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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
45. Woche

Spätbaby-Blues

Über meine Mama, letzte Sommertage, Zeit im Garten und Eddie's Fortschritte.

Hallo,

eine schöne neue Woche.

In letzter Zeit fehlt mir meine Mama so sehr, dass ich öfters daran denken muss, wie es wohl wäre, wenn sie noch da wäre. Was würde sie wohl zu ihren beiden Enkeln sagen. Sicher würde sie versuchen mit Ella zu kuscheln und diese würde von ihrem Schoß springen. Eddie hingegen würde das Kuschelangebot annehmen und seinen Kopf immer wieder gegen ihren Brustkorb pressen, wie es nun mal seine Art ist. Am 19. September ist es schon 7 Jahre her. Und immer wieder muss ich daran denken, wie es an ihrem letzten Tag war. Ich weiß noch wie heute, dass es geregnet hatte. Ich trug meinen schwarzen Mantel. An dem Tag, als ich auf der Intensivstation stand, hatten sie das Wärmebett bereits ausgestellt, welches immer warme Luft unter die Decke pustete als sie im Koma lag. Ihre Haut war so fahl und knitterig und die Augen waren grau. Den Anblick kann ich nicht vergessen. Oft frage ich mich warum ich nicht an ihrem Bett geblieben bin. Damals war sie dem Tod schon näher als dem Leben. Ich ging nach einer halben Stunde, weil man nun mal nicht so lang auf einer ITS bleiben darf und ich noch dachte, morgen komme ich wieder. Ich wollte nicht, dass sie geht. Viel mehr hätte ich gewollt dass sie noch mehr tun als ohnehin schon. Ich dachte, es gehe wieder bergauf. Am Abend des 19.9. rief mich mein Vater an und sagte, dass sie gestorben ist, so gegen 19 Uhr. Damals wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Vielleicht war ich insgeheim auch froh, dass sie es geschafft hatte und all dies mit ihrer Krankheit ein Ende nahm. Ich muss auch in letzter Zeit daran denken, wie mich mein Vater bat die Sachen aus ihrem Schrank zu kramen, die sie zur Einäscherung tragen sollte. Ich suchte ihre Lieblingsbluse aus und lila Socken. Mein Vater stand aufgelöst daneben und wusste nichts mit sich anzufangen. Ich suchte Urne und Gesteck aus. Über das Abschiedslied waren wir uns uneinig. All das liegt mir im Magen. Sie fehlt mir immer noch so und kommt einfach nicht wieder. Wir waren in dieser Woche auf dem Friedhof mit Eddie. Ich gehe nicht wirklich gern hin, weil sich Omas dort immer zum tratschen treffen und ich einfach meine Ruhe möchte. Das Grab sieht ein wenig zerzaust aus. Ich stellte ein Gesteck und ein Licht hin. Dieses Mal ging die Kerze nicht aus, aber der Himmel war auch strahlend blau und es wehte kein Lüftchen.

Die ersten Tage der Woche verbrachten wir im Garten. Es war ein letztes Mal Sommer. Eddie verbrachte die Stunden mit mir anmierend auf der Wiese. Ich feuerte ihn an und er ging auf alle viere. Er war so stolz auf sich. Zaghaft wagte er sich sogar ein bisschen nach vorn. Einmal versuchte er sogar sich hinzusetzen, doch er kippte dabei um und war darüber nicht wirklich begeistert. Übrigens danke für den lieben Kommentar unter meinem Tagebuch. Das beruhigt mich und ich weiß, dass ich nicht allein bin und alles zu seiner Zeit kommt.

Schon in der letzten Woche hatten wir im Garten ein Apfelbäumchen gepflanzt. Der ganze Stolz meines Mannes. Wahrscheinlich weil er dachte, dass man als Mann einen Baum pflanzen musste. Immer wieder ging er an den Baum und redete ihm gut zu. Äpfel tragen wird er in diesem Jahr trotzdem noch nicht. Ich setzte mit Ella noch ein paar Blumenzwiebeln. Im Frühjahr sollen ganz viele Anemonen und Tulpen wachsen. Ella ging wieder in den Kindergarten und hatte dafür den Rest der Familie in Mitleidenschaft gezogen. Ich bekam einen ekligen Husten und fühlte mich Schlapp. Eddie hatte immer noch Schnupfen und mein Mann begann auch schon zu niesen. Unsere Gartenfreunde waren auch im Garten und schimpften gleich über das Blumenbeet, dass wir mit unseren „Goronaaä“ zu Hause bleiben sollten. Ich hielt es nicht aus und meckerte zurück, dass sie eine Maske aufsetzten sollten. Für das nächste Jahr planen wir einen Sichtschutz. Zäune sind ja leider verboten. Wir kaufen einfach eine Rankhilfe und ich werde in meinem Nutzgarten Kapuzinerkresse und Bohnen pflanzen, in der Hoffnung, dass diese alles zuwuchern. Nur nicht zu sehr, denn dann steht vielleicht der Vorstand auf der Matte. Vielleicht hätten wir auch damals einfach das Waldgrundstück meiner Tante nehmen sollen. Nervige Gartennachbarn hätte es da nicht gegeben.

In dieser Woche habe ich für Eddie übrigens viele Breie vorgekocht, denn am Wochenende, werde ich das erste Mal nicht über Nacht da sein. Doch dazu später mehr. Mir macht es immer mehr Spaß verschiedenes Gemüse mit Fleisch, Fisch und verschiedenem Getreide zu kombinieren. Eddies Favorit ist Süßkartoffel, Couscous, Pastinake mit Rind. Er ist in letzer Zeit zur kleinen Raupe Nimmersatt mutiert. Morgens isst er eine ganze Schale mit Obst und Getreide. Er ist nicht so begeistert von Haferflocken, aber was muss das muss. Mittags gibt es Gemüse, wieder Obst und zum Abend meistens Schnittchen mit Gurke. Manchmal denke ich, er isst mehr als seine große Schwester, die ihn nebenbei auch noch mit Begeisterung füttert. Nebenbei gibt es noch ein wenig Tee oder wir stillen. Ich habe auch versucht für das Wochenende abzupumpen, doch viel kommt beim Pumpen nicht raus. Entweder, weil Eddie schon alles leer getrunken hat oder weil die elektrische Pumpe auch nicht das Wahre ist. Zur Not muss eben Pre herhalten.

Und obwohl es bei Eddie nicht so richtig klappt mit dem vorwärts robben, hat er Strategien entwickelt um doch noch ans Ziel zu gelangen. Er robbt in rasender Geschwindigkeit rückwärts an den benötigten Gegenstand heran. Es sieht aus wie rückwärts einparken. Rotiert noch ein bisschen und Zack, hat er die Kletterhilfe der Wellensittiche in der Hand. Irgendwie können wir froh sein, dass er nicht vorwärts kommt. Eddie hat ganz schön viel Blödsinn im Kopf und wir haben schon so gut wie möglich alles weg geräumt. Jedoch findet es immer Mittel und Wege neue Blödsinn anzustellen. Er hängt sich an Schubladen und versucht diese zu öffnen. Kramt selbstständig die Spielzeugkisten hervor. Räumt gern meine Ordner aus dem Regal oder stibitzt Ellas Bausteine. Das eigene Spielzeug ist ja immer uninteressant. Davon können beide Kinder ein Lied singen. Außerdem fängt Eddie immer mehr an sich für Bücher zu interessieren. Bücher und alles was irgendwie motorisiert ist. Rasenmäher, Rennautos, Feuerwehren. Wir haben jetzt nicht wirklich forciert, dass er diese Dinge toll findet.

Und dann rief ich diese Woche noch meine Chefin an. Sie begrüßte mich am Telefon mit den Worten, „Ach Frau Gr. Schön, dass sie anrufen. Ihre Elternzeit nähert sich ja nun dem Ende...“ Ich dachte nur „Mimimi, wie schnell die Zeit vergeht.“ Gerade eben saß ich noch mit zwickendem Bauch auf der Hochzeit meiner Schwester und nun ist schon fast ein Jahr herum. Es bleibt beim 22.12. Ich darf dieses Jahr zu Weihnachten zu Hause bleiben und mir stehen ganze 5 Arbeitstage dieses Jahr bevor. Ich werde nochmals angelernt. Es gibt ja so viel Neues.

Und dieses Wochenende geht es für mich zum Schwesternwochenende. Einmal im Jahr treffen wir uns alle 5 in einer Stadt und schlafen in einem Hotel. Wenn es so kurz bevor steht, weiß ich nie, ob ich mich freuen sollte. Ich werde leicht als kleine Schwester abgestempelt. Das Los der Nesthäkchen ist es, dass die großen Geschwister denken, dass sie nichts zu melden haben. Meistens gebe ich Kleinbei. Ich weiß noch wie heute, dass eine meiner Schwestern mal sagte, als ich mich mit meiner Freundin unterhielt. „Wow, du kannst ja reden!“ Klar kann ich das, man muss mich nur lassen. Wenn man mir aber eh nicht zuhört, spare ich mir den Atem. Heute am Sonntag bin ich ganz schön geschafft, obwohl ich nicht einmal soweit fahren musste wie meine anderen Schwestern. Trotzdem war es schön alle wieder zu sehen. Mehr vom Wochenende berichte ich nächste Woche, sonst sprenge ich wieder alle Rahmen.

Und Eddie und Ella? Die bleiben beim Papa. Ella hat schon bekundet, dass sie einfach mitkommt. Wir treffen uns in Dresden. Sollte Eddie es also gar nicht aushalten ohne mich, dann sind alle schnell da. Aber als ich Nürnberg war, schienen sie mich ja auch nicht zu vermissen.

Apropos Nürnberg. Die Stadtverwaltung Chemnitz hat sich bei mir immer noch nicht gemeldet. Mein Mann sagt, die haben mich „geghostet“. Ich sollte anrufen und fragen was nun ist. Ich bin schon ein wenig gekränkt und wäre traurig über eine Abfuhr. Das kommt davon, wenn man keine Bremswege ausrechnen kann und zu doof zum Prozentrechnen ist, oder einfach zu ehrlich. Eine Frage war: „Ist es bei Ihnen Zuhause immer aufgeräumt?“ Natürlich nicht, ich habe zwei kleine Kinder.

Mehr über unser Wochenende und wie wir es alle überlebt haben nächste Woche. So viel sei gesagt, Eddie und ich waren wohl beide froh, dass wir uns wieder hatten.

Macht es gut,

Marie.

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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Foto: Privat

 

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In diesem Beitrag geht's um:

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