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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
38. Woche

Käse in Nagasaki

Anna fällt auf die Nase, zieht sich jetzt überall hoch und will stehen. Wir verbringen schöne Tage in Nagasaki und essen dort Wurst und Käse

Hallo zusammen,

wie hätte es auch anders sein können, natürlich fehlte mir eher Zeit, als dass ich noch hätte schreiben können vor unserer Reise.
Aus der Woche 37 möchte ich nur ein paar interessante Sachen erzählen.
Am Montag waren wir zum Beispiel noch auf dem Spielplatz und Anna zum zweiten Mal im Sandkasten. Ein Junge kam mit seiner Mutter und sagte irgendwas. Ich dachte, er wollte was von dem Spielzeug, das dort alles so an einer Stelle lag und da waren natürlich Anna und ich. Seine Mutter sagte irgendwas zu ihm und sie verließen den Sandkasten. Ich vermutete, dass es mit dem Virus zu tun hat und habe dann etwas Spielzeug an eine andere Stelle getan, damit sie sich vielleicht wieder dazu trauten. Der Sandkasten ist riesig, ca. ein Kreis von bestimmt 5 oder 6 Meter Durchmesser. Später kamen sie tatsächlich zurück und der Junge kam dann auf Anna zu mit einer Spieleistüte voll mit Sand. Annas erstes Geschenk von einem Jungen.

Am Mittwoch bekam Anna beim Händewaschen eine Zahnpastatube zwischen die Finger. Da dachte ich mir nichts bei und sie spielte eine Weile glücklich damit. Dann beobachtete ich allerdings, dass sie sie aufgedreht hat. Gut, dass es nur Zahnpasta war, und nun weiß ich, dass Tuben ab sofort nicht mehr unbeaufsichtigt in der Hand bleiben dürfen.

Freitag hatte ich mich mit meiner deutschen Freundin verabredet, zu einem Second-Hand-Laden zu fahren, der viele Babysachen hat. Ich wollte gucken, ob sie eine Trage mit Hüftsitz hätten. Anna will mir ja am liebsten auch in der Küche ständig von oben zugucken. In der normalen Trage geht das schlecht, weil sie entweder nicht nach vorne sieht oder ich nichts machen kann. Wenn ich sie so auf den Arm nehme und quasi auf die Hüfte setze, kann ich immer nur kurz was machen mit der anderen Hand, dann wird sie mir zu schwer oder es ist ihr zu unbequem.
Leider hatten sie nichts da. Dafür habe ich Anna aber ein erstes Puzzle aus Holz gekauft, fünf unterschiedlich große Käfer. Das ist auch der neueste Hit, allerdings holt sie die Käfer momentan nur heraus.

Nach dem Besuch im Laden bin ich weiter mit Anna an den Fluss und da der botanische Garten wieder offen ist, konnte ich während Annas Schlaf diesmal in einer schöneren und trotzdem ruhigen Umgebung spazieren gehen. Auf dem Heimweg, als sie wieder wach war, machten wir noch eine Pause am Fluss. Es gab wieder viele Hunde zu beobachten. Als ich Anna wieder einpacken wollte, war sie etwas knatschig und ich wollte sie dann doch in die Trage nehmen, machte sie deshalb im Kinderwagen nicht fest, drehte mich kurz und eh ich mich versah, stürzte Anna bäuchlings aus dem Wagen ins Gras. Erst waren wir beide überrascht und dann schrie sie natürlich los und weinte sehr. Ich war ganz fahrig und auf mich sauer und voll Angst, dass Anna sich ernsthaft verletzt haben könnte. Aber, Gott sei Dank, war es halb so wild. Es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigte. Dann nahm ich sie in die Trage und eine Weile später schlief sie noch einmal ein. Ich sah dann erst, dass ihre Nase etwas geblutet hatte. Besorgt schrieb ich mit einer Freundin und dreifach-Mami und lief auch noch bei meiner Freundin vorbei. Beide beruhigten mich, ich solle nur darauf achten, wie sie sich die nächsten Stunden benehmen würde, wahrscheinlich wäre nichts.
Es war dann auch nichts weiter. Puh…

Während mancher Schlaftrinkzeiten durchsuchte ich diese Woche Kleinanzeigen nach Wohnungen und guckte auch schon mal nach gebrauchten Möbeln, die wir wirklich brauchen würden. Dabei entdeckte ich einen Kinderhochstuhl einer beliebten Marke, der gerade erst inseriert worden war. Der Verkäufer ließ sich mit Anzahlung freundlicherweise darauf ein, den Stuhl noch einmal auf den Speicher zu stellen. Das macht ja auch nicht jeder mit! So hat Anna jetzt schon einen Stuhl in Braunschweig.
Lustigerweise wohnt der Verkäufer genau in einer Straße, in der auch eine interessante Wohnung wäre, wo uns die Vermieterin angeschrieben hat. Aber die Wohnung ist etwas klein und auf den Fotos sieht man nicht alle Räume.

Den Samstag wollte ich meinem Mann die schönen Rosen im botanischen Garten zeigen, die herrlich blühten und dufteten. Wir holten uns Bentoboxen, also was fürs Picknick, und zogen los. Leider war nun aber der Rosengarten weiträumig für das Wochenende abgesperrt – natürlich wegen dem Virus und den erwarteten Besuchermengen mit Kamera… Im Rest des Parks hatten die Besucher keine Einschränkungen. Und ich denke, der Abstand wurde gut gewahrt. Nur beim Café war es etwas voller.
Als Anna schlief, durfte ich mich ein halbes Stündchen in den Schatten legen und mein Mann drehte Runden mit Anna. Sonntag verbrachten wir fast ganz Zuhause und packten, erst am späteren Nachmittag zog es uns noch raus und wir besuchten ein Restaurant und Café in der Nähe, bei dem wir auch schon waren, als ich hochschwanger war. Anna heimste wieder ein paar „oh wie niedlich“-Ausrufe ein.

Montag ging es dann auf die Reise:
Wir hatten beschlossen, Annas frühes Aufwachen für die Reise zu nutzen, hatten uns für das Frühstück schon Brote vorbereitet und waren dann bald bereit zum Aufbruch. Anna war freudig erregt und die ganze Fahrt nach Nagasaki und der Umstieg verliefen gut. Zweimal schlief sie bei mir in der Trage. Die Züge in Japan sind schon toll, exakt pünktlich, die Wagen immer an derselben Stelle, Wartebereiche für die Einsteigenden sind auf den Bahnsteigen markiert. Es gibt Wagen, in denen man Sitzplätze reservieren kann und andere, die nicht reservierbar sind. So teilt sich auch der Menschenstrom bereits vorher. Wir fahren immer ohne Reservierung, weil die Züge auf den Hauptstrecken so häufig fahren, nach Tokio zu Stoßzeiten im 10-Minuten-Takt, da könnte man auch auf den nächsten warten, wenn einer zu voll ist. Momentan ist zwar auch der Zugverkehr noch eingeschränkt, aber man muss auch noch nicht mit so vielen Mitreisenden rechnen. Tatsächlich waren auf der Hinfahrt in beiden Zügen gerade mal eine Handvoll Leute im selben Wagen mit uns.

In Nagasaki hatten wir etwa 15 Minuten zu Fuß zu unserer Fewo. Diese war in einem typischen, modernen, japanischen Haus im ersten und zweiten Stock gelegen. Über eine steile Treppe kam man im ersten Stock in einen schlauchförmigen Wohnbereich, mit Esstisch und Sofa-/Fernsehecke, dahinter ein kleiner abteilbarer Bereich mit einem Bett. In der anderen Richtung vom Esstisch weg ging es zur Küche und von dieser ins Badezimmer (mit beheizbarem Spiegel gegen Kondensation, aber sonst ohne Heizung!) und über eine Treppe nach oben. Dort gab es eine weitere Toilette und ein großes Schlafzimmer mit zwei weiteren Doppelbetten. Die Matratzen waren fantastisch! Allerdings fragte ich mich, wie ich mit Anna sicher dort schlafen könnte, denn alle Betten standen frei im Raum und waren relativ hoch. Alleine lassen ginge auf gar keinen Fall! Die einfachste Lösung schien uns, unten die Matratze aus dem Bett zu nehmen und zwischen Fernseher und Sofa zu legen. Da passte sie glücklicherweise genau rein. Typisch in diesen Häusern ist auch, dass sie relativ dunkel sind. Fenster mit Aussicht gibt es oft nur zu einer Seite und diese sind dann häufig mit Sichtschutz, also milchiges Glas. Japaner scheinen es nicht zu mögen, wenn ihre Wohnräume einsehbar sind. Bei unserer Wohnung in Kyoto ist das glücklicherweise nicht so. Da sind nur die unteren Hälften der Fenstertüren milchig und wir haben auf zwei Seiten Fenster, da das Haus neben der Straße noch eine Seite zu einer Tempeleinfahrt hat. Allerdings haben alle Fenster ein Drahtnetz im Glas. Das ist aber zur Sicherheit, damit das Glas im Falle von starken Erdbeben nicht zu stark springt.


Anna genoss es, sich endlich frei bewegen zu können. Gegen 18 Uhr machten wir ihren Abendbrei. Dann mussten wir noch einmal raus, einkaufen. Den ersten Ausflug zu einem Aussichtspunkt, der besonders nachts schön sein soll, ließen wir dann ausfallen. Das wäre für Anna zu viel geworden. Sie schlief auf dem Weg zum Supermarkt schon wieder in der Trage ein. Hm, wie würde die Nacht werden, wenn sie so spät noch einmal schlief?
Ich nahm ein Bad mit ihr, um sie zu entspannen und damit sie sich noch einmal auspowern konnte. Irgendwie gefiel es ihr aber nicht, sah ja alles anders aus. Dann war der Wohnraum mit der Matratze auch nachts noch sehr hell und es gab ein Feuernotlicht, das rot schien und ziemlich groß war. Anna konnte nicht einschlafen und begann zu schreien. Sie ließ sich nicht beruhigen, die Brust half erst einmal nicht. Nur die Flasche schien sie zu beruhigen. Wir gingen dann doch nach oben ins große Schlafzimmer, wo es dunkler war, und dort schlief sie dann nach einer Weile doch an der Brust ein.
Wir hatten die vielen vorhandenen Kissen zwischen die Betten gepackt. Das würde der Verletzungsgefahr vorbeugen, aber trotzdem konnte ich kaum schlafen. Ich war ständig in Hab-Acht-Stellung mit meinem Arm an Anna dran. Tatsächlich wäre sie sonst auch einmal fast runtergefallen. Morgens schlief Anna dann noch einmal auf meinem Bauch, da fand ich dann auch etwas mehr Entspannung. Gott sei Dank, wiederholte sich diese Geschichte nicht. Am nächsten Tag konnte Anna gut im unteren Stock auf der Matratze am Boden einschlafen und ich schlief seither auch beruhigt.

Als Anna am Dienstag aufwachte in der fremden Umgebung, sah sie sich interessiert um, alles war neu und spannend. Unser Frühstück verbrachte sie die längste Zeit im vorhandenen Kinderstuhl. Leider war er für größere Kinder eingestellt und man hätte ihn aufschrauben müssen, um ihn zu verstellen. Deshalb wollte sie doch bald raus. Den zweiten Schlaf am Morgen hielten wir schon unten auf der Matratze und danach konnten wir zügig aufbrechen.

Unser erster Tag führte uns zum Gedenkplatz an die 26 christlichen Märtyrer, die 1597 dort gekreuzigt wurden. In Japan war das Christentum wegen des unerwünschten, westlichen Einflusses und weil es die herrschenden Machtverhältnisse in Frage stellte, damals verboten worden. Wer sich nicht wieder vom neuen Glauben abwandte, wurde verfolgt. Dieses Ereignis, die Hinrichtung der 26 Gläubigen, unter ihnen viele Japaner, erregte viel Aufsehen in der westlichen Welt. So hatten wir bei einem Urlaub in Neapel vor zwei Jahren ein Gemälde im Museum davon gesehen und damals das erste Mal davon erfahren. Das zugehörige Museum zeigte Bücher, Briefe und andere Erinnerungsstücke. Auch ein von Martin Scorsese unterschriebenes Drehbuch des Films „Silence“, der diese Geschichte aufgreift, war ausgestellt und es gab auch einen Andachtsraum.
Für Anna war das alles wenig interessant und wir wechselten uns damit ab, sie bei Laune zu halten. Als wir das Museum verließen, ging es auf Mittag zu und Anna brauchte deutlich eine Spielzeit. So hielten wir, wenn auch an einer viel befahrenen Straße, aber immerhin auf einer Wiese mit Minispielplatz Annas Mittagspause. Sie konnte sich austoben und Tauben beobachten und war recht fröhlich. Nebenher versuchte ich Anna zu füttern, aber ihr Bewegungsdrang war zu groß, um dabei still auf meinem Schoß zu sitzen. Mein Mann lief noch zu einer nahen Mall, um unsere Vorräte an Babybrei für die Woche aufzustocken.

Eine gute Zeit später, Anna zeigte die ersten Müdigkeitssignale, machten wir uns wieder auf den Weg und Anna schlief bald ein. Es ist immer schön, wenn sie so berechenbar reagiert. Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder, aber der Tag war mal wieder vorbildlich. Das Ziel von uns Großen war das Atomic Bomb Museum von Nagasaki, und, wenn Anna da schlief, dann wäre das auch besser so. Als beim Eintritt die Temperatur gemessen wurde, wachte Anna kurz auf. Aber sie schlief schnell wieder ein, als ich sie stetig durch die Ausstellung schob. Ihre Guckfenster am Kinderwagen hatte ich angesichts der schrecklichen Bilder abgedeckt und das Museum war sehr ruhig, das Licht gedämpft und wir die einzigen Besucher um die Zeit. Als sie wieder wach wurde, kamen wir in einen Raum mit verschiedenen Ebenen und sie fand es total lustig, als ich sie die schiefen Ebenen mal schnell, mal langsam rauf- und runterschob. Im Peace Café tranken wir einen Kaffee und aßen japanische Eisbrötchen, das sind so Gebäckteilchen mit Eiskugel dazwischen.
Dann war es aber wieder dringend Zeit, Anna mal wieder auf die Erde zu lassen. Im nahe gelegenen Peace Park schlugen wir uns hinter einer großen Friedensstatue in die Büsche. Es war kaum jemand da und die wenigen schien es nicht zu interessieren, dass wir unsere Picknickdecke ausrollten. Mein Mann holte uns noch ein Mittagessen und Anna genoss über eine Stunde Zeit und Spaß mit Mama und Papa und bekam mal vom weißen Reis, von kleinen Tomaten und Erdbeeren ab. Wir waren selbst ganz erstaunt, wie gut sie mitmachte und das Timing klappte. Tatsächlich konnten wir noch die Kathedrale von Nagasaki besichtigen. Sie war nur wenige Jahre vor ihrer Zerstörung durch die Atombombe am 9. August 1945 fertig gestellt worden. Anna war inzwischen wieder in der Trage eingeschlafen und schlief noch einen guten Teil des Heimwegs.

Wir hatten alles zu Fuß gemacht. Es gibt zwar Straßenbahnen und Busse, aber nach unserem ersten Blick darauf am Bahnhof hielten wir sie für kaum tauglich für den Kinderwagen. Die Straßenbahnen haben immer nur einen Wagen, sind nicht länger als ein Reisebus und haben hohe Stufen. Bei den Bussen gab es zwar welche, die ein Zeichen für Rollstuhltauglichkeit hatten. Aber es war für uns nicht erkennbar, welche Linien und um welche Uhrzeiten das dann immer wäre. Und wir laufen ja auch sonst viel durch die Stadt.
Auf den letzten hundert Metern vor der Wohnung fiel mir ein Laden auf, ein Werbeplakat für Würste im Schaufenster, die sehr gut aussahen. Warum nicht gucken? Und sieh einer guck, hatten wir eine Metzgerei entdeckt, die voll ausgehängt war mit Urkunden über Auszeichnungen und Goldmedaillen von der Internationalen Fleischermesse in Frankfurt! Wer ahnt denn so was?! Wir waren ja im Urlaub und so gönnten wir uns einen kleinen, immens teuren, aber ja ausgezeichneten LEBER-"KÄSE" und eine Lyoner Wurst.
Zuhause war Anna weiter gut drauf und trainierte fleißig auf der Couch das Hochziehen und Stehen. Aber sie meldete sich früh, dass sie schlafen wollte. Das tat sie dann schnell auf der Matratze am Boden und schlief lange. Wir selbst gingen auch vor 22 Uhr schlafen, sehr früh für uns. Aber gerade mir tat es auch gut nach der letzten Nacht.

Am Mittwoch war unser Ziel „Dejima“ und die Hafengegend von Nagasaki. Dejima ist eine (früher vorgelagerte, heute voll integrierte) künstliche Insel, auf der eine holländische Siedlung und Handelsniederlassung war zu der Zeit, als Japan sich von der Außenwelt abgeschottet hatte. Nur hier gab es Gütertransfer. Heute ist dort ein Museumsdorf. Das Wetter war äußerst schwül und für Mittag und Nachmittag war Regen angesagt. Anna hatte sich wohl mit dem falschen Fuß zuerst herumgedreht beim Aufwachen. Jedenfalls war sie schon den ganzen Morgen rast- und ruhelos und ihr Vormittagsschlaf war extrem kurz. Ich hatte mich schon riesig auf den Hafenbesuch gefreut und Anna hatte extra ein Matrosenoutfit an und sah so goldig darin aus. Auf dem Weg ins Hafenviertel passierten wir Chinatown, ganz leer, fast nichts hatte offen. Auch im Museumsdorf von Dejima gab es nur wenige Besucher. Anna war weiter so unruhig, dass wir uns den Schlüssel zum Stillzimmer geben ließen. Ich versuchte sie zu stillen, wir wechselten die Windel, wir versuchten sie zu füttern, da es auf Mittag zuging. Nichts schien zu helfen. Schließlich breiteten wir kurzerhand die Picknickdecke auf der Wiese vor dem Museumsrestaurant aus und Anna konnte sich noch mal bewegen. Es tröpfelte, was Anna nicht störte. Nach einer gefühlten Ewigkeit war sie dann müde genug, um im Kinderwagen einzuschlafen. Ich schob sie dafür hin und her zwischen den Häusern. Im Vorbeigehen las ich die Ausstellungsplaketten der Häuser. Mit dem Ansehen der Ausstellung wechselten wir uns dann ab. Für uns war natürlich mehr die Geschichte interessant, Japaner finden vielleicht die ausgestellten europäischen Artefakte, Porzellan, Möbel und so weiter interessanter als wir.

Als wir durch waren und Anna wieder wach, gingen wir einfach vor Ort ins Restaurant essen. Anna flirtete mit dem Kellner und der Köchin und bekam eine Flasche Milch und dann von uns vom Reis und etwas Kürbis ab – alles war wieder gut. Und im Kinderwagen war sie dann auffällig ruhig. Den Nachmittag verbrachte ich mit ihr Zuhause, also in der Ferienwohnung. Ich wollte waschen und wir hatten uns Kartoffeln zu unserem Käse gekauft, die ich fürs Abendessen kochen wollte. Alles tat ich mit Anna auf dem Rücken, die sonst ständig auf meinen Arm wollte. Mein Mann war zwischenzeitlich ins historische Stadtmuseum nebenan gegangen. Er berichtete dann, dass mal wieder bis auf Überschritten alles auf Japanisch gewesen wäre und für Anna hätte es definitiv nichts Interessantes gegeben.
Übrigens gibt es im Japanischen kein eigenes Wort für Museum, die Übersetzung ist eigentlich immer „Haus der Kunst, der Geschichte, Monument zur Erinnerung an…“.
Mit ein paar Kinderplastiklöffeln fand mein Mann in der Schublade der Wohnung dann endlich ein Spielzeug, das Anna auch eine Weile alleine beschäftigte. Sie braucht momentan ständig neue Sachen. Dann nahmen wir Mädels wieder ein Bad und Anna ging ins Bett, wir nicht viel später.

Am Donnerstag schien unser Timing wieder besser. Vormittags war Anna zwar schnell anstrengend und ich vermutete schon, dass da irgendwann ein Kaka kommen müsste. Abhalten hatte in der Fewo bisher nicht funktioniert. Sie fand die Toilette und auch das Waschbecken irgendwie unheimlich und eine passende Schüssel hatte ich nicht gefunden.
Nun denn, wir liefen erneut Richtung Hafen, unser erstes Ziel war der Sea Side Park. Auf einer Wiese konnte Anna gleich spielen, ich niedliche Fotos von ihr machen und mein Mann holte uns Pizza fürs Picknick. Danach schlief Anna wieder im Wagen und wir zogen den Dutch Slope hinauf in Richtung Glover Garden. Wieder ein Ort mit historischen Gebäuden, teils standen sie, teils wurden sie aus der Stadt hierher umgesiedelt. Diese Häuser stammen hauptsächlich aus dem späten 18. und dem 19. Jahrhundert, als Japan sich geöffnet hatte und nun einige Europäer dort siedelten und Handel und andere Geschäfte begannen. Nun, hier waren nur wenige Texte auf Englisch und die Ausstellung der Häuser war dann wieder weniger interessant für uns. Manches hätte so auch im Haus meiner Großeltern seinen Platz haben können. Aber die Aussicht war toll und wir fanden immer mal eine Ecke, um Anna runter zu lassen. Wir selbst waren von der Hitze auch ziemlich erschlagen, um 30 Grad. Wie werden nur den Sommer überstehen? Auf dem Heimweg war es dann soweit, Kakaalarm! Und es ging seit Langem mal wieder in die Windel, da konnte man nichts machen. Boh, ich kann nur allen empfehlen, wenigstens das große Geschäft abzuhalten. Es lohnt sich!

Am nächsten Tag ging es schon wieder an die Heimreise. Allerdings legten wir ein Stück vor Kyoto am Nachmittag noch einen zusätzlichen Stopp ein und sahen uns die Burg oder besser das Schloss von Himeji an. Es ist das größte Schloss Japans und komplett erhalten. Umgeben ist es von schönen Zengärten, die sich anzusehen lohnt. Das Schloss selbst betrachtet man besser einfach aus der Ferne. Innen ist es leer und man kann nur nach ganz oben Treppen steigen und kaum eine Aussicht genießen.
Anna konnte an diesem Nachmittag wieder nicht in den Schlaf finden. Selbst auf der letzten Zugstrecke schlief sie nicht ein. Erst, wie kann es anders sein, auf den letzten paar hundert Metern vor unserem Haus, da konnte sie dann schlafen. Wir brachten sie sofort ins Bett, sie wachte noch mal halb auf beim Ablegen, so dass wir sie noch schnell wickelten, aber die Kleidung wechselten wir nicht mehr. Puh, war doch ganz schön anstrengend.
Noch dazu haben wir leider meine Brille im Shinkansen liegen lassen. Als Anna damit spielen wollte, hatte mein Mann sie in Sicherheit gebracht, ins Netz am Vordersitz gesteckt und vergessen. Dadong. Ich hoffe nun noch auf einen Rückruf vom Fundbüro, bisher wurde sie aber nicht abgegeben. Zum Glück habe ich noch eine wietere Brille. Die ist nur viel filigraner und ich muss besser aufpassen, dass Anna sie nicht zu fassen bekommt.

Unser Wochenende war dann etwas durchwachsen, Anna scheint noch mitten in einem mentalen Sprung zu stecken und vielleicht ändert sich jetzt auch mal wieder ihr Schlafrhythmus. Irgendwas ist ja immer….

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen. Nun wünsche ich euch eine schöne Woche und gehe schlafen…

Viele Grüße von uns dreien aus dem nun schon heiß werdenden Kyoto,
Silke mit ihrem Mann und Anna

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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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In diesem Beitrag geht's um:

Nagasaki, Sturz, Urlaub