Es kommt nicht darauf an, wie lange man wartet, sondern auf wen!
Maximilian ist da: geb. 17.06.2010 - 51 cm - 3.080 g - KU 35 cm
Liebe Leserinnen und Leser,
beginnen möchte ich heute mit ganz vielen herzlichen: Danke, danke, danke! :)
- Danke zuerst an die Leserinnen und Leser hier bei kidsgo, für Eure Glückwünsche und Mitfiebern; für viele liebe und manchen kritischen Kommentare; für's Daumen drücken und Euer Interesse an diesem Tagebuch.
- Danke an die, die uns auf unserem Weg begleitet haben und unseren kleinen Schatz möglich machten:
Die Kinderwunsch-Klinik und Andrologie, meine Krankenkasse, unser Hausarzt, Frauenarzt, Diabetologe, Psychologin, die Feindiagnostikerin, das Klinikum mitsamt dem ganzen Hebammen-Team sowie die Schwestern und Hebammen auf der Wochenstation - danke für die Geduld und ihr Bemühen um uns.
- Allen unseren Freunden, Bekannten und unseren Familien für Ihre Anteilnahme und Ihre Unterstützung inklusive Daumen drücken, Kleeblättern und Sternschnuppen (und einen besonderen Gruß an die Ostsee!)
- Den Sponsoren für viele praktische und wahnsinnig tolle Geschenke zur Geburt: Henkel für jede Menge Persil sensitiv, Tobi Kindermöbel für das Babybay (die Nächte sind wirklich ruhiger!), Concord für eine ziemlich coole Babyschale (wurde schon ausgiebig genutzt) und Stokke für den besten und schönsten Kinderwagen, den wir uns nur vorstellen konnten (wir waren bereits unterwegs und er wurde schon vielfach bewundert).
- Unserer Haus-Apotheke für Unmögliches möglich machen und dem Eiscafe um die Ecke für das Stillen von ganz dringenden Schwangeren-Gelüsten auch kurz nach Feierabend ;)
- Und last but not least: dem gesamten kidsgo Team für ihren Support, Zuspruch und ihre Hilfestellungen. Wir haben uns ganz, ganz wohl mit diesem Tagebuch gefühlt und ich habe dieses Ritual des Schreibens am Sonntag Abend sehr genossen. Es wird mir wahnsinnig fehlen!
So, und jetzt geht's an den Geburtsbericht, darauf habt Ihr bestimmt schon gewartet! :)
Wie im letzten Bericht schon geschrieben, musste ich wegen massiven Wassereinlagerungen (fast 10 Kilo in der letzten Woche vor der Geburt), Bluthochdruck und sinkendem Insulinbedarf ins Krankenhaus und es wurde von Tag zu Tag entschieden, ob Krümel noch drin bleiben durfte oder eingeleitet wird. Beginnende Präeklampsie plus wahrscheinliche Mangelversorgung!
Eine nervenaufreibende Situation, das könnt Ihr glauben.
Montag (an 36+3) wurde mein Fall erneut in der Ärzte-Konferenz diskutiert. Ein Ergebnis habe ich aber erstmal nicht erfahren. Nach dem Frühstück bin ich dann wie jeden Tag gemütlich zum morgendlichen CTG zum Kreißsaal geschlendert und wurde angekabelt. Ungewollt hörte ich ein Gespräch vom Gang mit: "Sie sagte, sie kommt wie immer zum CTG." "Dann hat ihr noch keiner gesagt, dass heute eingeleitet wird." Hm, ob die wohl mich meinten? Mir schossen gleich die Tränen in die Augen und ich fing das Zittern an. Ich hatte furchtbare Angst vor dem, was kommen sollte. Irgendwie war ich noch nicht bereit dazu, ich kann das gar nicht so richtig mit Worten beschreiben.
Kurz darauf trat eine Ärztin zu mir und schon an ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass wirklich ich gemeint war. Gut, dass ich vorher schon 15 Minuten hatte, um mich seelisch auf dieses Gespräch vorzubereiten. Sie meinte, man könne mich zwar nicht zwingen, aber sie würden es dringend anraten. Und dass das Medikament zum Einleiten eigentlich bei Magen-Darm-Problemen gegeben wird und nicht in der Schwangerschaft zugelassen ist (weil es Wehen auslösen kann, hier war das ja so gewollt). Ich müsse das aber unterschreiben, dass es auf meinen Wunsch gegeben wird. Ich erbat eine Bedenkzeit, in der ich zurück ins Zimmer ging, eine Runde losheulte und mit meinem Mann telefonierte.
Sicher geht es beim Einleiten nicht sofort los (real betrachtet könnte es sich die ganze Woche hinziehen), aber mein Mann war von den Neuigkeiten genauso platt wie ich und beschloss, gleich ins Klinikum zu kommen, um mir beizustehen. Von Seiten seines Arbeitgebers war das gottseidank gar kein Problem. In der Zwischenzeit hab ich tief durchgeatmet und bin wieder in den Kreißsaal, wo mir die erste Tablette vor den Muttermund und ein Zugang auf den linken Handrücken gelegt wurde. Anschließend wurde eine ganze Stunde lang CTG geschrieben. Mein Mann tauchte zwischenzeitlich auf und hielt Händchen und wischte meine Tränen weg.
Wir warteten und warteten. Irgendwie passierte bis zum Nachmittag rein gar nix. Wir sind viel rumgelaufen, angeblich soll das ja helfen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, in meinem Bauch tanzt einer Samba und rumort - beim anschließenden CTG waren dann leichte Wehen zu erkennen. Und da wusste ich endlich, wie sich das anfühlt ;)
Aber dabei blieb es auch. Abends gab's wieder eine Tablette und ich schaute der Nacht mit gemischten Gefühlen entgegen. Bis auf ein paar leichtere Wehen und ein paar schlaflosen Stunden gibt's nichts zu berichten.
An Tag 2 das gleiche Spiel, es ging 7 Uhr morgens mit Einleiten weiter. Mein Mann kam gleich zeitig dazu, noch waren wir voller Hoffnung, dass es an dem Tag was wird. Pustekuchen, leichte Wehen - sonst nix. Am Nachmittag sollte dann schnell ein Tropf angeschlossen werden (im Nachhinein erfuhr ich, dass es bloß Elektrolyte waren, weil ihnen Babys Herztöne nicht gefallen haben). Ging aber nicht, der Zugang hatte sich innerhalb eines Tages entzündet und tat irre weh! Die Ärztin versuchte dann, am rechten Handrücken, rechten Unterarm und dann in der linken Armbeuge einen Zugang zu legen. Erst letzteres führte zum Erfolg. Barsch wurde mir beschieden, auf den müsste ich aufpassen, das wäre jetzt die letzte Chance. Die entzündete Kanüle hat erst später eine Hebamme raus gezogen (das gehörte für die Ärztin offenbar zu den niederen Arbeiten).
Irgendwie war das alles zuviel für mich. Mal davon abgesehen, dass Schwangere sowieso emotional sind, ich Nadeln hasse, alles weh tat und die Situation langsam unerträglich wurde: im Zimmer hatte ich den größten Heulanfall überhaupt, ich wollte nicht mehr und am liebsten hätte ich jetzt gleich nen Kaiserschnitt gehabt. Ich konnte einfach nicht mehr. Die arme Hebamme, bei der wir dann zum CTG waren, konnte sich viel anhören... Aber sie war ganz toll, hat mich beruhigt und offenbar hat sie dann ein Wörtchen mit der Ärztin geredet ;) Tag 2 des Einleitens ging wieder spät mit CTG zu Ende (23:30 Uhr), vor lauter Stress hatte ich bloß gar keine Wehen mehr.
Am nächsten Tag kamen der Professor und die bewusste Ärztin zu mir und ich musste gar nicht mehr viel sagen. Dem Doc war sehr bewusst, dass ich die Geschichte am liebsten gleich hinter mich gebracht hätte - aber er plädierte dafür, es weiterhin mit Einleiten zu versuchen und die Hoffnung auf eine spontane Entbindung nicht aufzugeben. Ich konnte ihm aber abringen, es mal auf eine andere Art zu versuchen - da gibt's so ein Gel, was vor den Muttermund appliziert wird.
Mit meinem Mann habe ich dann kilometerweit die Krankenhaus-Gänge erkundet, hab mich bei den Wehen an ihm festgehalten und veratmet und 13 Stockwerke Treppe haben mich mehr als einmal gesehen. Gegen Abend ging dann irgendwas schleimig-blutiges ab - ein großer Fortschritt! Endlich hat auch jemand untersucht, wie weit der Muttermund ist: enttäuschenderweise nur fingerdurchlässig (und die Untersuchung tat verdammt weh!). Ab da blutete es kontinuierlich.
Erneut sehr spätes Verabschieden von meinem Mann und der Versuch, zu schlafen. Vor lauter Erschöpfung war das nicht so das Thema, bis morgens 3:30 Uhr. Da wachte ich von krampfartigen Bauchschmerzen auf und klingelte nach der Nachtschwester. Nach schier endlos scheinenden Minuten kam sie. "Ich habe Bauchschmerzen." stöhnte ich und sie stiefelte los, um nachzufragen, was man mir geben dürfte. Nichts war die Antwort, denn ich wurde sofort mit meinem Bett in den 5. Stock zum Kreißsaal gebracht. Dort wurde ich ans CTG und einen Schmerztropf gehängt (der im Übrigen rein gar nichts bewirkte). Die Outfit-Frage erledigte sich dann auch schnell dank eines grünen Kittels, in den ich gesteckt wurde... ;)
Beim Umdrehen dann der Blasensprung um 3:45 Uhr (ein seltsames Gefühl) und dann überlegte ich langsam auch, meinen Mann aus dem Schlaf zu klingeln. Rekordmäßig war er eine halbe Stunde nach Anruf um 4:37 Uhr bei mir (ich zählte jede Minute und empfand die Wehen bis dahin ziemlich schmerzhaft). Danach nahm der Schmerz natürlich auch nicht ab, aber ich hatte jemanden zum Händchen halten da. Oh Gott, dachte ich, wie wird das erst noch, wenn das jetzt schon fast unerträglich ist?
Schichtwechsel, die nächste Hebamme stellte sich vor (ich kannte sie zwar alle schon von den unzähligen CTGs, aber diese jetzt würde mir bei der Geburt beistehen). Es stellte sich heraus, sie ist die Hebammen-Leitung (auf den ersten Blick hätte ich sie nicht ausgewählt aufgrund ihres sehr bestimmenden Auftretens - aber im Nachhinein hat sie sich als goldrichtig und perfekt für uns herausgestellt). Ich erwähnte ziemlich bald, dass ich lieber jetzt als gleich eine PDA wollte.
Wann der Anästhesist tatsächlich da war, kann ich nicht mehr rekonstruieren. Gegen 9 vielleicht? Mein Mann meint, sehr viel später. Ich zitterte wie Espenlaub, alle haben beruhigend auf mich eingeredet und eigentlich habe ich die PDA gar nicht so richtig mitbekommen. Die tat einfach nicht weh! Dafür hatte ich dann einen Knopf, der alle 20 Minuten eine bestimmte Menge Schmerzmittel freigab, wenn man ihn denn drückte.
Alles, was danach kam, bekam ich zwar bewusst, aber völlig schmerzfrei mit. Es war teilweise sogar etwas langweilig - wir mussten eine gefühlte Ewigkeit warten, bis der Krümel sich tief ins Becken gedreht hat. Wegen der PDA lag ich die ganze Geburt über bequem auf dem Kreißbett und musste mich um rein gar nichts kümmern - Blase und Darm entleerte die Hebamme ohne mein Zutun diskret und ohne großes Getue. Mittag dann drückte irgendetwas nach unten - bald mussten die Preßwehen kommen. Die Hebamme gab uns beiden Anweisungen, wie wir jetzt mitzuarbeiten haben.
Anschließend hieß es schon: schieben, schieben, schieben - 3 Preßwehen lang. Und dann war unser Maximilian auch schon da! Die Hebamme nabelte ihn ab (mein Mann, das Weichei hatte Bedenken, dass der Anblick ihn auf den Boden des Kreißsaales befördern würde), wischte das Blut ab und untersuchte ihn schnell. Immerhin galt er an 36+6 ja gerade noch so als Frühchen. Bald darauf die Entwarnung: alles ist ok!
Übrigens bin ich das erste Mal für mein schlechtes Bindegewebe dankbar: kein Riss, kein Schnitt - alles prima! Eine kleine Schürfung tief drin, die musste später nur ganz wenig genäht werden und dank der PDA bekam ich davon sowieso nichts mit.
Dann bekam ich ihn schon auf die Brust gelegt und mit warmen Tüchern abgedeckt. Ehrlich gesagt konnte ich ihn gar nicht so richtig anschauen, er war so nah und ich trag ja Brille... ;) Aber dafür spürte ich ihn so deutlich und streichelte ihn, roch ihn, befühlte ihn. Versuchte zu verstehen, dass das da MEIN Kind, UNSER Sohn ist. Wir hatten es tatsächlich geschafft, wir haben einen kleinen, gesunden und überaus hübschen Jungen!
(Erstaunlicherweise hab ich an der Stelle mal nicht geheult, da hat mich der Kleine zu sehr abgelenkt *lach*)
Von der Plazenta selber habe ich nicht viel mitbekommen (mein Mann auch nicht, er ist da lieber schnell raus gegangen). Irgendwelche Eihäute fehlten wohl und sind bis heute nicht aufgetaucht. Von der Plazenta hat die Hebamme uns ein Stück für Auto-Sonoden (Globuli) abgeschnitten und den Rest des Mutterkuchens haben wir uns für daheim einpacken lassen. Wurde kühl gestellt und abends eingefroren, meine Nachsorge-Hebamme wird es aufbereiten und im Backofen trocknen und anschließend pulverisieren. Das soll angeblich gegen alle möglichen Wehwechen helfen.
Überhaupt schwanger zu werden, dann schwanger zu sein und besonders die letzten Wochen vor der Geburt waren nicht so einfach. Aber wenn man das kleine Menschlein dann im Arm hält ist alles andere egal! Ich hatte vor der Geburt irgendwie doch Angst, es war alles so anders als alles, was ich bisher erlebt habe! Das Erlebnis Geburt möchte ich auf keinen Fall missen, es war trotz dieses blöden Einleitens dann doch erstaunlich schön und harmonisch. Es war zwar kein Spaziergang (wer erwartet das schon!)... aber Moment mal: ich hatte schon schwierigere Spaziergänge ;)
Wenn das immer so liefe, würde ich noch 10 Kinder kriegen *lach* Nun ja, erstmal müssen wir Maximilian groß bekommen! :)
Damit beende ich meinen Bericht von Maximilians Geburt. Seitdem haben wir selbstverständlich jeden Tag Neues erlebt - aber das hebe ich mir für den Nachbericht auf! :)
Ach ja: Erinnert Ihr Euch an meinen Traum Ende April? Ich tippte auf den 18.06.10 und lag nur einen Tag daneben ;)
Viele liebe Grüße aus Bamberg
Cathy, Mac und Maximilian
P.S.: Die Bamberger Basketballer haben am gleichen Tag übrigens die Meisterschaft gewonnen (und Pokalsieger waren sie auch schon) - dazu noch die Geburt des Sohnes: mein Mann hat am 17.06.10 das absolut beste Triple erlebt, das man sich nur vorstellen kann! :))
Bild: privat