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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Julia

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

35. Schwangerschaftswoche

Endlich auf der Neonatologie!

Ein großer Schritt Richtung nach Hause kommen

Endlich konnte ich mit unserem Baby in einem gemeinsamen Zimmer sein und endlich, nach neun endlos scheinenden Tagen konnten wir als Familie das erste Mal zu Dritt zusammen sein. Es war so unreal unser Baby gemeinsam im Arm zu halten, das Lebewesen das wir so oft gemeinsam gut beschützt in meinem Bauch gespürt hatten. Es war unendlich schön, aber durch das drum herum haben wir es nicht so genießen können, wie wir es uns gewünscht hätten.

Jetzt lag ich dort, hatte das Bett neben ihm bezogen und war endlich bei meinem Sohn, 24 Stunden am Tag, solange bis wir ihn mit nachhause nehmen dürfen!

Er lag zwar noch in seinem Inkubator, aber dieser war durchgehend geöffnet. Außer der Magensonde, die durch ein Nasenloch in den Magen gelegt wurde hatte er nur noch 3 Elektroden die Atmung und Herzfrequenz überprüften, sowie einen Fühler für die Sauerstoffsättigung. Die Hemmungen diese Kabel zu berühren sollte ich schnell verlieren. Schnell begriff ich das wir Mütter auf der Neo zwar nur der Anhang der Patienten waren, es gab nicht mal einen Nachttisch für uns, wir dafür aber so ziemlich alle Aufgaben selbst übernehmen durften. Ich durfte ihn zum kuscheln wann und so oft in wollte aus seinem Bett holen. Habe ihn vom ersten Tag an gewickelt und ihm die Flasche gegeben, aus der er dann soviel getrunken hat wie er alleine schaffte, um den Rest dann über die Magensonde zu bekommen. Nach ein paar Tagen konnte ich ihn waschen und wiegen und auch die Temperatur messen. Die Schwester brauchte ich eigentlich fast nur um die abgepumpte Muttermilch zur Trinkenszeit aufzuwärmen.

Die Bedingung für unsere Entlassung war, das er seine vorgegebenen Mahlzeiten (alle 4 Stunden 60ml bis 70ml) alleine trinken kann und zwei Tage lang nicht über die Sonde nachsondiert werden muss. Und so lebten wir jeden Tag von Trinkzeit zu Trinkzeit, dazwischen abpumpen, das Essen für die Mama selbst aus der Kantine holen, den Schlaf der Nacht nachholen (es lagen insgesamt 3 Babys in diesem Zimmer) und den täglichen zwei-stündigen ausgiebigen Kuschelbesuchen von Papa.

Diese Tage kosteten viel Kraft und auch einige Tränen. Beim selbstständigen Trinken wollte es einfach nicht voran gehen und die wenige Zeit mit meinem Mann setzte mir auch sehr zu. Eine Schwester erklärte mir nach etwa einer Woche, das das Trinken nichts wäre das sich stetig steigert, sondern das sich im Kopf ein Schalter umlegen muss und dann würde es einfach funktionieren. Nach der Stillberatung versuchte ich auch ihn an die Brust anzulegen, aber wegen der vorgeschriebenen Trinkmenge und der Entlassungsvoraussetzung musste er davor und danach gewogen werden, bekam dann noch die Flasche und den Rest wieder über die Sonde. Das hat uns beide sehr gestresst, weil es lange dauerte und ich große Angst bekam, das es auf diese Weise noch länger dauern würde bis wir heim durften.

Am Abend von Tag 11 auf der Neo fing er aufeinmal dann an statt seiner normalen 30ml nun 50ml zu schaffe und seit dem Morgen von Tag 12 trank er seine Mahlzeiten komplett alleine. An diesem Abend passierte dann das nächste erstaunliche, statt nach 4 Stunden von mir wieder die Flasche zu bekommen, bemerkte ich nach 3 Stunden eindeutige Hungeranzeichen bei ihm. Nach genaueren Beobachtungen über Minuten, ging ich zu den Schwestern. Er würde jetzt " ad lib" werden, was bedeutet er dürfe trinken wann er wolle und soviel er wolle. Und das tat er, in dieser Nacht alle 3 Stunden. Am nächsten Morgen Tag 13 auf der Neo und Tag 20 im Krankenhaus, wurde ihm die Magensonde gezogen. Und als er einen Tag später genau 3 Wochen alt war durfte der Papa uns dann endlich mit nachhause nehmen. Die Freude und Erleichterung war riesig. Das es so schnell gehen würde haben wir nicht vermutet, nachdem es so oft vier bis sechs Wochen hieß.

Jetzt sind wir also nun zuhause, vier einhalb Wochen vor dem ursprünglichen ET und können uns in Ruhe zu Dritt kennenlernen. Wir kuscheln sehr sehr viel und verarbeiten die Wochen im Krankenhaus. Die Mamagefühle entwickeln sich immer weiter, sie waren nicht von Anfang an da. Ich lasse es nun auch öfter zu den Tränen einfach mal freien Lauf zu lassen, auch das gehört zum heilen dazu. Aber es gibt nichts schöneres für mich auf dieser Welt, als diesen kleinen Menschen anzusehen, ihn ganz nah bei mir zu spüren und zu wissen das ich seine Mama bin.

Wir hatten großes Glück, das (außer dem Pneumothorax) alles andere so gut verlief, er keine auffälligen Vitalzeichen in dieser Zeit hatte und so schnell trinken lernte. Ich bin unendlich dankbar und stolz, vorallem wie sehr er gekämpft hat um nun zuhause bei uns sein zu können. Das das nicht selbstverständlich ist haben mir die vielen anderen Kinder auf der Intensivstation und der Neo gezeigt. Wir hatten viel Glück und umso besser passt auch sein Name zu ihm, denn schon als ich erfahren hatte das er ein Junge wird wusste ich,  er sollte "der Glückliche" heißen.

Mit einem Bericht über die erste Woche zuhause und dem letzten noch nicht vorgestellten Sponsorengeschenk, das wir nun aber bereits fleißig nutzen, verabschiede ich mich in meinem nächsten Beitrag von euch.



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In diesem Beitrag geht's um:

Neonatologie, Frühgeburt, Frühchen, Krankenhaus