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Baby-Tagebücher von Antje

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

20. Woche

An manchen Tagen habe ich zwei Babys

Abende mit Hindernissen

Montag, 21.00 Uhr

Durch das Küchenfenster kann ich ein Saxophon hören. Leider sehe ich niemanden. Wahrscheinlich spielt jemand am Brunnen.

Der Sommer hält Einzug in Berlin. Es ist Wahnsinn! Jedes Jahr zur selben Zeit verwandelt sich die graue mürrische Gesichtermasse in aufgeschlossene lebenslustige Individuen. Jedes Jahr im Sommer lerne ich Leute kennen, komme mit Fremden ins Gespräch und freue mir ein Loch in den Bauch, endlich wieder unsere knarzenden sonnenbeschienenen Dielen unter meinen nackten Füßen zu spüren.
Unsere Große freut sich auch wahnsinnig: Endlich wieder stundenlang nackt durch die Wohnung flitzen und auf dem Spielplatz mit Wasser planschen. Und Eis essen.

Ich überlege ernsthaft, nochmal schnell zum Supermarkt zu laufen, um mir ein gutes Eis zu kaufen. Heute muss ich mir noch was gönnen. War doch der Einschlafmarathon unserer Kinder kräftezehrend. Morgen und Donnerstag hab ich die beiden wieder den ganzen Nachmittag und Abend allein. Halleluja!

Doch nun zum eigentlichen Thema des heutigen Eintrags: Unsere Tochter wird ganz häufig zum Baby, wenn ich allein mit den beiden Kindern zu Hause bin. Na ja, eigentlich gut nachvollziehbar. Wenn Papa nicht da ist, was soll sie da machen? Sie möchte genauso viel Aufmerksamkeit und Zuwendung wie ihr Bruder bekommen. Morgen Abend wird sie wieder ganz oft sagen: „Ich bin auch null Jahre. Du sollst das machen.“ Damit meint sie Dinge wie, sie auf die Toilette heben, sie an- und ausziehen, sie auf dem Arm tragen. Aber mal nicht so negativ denken. Vielleicht klappt ja auch alles wie am Schnürchen.

Seit ein paar Wochen bringe ich Johann schon gegen sieben ins Bett. Das tut ihm meistens ganz gut. Er schläft ohne langes Weinen ein. Gut, heute Abend musste er sich lange hin- und herwälzen und brabbeln. Aber oft klappt es gut.

Wenn das klappt, habe ich abends ganz viel Zeit für unsere Große: Wir können Sandmännchen gucken, in ihrem Bett kuscheln und erzählen. Aber dazu brauche ich und vor allem braucht Johann Ruhe. Eigentlich kann unsere Große-Kleine ganz toll allein spielen. Am letzten Dienstag aber nicht. Vier Mal kam sie ins Schlafzimmer gelaufen. Mal sollte ich eine Dose für sie aufmachen, mal fragte sie, ob Johann schon schliefe, mal war ihr einfach langweilig. Johann findet das natürlich super spannend: Sein Köpfchen geht dann aufgeregt hin und her. Er guckt ganz interessiert und die Knopfaugen sind riesengroß. Im Tuch schläft Johann leider auch nicht mehr schnell ein. Also bleibt Johann an solchen Abenden wie letzte Woche einfach auf. Nach einiger Zeit beginnt er zu jammern, wird unruhig und weint vor Müdigkeit. Es dauert oft nicht lange, bevor auch seine Schwester mit einstimmt. In der Kita macht sie nicht immer Mittagsschlaf und ist ab sieben dementsprechend weinerlich. Meine Nerven liegen dann blank. Irgendeine Lösung fällt mir zwar immer ein, so dass am Ende beide Mäuse schlafen. Aber so richtig gut läuft es nicht.

Letzten Dienstag bin ich einfach konsequent geblieben und habe von unserer Tochter viel Selbstständigkeit gefordert und musste auch ziemlich schimpfen, als sie sich stur stellte. Es gab natürlich Tränen. Johann weinte auch gleich mit. Ich hätte auch fast geweint. Mir tat sie sehr leid, und ich konnte nachher gar nicht gut einschlafen. Aber seitdem läuft es wie am Schnürchen und nach der Kita fragt meine Große-Kleine jetzt manchmal: „Bist du heute wieder ganz streng, Mama?“

In den ersten Monaten nach Johanns Geburt habe ich oft ein Auge zugedrückt. Unserer Großen habe ich viel erlaubt - auf Kosten meiner eigenen Kraft.

Unsere Große steigt gern in Johanns Wohnzimmerbett und spielt Baby. Erst haben wir es unterbunden. Nun erlauben wir ihr, neben Johann im Bett zu sitzen und ihm Spielsachen in die Hand zu drücken. Mit Hingabe widmet sie sich dieser Aufgabe, beguckt und untersucht alles. Im Grunde ist ein Großteil ihr altes eigenes Spielzeug. Nur erinnert sie sich nicht mehr. Manchmal legt sie sich auch unter Johanns Spielebogen und raschelt und klimpert herum.

Letzte Woche nuckelte sie plötzlich an meinem Kleid, als ich sie auf den Arm nahm. Darauf angesprochen kicherte sie nur verschämt. Sie wollte auch ein Baby sein, war ihre Antwort. Schon so manches Mal blitzte plötzlich an ihrem Mundwinkel ein Speichelfaden auf, wenn wir gerade über Johanns Mund wischten. Als ich letzte Woche Johann auf ihre Spielmatratze legte, rollte er plötzlich herunter. Laut weinend nahm ich ihn hoch und ging mit ihm rasch aus dem Zimmer. Wenige Minuten später stand unsere Große-Kleine weinend vor mir und meinte, auch sie sei gerade „heruntergekullert“ und hätte sich sehr weh getan. Die Liste ließe sich noch mit unzähligen weiteren Anekdoten füllen, soll hier jedoch erst einmal enden.

Johanns Kinderarztbesuch am Mittwoch verlief positiv. Aufgrund seiner motorischen Unruhe waren wir zu einer Nachuntersuchung der U4 bestellt worden. Bauchlage klappt jetzt super. Moro-Reflex komplett abgebaut; wir pucken ihn auch nicht mehr zum Schlafen. Der Kinderarzt staunte, dass er sich schon dreht. Besonders positiv fiel dem Kinderarzt Johanns guter Blickkontakt auf, sein Lächeln und das viele „Gebrabbel“ während der gesamten Untersuchung. Hab ich es nicht gesagt? Alle gut. Johann braucht keine Ergotherapie.

Johann kann sich übrigens jetzt die Augen reiben, wenn er müde ist. Das sieht so putzig aus. Er spielt oft mit seinem Schnuller im Kinderwagen. Versucht ihn rein- und herauszuziehen und wird wütend, wenn es ihm nicht gelingt. Seine Füßchen hat er jetzt auch entdeckt und untersucht oft seine „Babystulpen“, die ich ihn für das Tragen im Tuch bei den sommerlichen Temperaturen gekauft habe.

Etwas komisch finde ich, dass er jetzt, wenn er auf den Arm will, den Bauch anspannt und den Kopf und Oberkörper hochstemmt. Er hält sich dabei mit den Händchen am Body oder seiner Windel fest. Sieht sehr anstrengend aus. Er lacht ganz glücklich, wenn er dann an seinen Händchen in den Sitz gezogen wird. Dabei muss man ihm nur zwei Finger reichen und er packt selbst zu, ohne los zu lassen. Klappt immer nur einmal. Aber immerhin. Kraft hat er wirklich! Aber wozu diese Bewegung? Ich sage ihm ständig, dass er über das Krabbeln in den Sitz kommen wird. In ein paar Monaten. Aber auf mich hört er ja nicht.

Antje

PS: Heute ist Dienstagabend und beide Kinder liegen seit halb acht im Bett. Alles lief super. Ich habe unsere Große mehrfach gelobt. „Mama brauchte gar nicht schimpfen. Und Johann soll heute bei mir schlafen“, sagte sie darauf. Ja, auch er jammerte nicht sondern wartete entspannt auf dem Kinderzimmerteppich, bis das Abendritual mit unserer Großen beendet war. Mensch, ich habe tolle Kinder. Gleich gibt’s ein Eis. Denn mein Mann hat mir heute welches gekauft. War gestern doch zu müde. Einen tollen Mann habe ich heute als Bonus oben drauf bekommen.



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