen wir am Nachmittag gemeinsam viel Zeit draußen. Brudi schläft toll im Wagen und schaut dann gespannt aus der Ergobaby seinen Schwestern zu, die ich mittlerweile als Rückentrage nutze. Hatte ich vor ein paar Wochen Respekt davor, mir beim Anziehen der Trage mein Kind auf den Rücken zu „werfen“, klappt es nun ganz routiniert. Er lebt zumindest noch. ;) Diesmal verläuft der Sederabend ganz entspannt und schön. Es ergibt sich, dass Brudi vor dem Ablauf zu Abend isst und erst zu Bett will, als wir „durch“ sind.
Mittwoch: Anders als in Israel gibt es in der Diaspora noch einen 2. Hauptfeiertag. Da aber die Putzfee nur mittwochs kann und LH trotzdem wieder arbeiten muss, überlege ich mir ein Alternativprogramm, um der Putzfee freie Bahn zu lassen. Ich mache mich mit den drei Kids auf in den Zoo. Das Wetter ist noch mal gut und wir haben eine schöne Zeit dort, obwohl es gegen Mittag recht voll wird, weil noch andere die gleiche Idee wie wir haben. Am frühen Nachmittag sind wir zurück. Ich bin ganz schön geschlaucht vom vielen Rumlaufen etc. und dope mich erst mal mit einer Cola beim späten Mittagessen. Auch Brudi hat Kohldampf: Er futtert 1 ganzes Gläschen! Wir warten alle auf die Heimkehr von LH, denn er feiert heute Geburtstag. Extrem früh am Morgen hat er bereits das Haus verlassen, um bald bei uns zu sein. Mit einem „Kosher-le-pessach“-kuchen feiern wir sein neues Lebensjahr. Brudi jauchzt beim Anblick der Kerzen und unserem Gesang. Nur Sonnenschein ist geknickt. Es ist ein Schokokuchen und sie hasst Schokolade.
Donnerstag: Auch dieser Tag ist spannend. Sonnenschein hat Schulanmeldung. In den Ferien?!? Wir finden das sehr ungewöhnlich, aber nun, gut. Zum Glück ist unser Termin erst um 11 Uhr. Aufgrund der nahenden Osterfeiertage flitze ich gegen 9.30 Uhr kurz zum Supermarkt gegenüber zum Einkaufen. Ich habe nur Brudi dabei. Die beiden Mädels schaffen es, geparkt vor dem IPad 30 min alleine bleiben. Per Handy bin ich notfalls erreichbar. Anschließend ziehe ich die drei Kids an und bin wirklich pünktlich bei der Schule und finde sogar vor dem Tor einen Parkplatz. Wer sagt’s denn. Beim Anmeldegespräch sollen beide Eltern anwesend sein. Da Ferien sind, haben wir ja alle Kids im Gepäck. Weil wir uns kennen, darf LH mit den beiden anderen vor der Tür warten. So haben wir Ruhe für das „Anmeldegespräch“. Die ollen Kamellen wie bei Goldkind werden ausgepackt: das gleiche Buch wird vorgelesen und besprochen, die gleiche Rechenaufgabe gestellt etc. Wenn ihr mich fragt, völlig überflüssig. Nur sind wir diesmal in 30 min durch, statt in 1h. Immerhin etwas Positives. Vertrag abgegeben. Fertig! Uns wird auch diesmal ein überdurchschnittlich fittes Kind bestätigt. Sozial-emotional sehe man absolut keine Bedenken, die zum Zeitpunkt des Schuleintritts gerade mal Fünfjährige aufzunehmen…
Ich freu mich schon drauf, wenn sie in 2 min ein AB abgibt und dann ihrem Lehrer sagt: „So, bin jetzt fertig. Ich geh dann mal spielen.“…Aber warten wir’s mal ab… ;)
Goldkind ist stolz wie Oskar nun bald ein Schulkind zu sein. Vielleicht sollte diese “Show“ diesen Effekt bei unserem Mädchen auslösen.
Zuhause gibt es ein schnelles Mittagessen: Mazza-Pizza. Dann eile ich noch schneller mit den Mädels in die Stadt, da sie Sandalen brauchen. LH passt währenddessen auf Brudi auf. Was bin ich froh. Wie immer entscheiden sie sich für das gleiche Paar, ohne großen Schnick-Schnack, es ist vorrätig und kommt diesmal aus dem mittelpreisigen Segment. Und das komplett ohne meine Steuerung. Es gibt im Laden leider diesmal keine Schuhe meiner Lieblingsmarke. Vielleicht auch besser so. Wenn ich bedenke, dass ich demnächst 3 Paar Schuhe jedes Mal kaufen muss…
Brudi und LH kommen gut klar. Dann eilt LH wieder zurück an die Arbeit. Wir spielen anderen drinnen und draußen.
Am Freitag sind wir zunächst zu Hause und trödeln ein bisschen herum. Mit Brudi ist dieses „Gammeln“ aktuell sehr anstrengend, da man sehr wachsam sein muss, was er gerade macht. Er steckt wirklich alles in den Mund. Seine Vorliebe sind aktuell unsere Straßenschuhe, die meist im Flur am Eingang stehen. Davon kann er die Lippen nicht lassen. Ein Schuhfetischist. Igitt! Außerdem kann er sich mittlerweile zum Sitzen an seiner Spielzeugkiste hochziehen und dann auf dem Kniesitz Dinge daraus fischen. Türen sind eine weitere Leidenschaft. Er hat entdeckt, dass man sie schließen kann. Dumm nur, wenn er hinter der Tür liegt und man rein will. Das geht nicht immer ohne Schrammen oder eingequetschten Fingerchen gut. Man bräuchte Türen, die sich automatisch bei Brudi-Alarm schließen oder öffnen. Diese Türklemmteile helfen auch nur bedingt. Auch an das erinnere ich mich noch gut. Alles schon mal da gewesen.
Seinen Hochstuhl findet er im Moment überhaupt nicht klasse. Er hält direkt die Hände hoch und zetert, dass er auf dem Schoß gefüttert werden will. Neu ist auch, dass er das Klatschen entdeckt hat. Wenn er sich freut, zeigt er uns das so. So putzig!
Nach dem gechillten Morgen verschwindet LH wieder ins Büro. Wir anderen nutzen das gute Wetter noch einmal und lüften uns vier Stunden im Palmengarten aus, denn das Oster-Wetter soll ja bescheiden werden.
Am Samstag folgt die wöchentliche Routine. Die Geschichte vom Hausverwalter bekommt ein neues Kapitel: LH und die Mädels haben gerade mal 15 min das Haus verlassen. Der sehr müde Brudi ist gerade eingeschlafen und ich möchte mich an den Wochenbericht setzen, als nach kurzer Zeit mein Schreiben und Brudis Schlafen durch ein plötzliches Heavy Metall –Konzert in der Wohnung unter mir unterbrochen wird. Ich klappe den Laptop zu und beruhige den wimmernden Brudi. Wenn ich den Text verstehen würde, könnte ich mitgrölen, so laut ist es. Man hört es bis ins Treppenhaus. Nach 20 min bin ich der Meinung, dass mir seine Midlife-Crisis in der Lautstärke nicht länger antun muss. Ich klingele. Erst beim vierten Klingelversuch, öffnet der gute Herr. „Sie wünschen…“ Es folgt ein auch diesmal wieder ein höfliches Bitte-die-Musik-auf Zimmerlautstärke-drehen –mein Baby ist davon wieder wachgeworden meinerseits. Doch diesmal ist Herr Von und Zu auf Krawall gebürstet, von Einsicht keine Spur. Er beschwert sich doch allen Ernstes lautstark bei mir, dass ich Kinder habe, die ihm jeden Tag auf dem Kopf herum trampeln würden. Da geht mir echt die Hutschnur! Selbst schuld kann ich da nur sagen: Billigsten Trittschall in unserer Wohnung verlegt und trotz Kenntnis unserer Familienverhältnisse in die Wohnung unter uns im Dezember eingezogen. Ab sofort werde ich meinen Kindern jedenfalls nicht mehr bestimmte Dinge verbieten, in Rücksichtnahme auf die Mieter unter uns.
Das Wetter passt zu meiner schlechten Laune…prompt, als wir nachmittags draußen sind, fängt es an zu schütten. Na super! Es wird ein kurzer Regenspaziergang.
Sonntags starten wir mit dem Auto nach dem Frühstück Richtung Koscher-Supermarkt. Uns sind die Mazzot ausgegangen und bis Dienstag brauchen wir diese. Wir sind nicht die Einzigen, denen es so geht. Wir treffen einige Bekannte. Da wir eh schon mal draußen sind, hängen wir einen Spielplatzbesuch dran. Es ist kühl (10°C), aber immerhin sonnig. Brudi darf zum ersten Mal richtig lange in der Babyschaukel schaukeln. Wir stabilisieren ihn mit Bodensee Omas Decke und nem Lammfell. Er findet’s klasse und kann gar nicht genug bekommen. Als dicke Regenwolken herannahen, gehen wir heim.
Nachmittags finden wir ein Schlupfloch im Dauerregen und drehen noch kurz ne Runde ums Quadrat.
Nach dem Abendessen muss sich LH schon wieder ins Büro schleppen. Brudi schläft brav und so kann ich es mir mit den Mädels auf der Couch bequem machen. Zu unserer Freude zeigen sie „König der Löwen“ im TV, einen meiner Lieblingsfilme. Danach machen wir im Kinderzimmer ein Matratzenlager. Die Mädels meinen das gehöre nun endlich wieder zu unseren Mädelsabenden dazu. Außerdem hat es den Vorteil, dass ich dann eine längere Schlafphase habe, da ich nicht vom sich im Schlaf wälzenden Brudi geweckt werde, sondern nur dann wenn er wirklich Hunger hat. Wenn das meine Lösung für besseren Schlaf ist, werde ich das ausbauen. Ich werde berichten…
An alle, die Ostern gefeiert haben…Ich hoffe, ihr habt alle Eier gefunden….
Habt einen schönen Wochenstart…
LG Sara