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Baby-Tagebücher von Vroni

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

22. Woche

XXL-Müdigkeit und Thymianduft

Es geht um Müdigkeit, Thymianduft und einen Reisebefehl an alle werdenden Eltern

Ich glaube, dass ich noch nie so müde wie in dieser letzten Woche war. Ich bin die auferstandene Müdigkeit auf zwei Beinen. Vielleicht sind das noch die Corona Nachwirkungen, aber natürlich ist man jede Nacht auch einige Male wach. Ich schiebe es mal der Frühjahrsmüdigkeit in die Schuhe. Vielleicht ist es etwas ambitioniert, im Januar von Frühjahrsmüdigkeit zu reden, aber ich finde es nur zielstrebig. Schließlich habe ich Lust auf Frühling, Sonne und unbedingt Urlaub – ich bin so sehr unterurlaubt!

„Eigentlich“ wollte ich so dringend in der Schwangerschaft verreisen und meinen Bauch mit Meeressand einpudern. Und vielleicht meinen Hügel in der mittleren Körperhälfte auch eingraben – es wäre dann lustig, wenn sich Salome bewegt. Der Sand würde reißen und es würde wie ein kleines Erdbeben aussehen. Außerdem kann man bestimmt freakige Sonnencreme-Graffitis auf den Bauch zaubern und viel Kommunikation mit dem Reiseruntermietenden aufbauen. In der gewohnten Umgebung zu Hause kommt die bewusste Kommunikation mit dem Baby im Bauch dann doch immer zu kurz.

Ich hatte eigentlich viel Zeit in der Schwangerschaft, habe aber leider keinen einzigen Urlaub in den vierzig Wochen gemacht – vermutlich ist die Pandemie schuldig. Aber ich appelliere hier an alle werdenden Eltern und besonders Mütter: Macht unbedingt einen Urlaub mit Babybauch, denn du wirst nie wieder so entspannt am Strand liegen können. Mit Kind wird der Strand zum Abenteuerspielplatz oder du kannst nicht entspannt schlafen, weil du denkst, dass das Kind wegläuft oder wegkrabbelt. Und natürlich ist auch noch die Gefahr des Wassers am Strand nicht weit.

Was hat es mit dem Thymianduft auf sich? Kürzlich habe ich etwas mit dem Gewürz gekocht und immer, wenn ich dieses Kraut nun rieche, muss ich an Salomes erstes Bad denken. Denn in ihrem Badezusatz des Entspannungsbads war Thymian, Schlehensaft und Ringelblumen-Extrakt. Somit werde ich mein gesamtes Leben beim Thymianduft an Salomes erste Badeeinheit denken müsse. Mir riecht der Gedanke besser, als dass er mir schmeckt. ?

Im letzten Artikel habe ich euch erzählt, dass man sich im ersten Jahr mit Baby sehr einsam fühlt oder fühlen kann. Zufällig bin ich auf das Buch von Daniel Schreiber gestoßen, das so treffend „Allein“ heißt.
Dass ich nicht mit Salomes Vater in einer stabilen Beziehung bin – beziehungsweise in keiner Beziehung, auch nicht der Elternbeziehung, weil er über 600 km entfernt wohnt – bewertet die Gesellschaft und man selbst letztlich dann doch als persönliches Scheitern. In der Gesellschaft wird man immer als nicht ganz vollständig wahrgenommen, wenn man nicht in einer Paarbeziehung ist. Am meisten hasse ich den Spruch: „Da kommt noch der Richtige.“ Denn das sagt nur aus, dass es erst dann gut wird, wenn der Richtige da ist. Für mich ist es jetzt schon gut. Salome ist täglich von so vielen Küssen bedeckt, dass sie eigentlich schon keine Kleidung mehr bräuchte. Schreibers Buch ist kein Ratgeber: Ich hasse dieses Genre und vermeide es, etwas Belehrendes in meiner Freizeit zu lesen. Ich empfinde das Buch als stimmungsvoll mit positiven Hoffnungsgedanken – also hier eine Leseempfehlung.

Am liebsten küsse ich Salome, wenn sie mich so unschuldig anguckt, weil ich weiß, dass dann im nächsten Moment etwas in die Hose geht. Sie strampelt die ganze Zeit mit ihren Beinen, und wenn ich sie umdrehe, kann sie auch gut ihren Kopf hochhalten und sich auf ihren Ärmchen aufstützen. Allerdings funktioniert das alleinige Drehen noch nicht. Sie übt das viel, wenn sie immer ihren Popo hebt. Das macht sie sogar im Schlaf. Ich frage mich immer, wie körperbetont man träumen kann. Wenn körperbetontes Träumen eine olympische Disziplin wäre, Salome hätte die Goldmedaille verdient. Immer wenn ich in ihre kleinen, blauen, murmelartigen Augen sehe, weiß ich, dass Kinder einem zu einem besseren Menschen machen. Denn sie schauen einen durchgehend an und man will ihnen das beste Vorbild sein. Somit steht fest, Kinder machen einem zu einem besseren Menschen, sofern man mit ihnen Zeit verbringt. Das macht Salomes Vater nicht. Seine Entscheidung – nicht unsere.

Ich habe mich gefragt, wie man der Einsamkeit im ersten Jahr entgehen kann. Dabei sind mir verschieden Jobs eingefallen. Beispielsweise eine Postkinderwagenkutsche. Man könnte sich das Gefährt bei der Deutschen Post ausleihen und zwei Stunden am Tag Briefe und Päckchen ausliefern. Weil Mamas viel zuhause sind, könnten sich auch eine Paketannahme für ihre Straße einrichten. Dann muss man die Pakete nicht bei der überlaufenen Post abholen, sondern als einen festen Punkt in der Nachbarschaft.

Meine Tochter liebt das Autofahren. Ich könnte spezielle Dinge mit dem Auto ausliefern, beispielsweise: Medikamente. Vielleicht wäre die Ode auf die schlechten Bedingungen von Lieferdiensten nicht mehr mit folgendem Konzept so negativ: Ein E-Scooter-Kinderwagen. Die Mama stellt sich hinten auf den E-Scooter-Kinderwagen. Unten lagert in einem Gepäckraum das Essen, oben schläft das Baby. Vermutlich wird dieses Gedankenkarussell nicht umgesetzt. Ich glaube aber, dass postnatale Depressionen dadurch entstehen, dass man als Mama auf ein Abstellgleis gestellt wird. Ich hatte glücklicherweise noch nie Depressionen. Aber ich denke jetzt schon, dass ich gerne meine langen Kinderwagentouren sinnvoller gestalten würde als den 200-sten Podcast zu hören. Mit der Postkinderwagenkutsche könnte ich morgens zwei Stunden Briefe verteilen. Ich werde bei der Post eine Anfrage stellen. Außerdem fände ich es richtig, wenn man diesen freiwilligen Lohn, den man mit zwei bis maximal vier Stunden am Tag macht, nicht versteuern müsste oder auf das Elterngeld angerechnet wird, sondern auf ein Konto für das Kind überwiesen wird und über die Kindessteuer-ID abgerechnet wird. Somit verdient das Kind schlafend im Kinderwagen Geld. Das wäre eine schöne Überraschung, wenn Salome 18 Jahre alt ist.

Wie gerne würde ich im Februar eine Woche in einem Projekt arbeiten. Die Oma hat sich Urlaub genommen, um auf Salome aufzupassen. Aber leider haben wir eine Flaschen-Problematik. Salome ist bei jedem Fläschchen wie versteinert, obwohl sie den Schnuller nimmt. Ich habe drei verschiedene Typen von Flaschen und Saugern. Und ich habe auch beherzigt, dass nicht ich ihr die Flasche gebe, sondern meine Mutter. Denn bei mir riecht sie bestimmt die Milch in meiner Brust. Nichts funktioniert, das ist leider etwas frustrierend. Vielleicht habt ihr noch ein paar Tipps, wie ich eine radikale Flaschengegnerin an das Fläschchen gewöhne. Ich freue mich über eure Kommentare.

Noch mal zur gefühlten Müdigkeit. Diese wird vermutlich durch die Corona-Müdigkeit verstärkt. Ich hoffe, es ist der letzte Höhepunkt der Pandemie. Es fühlt sich gerade so schwer an. Denn selbst wenn ich einkaufen gehe und Salome im Kinderwagen liegt, habe ich Angst, dass sie sich mit der Omikron-Variante anstecken könnte. Sie trägt schließlich keine Maske und man liest überall, dass die Ansteckung derzeit so hoch wie nie ist. Auch Christian Drosten sagt, dass es keine Garantie gibt, dass die Omikron-Variante so harmlos bleibt wie derzeit.

Kennt ihr das? Man hat jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn man auf das Handy schaut und nicht seinem Kind ins Gesicht blickt. Denn Salome fokussiert mich immer, selbst wenn ich auf das blöde Smartphone schaue. Ich versuche also tagsüber wenig auf das Handy zu schauen – außer sie schläft. Trotzdem will ich euch eure Wut über eine Story auf Instagram mitteilen, die ich abends angesehen habe. Es gibt eine Dame, die postet ihren Alltag als Alleinerziehende mit ihrem Sohn. Dafür hat sie eine Extraseite. Im Prinzip gefällt mir, was sie dort macht. Hinter dieser Seite steht auch eine öffentlich-rechtliche Institution, die vermutlich redaktionell die Beiträge betreut. Also vermute ich, macht sie das nicht alleine. Ich will auch keine Hasskommentare schreiben oder so, aber eine Aussage von ihr stört mich gewaltig. Auf ihrer privaten Seite, die sie auf der Extraseite direkt verlinkt hat, sagt sie, dass sie ohne ihren Sohn ein Mädelswochenende in Berlin macht und dort wird ein vierzigster Geburtstag gefeiert. Daraufhin erzählt sie lachend: „Wir machen das, was Mädels so tun: Sekt trinken usw.“ Alle Mädels trinken Sekt? Das finde ich so klischeehaft und Sätze wie „was alle Mädels so tun“ existieren in meinem Wortschatz nicht. Ich bin ein Mädel und habe nie gerne Sekt oder Alkohol getrunken und seitdem ich ein Kind habe, werde ich auch nie wieder Alkohol trinken. Ich vertrage generell keinen Alkohol und dann macht ein Bier auch keinen Sinn für mich. Aber dass es typische Dinge gibt, die Frauen oder Männer tun, die nicht mit ihrer Biologie zu tun haben, will ich im 21. Jahrhundert nicht mehr hören. Furchtbar!

Abschließend der dritte Teil zur Müdigkeit: Man ist eigentlich die ganze Zeit müde, aber tagsüber oder abends oder frühmorgens, wenn Salome noch schläft, kann ich auch nicht schlafen, weil das die wertvollste Zeit ist. Ich kann hier etwas Schreiben oder Sport machen oder einen Artikel einfach mal zu Ende lesen. Und wenn tagsüber das Kind schläft, habe ich eine superlange schlangenartige Liste im Kopf, was ich alles erledigen will. Ich werde total hibbelig, wenn Salome die Augen zu fallen, weil ich dann so viel machen kann. Crazy. Maximal zehn Minuten später gibt es wieder Geschrei. Aus der Traum und man hat wieder ein zuckersüßes Baby auf dem Arm.

Durch das Stillen trinke ich maximal eine Tasse Kaffee mit Koffein am Tag. Lustig ist auch, dass die Autokorrektur in Word bei Koffein als Erklärung unter das Wort „Gift“ schreibt. Somit trinke ich eine Tasse des Giftes am Tag und den Rest der Zeit genieße ich entkoffeinierten Kaffee. Am letzten Samstagabend, als Salome geschlafen hat, habe ich mich von dem vielen entkoffeinierten Kaffee absolut aufgedreht gefühlt. So, als ob ich wie vor einigen Jahren mal auf einer Party einen Wodka-E getrunken hätte. Also: Willkommen im Mama-Life, wenn einen der Schonkaffee – ein Wort, das bei der Generation über 65 hochfrequentiert ist – komplett aufgedreht macht.

Ich bin also so aufgedreht, dass ich Salome mit Küssen übersäen kann. Also mindestens ein Kuss ist ein Muss.

Alles Liebe und bis bald

Salome und Vroni



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Kommentare von Lesern:

Eilo aus Waf02.02.2022 10:25

Schön zu lesen, was bei dir so abgeht :)
Ich komme die Tage mal vorbei :*

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Eilo aus Waf02.02.2022 10:25

Schön zu lesen, was bei dir so abgeht :)
Ich komme die Tage mal vorbei :*

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