und unstillbarer Hunger!
Mit neuen Fähigkeiten kommen auch neue Bedürfnisse
Liebe Leserinnen und Leser,
der letzte Entwicklungsschub scheint hinter uns zu liegen. Ida strahlt, genau wie die Sonne seit ein paar Tagen, ununterbrochen. Sie ist gut drauf und möchte mit uns etwas erleben. Ida sieht ihre Welt jetzt mit völlig neuen Augen. Sie hat großes Interesse an bunten Bildern und Menschen. Sie shakert mit Fremden, die ihr ein freundliches Gesicht entgegenbringen. Auch körperlich verändert sich viel. Sie scheint jetzt viel größer und kräftiger zu sein und beginnt sich hin und her zu schaukeln, wenn sie auf dem Bauch liegt. Es dauert sicher nicht mehr lang und sie dreht sich vom Bauch auf den Rücken. Ida entdeckt ihre Hände. Zumindest hat sie die kleinen Finger und ihre Hand ständig in ihrem Mund und nuckelt. Wir haben zum ersten Mal ein Fühlbuch angesehen und sie hat mit ihren Händchen „Kontakt zu dem Buch aufgenommen“. Ich habe ihr über die bunten Filzblätter etwas erzählt und sie hat vor sich hingemurmelt und mit ihren Augen aktiv die Seiten betrachtet. Sie liebt es, uns in kleine „Gespräche“ zu verwickeln.
So war es zum Anfang der Woche. Ab Mitte der Woche zogen Wolken auf und auch Idas Laune schien sich zu verschlechtern.
Idas neue Fähigkeiten und der merkliche Wachstumsschub scheinen sie sehr hungrig und müde zu machen. Außer schlafen und essen möchte sie nicht viel. Zuerst habe ich nicht verstanden, dass sie tatsächlich nach ihrer Mahlzeit nicht zufrieden und immer noch hungrig war. Es ist für mich sehr schwer geworden, sie zu lesen. Dadurch, dass sie quasi ständig ihre kleine Hand oder ihren Daumen in den Mund nimmt und deswegen auch mit ihrer Zunge spielt, konnte ich ihre Hungeranzeichen nicht erkennen. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie wirklich jede Stunde etwas trinken wollte. So ein Babyleben muss auch wirklich schwer sein. Immer ist man müde, hungrig oder hat die Windel voll und diese Erwachsenen wissen einfach nicht, was sie tun. Sie verstehen einen nicht oder sind schlicht nicht schnell genug. Denn ihr müsst wissen, wenn Ida sehr hungrig ist, kann sie nicht schlafen und wenn sie sehr müde ist, kann sie nicht essen. Dieses Problem hatten wir die Woche einige Male. Sie brüllt dann nur noch und schiebt sich von meiner Brust weg. Das ist nicht nur für Ida sehr frustrierend, sondern auch für mich. Ich saß teilweise da und wusste nicht, was ich noch tun sollte. Da hilft nur durchhalten, trösten und immer wieder die Brust anbieten. Ich schob ihr die Brustwarze immer wieder in den Mund, um sie zum Trinken zu animieren und streichelte ihren Kopf. Ich kam mir schon vor wie eine professionelle Babyquälerin. Zumindest hätte Ida das so sicherlich unterschrieben. Irgendwie musste ich aber doch in der Lage sein, mein Baby zu beruhigen. In den Schlaf wiegen hat leider auch nicht funktioniert, denn wenn sie sich minimal beruhigt hatte, fiel ihr der Hunger wieder ein und das für uns beide quälende Spiel ging weiter. Den besten Tipp bekam ich aber von meiner Hebamme: Wenn man den Saugreflex durch den Schnuller oder den eigenen Finger auslöst und den Schnuller dann gegen die Brustwarze tauscht, beginnt sie zu trinken. Das war die Rettung.
Zum Ende der Woche traf ich mich mit ein paar Müttern und ihren Babys von dem Geburtsvorbereitungskurs zum Spaziergang. Es tat gut, sich mal auszutauschen und festzustellen, dass man doch nicht ganz allein mit seinen Problemchen dasteht. Man erfährt aber auch, was bei den anderen schlechter läuft als bei einem selbst und mit was die anderen Eltern schon besser klarkommen. Auch andere Mamas werden von ihren Babys beim Stillen angeschrien und auch die fühlen sich dann wie eine Babyquälerin, wenn sie ihr Kind zum Trinken animieren möchten. Wir haben Ängste und Sorgen geteilt und über Dinge gelacht, bei denen wir uns erst sicher waren, dass es nur uns allein so geht. Wir Mütter haben alle die Situation bereits erlebt, dass wir zur Mittagszeit noch keine Zähne geputzt haben. Wir wünschen uns, mal wieder allein auf die Toilette gehen zu können und würden so gern mal eine Nacht durchschlafen. Wir waren uns einig, dass wir Angst vor dem Krankwerden haben. Es ist körperlich schon sehr anstrengend, ein Baby zu versorgen (besonders, wenn man stillt). Wie soll man dann in der Lage sein, bei Krankheit sein Kind zu versorgen? Vermutlich schafft man auch das irgendwie. Bis jetzt haben wir vieles geschafft, von dem wir glaubten, dass wir so etwas niemals stemmen könnten.
Die Gespräche haben mich sehr entspannt, denn daraus habe ich mitgenommen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn mal etwas nicht läuft und dass es auch in Ordnung ist, dass manche Babys bei manchen Sachen einfacher sind als andere.
Julia
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