Nun ist es soweit. Die Große der Kleinsten will mehr als "nur" Muttermilch und fordert dies rigeros ein. So knicken wir ein und geben nach.
Also ich überleg mir das nochmal, eine Frau mit eigener Praxis zu haben. Da habe ich gedanklich den 2. Oktober und die Woche so schön durchgeplant und mir viele Aktivitäten auf die To-do-Liste gesetzt und dann ging das Meiste in Rauch auf. Gleich der Montag ist ein gutes Beispiel dafür. So hatte ich viele offene Aufgaben für mich gelistet und wusste, dass meine Gattin keinen Termin in der Praxis hatte. Dass sie dafür eine breite Marketingtour durchführen wollte, wurde mir beim Frühstück gewahr. So flog mir meine Planung um die Ohren und auch gleich die für Mittwochvormittag. Da holte sie Termine vom Dienstag nach. Sie macht das wirklich toll. Und schließlich habe ich ja Elternzeit. Um meinen Kummer zu mildern, durfte ich meine To-do-Liste dann am Dienstag kürzen, nur eben ohne den Baulärm, den ich für den Tag zuvor fest eingeplant hatte. Na gut, es kommen noch andere Tage, an denen ich damit unsere Nachbarn erfreuen kann.
Indes hat der Herbst Einzug gehalten und lässt einen Teil unseres Gartens in den Farben des Indian Summers erstrahlen. Während ich so dasitze und meine Gedanken sich kurz an meinen letzten Kanadaurlaub, vor nur 20 Jahren, zurück erinnern, versuchen sich unsere Zwillinge an der Entdeckung ihrer neuen Welt. So werde ich aus meinen Erinnerungen gerissen, als Polly ihren Unmut laut kundtut. Neugierig versuche ich nachzuvollziehen, was sie da tut. Sie lag auf dem Rücken unter ihrem Spieletrapez und hat sich nun fast auf den Bauch gedreht. Dabei hat sie sich mit ihrem Mund, dem Holzfuß des Spielzeugs genähert und versucht nun den vertikalen Fuß horizontal in den Mund zu nehmen und sich festzubeißen. Das gelingt ihr nicht so recht und scheint sie wütend zu machen. Ich frage mich, nach dem Wozu. Will sie mit ihrem kleinen neuen Zahn die erste Kerbe ins Holz schlagen? Ich lasse sie eine Weile gewähren, bis ihr Unmut so laut wird, dass ich sie wegdrehe und ihr verbal erkläre, wie sie vorgehen muss. Dabei kommt mir der Verdacht, dass sie sich vielleicht auch als Biber versuchen wollte. Deshalb bitte ich sie, dass Spielzeug ganz zu lassen und da lächelt sie mich an. Damit ist alles geklärt und ich bin verklärt.
Währenddessen machen wir bei jeder Mahlzeit die Erfahrung, dass sich Lysanne sehr um unser Essen bemüht. Was mit einem zarten Sabbern begann und in der letzten Woche mit einem hinaus schieben ihrer Zunge und dem zarten Zupfen an der Tischdecke ihre Fortsetzung fand, ist nun in einem wilden zerren, strampeln und um sich herum fuchteln übergegangen. Sie will anscheinend mehr als Muttermilch. So lassen wir sie mal an einem Stück Mango lecken und zum Ende der Woche hat sie ihre erste weich gedünstete Mohrrübe und Pastinake in der Hand. Als Geschmackserweiterung darf sie noch Apfel und Banane kosten. Sie giert regelrecht und meckert gern, sofern ihr das nicht schnell genug geht. Unsere Lysanne, die scheinbar mit dem Zahnen begann und dann von ihrer Schwester so lautlos in den Schatten gestellt wurde, isst.
Wir haben überlegt, ob der Zahn von Lysanne seinen Wachstum zwischendurch eingestellt hat, oder ob er ihr einfach jeden Mikromillimeter schwer macht, ihrem Kiefer regelrecht den Raum abringen muss. Wir haben zwischendurch bei ihr immer wieder Anzeichen für den ersten Zahn. Starker Speichelfluss, offensichtliche Schmerzen im Mundraum und Erleichterung, wenn wir mit Zahnungskühlgel oder Osanitkügelchen arbeiten. Zu sehen ist aber noch nichts. Bei Polly kam der Zahn hingegen völlig lautlos. Nicht einmal ein geröteter Po wies darauf hin. So unterschiedlich kann es eben auch bei Zwillingen sein. Jedes Kind ist anders.
Dafür haben wir die Auswirkungen unseres Osteopathiebesuches in voller Breite zu Hause. Pollys ständig tränendes Auge gehört der Vergangenheit an und die Stuhlprobleme von Lysanne auch. Statt einmal nach mehreren Tagen, geht es unter Umständen nun mehrmals täglich in die Windel. Ich habe meine Frau gefragt, ob sie wüsste, was uns das kostet. Außerdem wechsle ich nun manchmal im Akkord. So erging es mir am Ende der Woche. Meine Frau unterrichtete und ich erwartete sie in einem Bistro-Kantinenverschnitt eines Krankenhauses zum Stillen. Kaum hatten wir das erledigt, hörte ich die Auswirkungen. Fast zeitgleich ging es los und ordentlich. Ein Wickelraum war spannender Weise nicht in der Nähe. Also kurzerhand auf meiner Jacke, auf dem Fußboden. Das war aus der Rubrik „Windeln wechseln für richtige Männer“. Nachdem meine beiden Mädchen wieder glücklich und sauber strahlten, stand ich auf und entsorgte ihr überflüssig gewordenes Werk, mit einem gekonnten Kurzwurf in den Müll. Treffer – versenkt. Und das gleich doppelt. Doch das war nur ein Vorgriff auf das Ende der Woche.
Tags zuvor hatten wir Xavier zu Gast in Berlin. Der Tag begann für mich mit den alltäglichen Pflichten und wurde durch das gemeinsame Frühstück mit einem Freund schon recht früh auf angenehme Weise bereichert. Er zeigte mir ein Lokal, von dem ich sehr überrascht war. So saßen wir fast allein in einem großflächig verglasten Raum, in dem zwei Kamine verzweifelt dem Regen zu trotzen versuchten, mit Blick auf einen fast märchenhaft zugewachsenen See. Ein sehr schönes Ambiente, selbst bei Regen und kühlen Temperaturen. Nachdem wir wieder den Weg zurück in unsere Wohngegend gefunden hatten, besorgte ich für meine Frau und mich noch etwas zum Mittagessen und dann fuhr sie mit ihrem Rad zur Arbeit und ich fing an, mit den Kindern, die Kinder einzusammeln. In völliger Ignoranz des Regens und des angekündigten Windes, fuhr ich noch ein zwei Orte weiter, um ein leckeres Brot bei unserem Lieblingsbäcker zu kaufen. Wind war bis dahin kaum zu spüren. Doch bekanntlich änderte sich dies recht zügig. Doch da waren wir zum Glück schon zu Hause.
Meine beiden Kleinsten waren sehr weinerlich an diesem Nachmittag und frühen Abends. Deshalb trug ich sie viel umher und merkte anfangs gar nichts von dem Sturm. Als mir auffiel, wie sehr sich die Kiefer bei uns in der Nähe, fast schon verzweifelt im Wind bog und drehte, staunte ich nicht schlecht. Zu meiner Überraschung beruhigte sich Polly beim Anblick der sich biegenden Bäume und Sträucher. Lysanne schlief sogar ein. Nun waren die Kinder ruhig, ich jedoch beunruhigt. Wie sollte meine Frau mit dem Rad nach Hause kommen? So rief ich sie an und schlug ihr vor, sie mit dem Auto abzuholen. Die Idee fand bei ihr nun gar keinen Anklang und wie sich heraus stellte, war dies auch richtig so. Die Straßen waren völlig zu und mit den Kindern durch dieses Wetter zu fahren, wäre unverantwortlich gewesen. So radelte sie von ihrer Praxis zu uns an den Abendbrotstisch. Ich vermute, sie hatte Rückenwind. Auf jeden Fall kam sie schnell und heil zu uns nach Hause.
Am Folgetag wollte sie nun unterrichten und so mussten wir alle früh raus. Die Folgen des Sturmes waren fast an jeder Ecke zu sehen. Als wir unseren Großen zu Schule gefahren hatten und auch die große Kleine in der Kita angekommen war, hatten wir es eilig. Die Zeit drückte und es gab zwei Wege zu unserem Ziel. Entweder über die Autobahn. Eigentlich der schnellere und kürzer Weg, oder durch den Wald. Eigentlich ein schöner Weg und sogar ein Stück am Wasser entlang. Er hat im Regelfall etwas von Idylle. Nach kurzer Absprache entschieden wir uns für die zweite Variante. Das Risiko nicht durchzukommen war zwar höher, doch wir ahnten, dass es auf der Autobahn womöglich nur im Schritttempo zuging. Und als wir sie auf dem Weg zum Wald querten, sahen wir, dass wir recht hatten. Die Idylle des Waldweges war zwar etwas gestört, aber zur großen Überraschung war er größtenteils frei befahrbar und so kamen wir pünktlich am Ziel an. Während meine Frau nun ihr Bestes gab, entschwand ich in der gastronomischen Einrichtung.
Nachdem ich die Beiden gewickelt hatte, überlegte ich kurz, ob ich die Rubrik „Windeln wechseln für richtige Männer“ in meinen wöchentlichen Bericht mit aufnehme. Mir fielen gleich einige Situationen ein, welche bestimmt mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, doch leider zu kurz kommen.
Ein Exkurs:
Wickeln in fremden Umgebungen kann für den Mann im 21. Jahrhundert ein Abenteuer sein. Beim ebenerdigen Wickeln des Kindes müssen dazu einige wichtige technische Details beachtet werden. Die Bodenbeschaffenheit und –temperatur sind dabei nur zwei grundlegende Informationen, für das Abenteuer, erfolgreiches Wickeln für Kleinstkinder und Babys. Sofern der Boden glatt und kühl ist, muss für eine ausreichende und rutschfeste Polsterung gesorgt werden. Dabei schadet Wissen über nationale und internationale Normen keineswegs (Grundlage hierfür sind die DIN 51131 und das GMG200, oder BGR181). Sofern für eine ausreichende Unterlage gesorgt und das Baby zärtlich abgelegt ist, sollte sie der Mann möglichst davor hinknien. Das hochstreifen oder –krempeln der Ärmel kann schon cool wirken. Sofern noch auf die richtige Kleidung geachtet wird, bspw. Holzfällerhemd, wird seine Tätigkeit in der Öffentlichkeit zum Hingucker. Empfehlenswert ist es, die neue Windel so vorzubereiten, dass nach Säuberung und Entfernung der gebrauchten, ein nahtloser Wechsel möglich ist. Sofern die Bewegungen fließend verlaufen, erhöht es den Anerkennungseffekt der menschlichen Umgebung. Sollte der Untergrund weitgehend nicht den Normen entsprechen und eine gewisse Glätte aufweisen, wie bspw. Laminat, kann die gebrauchte Windeln auch über den Boden, sagen wir zügig gleitend, in Richtung Abfall bewegt werden. Dabei ist jedoch bitte zu beachten, dass dies zum Erhalt des familiären Friedens, nicht um den guten Korkboden der Schwiegermutter handeln sollte. Bei Beachtung all dieser Regeln, kann es in der Öffentlichkeit schon zu anerkennendem Nicken und vereinzelt zu positiven Zurufen kommen.
Vielleicht lasse ich diese Rubrik aber auch. Sie nimmt doch einen guten Teil des Textes ein.
Zurück zu unserer Woche. Nach diesem Freitag, der im Anschluss an den Unterricht meiner Frau, noch eine ziemliche Hetzerei zur Kita, Schule und zum Schwimmverein bedeutete, ohne den Wochenendeinkauf zu bewerkstelligen, merkte ich, wie fertig ich war, als ich im Vorraum der Schwimmhalle auf dem Holzstuhl einschlief. Die zwanzig Minuten waren dann ein Vorgeschmack auf die Nacht. Bei unseren Zwillingen tut sich viel und das macht sich auch nachts bemerkbar. Doch diese Nacht hatte es in sich. Stündlich waren wir wach und hatten am nächsten Morgen eine Schulveranstaltung, an dem wir unseren Sohn auf der Bühne bewundern durften. Selbst unsere Zwillinge schauten ruhig und mit großen Augen zu. Eigentlich wollten wir noch zu einem Herbstfest einer anderen Schule und zum Zwillingsbasar in Schöneberg. Letzteres haben wir dann gestrichen und versucht zu Hause wieder zu Kräften zu kommen.
Kaputt und müde saß ich dann kurz im unteren Bad, als mich eine Mücke umschwärmte. Da fiel mir auf, dass ich schon lange keine mehr gesehen hatte. Mich beschlich ein warmes Gefühl an Sommer und so sah ich ihren Flugkünsten in aller Sentimentalität zu. Ich dachte an laue Sommerabende und ließ sie fliegen. Selbige Art von Tier sollte meine Sentimentalität jedoch nicht überstrapazieren. So umschwirrt mich gerade eine, beim Schreiben dieser Zeilen.
Als Tipp, ab dem ersten Zahn, fand ich im Netz, dass Bürsten oder Putzen mit einem weichen Tuch. Wir haben uns für eine Zahnbürste entschieden. Damit haben wir schon bei unseren beiden großen Kindern gute Erfahrungen gemacht und die Kleinen gewöhnen sich so gleich an eine lebenslange Aufgabe. Ebenso las ich, dass Babys mit dieser Lebenswoche schon nach Gegenständen greifen können und diese festhalten und mit der zweiten Hand gezielt nach einem weiteren Gegenstand greifen können. Nun, bei Polly gehe ich dabei mit. Lysanne möchte all diese Schritte überspringen und einfach nur sitzen. Wahrscheinlich gleich am Tisch und mitessen. Ebenso sollen Babys in diesem Alter Laute wiederholen können, welche schon eher nach Sprache klingen. Wenn ich dies bestätigen würde, begäbe ich mich auf dünnes Eis. Ihre Laute hören sich deutlicher an und unser Sohn möchte auch schon manchmal ein sprachliches Glucksen vernommen haben wollen. Doch da habe ich wohl die falschen Ohren für. Spannend fand ich, dass Babys, die viel getragen werden, es einfacher haben Sitzen zu lernen, weil sie besser ihr Gleichgewicht tarieren können. Das ist gut für mich zu wissen. Da weiß ich, wofür ich die beiden süßen Kleinen den ganzen Tag durch die Gegend wuchte (inzwischen 7-8 Kg). Dabei haben wir jedoch festgestellt, dass wir sie weniger tragen, als unsere beiden ersten Kinder. Das liegt aber einfach daran, dass sie zu zweit sind. Von der Idee, dass Babys mit 6 Monaten ihr Geburtsgewicht verdoppelt haben müssen, ist man wohl abgewichen. Vielmehr soll darauf geachtet werden, dass Babys kontinuierlich zunehmen und innerhalb der Entwicklungskurven liegen. Da können wir voll mithalten. Da unsere Zwillinge nicht nur nachts, sondern auch tagsüber einen quicklebendigen Eindruck vermitteln und sich Polly vom Rücken auf den Bauch drehen kann und sich sogar schon einige Zentimeter vorwärts schiebt, Lysanne sich eher um die eigene Achse dreht und dafür schon anfängt zu essen, sind wir im Hinblick auf ihre Entwicklung eher entspannt.
So starten wir in eine neue Woche, mit hoffentlich vielen Erlebnissen und weniger Langeweile. ,-)
Viel Spaß,
euer Daniel
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