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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Kristin

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

27. Schwangerschaftswoche

Der Nabel der Welt

Wie angekündigt, diesmal ein Ausflug ins Dilemma der Zellen-, Bücher- und Ernährungskunde.

Alle, die es schon nicht mehr lesen können, springen bitte weit nach unten. Denn jetzt wird’s blutig, nabelschnurblutig. Entnahme, Einlagerung, Verwendung. Ich habe mich Seite um Seite durch Infomaterialien gekämpft, habe Foren durchstöbert und (vermeintlich) kompetente Köpfe befragt. Mir ist das Thema eben schon wichtig.

Zu Beginn: Wähle weise! Der Begriff „Nabelschnurblut einlagern“ verweist einen internetseits direkt zu den großen Blutbanken. Dementsprechend lassen sich unbeeinflusste, objektive Aussagen und Angebote wahrlich schwer finden. Also habe ich mir die Broschüren eben mal nach Hause bestellt. Werbung für diese und jene Bank befindet sich nun in meinem Besitz. Ich wollte herausarbeiten, wer denn nun was zu welchen Konditionen anbietet. Unnötig. Einfach: Überall gibt’s das Gleiche zu Gleichem – in anderen Finanzierungspaketen. Ohne jetzt Namen nennen zu wollen, meine ganz eigene Meinung im Folgenden.

Punkt eins: Natürlich steht die Medizin nie still, die Forschung durchlebt eine turbulente Zeit, in der immer schneller immer mehr möglich ist. Meine Lehrbücher werden immer dicker und die Meinungen könnten oft nicht unterschiedlicher sein. Hochtrabend wird erwähnt, dass 1960 niemand geahnt hätte, Stammzellen grundsätzlich nutzen zu können. Heute seien sie zum Beispiel eine Therapiemöglichkeit in der Behandlung spezieller Leukämien und Thema von Hochleistungsforschung.

Ein viel verwendetes „Später“ bedeutet, so viel steht momentan fest, dass es vielleicht möglicherweise vermutlich mehr Einsatzmöglichkeiten für die begehrten Zellen (Nabelschnurblut enthält Stamm-, also noch undifferenzierte Zellen) geben könne. Bestimmt kann man irgendwann Organe züchten und einbauen, kaputtes Gewebe ersetzen oder bisher medikamentenabhängige Krankheiten eben wirklich heilen. Im Jetzt fehlt die Zulassung aber, das Eingelagerte überhaupt benutzen zu können.

Punkt zwei: Warum noch mal verwendet man zur Therapie der Leukämie kein eigenes Material? Ja genau, die lieben Gene. Die sitzen da nämlich drin, in den Zellen. Und wenn die nun kaputt sind (Krebs) –ganz ganz ganz flapsig ausgedrückt – dann bleiben die das auch. Und werden bestimmt alles andere tun, als den erkrankten Menschen heilen. Auch eine Abwehrfunktion kann nur durch körperfremde Zellen passieren. Wie gesagt, alles ganz und gar nicht wissenschaftlich gesagt.

Also habe ich dann auch mal mit echten Menschen gesprochen. Eine Kinderärztin hat ähnliches berichtet. Genauso wie eine Bekannte aus der Biochemie. Tenor hier: Wer sich dabei gut fühlt und das Geld „über hat“, kann es ja machen. Keine Widerrede, keine Kritik! Nur der Nutzen sei momentan noch unbegründet und einseitig auf Seiten der Einlagerer.

Ich habe mich wirklich intensiv damit beschäftigt, eben auch, weil es mich interessiert. Das hier allen gerecht werdend darzulegen, finde ich aber total schwierig. Ich bin sehr viel mehr in die Tiefe gegangen, ja fast in der Thematik versunken, aber einfach kein wissenschaftlicher Autor und auch Zusammenfassen fällt mir manchmal schwer. Fehlende Vollständigkeit sei bitte zu verzeihen!

Im Fazit habe ich mich also dagegen entschieden. Nein, WIR haben das. Die Entnahme an sich ist ja eigentlich kein Drama: Die Nabelschnur wird angestochen – völlig schmerzfrei übrigens-, wobei das Baby schon abgenabelt ist und ein mitgebrachter Blutbeutel kann sich füllen. 3 Minuten später ist es geschehen. Eine Nabelschnurblutspende funktioniert genauso und das hingegen will ich mir noch überlegen. Meine Alternative, das Auspulsieren lassen wiederum kann nicht nur Vorteile haben, mal ganz davon abgesehen, dass hierfür optimale Geburtsbedingungen herrschen müssten. Oft genug wird im Kreißsaal dann eben doch nur das gemacht, was Routine ist. Und dagegen zu widersprechen, bin ich doch ein bisschen sehr Hasenfuß.

Aber Moment mal, woher kommt die Nabelschnur eigentlich? Ach ja, da gibt’s ja noch die Plazenta. Und was man mit diesem Wunder nicht alles machen kann…

Da dreht sich mein Meinungskarussell aber auch schon weiter.
Und zwar wollte ich noch ein paar Eindrücke meiner Schwangerschafts- und Babylektüre teilen. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich mir auch Bücher aus meinem Curriculum zur Hand genommen habe. Im Detail ein Buch der Embryologie (S. Schulze) und die Duale Reihe Anatomie (G. Aumüller et al.). Da konnte ich immer ganz gut nachvollziehen, was eigentlich gerade in mir passiert, lässt aber die emotionale Seite komplett außer Acht. Dann schmökere ich noch in gewissen Schwangerschaftsbegleitern, die da wären „Ein Kind entsteht“ (L. Nilsson, Mosaik Verlag), ein Überbleibsel aus der Schwangerschaft meiner Mama und unreflektiert ziemlich veraltet (Thema Alkohol, Pränataldiagnostik etc.) und „Meine Schwangerschaft – Woche für Woche“, in dem zu jeder Woche beschrieben ist, was einen so erwarten kann, recht ausführlich und nett bebildert. Über sämtliche organisatorische Belange rund um die Geburt und die Zeit danach habe ich mich vor allem in Informationsheftchen von der BZgA schlau gemacht. Internetrecherche natürlich nie ausgeschlossen! Mittlerweile bin ich dann auch dazu übergegangen, die Zeit nach den 10 Monaten zu betrachten. Bedürfnisorientierter Umgang mit dem Säugling, Infos zum Wochenbett und Stillen und Beziehungsverhalten („Babyjahre“, R.Largo; „Das große GU Baby Buch“, B. Gebauer-Sesterhenn) helfen mir, eine Idee dieser spannenden Zeit zu bekommen. Schöne Diagramme und Bilder machen gut was her. Aber auch hier bin ich nicht immer d´accord mit den Thesen und muss besonders mit meiner Hebamme dann doch noch einiges besprechen. Welches Buch mich sehr enttäuscht hat, war „Babywatching“ von D. Morris. Ich hatte mir eine Anleitung zur Interpretation von Gefühlsäußerungen des Babys erhofft. Fad und ziemlich plump werden Aussagen über Säuglinge abgehandelt, die mir auch eher fragwürdig erscheinen. Was mir hingegen noch völlig fehlt, sind alternative und traditionelle Ansichten. Denen bin ich nämlich nicht abgeneigt, gerade was die Pflege und Bindung betrifft.

Und wie ich hier schwarz auf weiß sehe, was ich mir alles zu Gemüte führe, finde ich mich fast widerwärtig ambitioniert. Bloß weil ich da mal was gelesen habe, heißt das nicht, dass ich es verstanden und verinnerlicht habe, ja sogar anwenden kann. Oh je, oh je. Wo war noch mal die jugendliche Gelassenheit?

Nun noch etwas Emotionales zum Schluss: Was mich in letzter Zeit ein bisschen mürrisch macht, sind die Essregeln für Schwangere. Im echten Leben liebe ich geräucherten Lachs, Camembert, Salamibrote, weiche Eier und Sushi mit rohem Fisch. Und dabei ist die Liste von „bedenklich“ eingestuften Lebensmitteln ja auch noch unendlich länger. Eine Aufzählung hängt an meinem Kühlschrank zur ständigen Erinnerung. Mir fällt es schwer zu akzeptieren, dass Essen, das mich nicht wirklich krank macht, meinem Kind schaden könnte. Aber bisher bin ich standhaft. Und mürrisch!

Kristin

Bild: privat



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Kommentare von Lesern:

Gast, Bochum 12.01.2016 13:39

Hallo Kristin, ein gutes Buch ist die Hebammensprechstunde von Stadelmann. Hilfreich für vor und nach der Geburt.Man muss nicht alles genau so machen, aber es motiviert auf eigene Intuitionen zu hören.

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J. 12.01.2016 13:13

Liebe Kristin.

Man kann in der Schwangerschaft auch Salami essen. Man muss sie nur einmal erhitzen oder braten.... So ist es erträglicher nicht komplett zu verzichten.

Grüße

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Lisa, Muenchen12.01.2016 06:22

Liebe Kristin,

da hast du zum Nabelschnurblut ja ganz schön viel recherchiert :)
Was mich noch interessieren würde:
Welche Nachteile lassen dich noch am Auspulsieren-Lassen der Nabelschnur zweifeln? Das einzige, was ich auf die schnelle gefunden habe, war ein etwas höheres Risiko für Neugeborenengelbsucht, wobei der Zusammenhang noch angezweifelt werden kann.
Kennst du die Seite hebammenwissen.info? Da gibts zwei schöne Artikel über die Nabelschnur.
Ich hab auch über eine Spende nachgedacht, war aber dann ganz egoistisch und hab entschieden, dass das Blut 'jetzt' meinen Baby zugute kommen soll - Stichwort Ankommen lassen und Eisenspeicher für mindestens die ersten 3 Monate.

Auch wenn die Kreißsaalroutine es nicht unbedingt vorsieht, kannst DU dir das Auspulsieren-Lassen trotzdem wünschen, wenn es DIR wichtig ist (und Sebastian kriegt die Aufgabe alles dafür zu tun, dass es umgesetzt wird ;) ). Außer bei einem wirklichen Notfall ist es eigentlich völlig egal, ob vorher alles optimal gelaufen ist. Wie z.B. eine ambulante Geburt kannst du dir das wünschen, du musst erst nach den tatsächlich eingetretenen Umständen entscheiden.

Wenn du noch "alternative" Babybücher suchst, kannst du ja mal hier rein schmökern:
"Das Geheimnis zufriedener Babys" von Nora Imlau
"artgerecht - Das andere Baby-Buch: Natürliche Bedürfnisse stillen. Gesunde Entwicklung fördern. Naturnah erziehen" von Nicola Schmidt

Die beiden Autorinnen haben auch gute Internetauftritte ;)
Alles Gute dir weiterhin!
VLG, Lisa

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In diesem Beitrag geht's um:

Nabelschnurblut einlagern, Literaturempfehlung, Essensdilemma