Lysanne vernichtet Belege fürs Finanzamt und Polly muss zur Osteopathin
Es gibt einen Nachtrag aus der letzten Woche, um genau zu sein, vom 24.01.2018. Polly, unser Nesthäkchen, wurde gewogen. Ihre Schwester natürlich auch. Polly hat am 24.01.2018 die 9.000 Gramm erreicht. Lysanne, als Ältere, liegt mit 50 Gramm zurück. Das heißt, wir stemmen regelmäßig 18 Kg, auch ohne Mucki-Budi, durch die Gegend.
Unser Montag begann viel zu zeitig. Ich überlegte einfach liegen zu bleiben. Mein Gefühl der Pflicht errang einen überlegenen Sieg und so trieb ich die Familie aus den Federn. Der Tag begann gut. Er war dunkel, kalt und durchstrukturiert. Ich möchte nicht behaupten, mit allem gerechnet zu haben. Beim Verladen unseres Kinderwagens merkte ich schon ein schwammiges Fahrgefühl. Beim Ausladen kam dann die Bestätigung. Wir hatten einen Platten und nichts zum Flicken dabei. Egal, es musste gehen. Das zeitliche Wegziehen des Wagens musste ich eben mit Muskelkraft ausgleichen. So wollte ich dennoch einen gemütlichen Waldspaziergang machen, bevor wir die Caféteria aufsuchen wollten. Polly schaute kurz in den grauen Morgen und schrie dann die Spechte vom Baum. Es war nichts zu machen und ich gab auf, steuerte das Café an. In mir regte sich die Hoffnung, dass, wenn ich sie aus dem Wagen nehmen würde, sie sich wieder beruhigen würde. Ha, das tat sie schon, sobald wir den Haupteingang passierten.
Inzwischen bin ich auf den Trichter gekommen, dass ich wahrscheinlich schon lange nicht mehr die Richtung vorgebe. Meine Töchter brüllen mich einfach so lange an, bis ich endlich das Richtige tue. Ich muss gestehen, dass ich manchmal eine ziemlich lange Leitung habe.
Kaum waren wir drin, die Beiden auf ihrer Decke, turtelten sie mit der Rentnerriege, was das Zeug hielt. Dann kam wieder der übliche Ablauf und ich hob 18 Kg auf meine Beine, bis die Mama kurz vorbei kam. Danach geriet ich in die Versuchung und wurde übermütig. Das sie nun eigentlich Schlafen wollten, statt wieder zu spielen, verrieten sie mir lauthals. Diesmal lief auch wenig zusammen und ich schwitzte den Kaffee gleich wieder aus. Als wir den Vorraum betraten, kam mir eine Zwillingsmutter entgegen. So kamen wir ins Gespräch. Sie wollten noch ein viertes Kind und es wurde noch eines zusätzlich. Junge und Mädchen waren schon älter und wir tauschten uns aus. So erfuhr ich, dass das anderthalbstündige Schreien in diesem Alter bei Zwillingen weit verbreitet sei und sie spätestens mit einem Jahr wieder gebe. Welch Aussichten. Ihr Jüngstes war wie unsere auch auf der Neo gewesen und hatte in der Folge ebenfalls ein paar Schwierigkeiten. Sie und ihr Mann wirkten jedoch entspannt und wir redeten noch eine ganze Weile, sodass Polly und Lysanne schon eingeschlafen waren, als es vor die Tür ging. Die Unterhaltung wirkte bei mir noch lange nach und begleitete mich durch den Wald, indem die Tiere in aller Ruhe ihr Werk fortsetzen konnten.
Auf der Rückfahrt tauschen wir uns immer über unsere Kinder aus und ich erzählte meiner Frau von meiner Begegnung. Ihr fehle der Austausch, meinte sie daraufhin. Sie meint mit Zwillings-, Müttern.
Ich fragte sie, was ihr bei Polly so viel Sorge bereite, obwohl der Arzt doch so positiv war. Rückblickend habe ich sorgenfreier gelebt. Nichtwissen schützt eben doch. Polly sei nicht nur Hypoton, sondern sie zeige auch keine Abstütztreaktionen. Das deutet auf eine Problematik im Schultergürtelbereich hin, welchen mitunter durch ein Geburtstrauma verursacht wird. Besonders oft passiert dass bei Kaiserschnitten, wenn zu sehr an den Babys gezogen wird. Die Gefahr besteht besonders bei Hypotonen Kindern. Unsere Zwei wurden ziemlich flott geholt und gerade bei Polly war Eile im Spiel.
Meine Gattin trainiert einen geraden und stabilen Rücken und das Polly Körperspannung aufnimmt. Doch zufrieden ist sie nicht. Selbstredend habe ich die Augen verdreht. So bin ich zu Hause und kenne die Trainingsabläufe nicht. Das haben wir nachgeholt. So hat Polly nun zwei, die sie triezen. Einen Termin bei unserer Osteopathin haben wir trotzdem gemacht.
Lysanne ist dagegen wie unser Großer. Sie sitzt stabil und lacht bis über beide Ohren, wenn wir uns darüber freuen. Innerhalb der Woche hat sie dann auch gleich einen neuen Sitz ausprobiert. Sie nahm ihr Unterschenkel und Füße nach hinten und setzte sich drauf. Damit kam sie noch höher. Nichts in Greifnähe ist mehr sicher. Sie dafür sehr. Beim einzigen Mal, dass ich sie unplanmäßig umkippen sah, zeigte sich der Vorteil einer hohen Körperspannung. Eigentlich ist sie nur abgerollt und hat sich kurz gewundert, um sich dann wieder aufzusetzen.
Der Dienstag war hart für mich. Meine Frau musste den krankheitsbedingten Ausfall ihres Mitarbeiters kompensieren und beide Mädchen waren mit mir höchst unzufrieden. Ich kam den ganzen Tag nicht drauf, was sie wollten. Zehn (10!) Minuten bevor meine Frau kam, waren sie wohl so verzweifelt, dass sie einschliefen. Und was sah meine Gattin? Ein ruhiges, harmonisches Bild der Eintracht. Manchmal könnte ich auch heulen. „Schau, wie schön du es hast.“ usw. Abends gab es Anträge auszufüllen und Post zu sichten. Ein Brief meines Arbeitgebers war auch dabei. Er wünscht mich am Valentinstag zu sehen. Ich hoffe sehr, dass das Datum zufällig ist. Das wäre mir sonst unangenehm. Wie ich dann hörte, geht es um meine Rückkehr. Ja, das Jahr ist bald vorbei. Beim Abholen unserer Tochter, sah ich dann, dass der Frühling auf unserem Weg eingezogen ist. Die Blütenpracht war schön anzusehen, wenn sie auch vergänglich sein wird.
Berlin ist eine ehrliche Stadt!
Es mag ja viel Kritik geben, aber manchmal wird mir richtiggehend warm ums Herz. Da ich noch etwas mitten in der City erledigen musste und meine Frau ebenfalls einen Termin hatte, fuhren wir zusammen los. Ich setzte sie ab, schwang mich bei meiner Ankunft, an meinem Ort, auf einen kostenpflichtigen Parkplatz, packte unsere Babys in den Wagen, welcher nun einen Schlauch eines Singvogels mit gegabeltem Schwanz hat und wollte meine Parkgebühr entrichten. Um Zeit zu sparen, ließ ich das Auto offen und fuhr zum Automaten, welcher leider kaputt war. Der zweite war nicht weit entfernt, nur ebenfalls außer Betrieb. Gedankenverloren setzte ich meinen Weg gleich fort. Immerhin wollte ich meinen beiden Töchtern das große Innenleben der größten Stadt unseres Landes zeigen. Nach einem dreiviertel des Weges, fiel mir unser Auto wieder ein. Ich war mir sicher es nicht verschlossen zu haben. Doch zum Umdrehen, bei einsetzendem Regen, hatte ich auch keine Lust. So nahm ich meinen Termin und fuhr in neugieriger Erwartung mit meinen beiden schlafenden Töchtern zurück. Ich fand unser Auto unverschlossen und vollständig vor. Mir wurde warm ums Herz und kurz war ich versucht den erstbesten Menschen zu umarmen. Mein Aufbegehren konnte ich dann doch unterdrücken, packte meine Zwillinge ins Auto und wollte meine Frau abholen.
Mit der guten Laune meiner Mädchen ging es nun bergab. Solange ich fuhr war alles in Ordnung. Sobald ich länger als eine Rotphase hielt, war Geschrei im Auto. So konnte ich jeden freien Innenstadtparkplatz Autofahrern überlassen, die einen benötigten. So drehte ich, frei nach Grönemeyer, einige Stunden so meine Runden. Ne, solange war es nicht. Aber beim dritten Mal um den Block rollen, sprang zehn Meter vor mir eine Polizistin auf die Straße und gebot mir anzuhalten. Da ich recht langsam war, hätte ein sofortiger Stopp bedeutet, dass sie die Strecke durch den Regen laufen müsste. Das wollte ich natürlich nicht. Also rollte ich noch sieben Meter weiter. Die Dame war recht aufgeregt und wies mich darauf hin, dass ich ja Kinder im Auto hätte. Kurz wollte ich Einwänden, dass ich nett finde, dass sie mir das sagt. Doch ich ließ das bleiben. Sie wirkte recht aufgebracht und war ziemlich nass. Dann verwies sie mich tatsächlich der Gegend. Da stand ich nun und war sprachlos. Erst eine Ecke weiter, fiel mir ein, dass ich gern den Grund gewusst hätte. Egal, denn schon sprang meine Frau über die Straße und wollte einsteigen. So mussten wir nun tatsächlich ein viertes Mal um den Block. Okay, mit einem größeren Umweg hätte ich mir das sparen können. So rollte ich jedenfalls wieder die Straße, des eben erlebten Vorfalls entlang und siehe da, ihr Kollege sah mich und drehte sich weg und so konnte ich unbehelligt nach Hause fahren. Mit Mama im Auto sind die kleinen Damen übrigens lieb und artig. Ich rieche wohl zu wenig nach Muttermilch.
Am Folgetag brachte ich morgens meinen Großen statt in die Schule zum Zahnarzt. Ein bleibender Backenzahn hatte sich schlimm aussehend am Milchzahn vorbei gedrückt. Letzterer war dann ausgefallen und nun sah alles gut aus. Dies bekamen wir auch als Bestätigung und trollten uns wieder in Richtung Heimat. An diesem Tag war anfangs die Spannung unter den Eheleuten recht hoch. Mangelnder Schlaf, kurzfristige Änderungen von Planungen und unklare Aussagen können da schon mal ein gewisses entzündliches Gemisch ergeben. Doch wir gingen kurz unseren Angelegenheiten nach, schafften dann zu lüften und redeten darüber. Dann widmete ich mich der Verschönerung unserer Küche, brachte neue Steckdosen an, Weinregale fanden ihren Platz und nach ein paar weiteren Kleinigkeiten, sah es auch schon wieder etwas schöner aus.
Lysanne erobert derweil einen immer größeren Radius und freute sich diebisch über einen Kassenbeleg meiner Frau, über eine Portorechnung. Der verlor dadurch sein Datum. Mal sehen, ob das Finanzamt der Erklärung folgt, oder ihn einfach als Aufwand streicht. Und zeigt es, dass unsere Kleinsten nun in ein Alter kommen, indem als nächstes das Hochziehen und erste Stehversuche anstehen. Das babyhafte Aussehen geht mehr denn je verloren und wird durch Kleinkindhafte Züge ersetzt. Auch der Geruch verändert sich. Nun sind meine Geruchsrezeptoren eh nicht die Besten. Doch ich merke den schwindenden Babygeruch dadurch vielleicht viel eher. Außerdem machen sie nun immer deutliche Unterschiede zwischen Mama und Papa. Dabei steht Mama hoch im Kurs. Ich kann das gut verstehen. Dennoch trifft es hin und wieder mein väterliches Herz.
Unser Wochenende war von Besorgungen, Vorbereitungen und Feiern bestimmt. Wir hatten Kindergeburtstag.
So endete die 41. Lebenswoche unserer Zwillinge. Mit Völlerei. ;-)
Mein Erlebnis mit unserem offenen Auto, möchte ich an dieser Stelle nicht unbedingt zur Nachahmung empfehlen. Ich kann einfach nicht für jeden unserer 3,4 Millionen Berliner UND Besucher die Hand ins Feuer legen.
Ende!
Alles Gute,
euer Daniel
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Foto: Privat
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