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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Marina

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

Nachbericht

Du fröhliche,

oder unser Leben "danach"

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Es ist spät am Sonnabend. Es schneit draußen, aber bei uns ist es warm. Max ist diese Woche nicht da, obwohl er bereits Teile seines Arbeitsplatzes in meine Wohnung verlegt hat. Ich sitze am Esstisch, buntes Licht kommt vom riesigen Weihnachtsstern am Fenster, ruhige Musik läuft im Hintergrund, Maria Elisa hängt an meiner Brust wie eine Riesenbrezel verkrümmt in unserem neugekauften Didymos-Tragetuch. Sie scheint es zu lieben. Diese Position soll sie an die Embryonalzeiten in meinem Bauch erinnern. Wir lieben es beide. So kann ich mich auch beim Schreiben an sie kuscheln. Jetzt versuche ich, mich an alles Erlebte in den letzten acht Wochen zu erinnern.

Es hat übrigens gedauert, bis wir beide uns an das Tragetuch gewöhnt haben. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Unter anderem das Kapitel, „Tragen und Körperkontakt“ aus Carola Eders Buch Auf den Spuren des Glücks, dass ich von Frau Hirt geschenkt bekommen habe, hat unsere Experimentierfreude mit dem Tuch sehr angeregt. Mal schreit Maria Elisa, als ich sie ins Tuch rein lege, mal wird sie ganz ruhig – das hängt sowohl von ihrer Laune als auch von der Bindeweise ab. Aber wenn sie drin ist, dann kann ich auch laut Teller waschen oder Staubsaugen – im Tragetuch wird besonders fest geschlafen. Und als es zum ersten Mal geklappt hat, war es ein großes Ereignis für mich. Das eigene Baby so zu tragen ist wahnsinnig angenehm: Ein erhabenes und zugleich animalisches Gefühl. Zwischen Känguru und der Sixtinischen Madonna.

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Die Tage nach der Geburt waren die ruhigsten und angenehmsten seit Jahren. Wir hatten Glück und konnten alle drei noch einige Zeit im Familienzimmer des Krankenhauses wohnen – das rettete uns vor dem Lärm der Baustelle neben meinem Zuhause. Max hatte sich wohl dabei vorgenommen, auf jeden Fall als der einfühlsamste und fürsorglichste Freund in dieses Tagebuch und in die Geschichte einzugehen. Er hat sich um alles gekümmert, uns die ganze Zeit mit Leckereien aus dem Supermarkt versorgt und, wie ich später erfuhr, heimlich meine leer stehende Wohnung für unsere Ankunft vorbereitet – Wickeltisch und Babybay aufgebaut, Heizstrahler aufgehängt, entrümpelt usw. Und ich habe aufgehört, mich gegen seine Hilfsbereitschaft zu wehren. Nach der Geburt hat eine Frau tatsächlich das Gefühl, einen Riesenjob geleistet zu haben, und will dafür belohnt werden (Hauptsache, die Selbstverwöhnung dauert nicht allzu lange!) Und die Belohnung ließ nicht auf sich warten. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Blumen wie zur Geburt bekommen. Und der Strauß von der kidsgo-Redaktion war natürlich einer der schönsten – mein herzlichsten Dank dafür.

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Maria Elisa ist ein wunderbares Wesen mit hellbraunen Härchen, das saugt, schläft und schreit, ab und zu Milchfontäne ausspuckt, fortlaufend 200 g pro Woche zunimmt, schon ein bisschen lächelt und ganz komische Geräusche produziert – vom Ächzen bis Brüllen. Die ersten Tage am Anfang hat sie fast gar nicht geschrien, dann hat sie sich für längere Zeit in ein Schreikind verwandelt, jetzt ist sie etwas dazwischen – ein ganz normales Baby eben.

Am zweiten Lebenstag wurde bei Maria Elisa das Neugeborenenscreening durchgeführt – eine offensichtlich notwendige, aber sehr grausame Prozedur. Den Flyer über diese Untersuchung habe ich vorher sorgfältig durchgelesen und unterschrieben; die Reaktion des Babys darauf wurde von dem Verfasser leider verschwiegen. Das Blut sollte aus der Ferse entnommen werden. Ich habe mir aber nicht vorgestellt, dass es sich dabei um eine ziemlich große Blutmenge für ein so kleines Wesen handelt. Auch konnte ich nicht ahnen, wie schmerzhaft für beide – das Kind und die Mutter – das Ganze ist. Eigentlich haben wir zu dritt geheult – das Baby, ich, und die Krankenschwester, die die Blutentnahme durchführte. Sie musste in beide Fersen stechen, da aus einer zu wenig rauskam. Als die Schwester die spärlichen Bluttropfen aus dem winzigen Fuß raus quetschte, guckte mich Maria Elisa schreiend mit ihren dunkelblauen Augen an, als ob sie mich um Hilfe bat. Und auch wenn ich irgendwo gehört habe, dass die Sicht bei Neugeborenen verschwommen ist, war ich sicher, dass sie mich in diesem Moment sieht und mit meiner Unterstützung rechnet. Ich konnte aber nicht viel: Nur mitheulen und sie dabei küssen. In diesem Moment habe ich sehr gut verstanden, wie qualvoll es werden kann, eine Mutter zu sein.

Aber langfristig übertrifft das Glück alle anderen Empfindungen. Auch wenn sie schreit, kackt gerade dann, wenn ich eine frische Windel schon fast zugemacht habe, ständig Aufmerksamkeit beansprucht, Freiheiten eingrenzt – sie ist meine Tochter, ich liebe sie, und zurück ins kinderlose Leben möchte ich gar nicht.

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Den leiblichen Vater von Maria Elisa habe ich nicht in die Geburtsurkunde eingetragen. Das Jugendamt hat darauf lediglich mit Einladungen zur freiwilligen Beratung reagiert, da ich keinen Unterhaltsvorschuss beantragt habe. Die Mitarbeiterinnen des Amtes haben mich aber darauf hingewiesen, dass ich von ihm verklagt werden kann. Jetzt scheint er übrigens komplett vergessen zu haben: Wenn es nach seinem Anfangswunsch ginge, gäbe es die Ursache des Streites gar nicht. Wir – Max und ich – haben ihm einen Tag im Monat vorgeschlagen, an dem er seine Tochter sehen kann. Mehr könnten wir uns momentan nicht zumuten. Jetzt kommt von ihm ein riesiger Brief mit anschließender Aufforderung, ihn als Vater des Kindes einzutragen. Im Gegenfall – Gericht. In diesem Schreiben sieht die Situation etwas anders aus: So wird sein kompletter Verantwortungsentzug als Missverständnis interpretiert, ganz zu schweigen vom psychischen Druck, den er während meiner Schwangerschaft ausgeübt hatte. Er habe mich nicht versucht, zur Abtreibung zu überreden – lediglich gefragt, ob es für mich in Frage käme. Quatsch! Er hat mehrmals gesagt, dass ich abtreiben soll. Dass es besser für mich wäre, weil ich mir klarmachen muss, dass ich dieses Kind alleine erziehen werde. Jetzt ist er da mit seinen Ambitionen und einer vollen Bereitschaft, Nerven, Geld und Lebensenergie in sinnlose Gerichtsprozesse zu verschwenden nur um am Ende festzustellen, dass es nicht so läuft, wie er es sich vorgestellt hatte. Den Interessen des Kindes hat er nach Kenntnis meiner Schwangerschaft seine eigenen Interessen vorgezogen – die Rede vom Kindeswohl erscheint lächerlich.

Man muss ja zwischen der Beziehungs- und der Elternebene unterscheiden. Aber sind diese beiden Ebenen so sehr voneinander getrennt? Wäre nicht die Elternebene intakt, wenn konsequentes Verhalten in der Beziehung stattgefunden hätte? Literatur und Geschichte sind voller Beispiele, wo die Menschen plötzlich anfangen, sich unangemessen und unfassbar für andere zu verhalten – mal um sich selbst etwas zu beweisen, oder nur aus Scherzsucht. Plötzlich entpuppt sich bei so einem anständigen Mr. Jekyll ein gruseliger Mr. Hyde. Aber kann man so einem Stavrogin (Dostoyevskij haben wir ja beide gelesen) eine Erziehungsverantwortung zumuten? Warum sollte man jemandem, dem es Spaß macht, langsam und konsequent Vertrauen aufzubauen und es plötzlich zu zerstören, das eigene Kind freiwillig anvertrauen?

Zwar kenne ich (auch von Dostoyevskij in „Schuld und Sünde“) die Idee der Möglichkeit der kompletten Regeneration des Menschen. Aber dafür war auch mein Vorschlag da – mit „nur“ einem Tag im Monat. Es hätte der Anfang sein können. Aber es geht ihm nicht darum. Ihm ist die Durchsetzung seiner „Rechte“ wichtig – und unbedingt mit Hilfe staatlicher Gewalt.

Übrigens, ich habe einen Email account eingerichtet (SubmarinaW@yahoo.de), den ich gern an alle Leser weitergebe. Ob ihr Ratschläge zur Rechtslage habt oder einfach Erfahrungen mit euren Kindern austauschen möchtet, ich werde mich freuen.

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Mittlerweile haben wir uns mehr oder weniger an einen geordneten Tagesablauf gewöhnt. Jede drei Stunden wird gestillt, ein bisschen gequengelt und geschlafen. Spaziergänge durch die Stadt machen besonders viel Spaß dank dem Stokke-Kinderwagen – sowohl wegen seinen ausgezeichneten Qualitäten als auch wegen der neugierigen Blicke, die auf unser Xplory ständig geworfen werden. Der Wagen ist so leicht, das ich ihn auch während meiner Wochenbett-Zeit die Treppe hinauf zum Aufzug tragen konnte. Seine Wendigkeit ist erstaunlich – man fühlt sich damit sehr wohl sogar in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo manchmal wenig Platz wegen anderen Kinderwagen übrig bleibt. Die von Stokke geschenkte Ausrüstung ist komplett und makellos: Das Set enthält neben der Babyschale auch zusätzliche nützliche Dinge wie eine Einkaufstasche oder den Regenschutz. Dazu haben wir von meiner Mutter und meinem Stiefvater einen Stokke-Fußsack in der gleichen Farbe wie der Wagen zur Geburt geschenkt bekommen, und sind damit sehr zufrieden. Er ist warm und sieht wegen zwei „Hosenbeinen“ sehr gut und einzigartig aus. Eigentlich ist dieser Fußsack der einzige, der perfekt auf unseren Xplory-Kinderwagen passt, da die Mittelstange bei einigen Positionen der Fußstütze einfach im Wege steht.

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Jetzt ist die Zeit für Dankbarkeit gekommen. Ich danke meiner Doula Sonja für ihre höchst professionelle Geburtsbegleitung und ihre starke emotionale Einbindung in das Geschehen. Ihrer kleinen Tochter danke ich für das tolle selbstgemalte Bild, das sie uns zur Geburt von Maria Elisa geschenkt hat. Ich danke Vicente und Hannes für virtuelle Begleitung dieses Tagebuchs und Tipps zur deutschsprachigen Formulierungen, die ich als Nichtmuttersprachlerin schwer fand. Ein extra Dank an Vicente für die tolle Korrespondenz und moralische Unterstützung an besonders düsteren Tagen. Dem kidsgo Verlag danke ich für die angenehme und geduldige Zusammenarbeit und den Adventskalender. Einen besonderen Dank an Frau Barbara Hirt – die virtuelle Begegnung mit ihr im Mai 2009 war schicksalhaft. Dann geht nochmal ein großer Dank an die Sponsoren für die erstklassigen Produkte. Und schließlich herzlichen Dank an die Leser, die mich auf dieser Reise ins – doch sehr angenehme – Ungewisse begleitet und mitgefiebert haben. Die Anteilnahme anderer Menschen stärkt und hilft enorm, schwere Zeiten zu überstehen. Ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten und ein tolles neues Jahr mit Euren Kindern und kidsgo.



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Kommentare von Lesern:

Tobias03.01.2011 17:06

Ich finde das Thema nicht einfach. Auf jeden Fall ist der Kommentar von Gast unter der Gürtellinie. Bei der ganzen Angelegenheit sollte aber stets das Kind mit berücksichtigt werden, auch wenn der Vater nicht dar war. Wenn er es jetzt ernsthaft sein möchste, sollte er die Möglichkeit dazu erhalten. Wenn sich abzeichnet, dass die Gebahren nicht 100% ernst gemeint sind, sollte es gelassen werden. Ich denke, es ist für die Kleine aber wichtig, zu wissen wer ihr Vater ist und somit auch ein wenig, wo sie her kommt. Also sollte doch versucht werden, für die ganze Situation eine friedliche Lösung zu finden, ggf. auch eine, bei der die eigenen Gefühle einfach mal zurückgestellt werden. Es ist klar, dass das nicht einfach ist, wäre aber bestimmt Hilfreich zu versuchen, die Situation neutral zu betrachten. Dazu gehört es auch, einfach mal alle Vorwürfe weg zu lassen. (Spreche da selbst aus Erfahrung - damit meine ich nicht als Vater....)

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Susi02.01.2011 13:23

liebe marina,

stell doch mal ein foto von deiner kleinen rein würde es schön finden sie ein mal zu sehen.

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Kathrin, Baden-Württemberg28.12.2010 23:54

Liebe Marina,

ich kann Evas Kommentar nur unterstützen, Du hast nach Deinen abwechslungsreichen und schönen Berichten so einen negativen Kommentar einfach nicht verdient am Schluss Deiner Berichte. Laß Dich in Deinem Weg und Deinem Glück mit Kind und Partner nicht beirren, bedenke jedoch, dass Deine Tochter sicher einmal gerne wissen möchte, wer ihr leiblicher Vater ist. Ich bin aber sicher, Du wirst ihr diese Information nicht vorenthalten, das hat ja nicht zwingend etwas mit Geburtsurkunde etc. zu tun.
Alles Gute,

Kathrin

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Eva, Düsseldorf26.12.2010 09:16

Den Kommentar von "Gast" möchte ich nicht so stehen lassen. Erstmal finde ich es "mies und zum Kotzen", wenn bei negativen Kommentaren kein Name angegeben wird. So was ist doch feige. Und dann wäre dieser Kommentar kein würdiger Abschluss, wenn er als letzter unter diesem Tagebuch stehen würde.
Ich habe dieses Tagebuch sehr gerne gelesen und konnte Deine Gefühle und Entscheidungen gut nochvollziehen, liebe Marina. Gehe Deinen Weg weiter und lass Dich nicht von ihm abbringen. Ich wünsche Dir für den Rechtsweg, so er denn beschritten werden muss, viel Kraft. Mit Deiner Tochter wünsche ich Dir ein wunderbares Leben. Ich hoffe, Max ist der Richtige üfr Euch. Alles Liebe, Eva

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Gast23.12.2010 12:24

Deine Haltung gegenüber Deinem Ex finde ich echt zum Kotzen. Am Anfang hast Du ständig rumgejammert, dass er Dich nicht unterstützt. Und jetzt, wo er sich ums Kind kümmern will, darf er nicht. Machen wir uns doch nichts vor: Du rächst Dich an ihm über Euer Kind. Wie mies....

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Julia, Gosheim22.12.2010 17:37

Marina, danke für dein Tagebuch. es war sehr interessant. Euch auch schöne Weihnachten und Alles Gute.

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