Auf der Suche nach neuen Traditionen brechen wir mit Osterkonventionen und sammeln schöne Erinnerungen.
Das Osterfeuer im Garten brennt. Lotte, Smilla und Lotti sitzen einträchtig auf ihrem Bänkchen, starren in die lodernden Flammen und nippen an ihren Saftschorlen. Die Wangen gerötet von der Hitze der Flammen, die Augen müde von den Ereignissen des Tages. Die meisten Gäste dieser Gartenparty sind inzwischen nach Hause entschwunden. Ich ziehe meinen Poncho enger um die Schultern und um Jeppe darunter, und freue mich über diesen wunderbaren Ostersamstag.
Wer wann die Eier verstecken wird, haben wir noch nicht besprochen, aber das ist jetzt auch egal. Und für die Harmonie am Ostersonntag habe ich uns schon vor Wochen einen Tisch in einem kleinen Café am Alsterlauf gebucht, wo ein hoffentlich opulenter Osterbrunch auf uns wartet.
Ich bremse mit dem Fahrrad direkt vor der geschlossenen Tür eben dieses Cafés und kann es kaum fassen. Es ist geschlossen. Keine Lichter, alles dunkel. Es ist diesig, kalt, leichter Nieselregen liegt in der Luft. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Die sitzen alle hübsch im heimischen Stübchen, den ersten Kaffee in der Hand und die Kinder suchen fröhlich zwischen Badezimmer und Küche nach den Verstecken des Osterhasen. Wir stehen hier. Alle im österlich feinen Zwirn, ein inzwischen größeres Hüngerchen im Gepäck, ein paar Eier konnte Smilla auf dem Weg zum Fahrrad suchen, dann mussten wir vermeintlich los. Auf dem Aushang an der Tür lese ich nun aber, man werde uns erst am kommenden Tag bewirten. Ich Trottel habe tatsächlich die Tage vertauscht und meine Familie frühmorgens hierher beordert. Dabei hätten sicherlich alle gerne länger geschlafen, dann am Feuer gestern Abend war es einfach zu nett und wir entsprechend spät im Bett.
Ich merke, wie mir Wut und Tränen gleichzeitig in mir das Freie suchen. Wortlos fahren wir heim. Gut, dass der Bäcker an der Ecke trotz des österlichen Feiertags Brötchen verkauft. Dann eben morgen. Am Nachmittag toben wir mit Freunden durch den städtischen Forst. Erst, als es langsam dunkel wird, treten wir den Heimweg an. Zumindest möchten wir das, doch eines der Fahrräder ist platt wie eine Flunder. Alle sind schlammbeschmiert, nass, kalt und hungrig. Schieben? Öffentliche Verkehrsmittel trotz mieser Fahrzeiten am Feiertag? Abholen lassen? Besser! Wenig später warten wir auf den gelben Engel eines großen Pannendienstes, der seit geraumer Zeit auch Fahrräder repariert. Der Mensch wechselt den Schlauch und scheitert an seiner Luftpumpe. Diese ist nämlich hinüber. Die Kinder stehen staunend im Licht der Scheinwerfer und beobachten fasziniert, wie der Mann in gelb ganz in MacGyver-Manier irgendwelche Schläuche verbindet und die Luftpumpe daran baut. Endlich hat er es geschafft und wir fahren durch die Nacht nach Hause.
Wieder einmal ist es spät geworden. Schade, dass wir nicht ausschlafen können, denn am nächsten Morgen müssen wir ja pünktlich zu unserem Osterbrunch.
Sei Tagen ist bei uns Halligalli. So ist Smilla auch gar nicht irritiert, als es am Brunch-Montag genauso weitergeht. Fröhlich sammelt sie den Osterhasen der Nachbarin ein und vertilgt diesen als Nachtisch ihres recht süßen Frühstücks. Den Mittagsschlaf lassen wir zugunsten einer Spieleverabredung sausen - ist ja auch einfach lustiger. Und als dann noch Onkel Mathis und Katja zur Veredelung dieses Wochenendes vorbeischauen, rastet auch Baby Jeppe aus vor Freude. Denn die beiden sind ein Garant für Kinderbespaßung deluxe. Smilla hat schon alles vorbereitet und lässt sich im schnell vorbereiteten Kinder-Beauty-Salon vom Onkel die Nägel lackieren. Der kann das nämlich einfach am besten, findet sie. Jeder Nagel bekommt eine andere Farbe, Freundin Lotti nimmt roten Lack mit Glitzer.
Später spielen wir Looping Louie – das haben wir bereits am Ostersamstag mit Teodor und Maximilian geübt, die spontan am Morgen auf der Matte standen, um mit Smilla zu spielen. Diese Nachbarschafts-Connection feiere ich ja sehr. Einfach nebenan klingen und spielen, niederschwelliger kann Spaß kaum sein.
Als Freundin Stephanie mit ihrem selbstgebackenen Osterbrot in diese Kinderparty platzt, muss sie das ungewohnt wuselige Treiben erstmal verarbeiten. Jeppe krabbelt wild umher und staunt über die ganzen tollen Aktionen der Großen. Smilla erzählt vom Jonglieren am Karfreitag im Park, vom Joghurt in der Badewanne und vom Osterhasen. Was ihre Freunde wohl an Ostern erlebt haben?
Eng aneinander gekuschelt liegen beide Kinder im Bett. Smilla hat den Arm um ihren geliebten Babybruder geschlungen und ihren Kopf an seinen gedrückt. Beide sind hundemüde und sehr glücklich. Das sagen Jeppes Augen und Smilla murmelt selbiges, bevor auch sie die Augen schließt. Nächstes Jahr zu Ostern merke ich mir genauer, was ich für wann reserviert habe. Ansonsten gerne noch einmal genauso!
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