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Baby-Tagebücher von Patrizia

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

22. Woche

Von vorne nach hinten, von links...

...nach rechts... Seit ein paar Tagen hat Max ein tägliches Workout. Ganz schön sportlich, der kleine Mann! Gut, wir verraten die Choreo.

Man lege sich auf den Rücken und strecke zu erst die Beine in die Luft. Wer kann, macht die Beine gerade, dazu dürfen auch die Hände zur Unterstützung benutzt werden. Hat man dann beide Hände an den Füßen, lässt man sich mit viel Schwung auf eine Seite purzeln. Dann dreht man sich zurück auf den Rücken, nimmt die gleiche Haltung ein und purzelt dann zur anderen Seite. Wem das zu langweilig wird, der steckt sich einfach den großen Zeh in den Mund und macht dabei undefinierbare Geräusche. Fertig! Was für ein Training! Max macht das schon total gut :-) Außerdem dreht er sich jetzt immer öfter aus der Rückenlage zur Seite. Manchmal fehlt nur noch ein minikleinesbisschen und er würde eine Drehung auf den Bauch schaffen. Aber so ganz hat er den – im wahrsten Sinne des Wortes – Dreh noch nicht raus. Manchmal helfe ich ihm also auf den letzten Millimetern und gebe etwas Halt im Rücken. Hat er sich dann auf den Bauch gedreht, beginnt das große Schimpfen. Gut, Muddi hat verstanden! Der Sinn dieser Übung ist also NICHT, sich irgendwann auf den Bauch zu drehen sondern den Seitenairbag zu testen oder so. Alles Roger, kapiert!
Na ja, manchmal hält er es auch ein paar Sekunden in Bauchlage aus, ohne gleich zu meckern. Er schiebt dann seinen Poschi in die Luft als möchte er direkt loskrabbeln. Leider liegen die Arme noch recht unbeteiligt neben seinem Körper, so dass dies also nicht funktioniert. Auch hier wird Mamas Hilfe unbeachtet gelassen. Schiebe ich seine Arme nach vorne, so dass er sich theoretisch nach oben drücken könnte, wandern die Arme direkt wieder zurück neben den Körper. Gut! Wie praktisch wäre es denn bitte, wenn er einfach sagen könnte, was er möchte! „Hier, Mama, ich würde jetzt gerne mal versuchen zu krabbeln, kannste mal eben da halten und hier drücken und dahinten etwas stützen?“ „Alles klar, Max, bin schon dabei. So?“ „Ja, danke, so geht’s!“ Et könnt’ allet so einfach sein ;-)

Was Max in letzter Zeit auch oft macht, ist seinen Körper komplett zu überstrecken. Gerne wenn man ihn rücklings im Arm hält, so, wie ich es vorm Einschlafen immer mache. Dann macht er sich plötzlich ganz steif, drückt den Bauch nach oben und der Hals wird überstreckt als gäb’s auf dem Boden etwas umsonst! Was’ n da los?! Ob das so unter den generellen Bewegungsdrang fällt? Er mag nämlich keine Minute still liegen. Ständig ist er in Bewegung. Am liebsten zu Musik, wobei er da relativ anspruchslos ist. Eine Rassel tut’s da nämlich auch. Einmal losgerasselt wird losgaloppiert! Ob so ein Baby wohl ahnt, dass es sich bald fortbewegen kann? Woher sonst kommt denn dann dieser Eifer, Bewegungen auszuprobieren. Wenn ich nicht wüsste wozu, würde ich nicht ständig versuchen mich umzudrehen und dann womöglich noch aufzurichten. Voll anstrengend! Und dann klappt’s nie so, wie ich will. Da muss es doch einen Ansporn geben ;-)

Ich freue mich ja schon sehr darauf, wenn Max erstmal mobil wird. Obwohl wir sicher einiges zum Umräumen haben werden, oder? Wir grübeln noch, ob man DVD’ s so eng nebeneinander quetschen kann, dass es unmöglich für Kinderhände ist, eine herauszuziehen. Das wäre natürlich die einfachste Methode. Aber es gibt ja auch noch genug andere Dinge, die in Sicherheit gebracht werden müssen bzw. vor denen Max geschützt werden muss. Er soll schließlich auch nicht von irgendwas umgehauen werden oder so… dafür wird Tony noch oft genug sorgen :-) Tony ist zwar ganz ganz lieb und kuschelig mit Max, aber wenn er sich freut, kann es auch mal etwas stürmischer werden. Wobei ich mir da bei meinem eigenen Kind gar nicht so viel Gedanken mache. Er wird das lernen und die beiden werden sich, mit unserer Unterstützung, schon arrangieren. Anders sieht es da schon bei fremden Kindern aus. Da achte ich mit Argusaugen drauf, wie sie mit Tony und er mit ihnen umgeht. Er liebt Kinder, aber er mag es gar nicht, wenn er in die Enge getrieben wird. Wenn also zwei oder mehr Kinder gleichzeitig auf ihn zu rennen und er keine Möglichkeit hat zu flüchten, dann müssen wir schon eingreifen. Er würde nichts tun, aber er zeigt dann deutlich, dass es ihm zu viel ist. Diese Signale zu deuten, ist für die meisten Menschen eher schwierig, wie könnte man es also von Kindern erwarten.
Max werden wir natürlich von Anfang an darin unterstützen, Tony und auch andere Hunde lesen zu können. Die größte Gefahr sehe ich darin, dass er keinen Respekt vor anderen Hunden zeigt, weil wir einen lieben Hund zuhause haben. Er muss natürlich lernen, dass fremde Hunde erstmal mit Abstand und Vorsicht zu genießen sind. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass es meine Aufgabe als Mutter ist, dafür zu sorgen, dass Max sich nicht auf fremde Hunde stürzt. Mir passiert nämlich ab und zu das Gegenteil und ich könnte jedes Mal an die Decke gehen. Manchmal habe ich das Gefühl, es gibt nur Extreme. Entweder sind die Eltern hysterisch, wenn sie den Hund sehen und würden ihre Kinder am liebsten direkt in ein Flugzeug einladen, damit diese uns weiträumig umfliegen können. Oder sie sind der Meinung, mit ihren Expertenaugen erkannt zu haben, dass dieser Hund nicht beißt, was sie dann gleichsetzen mit „Der ist lieb, auf den kannste dich ruhig drauf schmeißen“. Herrje. Wenn ich manchmal lese, was ich schreibe, dann glaube ich, dass ich mich voll anstrengend finden würde, wenn ich mich nicht kennen würde. Oh, so viele Konjunktive. Na ja. Also jedenfalls bin ich gar nicht so zickig, wie es klingt. Nur in meinem Kopf. Is’ lustig da drinnen ;-) Aber in echt bin ich dann meistens ganz nett und bitte höflich darum, das Kind/die Kinder doch von meinem Hund zu lösen.
Da fällt mir gerade eine passende Geschichte aus meiner Jugend ein. Keine Angst, geht ganz schnell! Ich war auf der OS (für die Jüngeren unter uns: OS= Orientierungsstufe, die Schulform, die es damals zwischen Grund- und weiterführender Schule gab. Damit man als Kind nicht direkt nach der vierten Klasse ein- oder aussortiert wurde…) und meine Biolehrerin hatte einem Pferd das Leben gerettet und es von da an bei sich im Garten gehalten. Da mein Berufswunsch als Kind selbstverständlich Reitlehrerin war, besuchte ich „Prinzi“ also mehrmals die Woche und führte sie spazieren. Reiten und so ging leider nicht mehr. Unterwegs ist es mir doch dann tatsächlich mehrmals passiert, dass vorbeigehende Eltern flugs ihr Kind geschnappt haben, und beim Gehen einfach auf Prinzi gesetzt haben! Alter! Hätte das Pferd dann gebuckelt oder wat weiß ich, dann wäre natürlich ich Schuld gewesen, oder? Wie kann man mit einem Pferd, was Kinder abwirft, in der Öffentlichkeit spazieren gehen?!

So, das war’s schon. Wer keine Hunde und keine Pferde mag, der hätte ja jetzt auch schon vor etlichen Zeilen aufhören können zu lesen, gell.

Jedenfalls denke ich, dass es nicht ausschließlich meine Verantwortung ist, ob zwischen meinem Hund und fremden Kindern alles ok ist. So, hätte ich also auch abkürzen können die ganze Sache.

Ich wollte ja auch eigentlich noch mal ein bisschen über unsere letzte Woche schreiben, aber so ereignisreich war sie gar nicht. Da ich auch noch etwas gekränkelt habe, ist z.B. das Babyschwimmen ausgefallen. Voll schade, denn ich wollte meine Mama mal mitnehmen. Alles was mit Max zu tun hat, lenkt sie so herrlich ab, das schafft wirklich kein anderer. Es ist aber auch wirklich schwierig gerade, denn man muss immer einen halbwegs guten Mittelweg finden, zwischen „Wir reden jetzt über unsere Trauer“ und „Wir versuchen mal für ein paar Minuten nicht dran zu denken“. Aber gerade meiner Mama fällt dies natürlich unglaublich schwer, da sie alles, aber auch wirklich alles an meinen Papa erinnert. Jeder Gegenstand, jeder Ort, viele Situationen, Essen, Filme. Auch ihre Ärztin sagte, dass sie sich von dem Verlust ihres Mannes nicht wirklich ablenken kann. So langsam merke ich, wie es an meine Kraft geht, permanent für meine Mutter da zu sein. Deswegen bin ich so froh, dass Max da ist. So kann ich manchmal einfach den Kleinen „abliefern“ und ihr geht es für ein paar Minuten mal nicht ganz so schlecht. Aber man landet letztendlich immer wieder bei Papa. Wenn Max isst, wenn Max brabbelt, wenn Max sich bewegt. Jedes Mal kommt man wieder an den Punkt, an dem wir meinen Papa einfach nur so sehr vermissen, weil er das alles nicht mehr mitbekommt, aber immer davon gesprochen hat. Ich habe manchmal richtig das Bedürfnis, zu trauern, wie auch immer dies dann aussehen mag. Aber ich kann mich nicht hinsetzen, kurz mal nachdenken und dann traurig werden. So eine Grundtraurigkeit ist ja vorhanden, aber manchmal wünsche ich mir, dass es mal herauskommen könnte, damit dieses schwere Gefühl von der Brust wegkommt. Aber würde es das überhaupt? Vermutlich nicht wirklich. Aber so eine Situation, so ein Gefühlsausbruch, um es mal dramatisch auszudrücken, der muss und wird von alleine kommen, das passiert nicht auf Knopfdruck.
Meine Mutter zu unterstützen ist natürlich eine Selbstverständlichkeit für Julian und mich und ich würde mich auch nie wirklich beklagen. Aber es ist nicht leicht, sie aufzubauen, wenn es ihr sehr schlecht geht, weil wir ja genauso betroffen sind. Letztendlich wird nur die Zeit heilen, auch wenn das eine alte Floskel ist. Aber es wird lange Zeit dauern, glaube ich. Dieses Jahr im März wären meine Eltern 30 Jahre verheiratet. Ich werde dieses Jahr 30, meine Mutter wird 50 Jahre alt. Wie kann man bei solchen Terminen und Daten denn mal Abstand von dem Verlust meines Papas bekommen, wenn man ständig denkt, dass er dieses und jenes hätte alles mitbekommen sollen?

Schon wieder abgedriftet… Ich muss jetzt wirklich mal kurz nachdenken, was wir in der letzten Woche so erlebt haben…. Nun ja, wir hatten noch einmal zwei Termine wegen der Hausfinanzierung meiner Eltern...da muss ja jetzt auch alles neu durchdacht werden. Die Tage, an denen Termine mit meiner Mutter sind, nutzen wir dann meistens, um auch noch etwas Schönes mit ihr zu unternehmen. Manchmal ist das dann auch nur ein gemeinsames Frühstück oder ein Spaziergang.
Nachdem es mir dann Mitte der Woche wieder gut ging (Ein dreifaches Hoch auf Belladonna D12!) hat mich am Donnerstag eine Freundin mit ihrem Kleinen besucht. Das war wie immer sehr nett, nach einem gemeinsamen Spaziergang schmeckt so ein selbstgemachter Milchkaffee gleich doppelt gut :-)
Die restlichen Tage der Woche haben wir dann damit verbracht, uns mit Freunden zu treffen, zu brunchen und für meine Mama und uns zu kochen. Wenn ich so in meinen Kalender gucke… ja, ich war fast jeden Tag bei meiner Mutter bzw. sie bei uns. Deswegen kommt mir die Woche auch so unspektakulär vor, weil sich die Tage im Moment irgendwie relativ gleichen. Julian und ich haben aber beschlossen, dass wir uns auch einfach mal etwas mehr Zeit nur für uns nehmen müssen. Woher sonst soll die ganze Kraft für alles andere kommen? Ab und zu muss man sich einfach mal wieder erden, alles auf Anfang, die Reset-Taste drücken. Zumindest ein Tag am Wochenende soll also unser Familientag sein, nur für uns, Max und Tony.

Ein Highlight hatte ich diese Woche aber doch noch: meine Manduca ist eingetroffen! Nachdem ich erst dachte, ich klapper alle Flohmärkte ab, habe ich es mir dann anders überlegt und eine neue bestellt, da es doch recht unwahrscheinlich ist, eine auf dem Flohmarkt zu finden. Und gerade bei diesem Schietwetter ist sie ganz praktisch. Der erste Testlauf war allerdings nicht ganz so überzeugend, da die Träger unter meinen Armen so unbequem saßen. Vielleicht bin ich zu klein oder so? Es gibt auch eine extra Einstellung für besonders kleine Zwergenfrauen, aber ab wann zählt frau dazu? Eine Freundin hat dann ein bisschen an mir herumgezuppelt und ab da hat’s schon besser gepasst. Seit gestern habe ich dann mal die Träger über Kreuz gebunden und siehe da: passt! Aber so ganz ohne Rückenweh komm ich dann doch nicht davon, wenn der Spaziergang etwas länger dauert. Aber es ist manchmal einfach praktischer, ohne Kinderwagen unterwegs zu sein. Und mit dem Tragetuch habe ich ehrlich gesagt, immer etwas Probleme was das Binden betrifft. Und jetzt? Zack, rein, und gut! So lässt sich auch prima der Haushalt machen ohne dass Max auf Kuscheln verzichten muss.
Für den Urlaub ist die Trage auch ganz cool, denn wir haben ja vor, etwas zu wandern. Falls es dann also doch mal über Stock und Stein geht, leidet der Kinderwagen nicht so.

Ach ja, Thema Urlaub... nee, da sind wir noch nicht weiter! Ich weiß ja auch immer noch nicht, ob meine Fortbildung stattfindet! Beginn soll der 4.3. sein, wäre also ganz praktisch, langsam zu erfahren, ob es losgeht. Ich werde mich mal drum kümmern….

In diesem Sinne…
Tschö mit Ö, ne?!

PS: Danke für die Blumen… sehe ich wirklich sooo jung aus?! Ich meine… mich nach dem Ausweis zu fragen bedeutet ja, dass ich auf höchstens 17 geschätzt werde. Das wären dann mal eben 13 Jahre weniger als es sind. Ähm. Jo!


Tausend Haare in der Suppe
Und dein Löffel hat ein Loch
Es fällt keine Sternschnuppe
Deine Kerze hat keinen Docht

Dich quält ein unendlicher Schluckauf
Dein Spielfeld ist ständig verschneit
Und deine Schaltung klemmt im Leerlauf
Selbst deine Kriechspur ist vereist

Das Jammertal hat auch geschlossen
Die Klagemauer
Die Klagemauer ist belegt

Und gleicht ein Tag noch so sehr dem andern
Und ist das Leben unerträglich seicht
Und bist du innerlich längst ausgewandert
Lache, wenn's nicht zum Weinen reicht


"Lache, wenns nicht zum Weinen reicht" (H. Grönemeyer)



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Kommentare von Lesern:

Moni, Köln26.02.2013 13:34

wisst ihr was? bezüglich der jubiläen. auch den 30. hochzeitstag. feiert sie doch einfach. stellt ein bild vom papa auf. schenkt ihm eine gedenkminute. kann ja auch jeder gern was erzählen. parties lenken ab. ich wünsch euch viel spaß am planen. muß ja nich hinz und kunz kommen. es reicht wenn leute kommen die das verstehen.

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Jana, Bayern26.02.2013 10:52

Liebe Patrizia,
ich möchte einfach mal danke sagen für dein supertolles und sehr persönliches Tagebuch.
Ich gehöre übrigens (leider) zu der Fraktion, die sich beim Anblick eines nicht angeleinten Hundes direkt samt Nachwuchs (oder wenn der nicht dabei ist auch allein) hysterisch hinter einen Busch wirft, wenn auch wohlwissend dass der Hund vermutlich besseres im Sinn hat als kleine Kinder oder deren Mamas zu fressen. Umso interessanter für mich zu lesen, wie schön harmonisch bei euch Hund und Kind unter einem Dach leben. Davon hätte ich gern eine Portion.
Viele Grüße, Jana

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