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Nachtschreck - Warum es wichtig ist, dass Eltern jetzt ruhig und besonnen bleiben

Der Nachtschreck (Pavor nocturnus) kann für Eltern ziemlich besorgniserregend sein. Plötzlich wird der schlafende Engel zur tobenden Furie. Tatsächlich belastet diese Phänomen die Eltern stärker als die betroffenen Kinder. Lies hier, was Kinderarzt Genn Kameda neben Besonnenheit sonst noch im Umgang mit dieser Schlafstörung empfiehlt.

In diesem Artikel:

Nachtschreck: eine albtraumhafte Schlafstörung

Die friedliche Abendruhe durchfährt ein markerschütternder Schrei, der mir direkt in mein Mutterherz fährt. Binnen einer Sekunde bin ich vom Sofa aufgesprungen und in fünf Sätzen die Treppe rauf. Im Kinderzimmer stehe ich dann neben dem Bett meines tobenden Kleinkindes. Wild schlägt es um sich, ist außer sich und wütet, wo es gerade doch noch friedlich geschlafen hat. Ich fühle mich hilflos und bin besorgt, versuche mein Kleines zu beruhigen – doch nichts hilft. Kurz darauf sinkt mein Kind  in sich zusammen und schläft friedlich weiter, als sei nichts geschehen. 

Nachtschreck tritt häufig bei Zwei- bis Sechsjährigen auf

Dieses furchteinflößende Phänomen hat einen Namen: Es heißt Nachtschreck und ist eine Art Schlafstörung. Dieser albtraumähnliche Zustand kommt besonders häufig bei Kindern zwischen zwei und sechs Jahren vor. Meist tritt der Nachtschreck ein bis drei Stunden nach dem Einschlafen auf und dauert im Normalfall nur einige Minuten. Das Merkwürdige: Das Kind wird währenddessen nicht wach und kann sich am nächsten Morgen auch nicht an die Situation erinnern. 

Beim Nachtschreck rät Kinderarzt Dr. Genn Kameda ruhig zu bleiben

Das Beste, was Eltern machen können, ist ruhig und besonnen zu bleiben. Das Kind zu schützen, damit es sich nicht verletzt, es nicht zu wecken und das Ganze vor dem Kind nicht zu sehr zu thematisieren. Bei den meisten Kindern tritt der Nachtschreck nur gelegentlich auf. Wenn die Unterbrechung des Schlafes regelmäßig vorkommt oder über einen langen Zeitraum anhält und zur familiären Belastung wird, können die Eltern einen Experten zu Rate ziehen.

Einschlafrituale, sanfte Massage und Gespräche helfen

„Der sogenannte Nachtschreck verschwindet meist von selbst wieder“, beruhigt der Düsseldorfer Kinderarzt Dr. Genn Kameda die besorgten Eltern. Entscheidend sei, dass die Eltern sich entspannen und versuchen, möglichst unbesorgt mit der Situation umzugehen. „Ein regelmäßiges Einschlafritual und möglichst wenige digitale Einflüsse am Abend helfen dem Kind, besser in die Nacht zu kommen.“

Es kann zum Beispiel auch sinnvoll sein, vor dem Einschlafen den Tag zu besprechen: Was war schön, was weniger? Wenn dir dein Bauchgefühl sagt, dass dein Kind etwas mit sich herumschleppt, frage noch einmal nach, ob es auch eine Situation gab, die es belastet. Das kann helfen. Kinderarzt Genn Kameda erklärt dazu: „Wenn es einmal ausgesprochen wurde, kann das Kind besser damit abschließen. Häufig werden Eltern dabei überrascht und erleben, dass von dem Kind manche Dinge ganz anders wahrgenommen wurden, als sie diese bewertet hätten.“ Bei jüngeren Kindern empfiehlt der Experte vor allem Körperkontakt oder eine sanfte Massage mit einem geeigneten Öl. 

Bei häufigerem Nachtschreck zum Psychologen?

Von der Konsultation eines Psychologen rät Dr. Kameda im Zusammenhang mit dem Nachtschreck eher ab. In den sehr jungen Jahren, in denen Kinder meistens mit dem Nachtschreck zu tun haben, sind die Kinder meist noch ein Spiegel der Eltern. Vieles kann dadurch schon durch aufmerksame Beobachtung bereinigt werden:  Liegt der Grund für den Nachtschreck womöglich in einer Unregelmäßigkeit im täglichen Leben, können Eltern schon durch etwas Entschleunigung und Ruhe viel erreichen. Wichtig ist dabei, sich immer wieder bewusst zu machen, dass der Nachtschreck für das Kind praktisch keine Belastung darstellt.