An diesem Abend waren also schon zwei Dinge so völlig anders, als bisher in seinem ganzen Leben.
Und es war das erste Mal seit fünf Monaten, daß ich einen Abendtermin unbedingt pünktlich wahrnehmen wollte.
Leifs 18+19.+20..Lebenswoche
Herrjeh, hoffentlich schreib ich nicht in diesem Wochen-Rhythmus weiter! Das würde nix Gutes bedeuten. Es gibt doch diese Denkaufgaben: „Führen Sie diese Zahlenreihe sinnvoll fort!“ Jetzt hab ich bei Woche 15 ausgesetzt, 16 und 17 geschrieben, dann 18 UND 19 ausgesetzt (ENTSCHULDIGT liebe Leute!), 20 und 21 schreib ich dann wieder und dann … UND? Naa?
Nix für Stillmuttis mit Demenz sag ich Euch, ich musste grad erstmal Zettel und Stift bemühen, visuell gings dann gleich viel besser. Dabei war ich war immer recht flott im Kopfrechnen und stolz drauf! (Wen es interessiert, Ergebnis gibt’s am Ende, grins.)
Wollte meinen Wochenbericht 18 eigentlich mit den Worten beginnen:
Also jetzt kommt echt Bewegung ins Spiel, wenn das so weiter geht, krabbelt Leif in einem Monat.
Konnte ich letzte Woche vom Freischwinger berichten, darf ich Euch heute den Freischwimmer vorstellen.
Drehung nach links und schwupps …
Ist dann aber doch etwas anders gekommen,
das waren nur die hochtrabenden Gedanken oder die durchgehenden Pferde meines kleinen Hirns.
Was war passiert?
In den letzten Wochen hatte er sich immer mal wieder, alle paar Tage nur einmal(1x!), auf die linke Seite gekullert und auch kräftig immer wieder den Popo angehoben – mehr war es nicht.
Dann, am Montag, zieht er seine kurzen Beinchen an, Popo hoch, mit Schwung schmeißt er sich nach links, über den Rückrollpunkt hinaus und landet in einer fließenden Bewegung auf dem Bauch, flott noch den linken Arm darunter hervorgezaubert und schon war
>> Leif, der Freischwimmer << geboren – denn er zappelte sofort mit allen Vieren los, was das Zeug hielt.
Wenn er innehielt, jaa, das passierte auch ab und zu, machte er auf eleganten Fallschirmspringer im freien Fall.
Bauch liegt auf dem Boden, Arme und Beine gleichmäßig weit angehoben, diese berühren auf keinen Fall den Teppich, Kopf schaut interessiert umher und das Ganze mit einer Ruhe und Muße … DAS kann ICH nicht, im Selbstversuch kam ich grad mal auf 20 Sekunden bevor es “irgendwie“ doch anstrengend wurde!
Ja, jaa, genau, das mit der Fitness muss auch noch besser werden . . . ich schreibs auf die Liste :(
Ja und die Bewegung hat er an diesem Tag dann andauernd gemacht, Wiederholungen sind schon einfach was Tolles.
Auch am Dienstag ging es so weiter.
Am Mittwoch war dann Schluss damit, wir waren nämlich morgens beim impfen. Von da an hatte er zwei Tage Fieber, hat wenig in diesen 48 Stunden geschlafen und war ganz schön oft knatschig. Erst vier Tage nach der Impfung, hat er langsam wieder mit dem Drehen auf Seite und Bauch angefangen.
Jetzt, zwei Wochen später, dreht er sich langsam wieder mit der Begeisterung und der Häufigkeit des beschriebenen Wochenanfangs.
Vorbei die Zeit des einfachen Ablegens
à la - Leif liegt immer noch da – wo er eben abgelegt wurde.
Tja, das ist nicht das Einzige, was sich grundlegend geändert hat in den letzten Wochen.
Nachdem ich stolz vom Dauerfreischwimmer + eigentlich-schon-bereits-Krabbler berichtet hätte, wäre ich gleich mit stolzgeschwellter Brust zum Super-Duper-Dauer-Durchschläfer gewechselt. Weil die schrecklichen Neuigkeiten des letzten Berichts natürlich nur eine ganz kurze Phase(3-4 Tage halt) angehalten hätten (Wunschdenken!) und sich unser tolles Kind wieder zurückbesinnt hätte auf die Zeit vor der 17.Woche.
Da hat er doch tatsächlich viele Wochen 7-9 Stunden am Stück geschlafen. Ungefähr zur Tagesschau ins Bett und gegen vier morgens kam er das nächste Mal. Da dachte ich noch, „…schade, dass das nicht rauszuzögern ist…“
Jetzt denk ich nur noch: „Wat war dat schööön.“
Nächste Komplettveränderung, das Trinken.
Da hat sich einiges geändert, besonders in der Nacht kommt er immer ziemlich grantig daher.
Hat sich seine Durst-Anmeldung lange angehört wie:
„Ääh, könnte ich was zu Trinken haben? Halloooooo?
Ich hätt gern Milch bitte.“ gibts heute nur noch eine einzige Meckertirade.
Das Anfangsgeheul ist schon recht genervt und wenn ich nicht zackig reagiere, artet es in ein Ich-bin-absolut-genervt-Geschrei aus. Übersetzen würde ich es ungefähr so:
„HEY! Wo bleibt meine Milli? Was issen das hier für ein Scheiß-Laden? Und überhaupt, was issen das für eine Scheiß-Bedienung?“ Und wer jetzt denkt, ganz schön derb – wie die Nicole das schreibt. Es ist wirklich so. Wie heißt es so schön? Der Ton macht die Musik. Dieses Gemecker klingt so missbilligend, so aggressiv, dass kann ich nicht mehr als normale Nörgelei bezeichnen.
Jetzt hab ich schon überlegt, ob mein Schlaf wohl fester geworden ist und der kleine Pupser einfach länger braucht, um mich aus den Tiefen meiner Träume zu reißen und halt deshalb so wahnsinnsgenervt ist – aber das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Das mit dem guten, festen Schlaf stellt sich doch nicht sooo fix wieder ein?!!
Leif hat auch die Trinkdauer verändert, das gefällt mir wiederum sehr gut, denn die Zeiten wurden immens runtergeschraubt. Er braucht tagsüber jetzt nur noch 5-8 Minuten für eine Milchmahlzeit. Weiterhin geblieben ist, dass er nach ca. 15 Minuten Päuschen „Milch abpumpen Teil 2“ einfordert.
In der Nacht dauerts nur noch maximal 10 Minuten. Dann dreht er sich abrupt weg, netterweise ohne Brustwarze im Mund und schläft scheinbar sofort wieder ein. Das Gemütlichkeitssaugen und –mümmeln ist völlig weggefallen – auch schöön.
Entweder hat sich die Milchzusammensetzung zum Guten hin verändert (gehaltvoller?) oder der Kurze hat seine Technik enorm verbessert. Als ich die Tage jemandem von der kurzen Zeitspanne vom meckernden, vor Hunger schmerzverzerrtem Gesicht bis zum milchsatten, leicht debilen Grinsen berichtete, bekam ich die Antwort:
„Jaaaa, an den Sommer kann ich mich auch nur stillend an Dich erinnern.“
NA DANKE – es hat wenigstens jemand gemerkt. ;-)
Wo ich grad dabei bin vom Futtern zu berichten, wir haben einen weiteren Versuch mit der Flasche gestartet, war wohl ein Drama.
Diesmal allerdings auch oder sogar eher, weil die kleine Maus recht satt war und wahrscheinlich einfach nur noch gern ein Zubettgeh-Schnäpschen gehabt hätte oder ein bisschen Beruhigungs-Saugen. Leif hatte mich das erste Mal, im wachen Zustand, abends weggehen sehen.
Ich hab mich zwar verabschiedet, aber dummerweise hatten wir in den letzten Wochen nie geprobt, dass er auch mal den Kleinen ins Bett bringt.
So waren an diesem Abend also schon zwei Dinge so völlig anders, als bisher in seinem ganzen Leben.
Und es war das erste Mal seit fünf Monaten, dass ich einen Abendtermin unbedingt pünktlich wahrnehmen wollte.
Ich war nicht wirklich weit weg, nur im Circus Krone Bau, das ist ca. ne Viertelstunde von uns entfernt.
Nachdem ich genau 35 Minuten von zuhause weg war, es war kurz vor 20 Uhr, das Konzert sollte gleich beginnen, erreichte mich Christians Anruf.
„Du musst kommen! Er beruhigt sich nicht. Er nimmt die Flasche nicht, auch nicht mit dem neuen Aufsatz. Hörst Du ihn schreien? Das halte ich nicht noch 2 oder 3 Stunden durch.“
Er auch nicht! War mein erster Gedanke, es schien mir aber nicht ratsam, das laut mitzuteilen. Mein (Telefon-) Partner wollte definitiv eine andere Antwort hören.
Wieder gehen, bevor nur eine Note gespielt war, war sicher das Einzige was ich nicht wollte.
Ich blieb stur und bekam die Order, mich in der Pause zu melden. Ich glaub nicht, dass ich angerufen hätte.
Denn dann wäre nicht nur der Abend dahin gewesen, nein, ich hätte auch die Weichen für die Zukunft falsch gestellt. Nämlich mein Kind an mich zu ketten bzw. meinen lieben Mann darin zu unterstützen, immer gleich nach Hilfe zu schreien.
Ich blieb mit Ärger im Bauch sitzen und mit dem festen Willen diesen Abend zu genießen.
Um 20:01 kam mein Lieblings-Liedermacher Reinhard Mey auf die Bühne.
Um 20:34 erreichte mich eine SMS mit folgendem Text:
„L schläft“.
Am nächsten Tag erfuhr ich, dass währenddessen Mats eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen wurde, Leif erschöpft auf Christians Schoß eingeschlafen war.
Fazit: Männer sollten sich in Baby-Dingen mehr zutrauen, ich werd meinen weiterhin unterstützen! Gggggrrrrr!
Ja und dann war ja auch noch meine Mom aus NRW zu Besuch, wir sind nämlich beide große Mey-Fans.
In dem Zusammenhang muss ich unbedingt erwähnen, jetzt nicht wieder an „Über den Wolken“ denken, das ist sicher das bekannteste Lied, aber das wars auch schon.
Der hat in den letzten 20 Jahren sooo viele gute, anspruchsvolle Lieder gemacht, da sollte diese 37 Jahre alte Flieger-Kamelle nicht das Synonym für diesen gesellschafts-, zeitkritischen und pazifistischen Liedermacher sein.
Am letzten Tag vom Besuch der Omi, ist mir erst aufgefallen wie wenig Fotos wir in der Woche mal wieder gemacht haben.
Tja, ich werd mir noch irgendwas einfallen lassen müssen, um später mal Leifs Fragen in der Richtung „gut“ beantworten zu können. Hat da schon jemand Erfahrung bzw. habt Ihr da draußen, in den weiten Weiten des Webs auch manchmal solche Überlegungen? Schon ‘ne Antwort parat??? Oder einfach ganz ehrlich sein und im gleichen Atemzug auf die tollen Vorteile eines jüngeren Geschwisterkindes verweisen?
Hach … ich möchte wetten, dass ich noch viele, viele Möglichkeiten bekommen werde, diesen immer wiederkehrenden Umstand, zu erklären…seufzzz, hab ja noch ein wenig Zeit.
Ich könnte natürlich auch sagen, ich hab ja noch laaaange hin . . . aber wenn ich auf die letzten drei Jahre zurückschaue, NEEE, da ist nicht viel Zeit mehr, die vergeht ziemlich fix und PATSCH! steht da so um 2018 ein Knirps vor mir, stellt altkluge Fragen, will die Welt erklärt haben und wenn die Mutti das schon mal nicht hinbekommt, dann wird sie jawohl bitteschön wenigstens diese kleine, familiäre Grundsatzfrage beantworten können!?!
„Warum gibt’s von Mats tausende Fotos?“
Und der feixende große Bruder, der natürlich mit Spaß die Szenerie verfolgt, wird nicht grad eine große Hilfe sein.
JAAA, lacht nur – ich musste grad beim Korrektur lesen auch erstmal feste Grinsen. An mir ist einfach ne stattliche Alltags-Banalitäten-Philosophin verloren gegangen. Kann mich dunkel erinnern, dass ich vor ca. 6 Jahren in das Freundebuch eines Grundschülers schreiben durfte und in der Zeile “Traumberuf“ hab ich, nach langer Überlegung, Schriftstellerin hineingeschrieben. Warum ich die Philosofffin da vergessen hab, mmhhmmm :) :) :)
Zum Schluss nur noch,
nach Abfahrt unseres Besuches bin ich erstmal krank geworden. Halsschmerzen und Lymphknoten am Hals dick wie Knödel. Ich konnte tagelang den Kopf schlecht nach unten beugen oder strecken, Kopf- und Gliederschmerzen fanden sich auch ein.
Und was hab ich bisher gemacht?
Nicht viel UND ganz brav durchgehalten, als Mutter muss man echt funktionieren, oder? Bin nu auf dem leicht aufsteigenden Ast.
Eben beim Zubettgehen haben Vater und Sohn mir die geschwollenen Kiesel an Mats Hals gezeigt …
Bei dem geht’s jetzt wohl auch los, na besten Dank, fehlt ja dann nur noch Leif, nachdem Christian den Reigen eröffnet hatte – wie die Orgelpfeifen, nää, nää.
Ooaahhh…da hab ich sooo gar keinen Bock drauf, aber ich schätze, das nasskalte Niesel-Novemberwetter, diese wunderbare Gib-Du-mir-Deinen-dann-geb-ich-Dir-meinen-Virus-Phase wird nicht nur unsere Familie beschäftigen, sondern auch am Kindergarten sicher einen längeren Stop einlegen. Prickelnd.
Also, versucht gesund zu bleiben,
bis nächste Woche,
Eure Halskratz-Nicole
Lösung der Rechenaufgabe: Aussetzen der Wochen 22,23,24 – Wiedereinstieg bei 25, weiter mit 26, dann 27-30 auslassen und bei 31 ...
! Neeee und Naaa !
Das bekommt Ihr auf Pott und Bayrisch schwarz auf weiß versprochen,
so nicht!!!
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