Ein letzter Bericht über irgendwie alles, ein Dank an die Sponsoren und ein Abschied von Euch.
Guten Abend,
ich hoffe, Euch geht es gut. Bei mir macht sich Wehmut breit. Ich möchte diesen Bericht nicht schreiben. Vielleicht schiebe ich ihn deshalb so vor mir her: Er ist der letzte und eigentlich möchte ich gar nicht aufhören. Es hat mir so gut getan - auch wenn es mal stressig war oder ich jede höfliche Fristüberschreitung mal wieder hinter mir gelassen habe. Entschuldige liebes kidsgo-Team.
Aber das Schreiben
a) ist therapeutisch
b) regt an zur Selbstreflexion, die so schnell im Alltag untergehen kann und
c) ist der Schutz vorm Vergessen.
Und ich brauch den Druck von außen. Bei unserem Schlumpf wollte ich im Nachgang selber weiterschreiben, aber ich hab es dann doch immer aufgeschoben, sicher, dass ich nichts vergessen würde. Und plötzlich fragt man sich „wann hat er sich zum ersten Mal gedreht? War das vor drei Tagen oder ist es doch schon zwei Wochen her?“.
Ich werde es vermissen keine Frage. Ich habe wieder so viel gelernt über Schwangerschaft, Geburt und Kinder, aber vor allem auch wieder über mich selbst.
Nun also darf ich noch ein letztes Mal schreiben und es wird bestimmt wieder lang. Also schön gemütlich machen und falls nötig in mehreren Etappen lesen. ;-)
Zuerst möchte ich mich bei den Sponsoren bedanken - konnte ich doch nun schon fast alle Geschenke ausprobieren und auf Herz und Nieren testen.
Und ich fange direkt mal mit dem an, welches gerade in Nutzung ist: die Babytrage von manduca! Und mein Fazit ist: müsste ich sie jetzt zurückgeben, dann würde ich sie selber kaufen. Sie ist wirklich jeden Tag bei uns im Einsatz. Meist sogar mehrfach. Ich war mir zu Beginn nicht 100% sicher, ob ich mit den Schulterbändern/Schals zurechtkommen würde, aber die Befürchtung war unbegründet. Es ist wirklich so, wie gedacht, dass sich das Gewicht aufgrund der Breite der Bänder gut verteilt und nicht an einer Stelle an der Schulter oder im Rücken einschneidet. Und egal wie mini die Kleine zu Beginn war, musste ich mich nie sorgen, dass sie irgendwo in der Tiefe der Trage verschwinden könnte. Tatsächlich habe ich beim Life-Test dann verstanden, dass man auch das Rückenteil entlang der Schals länger oder kürzer machen kann. Unsere Spionin hängt, wie gewollt, wie ein nasser Sack in der Trage. Der Rücken ist schön rund, der Kopf gestützt und keine 10 Minuten später ist sie ruhig und schlummert meist zufrieden an mich gekuschelt. Die Trage ist wirklich ein Lebensretter. Denn da unsere Spionin ein Spucki Deluxe ist, muss sie viel in der Senkrechte getragen werden. Das ist auf Dauer zu anstrengend und offensichtlich sind meine Schultern zu knochig, weil sie das bei mir auch nicht mag. In der Trage kann ich wunderbar den Bauern mit einem Walzertanz herausbeschwören.
Ich bin wirklich restlos begeistert und mein Mann auch. Lieben Dank für diese tolle Trage!
Als zweites möchte ich mich für das Siella-Kissen bedanken. Auch das hat die Überschwemmung überlebt. In den Tagen vor dem ET habe ich offenbar alles 50zig mal von links nach rechts und von oben nach unten geräumt. Am Ende wusste ich nämlich nicht mehr, ob es nun im Keller war oder nicht. Aber es ist wieder aufgetaucht und „UN“ ist nun auch in die Zwischenbleibe gezogen. Mein Sohn ist nicht mehr ganz so besitzergreifend, so dass ich das Kissen nun auch mehrfach zum Stillen genutzt habe. Und auch da bin ich wahnsinnig dankbar für das Geschenk. Ich nutze es vor allem dazu, dass ich selber bequem sitze, weniger dazu, dass die Kleine „richtig“ liegt und dafür eignet es sich wirklich gut. Es ist wie eine Kombi aus einem Nierenkissen und eben einem klassischen Stillkissen. Und dadurch, dass es wie ein Rettungsring ist, verrutscht nix auch wenn man mal umgreifen muss. Somit steige ich nun immer in das Kissen, ziehe es hoch und fühle mich wie eine Ballerina in einem unförmigen Tütü, aber es ist wirklich klasse und entlastet den Rücken und am Ende liegt auch unsere Spionin schön weich gebetet und kann in aller Ruhe trinken, was sie dann auch macht.
Zum Lässig-Wickelrucksack muss ich eigentlich auch nichts mehr sagen. Der ist ebenfalls jeden Tag im Einsatz und beherbergt die Stoffwindeln und Wechselklamotten und alles weitere meines Sohnes und ist im Waldkindergarten täglich im Einsatz. Und bei diesem sagenhaft sommerlichen Wetter war das Regencape natürlich auch schon im Einsatz.
Liebes lässig-Team: vielen lieben Dank!
Zuletzt noch ein Dankeschön an mamivac. Leider ist die Pumpe dem Schlammwasser zum Opfer gefallen. Die Kalt-/Wärmekompresse hatte ich aber in der Küche deponiert. Sie hat überlebt. Dummerweise habe ich sie erst nach dem Milcheinschuss gefunden. Da wäre sie gut zum Einsatz gekommen. Jetzt habe ich sie aber in der Nähe und sollte sich nur ein Hauch eines Milchstaus ankündigen, dann werde ich auch diese testen!
Dennoch möchte ich mich herzlich bedanken, dass ich das Produkt testen und nutzen darf.
Und nun zum eigentlichen Bericht.
Ich bin Philippa. Ich bin Mama. Ich habe zwei Kindern das Leben geschenkt, eins davon habe ich selbst auf die Welt gebracht. Meine Tochter und ich waren gewissermaßen ein Team schon bevor wir uns kannten. Mein Sohn und ich mussten erst noch ein Team werden nach seiner Entbindung - uns wurde quasi das Training genommen. Ihre Starts in diese Welt könnten nicht unterschiedlicher sein. Und ich würde lügen, würde ich behaupten, dass die Geburt von unserer Spionin nicht die Wunden und Enttäuschungen der Entbindung meines Sohnes geheilt haben. Ich würde es gerne behaupten für all die Mütter, die sich eine Spontangeburt ebenso gewünscht haben wie ich und die Chance vielleicht zum wiederholten Male nicht bekommen haben. Dass es nicht so eine große Sache ist, aber für mich war es das (leider). Ich wüsste auch nicht wie es mir ginge, wäre es wieder - aus welchem Grund auch immer - zu einem Kaiserschnitt gekommen. Eigentlich bin ich eine wahnsinnig rationale Person - aber bei diesem Thema hatte ich teilweise das Level einer Knallerbse erreicht. Vom Gedanken, dass ich vielleicht den Kaiserschnitt damals selbst irgendwie heraufbeschworen hatte aus einer tiefwurzelnden Angst vor einer natürlichen Geburt bis hin zur Überzeugung, dass ich trotz aller Sturheit quasi die einzige Frau auf Erden bin, die einfach nicht „gut“ genug für eine Spontangeburt ist. Ja, und auch (in meinem Falle eingebildeten) Vorwurf, dass man mit dem Kaiserschnitt ja den „leichten Weg“ genommen hat ( - darauf komme ich gleich nochmal zurück). Es war wirklich jeder saublöde Gedanke dabei. Und ich bin wahnsinnig froh, dass ich die Chance hatte, eine Spontangeburt zu erleben und dazu noch eine, an die ich gerne zurückdenke und auf die ich auch ein bisschen stolz bin. Ich wünschte, jeder Frau könnte eine solche Geburt ermöglicht werden.
Sie war nicht wie die Wunschvorstellung, aber eben so wie das Leben: ein bisschen wunderbar, ein bisschen verrückt und ein bisschen schmerzhaft.
Und das bringt mich zu meinem „ersten“ Thema: Geburtsschmerzen
Mir ist natürlich klar, dass jede Schwangerschaft unterschiedlich ist, ebenso wie jede Frau und jede Schmerztoleranz. Deswegen hat dies auch keine Allgemeingültigkeit und ich möchte auch keiner Mama auf die Füße damit treten. Aber ich möchte das Thema aufgreifen, weil bestimmt gibt es andere Frauen, die sich, wie ich, 9 Monate lang fragen, ob sie der Geburt gewachsen sind und denen vor allem eins vorschwebt, dass es wahnsinnig schmerzhaft sein muss. Dabei ist diese Aussage ebenso wahnsinnig unhilfreich. Schmerzen sind nicht gleich Schmerzen. Und das persönliche Empfinden des gleichen Schmerzreizes kann gänzlich unterschiedlich ausfallen. Mit bestimmten Schmerzen kann ich gut umgehen - Zahnschmerzen zum Beispiel. Meine Schwester im Gegenzug geht dabei die Wände hoch. Dafür kann ich mit stechenden Schmerzen schlechter umgehen und wie gesagt, das Druckgefühl beim Milcheinschuss und der Spannungsschmerz haben mich in die Knie gezwungen.
Was heißt das also, wenn man von klein auf mitgeteilt bekommt, dass eine natürliche Geburt schmerzhaft ist, vielleicht sogar das schmerzhafteste überhaupt? Genau, man dichtet sich eine Vorstellung diesen potenziellen Schmerzes zusammen und zwar basierend auf dem, was man selber als unerträglich empfindet. In meinem Fall habe ich es mir in etwa so wie eine natürliche Folter vorgestellt - als würde man langsam von innen heraus zerreißen, tausende kleine Nadelstiche ohne Möglichkeit sich daraus zu winden. Und den Schmerz in meiner Fantasie war eine Kumulation aus allen Schmerzerfahrungen meines Lebens.
Die Realität, meine ganz persönliche Erfahrung, war jedoch eine gänzlich andere (und keine Frage diese Erfahrung ist wirklich individuell.). Für mich fielen die Schmerzen, die ich hatte, die ich immer noch vergleichsweise wenig fand zu meiner ursprünglichen Erwartung, eher in die Kategorie: Belastungsschmerzen, wie man das aus dem Sport kennt. (Und klar, vielleicht lag unsere Spionin einfach perfekt im Bauch. Vielleicht habe ich auch eine extrem hohe Schmerztoleranz, von der ich noch nichts wusste. Vielleicht reagiere ich einfach extrem gut auf körpereigenes Adrenalin. Vielleicht bin ich auch eine Meisterin im Wehen veratmen und Vorbereitung ist das A und O. Gaaaanz sicher…Keine Ahnung. Deswegen ich möchte keiner Mama ihre Erfahrung klein reden oder negieren. Das hier basiert wirklich nur auf meinen Erfahrungen.)
Also wo war ich? Belastungsschmerzen. Sprich die Eröffnungswehen waren ein reiner Muskelschmerz so wie man das von jeglichen anderen Schmerzen bei Muskelkrämpfen kennt, bloß dass diese „Krämpfe“ sich verlässlich von alleine lösten. Bei mir hat keine der Wehen in den Rücken gestrahlt. Die Wehen habe ich nur im Schambereich gespürt und auch nur vorne. Die Presswehen waren schon fast eine Erleichterung, weil es nicht nur ein „über sich ergehen lassen war“. Zudem gab es keinen Moment, obwohl sich unsere Spionin durch das Becken schob, in dem ich das Gefühl hatte, überdehnt oder zerrissen zu werden. Wie gesagt, dass ich überhaupt Geburtsverletzungen hatte, habe ich gar nicht richtig mitbekommen. Nein, was, wenn überhaupt, während der Presswehen an die Kategorie Schmerzen herankam, war Überanstrengung. Kennt ihr das? Wenn man Sport macht und die Muskeln fangen an zu brennen und eigentlich möchte man aufhören und gleichzeitig will man es durchziehen und man befindet sich in diesem Limbo zwischen Schmerz und einem absoluten Endorphinrausch? So war das bzw. das ist der beste Vergleich, den ich finden konnte. Und davor, außer es ist diese Art Schmerzen, mit denen man nicht gut umgehen kann, finde ich, muss man erstmal keine Angst haben. Auch gefällt mir das Wort Schmerzen in diesem Kontext nicht, aber einfach weil ich eine ganz andere Assoziation mit diesem Wort habe. Mir fällt aber leider auch kein anderes Wort ein.
Und nochmal: natürlich ist eine positive Einstellung nicht der Garant für eine schöne/positive Geburt. Niemand kann irgendwas garantieren (siehe Entbindung Numero Uno). Aber schön wäre es, wenn jede Schwangere die Zuversicht haben könnte, dass eine schmerzarme Geburt erstmal generell möglich ist, dass dieser Gedanke tragend ist und dass Schmerzen während der Geburt auch nicht unbedingt einem Ausflug in die Folterkammer gleichkommen müssen.
Mir hätte es auf jeden Fall geholfen ;-), aber ich habe, ehrlich gesagt, Berichte über schmerzarme Geburten mit dem Gedanken „Joah, man kann sich die Welt auch schön reden.“ abgetan. Somit bin ich zu meinen Exkursionen ins HypnoBirthing und in Entspannungsmeditationen gekommen, was wiederum unter der Geburt geholfen hat. Hatte also alles seinen Sinn und Zweck ;-).
Dennoch finde ich es schade, dass meine Vorstellung der Geburtsschmerzen aufgrund der Berichte und der Wortwahl, die im Allgemeinen rund um das Thema gepflegt wird, so negativ war und mir lange Zeit wirklich Angst gemacht hat. Und das ist doof. Die Geburt als sportliche Herausforderung ist dann doch irgendwie ansprechender, oder? ;-)
Zudem, und nun möchte ich nochmal das Thema Kaiserschnitt als der „leichtere Weg“ aufgreifen, war für mich persönlich, basierend auf meinen zwei Erfahrungen der Kaiserschnitt mit allem drum und dran (Schulterverletzung ausgenommen) die schmerzhaftere und unangenehmere Erfahrung.
Mir persönlich hat niemand - weder explizit noch implizit - vermittelt, dass ein Kaiserschnitt ja die leichtere Variante wäre. Aber ganz ganz vielleicht ist mir der Gedanke selbst mal vor meinem eigenen Kaiserschnitt durch den Kopf gegangen - als ich auf dem Trip 'alles muss natürlich sein' war. Nehmen wir mal die zwischen-Leben-und-Tod-Situationen raus, schien der Kaiserschnitt „sauberer“ zu sein - routiniert, medizinisch begleitet und nicht zu vergessen: man bekommt ja Schmerzmittel, dann ist das ja quasi schmerzfrei. Auch würde man untenum intakt bleiben und einfach das ganze Unberechenbare der Spontangeburt aus dem Mix nehmen. Man würde sich quasi nicht der Herausforderung stellen. Sowas geisterte immer mal wieder durch meinen Kopf, blieb nicht wirklich, löste sich aber auch nicht gänzlich auf, was auch dazu führte, dass ich sehr sehr mit meinem eigenen Kaiserschnitt haderte.
Und hält das Argument stand? Nicht wirklich. Ja, der Schnitt ist gerade, während unter der Spontangeburt die Verletzungen sonstwie aussehen können. Genäht - oder geknüpft - werden, muss beides. Die Kaiserschnittnarbe brannte höllisch, war heiss und wulstig. Zwei Wochen wenn nicht länger hatte ich Gelkühlpacks durchgängig auf der Narbe liegen, weil es so wehtat. Aufrecht stehen tat weh, lachen und husten tat weh. Zudem hatte ich im Krankenhaus und die ersten Tage zu Hause auch noch Schmerzmittel (mit denen man aber trotzdem nicht schmerzfrei ist). Nicht wahnsinnig starke und ich hab sie auch so schnell wie möglich abgesetzt, aber gleiches brauchte ich nach der Spontangeburt nicht. Dort musste ich bloß ständig die richtige Sitzposition finden. Abgesehen davon ist so eine Narbe jetzt nicht wirklich schön und ganz schön groß. Und wenn man Pech hat, verliert man das Gespür auf der Haut rund um die Narbe - teils temporär, teils aber auch dauerhaft. Am Ende ist es einen ziemlich große Bauch-OP, egal wie routiniert.
Des Weiteren dauerte - zumindest bei mir - der Wochenfluss länger. Eigentlich dachte ich, es wäre andersrum, aber nein. Jetzt weiß ich auch warum. Die Gebärmutter zieht sich viel langsamer zusammen als nach einer Spontangeburt (also der 0815 Variante einer Spontangeburt). Aufgrund der Kaiserschnittnarbe dauert das alles ein wenig länger. Hatte mich schon gewundert, als die Hebammen dieses Mal ständig sagten, dass die Gebärmutter aber noch arg hoch wäre, obwohl sie schon viel weiter zurück war, als eine Woche nach dem Kaiserschnitt damals. Das erklärte für mich sogar direkt zwei Sachen. Einmal den Wochenfluss, der weitaus stärker beim Kaiserschnitt zu Beginn war und auch länger lief. Weil die Gebärmutter sich nicht so schnell zusammenzieht, bleibt die Wunde dort, wo die Plazenta angedockt war, länger offen und kann nachbluten.
Um zum Anderen das Körpergefühl. Nach dem Kaiserschnitt hatte ich null Bauchspannung. Da schienen sich die Gedärme bei jedem Aufstehen willkürlich neu zu sortieren. Alles war viel weicher und fühlte sich unförmiger und instabiler an, als nach dieser Geburt. Diesmal habe ich die Trage viel früher angelegt als vor zwei Jahren, weil ich damals das Gefühl hatte, dass die Trage alles nach unten drückte und mir der Beckenboden bald zwischen den Knien hängen würde. Klar konnte ich auch jetzt nicht den ganzen Tag mit der Kleinen in der Trage rumrennen, aber in Maßen hatte ich keinerlei körperlichen Schwierigkeiten damit.
Natürlich war die Spontangeburt keine Allround-Wohlfühl-Behandlung. Aber unter dem Strich in meinem Fall definitiv das „kleinere Übel“ und das, was ich freiwillig wieder machen würde. Für einen Kaiserschnitt würde ich mich nicht mal eben so entscheiden. Er ist definitiv nicht die “leichtere” Variante oder gar ein Ausweg für die Schwachen.
Keines von beiden ist ein Spaziergang, keins von beiden macht einen mehr oder weniger zu einer Mutter.
Jede Erfahrung ist individuell. Die eine Art der Entbindung pauschal gegen die andere aufzuwiegen, ist völliger Blödsinn - in beide Richtungen wohlgemerkt. Unterm Strich sollten wir stolz sein, was wir unter einer Spontangeburt leisten können und unterm Kaiserschnitt durchstehen und froh sein, dass es letzteres überhaupt gibt, insbesondere für Ausnahmefälle.
So, jetzt hoffe ich inständig, dass ich niemandem auf die Füße getreten bin und wenn doch, dann tut es mir leid.
Thema Nr.2: Was ist bei uns so noch passiert?
Diese Woche war viel Fahrerei und habe ich es erwähnt?: ich hasse Staus! Ich mache drei Kreuze, wenn das rum ist.
Unser Schlumpf und ich waren oftmals nicht auf einer Wellenlänge und ich habe sehr gehadert mit mir, mit ihm und unserer Beziehung. Nachts, wenn ich gestillt habe und die Spionin schon wieder wegdöste, habe ich das Internet „gewälzt“ auf der Suche nach einem neuen Ansatz. Und ein Artikel hat mich besonders festgehalten. Wenn Dein Kind mit Dir kämpft, nimm es in den Arm. Und das probiere ich nun jedes Mal: Wenn die Zeit mal wieder drängt und ich innerlich schon wieder zu einem kleinen Stressball mutiere, wenn er mich anschreit oder wie ein Wolf jault, frage ich ihn, ob er vielleicht in den Arm genommen werden will. Und siehe, oftmals kommt ein kleines „Ja“. Und dann kuscheln wir - zu spät sind wir eh - auf dem Parkplatz beim Kindergarten, in unserer Einfahrt, im Badezimmer vor der Dusche, neben dem Esstisch vor, während oder nach dem Essen. Egal wann und egal wo. Und siehe da, es tut auch mir gut und dabei wäre es das letzte, was mir in diesen Situationen einfallen würde. Der erste Instinkt ist bei mir eher, möglichst schnell mit Ach und Krach aus der Situation rauskommen. Ruhe bewahren und verweilen, das ist manchmal im ersten Moment eine Überwindung, aber ich bin jedes Mal froh drum. Rücken wir doch Berührung um Berührung wieder emotional näher zusammen. Manchmal ist es ganz gut, wenn man sich was von anderen abgucken und ausprobieren kann.
Wir haben ganz viele Päckchen für die Spionin bekommen. Unser Schlumpf hatte Spaß, die auseinander zu reißen und manchmal war der Karton für ihn am spannendsten.
Und darf ich was ganz undankbares sagen? Bitte verschenkt keine billigen Greiflinge vom Drogeriemarkt! Schon gar nicht zum zweiten Kind. Man hat das Zeug alles. Ich hab noch eine riesige Tüte mit Greiflingen und Kuscheltieren von unserem Schlumpf, die quasi neu sind. Wir haben damals so viel bekommen, das hätte zur restlosen Reizüberflutung geführt, wenn ich die ihm alle gegeben hätte. Mit soviel Stofftieren kann ein Kind gar nicht spielen. Und es ist so schade, um das ganze Geld, was in sowas reinfliesst, um nicht zu sagen Ressourcen. Wenn sich die werdenden Eltern das wünschen, ist das natürlich was anderes, aber ansonsten lieber in eine größere Sache zusammen mit anderen investieren oder eben Gutscheine. Es gibt so viele tolle Hand Made Sachen im Internet oder über Kleinanzeigen - das ist tatsächlich etwas besonderes und kostet nicht immer die Welt. Es ist verlockend, keine Frage und es ist so schwierig, was aus den Eltern herauszubekommen, weil die vielleicht nichts wollen oder sich genieren, aber ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie viel in die Tonne wandert, weil man Sachen doppelt und dreifach bekommen hat oder hinterher nicht mehr los wird. Stofftiere gehören eher nicht zu den begehrten Second Hand Dingen… Wir haben diese Woche Fuß- und Handabdrücke gemacht und das werde ich an die nächsten Eltern-to-be verschenken, wenn es was kleines sein soll. Erinnerungen festhalten, das kommt, glaube ich, immer an.
Nun sitze ich hier im Wohnzimmer und warte, dass unser Schlumpf tief genug schläft, die Spionin ebenfalls weiterhin schläft, bis ich ins Schlafzimmer kann, um sie abzulegen. Langsam wird sie doch schwer und ich krieg einen Drehwurm. So gross ist der Raum nicht und ich drehe mich zunehmend im Kreis.
Habe ich schon gesagt, dass sie perfekt ist? So filigran das Kinn. So viele Haare, die nun peu à peu heller werden. Dieses Stupsnäschen. Die 1000 und 1 Gesichtsausdrücke, die über ihr Gesicht huschen. Die großen Augen, die in die Welt starren, wenn sie wach ist. Sie mag keine vollen Windeln und auch keine nassen Bodys. Sie spuckt wie eine Weltmeisterin und ist danach sichtlich empört. Sie schläft wie ein Engel und weckt mich sehr höflich mit Gestrampel und orchestrierten leisen Quengeleien. Sie lauscht nach ihrem Bruder und ihren Eltern und wird dann ganz ruhig. Sie hat ganz viel vom Papa. Und ist ihrem Bruder wahnsinnig ähnlich und ist doch unverkennbar die Spionin, individuell und niemand anderes.
Ich möchte sie festhalten und den Moment einfrieren. Und loslassen und sehen wer sie sein wird. Ich bin wahnsinnig dankbar für unsere Kinder, für unsere eher abenteuerlichen Lebenswege, für all die guten und positiven Dinge, die ich erfahren durfte, für all die Erfahrungen.
Ich bin gespannt auf dieses zweite erste Lebensjahr, auf den Sprint des großen Bruders, auf das, was uns erwartet. Es dürfte bei uns nach wie vor spannend bleiben. Es steht auf jeden Fall genug an und für alles weitere sorgen unsere Zwerge.
Sind wir nun komplett?
Die Vernunft sagt „ja“,
der Bauch sagt „warte noch, frag mich nächstes Jahr“ ;-)
Würden wir nochmal ein Abenteuer wagen, dann würde ich mich etwas anders auf die Geburt vorbereiten.
Ich würde tatsächlich mir auferzwingen, so viel Schlaf wie möglich zu ergattern.
Ich würde andere Geburtspositionen ausprobieren wollen. Zumindest erstmal meinem Instinkt folgen, um zu schauen, ob der richtig liegt. Ich würde den Hebammen sagen, wenn deren Vorschläge zu viel Kraft rauben.
Ich würde schauen, ob eine Entbindung mit einer Beleghebamme möglich ist. Ich hatte bisher Glück mit allen Hebammen, mit denen ich zu tun hatte. Aber hätte ich die Hebammen unter der Geburt vorher gekannt und sie mich, ich glaube, es wäre noch reibungsloser gewesen in der Kommunikation.
Ich würde nicht auf ein Zeichen warten, dass das jetzt wirklich die richtige Geburt ist. ;-) Sondern mein Ding mit Musik, Massage oder was ich mir dann sonst noch so ausdenke, einfach immer durchziehen, sobald Kontraktionen regelmäßig über einen längeren Zeitraum da sind.
Ich würde meinen Mann bitten, „für mich“ bzw. mit mir zu atmen. Ich glaube, dass hätte mir unter der Geburt geholfen. Oftmals war ich mir nicht bewusst, dass ich schnell und flach atmete, bis die Hebamme sagte, dass ich langsam atmen soll.
Und ich würde versuchen, ruhiger und bewusster mitzuschieben. Mich noch mehr auf mich zu konzentrieren, als auf die vielen vielen Ratschläge drumherum.
Und dennoch war es eine schöne Geburt und für den „ersten“ Versuch gar nicht schlecht. ;-)
Und nun muss ich wirklich den Absprung schaffen. :-(
Liebes kidsgo-Team, danke, dass ich hier ein zweites Mal schreiben durfte. Es hat mir sagenhaft Spaß gemacht und wie man mal wieder sieht: Ich könnte ewig weiterschreiben.
Liebe Leserinnen (und Leser?),
Danke Euch fürs Mitlesen, teils auch zum zweiten Mal, und Mitfiebern. Für die lieben Worte und Kommentare, Eure Zeit und Muße jede Woche in meinen Chaoskopf, meine Reflexionen, Ideen, Erfahrungen und Gefühle einzutauchen. Es war mir ein Vergnügen und eine Ehre und ich werde es sehr sehr vermissen.
Alles Liebe
Philippa
mit ihrem Seelenverwandten, dem Schlumpf und nun auch der Spionin
PS:
An meinen Schlumpf:
Ich bin seit zwei Jahren beeindruckt von Dir und Deinem Lebensdrang.
Du bist mein kleiner Sonnenschein,
mein Entdecker und Experimentierer. Sprachwissenschaftler, Bobo-Connaisseur, Tiger-Flüsterer.
Du lässt jeden Tag mein Herz aufgehen und wachsen. Es brennt, wenn Du Tränen in den Augen hast oder Mama als “doof” erklärst.
Ich möchte, dass Du Dir die Inbrunst bewahrst, mit der Du Deine Freude lebst und ihr Ausdruck verleihst.
Ich möchte Dich begleiten jeden Tag aufs Neue. Und ich hoffe, Du verzeihst mir, dass ich nicht alles richtig und perfekt mache. Dass ich manchmal hadere und nicht immer richtig agiere. Dass ich Fehler mache, weil ich es in dem Moment nicht besser weiß.
Ich gebe mein Bestes, jeden Tag aufs Neue und ich hoffe, es ist genug.
Ich liebe Dich.
Deine Mama
An meine Spionin:
Du, mein kleines Mysterium,
Du hast Dich eingeschlichen als wir uns in “Sicherheit” wähnten,
alle getäuscht, die Dich für einen Jungen hielten.
Ich bin so froh, so unglaublich dankbar, dass es Dich gibt.
Und gespannt auf all die Geheimnisse und Wunder, die sich hinter Deinen geschlossenen Augen verbergen - auf die Person, die Du bist und die Du sein wirst.
Ich hoffe, ich werde Dir gerecht, gebe Dir genug Freiraum und genug Schutz. Ich wünsche Dir:
- Flügel, für einen sicheren Flug,
- Wurzeln für einen festen Stand,
- die Kraft, wie Wasser, stets Deinen Weg zu finden
- genug Feuer und Leidenschaft, dass Dein Funken niemals erlischt.
In Liebe
Deine Mama
Nachtrag:
Wahnsinn, dann kommt da noch ein Paket. Von mamivac. Da haben sie mir doch tatsächlich einen Ersatz für die Handmilchpumpe geschickt. Und man soll ja keine schlafenden Hunde wecken, aber ein kleiner Teil von mir denkt sich jetzt "Komm Du nur, Du Milchstau. Ich bin bereit."
Also liebes mamivac Team, Ihr seid herrlich verrückt und genial. Danke!