MENU


Online-Kurse-Erfahrungen: Wie mit digitalen Angeboten die Betreuung für Schwangere und Eltern sichergestellt wird

Das Kontaktverbot durch die Corona Pandemie hat nicht nur Auswirkungen auf Einkaufen und Freunde treffen – auch Schwangere, Eltern und Geburtshelfer aller Art stehen vor einer großen Herausforderung: Online Kurse. Wie die Online-Angebote sichergestellt werden und überhaupt funktionieren, berichtet die Hebammenpraxis Miss Peppa.

In diesem Artikel:

Simone Pfeffer, Leiterin von Miss Peppa, hat uns von ihrer Erfahrung mit dem Online-Angebot berichtet. Sie hat den Umschwung durch Corona kommen sehen. Zuerst wurde noch im Scherz gesagt, dass die Praxis wohl bald auf online Angebote umstellen muss.

Eine Woche später ist alles entschieden: Um kein Risiko einzugehen, wird das Angebot für Online Kurse entwickelt. Das hat es vorher noch nicht gegeben, aber das Team von Miss Peppa beschreibt ihr Vorgehen so: „Einmal hingesetzt und mit der Technik beschäftigt und schnell konnten die Vorstellungen umgesetzt werden.“

Reaktionen: Wie kommen Online Kurse bei den Teilnehmern an?

Die ersten Reaktionen der Teilnehmer waren positiv. „Viele haben sich gefreut, dass wir so schnell reagiert haben. Auch, dass es weiterhin einen festen Termin gibt, kam sehr gut an.“

Geburtsvorbereitung online: Erfahrungen

Einen ausführlichen Erfahrungsbericht speziell zum Thema Geburtsvorbereitung online liest du hier.

Doch die Reaktionen waren auch gemischt: Manche sind zunächst skeptisch, einige stehen Online Angeboten ablehnend gegenüber. „Dass ich Kinder nicht nur vor dem Smartphone oder Tablet platziere, ist eine gute Einstellung“, meint Simone, „doch Online-Kurse für sich selbst solltest du wirklich ausprobieren!

Die Teilnehmer, die sie schon kannte, sind gerne zur Online Version umgezogen und die Beziehung bleibt bestehen. Schwieriger wäre es bei Frauen, die noch nie in ihrer Praxis waren. Doch auch unbekannte Gesichter werden miteinbezogen und das Kennenlernen ist auch online möglich.

„Durch Onlinekurse merke ich verstärkt, dass vielen die Rückbildung nicht wichtig ist, aber das ist die falsche Einstellung“, resümiert Simone. Gerade der (online) Rückbildungskurs wird von vielen in seiner Wichtigkeit unterschätzt.

Kursveranstalter-Erfahrung: Woran erkenne ich einen guten Online-Kurs?

Für Simone war klar, wenn das Angebot umgestellt wird, dann nur, wenn es möglich ist, die Qualität aufrecht zu erhalten: Unverzichtbar ist für sie deshalb, die Kursteilnehmer live zu sehen. Denn nur durch die Live-Videoschaltung und die Betreuung durch einen Trainer ist es möglich, auf die Kursteilnehmer angemessen einzugehen.

Online-Kurse finden

Ganz leicht findest du den für dich passenden Kurs rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und Elternsein in unserer Online-Kurse-Liste:

Online-Kurssuche

Die beste Probe also, um einen guten Kurs zu finden: Die Trainer sind dabei. Nur, wenn du kein Anfänger mehr bist und zum Beispiel schon einen Rückbildungskurs besucht hast, kann Simone auch Online-Angeboten ohne Livestream etwas abgewinnen.

Worauf du außerdem achten solltest: „Nur ein bisschen atmen und in sich fühlen ist keine Rückbildung!“, sagt die Expertin lachend, „der Kurs muss auch funktionelles Training beinhalten.“ Tabu sind allerdings Übungen, die die gerade Bauchmuskulatur beanspruchen, wie Sit-Ups, das könnte bei einer Rectus Diastase sehr schädigend sein.

Online-Kurse-Erfahrungen: Sind kostenlose Kurse sinnvoll?

Zwar wirst du überschwemmt von kostenlosen Angeboten auf Youtube oder auf anderen Plattformen, doch das sieht die Kursleiterin kritisch: Einen guten Kurs, egal ob es sich dabei um Yoga online, Rückbildung online oder Geburtsvorbereitung online handelt, erkennst du daran, dass ein Trainer dabei sei, der sich Zeit für die Anamnese der Teilnehmer nehme.

Das heißt, der Trainer sollte auf die Teilnehmer individuell eingehen und fragen, was benötigt wird, wo es Probleme gibt, und das Training individuell anpassen. „Da meinst du es richtig und machst grundlegend alles falsch. Grade beim Yoga gibt so viele Feinheiten, auf die du achten solltest. Qualität hat nun mal ihren Preis.“

Wie kann ich mir einen Online-Kurs vorstellen?

Bei Miss Peppa laufen die Sitzungen live über Zoom. Offline sieht Simone die Frauen persönlich, das kann jedoch nur schwer durch viele kleine Videos auf einem Bildschirm ersetzt werden. Deshalb fiel die Entscheidung für einen zweiten Bildschirm, um die Teilnehmer noch besser sehen zu können und so auch schneller eine falsche Haltung zu erkennen.

So erklärt Simone auch einen weiteren wichtigen Punkt: „Online wären zwar theoretisch sehr viel mehr Plätze verfügbar, aber ich kann nicht doppelt so viele Leute teilnehmen lassen, denn dann ist die Betreuung schwierig.“ Schließlich würde sie auch in einem herkömmlichen Kursraum nicht mit zwanzig Teilnehmern sitzen.

Ihr ist wichtig, das Online Angebot möglichst ähnlich zu der gewohnten Kurssituation vor Corona zu gestalten. Wenn die Teilnehmer sich bei Zoom live treffen, gibt es deshalb auch erstmal Zeit für den Austausch untereinander. Grade nach der Geburt ist alles anders als vorher und deshalb sei es umso wichtiger, dass du Menschen kennenlernst, die gerade Ähnliches erleben. Da du dich durch Corona mit sonst niemandem treffen kannst, ist so ein fester Termin super. „Ich biete den Teilnehmern ein Stückchen Normalität.

Muss ich Angst um meine Daten haben?

Die Angst um die Daten ist auch für Simone nicht neu, doch sie macht sich keine Sorgen und verweist auf die geschlossene Gruppe: „Es sind nur Leute eingeladen, die ich gut kenne.“ Von daher seien private Erzählungen auch privat.

Dennoch bleibt das Thema Datenschutz umstritten. Bessere Datenschutzbestimmungen bieten übrigens Big Blue Button oder Jitsi, auf die einige Anbieter umgestiegen sind.

Welche technischen Voraussetzungen muss ich für einen Online-Kurs erfüllen?

Irgendwas hat jeder zuhause, was benutzt werden kann“, fasst Simone nach sechs Wochen Online-Kursen zusammen. Handy, Laptop oder auch der Fernseher kommen zum Einsatz. Ein Handy ist allerdings durch den kleinen Bildschirm nicht ganz so geeignet, funktioniert aber auch.

Probleme gebe es wenn dann eher über Internetanbieter, also durch eine schlechte Internetverbindung. Zoom selbst läuft stabil. Einige Kursanbieter verwenden auch Skype.

Online Krabbelkurse: Erfahrungen schaffen Ausweichmöglichkeiten

Das einzige, was zurückgefahren wurde, sind die Krabbelkurse. Die Babys gemeinsam krabbeln zu lassen funktioniert natürlich online nicht. Doch auch hier gibt es Ausweichmöglichkeiten: Anregungen zum Basteln werden gegeben und auch mit Alltagsgegenständen kannst du die motorische Entwicklung der Kinder fördern. Spezielle Angebote, die in den Krabbelgruppen vor Ort aufgebaut werden, könnten dann von den Eltern kreativ zuhause umgesetzt werden. Aber auch Singen eigne sich wunderbar für die Online-Übertragung.

Simone fügt hinzu: „Ein ganz großer Anteil bei der Krabbelgruppe ist der Austausch der Mamas. Auch wenn dann die Möglichkeiten für die Kleinen fehlen, sind die Kontakte für die Mamas da.“

Online-Kurse-Kosten: Übernimmt die Krankenkasse?

Damit ein Kurs von der Krankenkasse bezahlt wird, muss der Anbieter zertifiziert sein. Das heißt, der Anbieter meldet sich bei der Zertifizierungsstelle und wird dort aufgenommen. Allerdings werden nur Kosten für Kurse von Hebammen oder Physiotherapeuten von der Krankenkasse übernommen. Dadurch fällt die Miss Peppa Praxis durch das Raster.

Die auf Rückbildung spezialisierte Yoga-Lehrerin wünscht sich ein „Update“ für das System der Krankenkasse. „Es lohnt sich, auch nach Kursen zu gucken, die nicht übernommen werden, aber von qualifizierten Trainern durchgeführt werden, die mit Passion dahinterstehen. Natürlich ist es während der Elternzeit knapp mit dem Geld, dafür habe ich viel Verständnis. Doch eine Zertifizierung der Krankenkasse ist nicht gleich eine Garantie dafür, dass ein Kurs perfekt ist.“

Viele Mütter würden die Rückbildung schleifen lassen und hätten anschließend körperliche Beschwerden. Deshalb würden früher oder später oft Physiotherapeuten aufgesucht. „Die Kosten für eine Physiotherapie sind für die Krankenkassen viel höher als die Kosten für Rückbildungskurse. Deshalb sollten Rückbildungskurse besser gefördert werden und eine Zertifizierung sollte auch für andere Berufsgruppen möglich sein.“, kritisiert Simone.

Eigentlich müsste ein Kurs auch eher mit zwei Terminen in der Woche angesetzt werden: „Als frischgebackene Mama hast du so viel zu tun, was du in der Praxis lernst, wendest du zuhause aus Zeitmangel meistens kaum an.“, erklärt Simone.

Sie betont: „Rückbildung ist ein extrem wichtiges Thema nach der Geburt! Ich rate jeder Mutter, zu einem Rückbildungskurs zu gehen oder auch zu einem zweiten, wenn der erste Kurs nicht zu den Bedürfnissen gepasst hat. Die Rückbildung geht über ein Jahr und jede Mutter muss konsequent dranbleiben, um Spätschäden zu verhindern.“

Welche Vorteile haben Online-Kurse?

Einen riesigen Vorteil sieht die Trainerin in dem festen Kurstermin. Als Mutter hast du sehr viel um die Ohren und lässt schnell Kurse einfach ausfallen, wenn du nur auf immer wieder abrufbare Videos zurückgreifst. „Ein fester Termin hingegen ist gesetzt, du triffst andere, du hast dafür gezahlt und lässt ihn seltener ausfallen. Auch die Teilnehmer berichten, dass der feste Termin sehr gut tut.

Außerdem ist es auch angenehm, den Kurs von zuhause aus zu verfolgen. Grade für sehr junge Babys entfällt dann die mitunter stressige Autofahrt und der Umgebungswechsel. Auch Väter können so einfacher in Kurse miteingebunden werden. Diese Erfahrung hat Simone bei dem Kurs zur Babymassage gemacht. Denn bei Online Kursen können die Eltern leicht auch zu zweit gleichzeitig zuhause sein.

Aus der Perspektive der Kursleiterin fügt Simone hinzu: „Es kann ja auch spannend sein, zu sehen, wie es bei den Leitern oder Teilnehmern zuhause aussieht. So lernen wir uns noch besser kennen. Wenn ich meinen Kurs aus dem Garten streame, schafft das auch noch mal eine andere Atmosphäre.

Falls du mal einen Termin verpasst, kannst du außerdem ersatzweise eine Stunde mal bei einem anderen Online-Kurs teilnehmen.

Wohin mit meinem Baby beim Online-Kurs?

Eigentlich ist es praktisch, keinen zusätzlichen Babysitter engagieren zu müssen, da du selbst zuhause bist. Wenn der Partner zuhause auf das Kind aufpassen kann, ist das sehr hilfreich. „Für Mütter mit kleineren Kindern kann es schwieriger werden“, meint Simone.

Muss der Kurs in meiner Heimatstadt sein?

Nein, die Online Kurse können von überall angeschaut werden, auch die Krankenkasse fordert keine Übereinstimmung von Wohnort und Kursort. Bei Miss Peppa kommen die Teilnehmer nun auch aus anderen Bundesländern oder anderen Teilen der Stadt.

Online-Kurse zu Rückbildung, Yoga, Geburtsvorbereitung: Eine Zukunftsperspektive?

Solange es durch Corona Einschränkungen gibt, wird das Angebot online weiterbestehen. „Bei Miss Peppa haben wir immer optimistisch reagiert: Immer Vollgas geben! Die Online-Kurse sind spannend, sie bieten viel Abwechslung. Ich finde das durchaus positiv.“

Wie ist das Fazit nach sechs Wochen Online-Kursen?

Bei Miss Peppa haben sich nach der Umstellung zwar deutlich weniger Schwangere gemeldet, doch insgesamt funktioniert online sehr gut, wie Simone feststellt. „Ich muss viel ausprobieren, Try and Error eben.“

Nur weil sich weniger Schwangere anmelden, heißt das außerdem nicht, dass die Kurse nicht benötigt werden. „Mein Tipp: Probier es! Natürlich gibt es viele negative Seiten, aber es hat auch positive Aspekte. Rückbildung ist so wichtig, dass du nicht darauf verzichten solltest!“

Auch andere Kursanbieter motiviert sie dazu, den Kopf aufgrund der Corona-Krise nicht in den Sand zu stecken. „Gebt Gas und versucht, die Qualität aufrecht zu erhalten! Viele dachten, nach ein paar Wochen ist das wieder vorbei, aber so ist es nicht. Das ist eine neue Situation und wir machen das Beste daraus. Wir haben uns lieber schnell umgestellt, um weiter für die Eltern und Babys da zu sein.“