Wir warten, ob nach dem 1. Geburtstag der Schlaf besser wird.
Durch fehlenden Nachtschlaf lernt man sich als Paar auch nochmal ganz anders kennen. Manche gehen auf Weltreise, um in Extremsituationen sich als Paar zu testen, wir haben einfach Kinder bekommen. Okay, wir sind vorher auch vier Wochen ganz allein durch Japan gereist.
Der Kinderarzt spricht hässliche Worte aus. Es könnte auch Pfeiffrisches Drüsenfieber sein. Das hatten wir bei unserem Ältesten, zweimal. Ja, ich höre alle Aufschreien, wie auch ich damals protestierte. Das kann man gar nicht zweimal bekommen. Den Blick des Arztes, dem ich Widersprach, werde ich nicht vergessen. Da ging es mal ganz kurz und nonverbal, um in Frage gestellte Fachkompetenz. Dann kam die freundlich, wenn auch leicht hinterhältige Frage, woher ich mein Wissen habe. Internet. Darauf erfolgte eine kleine Lehreineinheit im Lesen von Laborberichten. Ich war ein braver Schüler und habe meine Lektion gelernt.
Am Ende des Tages bleiben wir von der Krankheit aber verschont und so lachte Lysanne im Laufe der Woche wieder ausgiebig. Denn eine Lysanne, die nicht lacht, ist ganz schmerzhaft. Als es ihr nicht gut ging und sie mitkam wenn man sie anschaute weinte sie, wenn sie einen anschaute und man schaute nicht zurück, weinte sie. Nachts weinten dann auch mal Beide ausgiebig. Doch zum Glück legte sich das Fieber bei der großen, von unseren beiden Kleinen.
Einen Nachtrag möchte ich dennoch einfügen. Am Wochenende nach Ostern hatten wir schönes Wetter und waren viel Draußen. Dort, in unserem kleinen Gärtchen, hörte ich es dann. Das Knacken der Knospen. Es war total faszinierend für mich, so als Stadtkind. Am Anfang konnte ich es gar nicht wirklich glauben und ging dem Geräusch nach. Aber egal welche Knospenpflanze, das Knacken erfüllte die Luft, die noch von Feuchtigkeit durchtränkt sich der Wärme hingab. Ein so andauerndes und lautes Knacken habe ich noch nie vernommen. Und die Ohren werden bei der Schreilautstärke nicht besser.
Das führt mich zu einem Erziehungsfauxpas. Polly, unsere Genügsame, hat nämlich herausgefunden, dass sie Nähe, auf jeden Fall Gehör und alles an Bedürfnisbefriedigung bekommt, wenn sie nur laut genug schreit und sie kommt in akustische Höhen, die meinem Trommelfell lehren, dass jeder Konzertbesuch gesünder ist. Diesen Fehltritt in der Erziehung müssen wir nun entgegen wirken. So bekommt unsere Polly nun vor allem Aufmerksamkeit, wenn sie ruhig ist. Keine Bange liebe(r) Leser/innen, wenn Polly schreit schauen wir selbstredend nach ihr und beruhigen sie.
Da wir uns nun so schön im Zwiegespräch befinden und meine Zeilen noch genügend Interessantes absondern, so sei geschrieben, dass all meine Worte hier bald ein Ende haben. Vernehme ich da so manch ein Durchatmen? Es sei erlaubt. Denn wer sind wir hier, im fernen Berlin, als das wir dauerhaft unser Leben Woche für Woche wiedergeben? Großartige literarische Werke sind fern hier zu finden und so drohe ich meine Leserschaft doch eher zu langweilen. Deshalb kehre ich lieber zum Wochengeschehen zurück.
Unser Sohn, ein Schüler wie er mir nur zu nah ist, hatte am Wochenende einen Teil seiner Freunde über Nacht zu Besuch. Fünf Zehnjährige haben unsere Zwillinge sehr beeindruckt. Mit großen Augen und offenem Mund folgten sie den Großen und hörten fleißig zu. Selbst unsere große Tochter folgte still dem Geschehen.
Offen gestanden kamen mir im Vorfeld der versprochenen Durchführung arge Zweifel, ob das Klug war. Doch selbst Eltern sind vor törichten Ideen nicht gefeilt. Und immerhin hatten wir es unserem Sohn versprochen. Allerdings hatten die Woche und die davor usw., ihre Spuren hinterlassen. Momentan will uns so recht nur wenig gelingen und das Zahnfleisch auf dem wir krauchen, ist auch nur noch eine vage Erinnerung.
Schlaf ist ein kurzer Zustand, bei dem das Licht der Wahrnehmung kurz flackert. Beim Selbstversuch mich einfach hinzulegen, reagierte mein Körper verstört und ließ mich nicht zu dem Kommen, was ich wollte, schlafen. Deshalb versuchte ich es mal mit paradoxer Intervention.
Unter einer paradoxen Intervention versteht man in der Regel verschiedene Methoden, die in scheinbarem Widerspruch zu Zielen stehen, die aber tatsächlich dafür entworfen sind, diese Ziele zu erreichen. (Wikipedia)
So traf ich abends einen alten Freund und wir zogen durch die kulinarische Vielfalt Berlins, um wie üblich beim Spanier die Nacht zu beschließen. Den Gaumen freute es. Als ich nach vier Stunden erwachte, selbstredend zu Hause, fühlte ich mich nicht besser als nach anderen Nächten. So trat ich den Tagesaufgaben gleichsam und gefügig entgegen.
Unter der Woche lösten die einzelnen Aufträge sich schnell ab und trotzdem kam ich dazu, zu sehen, wie Polly ihr erstes Gras aß und Lysanne sich erfreut Mutter Erde hingab. Mit unserem hiesigen Wetter ging es steil bergauf und so gab es genug Wärme für spielende Kinder in der Natur und das genießen all unsere Kinder.
Zwischendurch las ich mit hängenden Liedern, dass die Welt besser wird und dass es nur kaum jemand glauben will. Ich schwankte zwischen wollen und können, entschloss mich nach der Überschrift auch den Text zu lesen, kam bis zur Mitte und stellte fest, dass ich mich einfach in einem anderen Abschnitt des Lebens befinde, als das ich mich den Zeilen klaglos hingeben kann. Dann lächelten mich meine jüngsten Kinder an und Freude durchbrach meinen Zustand. Da ahnte ich, dass es stimmen könnte.
Dann erinnerte ich mich an meinen Freund, der mir beim spanischen Rotwein erzählte, dass er in seinem Israelurlaub, eher Rundreise, erfahren hat, dass Familien mit drei, vier und mehr Kindern dort völlig normal sind. Also sollte ich mich der Normalität wohl hingeben. Dennoch weiß ich, dass ich mich gern an die Worte vor der Cafeteria erinnere, als mir die Zwillingsmutter sagte, dass es ab dem 1. Lebensjahr viel besser wird. Eine Mutter mit Zwillingsmädchen, aus der Kita unseres Großen, die wir damals alle kennen gelernt haben, meinte, dass das erst mit Vollendung des 4. Lebensjahres eintrifft. Nun, wir werden es erfahren.
Ich habe mich mal gefragt, ob diese ganzen Berichte bei kidsgo nicht einen riesigen Schatz beinhalten. Da ließe sich doch bestimmt für unzählige Fachrichtungen Erkenntnisse ziehen. Wie fühlen sich Eltern in unserem Land? Welche Sorgen Hoffnungen, Probleme und Freuden erfahren und begleiten sie. Wahrscheinlich und das ist auch bei mir so, schreibt nicht jeder alles. Allerdings lassen sich bestimmt über diesen riesigen Zeitraum von Berichtswesen Aussagen treffen, inwieweit sich das Leben als Eltern auch verändert hat. Und die nichtgeschriebenen Zeilen, lassen sich ja vielleicht direkt und weniger öffentlich erheben.
Doch wahrscheinlich läuft es ganz gut für Eltern. Immerhin hatten wir wohl die höchste Geburtenrate seit 1973 im Lande. Und wir waren dabei. Immerhin gab es 2016 1,59 Kinder pro Frau. Da hatten wir schon deutlich schlechtere Zeiten.
Heute sagte meine Frau etwas, was ich schon einmal von einer Mutter hörte. Der Vorlauf war, dass Polly schrie und schrie und einfach nicht schlafen wollte. Als wir uns dann kurz im Wohnzimmer trafen, meinte meine Gattin, dass sie sich schon manchmal fragt, ob sie eine gute Mutter ist. Sofort bejahte ich dies, helfen tat es freilich wenig. Dennoch finde ich es bewundernswert, wenn das dauerschreiende Baby, liebevoll ertragen wird. Lysanne steht ihrer Schwester in nichts nach und besonders zum Verzweifeln ist es, wenn beide schreien. Selbst ich als Papa habe bei den Beiden gelernt, dass das eine harte Prüfung ist. Da ist es dann beruhigend zu wissen, dass a) die lieben Kleinen größer werden und sprechen lernen und b) die Herkunft der eigenen Schwerhörigkeit klar definiert werden kann.
In diesem Sinne, eine schöne Woche und sonnige Zeiten,
euer Daniel