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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
25. Woche

Auf Anspannung folgt Entspannung

vom Glück, Mama zu sein

Dienstag, nach acht

Ich nasche gerade Schokolade, die mir mein lieber Mann zum Hochzeitstag geschenkt hat. Neben einem Blumenstrauß, auf den ich diesmal ausdrücklich bestanden habe. Immerhin war es der fünfte Hochzeitstag. Mann, Mann, Mann. Jetzt werde ich auf meine Tage noch romantisch. Oder einfach traditionell. Ansonsten waren wir wie immer schick essen. Diesmal eben mit beiden Kindern.

Ich bin wirklich froh und dankbar, dass ich mich mit meinem Mann auf diese manchmal ganz schön verrückte gemeinsame Reise durchs Leben aufgemacht habe. Ganz ehrlich, in den ersten Monaten nach Johanns Geburt habe ich innerlich manchmal die Scheidung eingereicht, so verletzt und wütend war ich. Sicherlich auch aus der Anspannung und der neuen Situation heraus, auf die wir uns als Familie erst einstellen mussten. Jetzt muss ich darüber lächeln. Nachtsicht. Nachsicht. Geduld. Und die eigenen Bedürfnisse nicht hinten anstellen. Das sind wohl meine Lernziele in unserer Beziehung.

In einem unserer letzten Gespräche, die ich mit meinem Mann sehr schätze, sagte er, er wünsche sich manchmal einen Monat nur für sich allein zurück. Vor dem Computer herumdaddeln. Freunde besuchen. Und all die anderen Dinge tun, die nun nur noch selten möglich sind, seit wir Kinder haben. Interessanterweise verspüre ich dieses Bedürfnis seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr. Ich bin in meiner Mutterrolle derzeit so erfüllt und freue mich sehr, eine eigene kleine Familie zu haben. Wenn ich kurz außer Haus war, um irgendwas zu erledigen, beschleunige ich auf dem Heimweg oft schon meinen Schritt. Nicht, weil ich Angst habe, dass Johann wieder meinem Mann die Ohren vollheult, sondern vor allem, weil ich mich auf meine kleine Familie so freue.

Bei unserer Großen guckte ich während der Elternzeit tagsüber oft auf die Uhr, weil sich die Zeit allein mit ihr oft wie ein Kaugummi hinzog. Diese ewigen gleichbleibenden Monologe meinerseits, weil sie noch nicht antworten konnte. Das ewige Warten auf erkennbare Entwicklungsschritte. Die vielen Babykurse, um endlich unter anderen Gleichgesinnten zu sein. Sobald mein Mann nach Hause kam, drückte ich ihm unsere Tochter in den Arm, um rausgehen zu können. Allein etwas unternehmen zu können. Meine damalige treffende Beschreibung der ersten Elternzeitmonate: „angestrengte Langeweile“.

Und jetzt gucke ich oft auf die Uhr und stelle erschrocken fest, wie die Zeit rast. Immer passiert etwas. Bald ist Johann ein halbes Jahr alt. Ich weiß jetzt auch langsam, was einige Freundinnen mit dem Satz „ Beim zweiten Kind habe ich alles nochmal so richtig genossen“, meinen. Ich genieße jetzt auch immer mehr. Mit zwei Kindern habe ich mehr zu tun. Es ist mehr „Leben in der Bude“. Das gefällt mir sehr. Mit Johann kann ich die vielen Beschränkungen mit Baby viel besser ertragen, weil ich weiß, dass alles nur von kurzer Dauer ist. Sich ständig etwas verändert und schwuppdiwupp kein kleiner Johann mehr an mir gekuschelt einschlafen will oder mir beim Stillen dankbar in die Augen schaut. Auch der wenige Schlaf bzw. die vielen Schlafunterbrechungen nehme ich diesmal viel gleichmütiger hin. Bei unserer Tochter drehte sich alles nur um die Frage, wann sie endlich durchschlafen wird. Auch frage ich mich diesmal nicht ständig ängstlich, ob ich unser kleines Baby mit diesem oder jenem zu sehr verwöhnen könnte.

Johann hat jetzt übrigens seine wilde „Raketen-Willi“-Phase überstanden. Seine „Wutphase“ wurde zunächst von einer „Weinphase“ abgelöst. Fremde Menschen. Gegenstände, die nicht zu fassen waren. Gegenstände, die davonkullerten. Alles wurde angeweint. Natürlich mit richtigen Kullertränen. Danach kam die „Liegestützphase“, bei der er sich plötzlich nicht mehr für andere Gegenstände interessierte, sondern seinen gesamten Köper ständig in Schräglage brachte und mit herabhängendem Kopf seine Fußspitzen anguckte bzw. seine Haltung kontrollierte. Heute begann er beim Tragen wieder bestimmte Laute zu bilden, die ich seit bald zwei Wochen nicht mehr gehört hatte. Da fiel mir erst auf, dass er in letzter Zeit häufiger gestöhnt und gejammert als vor sich hingebrabbelt hatte. Heute zog er plötzlich beim Ablegen ohne langes und oft erfolgloses Schnaufen seine Beine unter den Bauch und befand sich plötzlich im Vierfüßlerstand. Von sich selbst überrascht, verharrte er ein paar Minuten in der Position, so dass meine Schwiegermama sogar Fotos davon machen konnte, bevor er wieder auseinanderrutschte und auf dem Bauch landete. Ziemlich cool! Wie aus dem Buche: Erst motzen und Stress machen und dann plötzlich etwas Neues können.

Johann schafft es jetzt auch, sich vom Bauch auf den Rücken zu drehen. Dass er damit auch Strecke machen kann, scheint er aber nicht zu wissen. Oder es interessiert ihn nicht. Keine Ahnung. Manche Kinder rollen erst, bevor sie robben. Oder robben gar nicht, sondern krabbeln sofort. Oder laufen, ohne vorher zu krabbeln. Mal gucken, was Johann vorhat.

Übrigens lacht er jetzt immer mehr, was allen das Herz erwärmt. Meine Schwiegermama macht jetzt auch immer häufiger Quatsch mit Johann. Und dann lacht er und lacht er und lacht er. Seine Schwester kommt jetzt immer mit ins Zimmer, wenn Johann aus seinem Vormittagsschlaf erwacht. Dann toben wir alle drei im Bett herum. Wenn Johanns Schwester auf und ab hüpft und dann plötzlich auf dem Popo landet, lacht Johann jedes Mal laut auf. Dieses Spiel wird jetzt schon seit vier Tagen von beiden leidenschaftlich gespielt.

Johanns Schlafphasen beschränken sich jetzt tagsüber auf einen Vormittags- und einen Nachmittagsschlaf von ca. einer Stunde. Wenn ich mich zu ihm lege, werden es auch mal zwei Stunden. Die Wachphasen sind jetzt wirklich recht lang. Das bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich.

Was ich jedoch wirklich nachteilig finde, ist sein veränderter Stuhlgang. Jetzt macht er nur noch einmal, manchmal sogar nur alle paar Tage sein großes Geschäft in die Windel. Das ist dann natürlich jedes Mal so eine Menge... wie ein ganzes Senfglas voll. Man weiß nie, wann es soweit sein wird. Und vor allem diese Menge jedes Mal ekelt mich wirklich. Meist muss ich ihn dann erstmal komplett abduschen oder wenn wir unterwegs sind, verbrauche ich zig Feuchttücher. Bäh! Erst dachte ich, dass es an der Beikost läge. Da sein Appetit auf Brei sehr spärlich ist, habe ich jetzt erstmal wieder damit aufgehört. Aber der Stuhlgang bleibt so selten. Na, kann man wohl nix machen.

Noch eine Woche Eifelurlaub, bevor es wieder zurück nach Berlin geht. Ein weinendes und ein lachendes Auge habe ich schon dabei. Waren die Wochen hier doch sehr intensiv und wirklich entspannend. Hätte nicht gedacht, dass ich mich bei den Schwiegereltern so lange so wohl fühlen könnte.

Habe mir hier übrigens wöchentlich zwei kleine Massagen in einer Physiotherapiepraxis im Nachbarort gegönnt. Hatte ich von meiner Frauenärztin verschrieben bekommen. Verstärkt das Urlaubsgefühl ungemein. Kann ich nur jedem empfehlen. Und wenn der Physiotherapeut dann noch jedesmal so liebevoll von seinen jetzt bereits drei großen Kindern erzählt, geht mir jedes Mal das Herz auf.

Bis nächste Woche.



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In diesem Beitrag geht's um:

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