...aber ein ganz süßes
Mittwoch, 9.30 Uhr
Jedes Mal das gleich Problem: In der Woche fallen mir immer so viele Dinge ein, die ich in mein Tagebuch schreiben möchte. Und am eigentlichen Schreibtermin ist alles wie weggefegt. Jedes Mal nehme ich mir vor, mir im Laufe der Woche ein paar Notizen zu machen und dann kommt wieder etwas dazwischen.
Übrigens kommt jetzt häufiger mal was "dazwischen", seitdem wir zu viert sind. Eine sehr gute Freundin meinte zu mir kurz vor der Geburt treffend, mit zwei Kindern verdoppelt sich alles: Die Müdigkeit, die Langsamkeit beim Aus-der-Wohnung-Kommen, die Anstrengung und das Glück. Auch meine Gelassenheit bzgl. der häuslichen Unordnung verdoppelt sich. Sogar mein Mann, der in Sachen Ordnung eigentlich entspannter ist als ich, legt jetzt immer häufiger selbst Hand an....ganz ohne Aufforderung, so sehr stört ihn z. B. das Küchenchaos. Nun liegt eben überall Kram von vier Personen rum. Wenn Johann zu laufen beginnt und alles umräumt, wird das Chaos sicherlich erst richtig perfekt werden. Leider nehmen meine Rückenverspannungen auch zu. Wie gesagt, eigentlich bin ich kein Kopfschmerz-Typ, aber genau diese plagen mich jetzt immer mal wieder.
Unser kleiner Sohn ist nicht mehr ganz so erkältet. Nachdem ich mich in die Warteschlange beim Kinderarzt gereiht hatte, hörte ich schon viele andere Kinder und Säuglinge husten. Alles klar! Dann gehört das wohl dazu. Die Medikamente habe ich ihm jetzt zwar nicht mehr gegeben, aber ich bin froh, dass ich für den Notfall ein paar abschwellende Nasentropfen habe. Seit Johann wieder ordentlich trinkt, ist die Welt wieder in Ordnung. Ich bin entspannter und er holt jetzt alles nach. So trinkt er tagsüber im Zwei-Stunden-Rhythmus, was mich körperlich sehr anstrengt. Aber immerhin nimmt er auch wieder zu.
Gestern Abend gegen acht war ich noch einmal zur Osteopathie. (Judith, du erlernst wirklich einen ganz tollen Beruf!!!!) Was hätte ich die letzten Jahre sonst nur gemacht?! Jedenfalls war die unterste Rippe blockiert, die mir Nacken- und Schulterschmerzen bereitet hatte. Dafür musste Johann beim Papa bleiben. Er lässt sich aber nicht - oder positiver ausgedrückt - noch nicht von ihm beruhigen. Also schrie er wieder und ließ sich erst nach Pucken und Föngeräuschen erschöpft in den Schlaf fallen. Ich hatte sogar Milch abgepumpt. Aber die nimmt er auch (noch) nicht. Überhaupt darf ihn keine fremde Person ansprechen oder in den Arm nehmen. Meist zieht er ganz schnell eine Schnute und die Unterlippe beginnt zu zittern, so als wollte er gleich loszuweinen. Das I-Tüpfelchen sind richtige Tränen, die manchmal aus seinen Augenwinkeln rollen. Ich hatte zuvor noch kein kleines Baby mit so einer Mimik gesehen. Auch unsere Freunde sind überrascht. Johann schläft demzufolge auch nur bei mir an der Schulter oder an den Hals gekuschelt ein. Niemand kann ihn beruhigen. Wie schön war es doch mit der Großen, die bei Oma auf dem Arm wegnickte oder jeden sofort anlächelte und gurrte, der sie ansprach. Wenn es nach Johann ginge, würden ihm die ruhigen Vormittage mit mir völlig zu seinem Glück reichen. Bekommen wir aber Besuch, versteckt er sich gern an meiner Schulter und verarbeitet noch die ganze Nacht seine Aufregung, indem er fast stündlich an meine Brust will. Herrje, wie soll ich denn überhaupt noch Zeit für mich finden? Gefühlt habe ich Johann 24/7 bei mir. Selbst im Tuch schläft er bei seinem Papa seit Wochen überhaupt nicht mehr ein. Zum Glück lässt ihn seine ungestüme Schwester zunehmend "kalt". Sie darf ihn anfassen und wird angelächelt.
Unser erstes Ostern zu viert verlief sehr entspannt. Unsere Große fand an vier Tagen immer mal wieder Ostereier und spielte stundenlang mit ihrem Papa Lego. Am Freitag krabbelte sie nämlich schon kurz vor sieben in unser Bett. Um sie zu beschäftigen und um selbst noch ein paar Minuten Schlaf zu erkaufen, schickte ich sie ins Wohnzimmer, um zu gucken, ob der Osterhase nicht vielleicht schon heute Ostereier versteckt habe. Währenddessen legte ich ihr schnell ein Schokoei auf ihr Höckerchen. Leider hatte ich vergessen, dass auf dem Balkon noch die neuen Legosteine für sie lagen, die ich gebraucht erstanden und zum Trocken rausgelegt hatte. Diese fand unsere Große also auch gleich noch und war beschäftigt.
Das schönste Ostergeschenk waren jedoch die ersten warmen Sonnenstrahlen. Endlich kommt der Frühling!!! Mein Mann und ich sehnen uns jedes Jahr mehr nach dem Frühling und empfinden den Winter als immer länger und anstrengender, obwohl es doch kaum noch Schnee gibt. Also wird es im Alter doch eine Finca auf Mallorca:-) So waren wir Ostern viel an der frischen Luft, im Straßencafè und auf dem Spielplatz.
Johann verschlief wie immer die Vormittage im Wagen oder im Tuch, so dass wir in Ruhe den Gottesdienst feiern und Zeit mit der Großen verbringen konnten. Erst am Nachmittag wurde er, wie immer, aktiv. Gestern sah ich ihn durch Zufall beim Auf-Dem-Bauch-Liegen nach seiner Cremetube greifen. Er strengte sich richtig an, die rechte Hand immer weiter nach vorne zu schieben. Ansonsten ist er motorisch gerade nicht so aktiv, will nur auf den Arm oder an die Brust. Rasselt seine Schwester mit einem bunten Spielzeug vor seinem Gesicht, hört er auf zu strampeln und saugt konzentriert an seinen Händen.
Übrigens speichelt er bereits seit einer Woche sehr. Den Kinderarzt darauf angesprochen, meinte dieser nur lächelnd, für Zähnchen sei es noch zu früh. Auf mein Bitten sah er jedoch kurz in den Mund und bestätigte erstaunt meine Beobachtung. Die beiden unteren Frontzähne zeichnen sich schon im Zahnfleisch ab. Wahnsinn!! Johann wird sich in der Welt wohl schon früh durchbeißen müssen. Er wächst auch ziemlich schnell und hat für einen Jungen, unverschämt lange Beine. Am Körper trägt er noch die 62 und an den Beinen bereits die 68. Er hat auch wunderschöne lange Wimpern, leider ganz in hellblond, wie auch sein ganz ganz kurzes Deckhaar und die Augenbrauen. Drumherum trägt er noch einen dunkelblonden Haarkranz - eine richtig Opa-Frisur.
Und noch zum Schluss: Es stimmt mich ganz euphorisch, dass er heute Nacht erst fünf Stunden, dann vier Stunden und dann drei Stunden am Stück geschlafen hat. So bekam ich auch eine große Mütze Schlaf ab. Von Samstag auf Sonntag dachte ich schon ganz fasziniert, er würde jetzt wohl bald durchschlafen, als er nach dem ersten Stillen bis um halb sechs durchschlief. Dank meines Funkweckers hatte ich die Zeitumstellung gar nicht bemerkt.
Habt eine schöne kurze Woche, Antje
PS:
Sofie, so einen Sauger haben wir auch. Er hat meiner Großen schon gute Dienste geleistet. Aber Johann mag den auch nicht. Herrje, das ist mal ein ganz besonderer Junge :-)
Gestern Abend sagte ich noch zu meinem Mann, hoffentlich würde Johann irgendwann "normal" werden. Er antwortete nur lächelnd, dass hätte ich bei unserer Tochter auch immer gesagt und jetzt sei sie so süß. Also bleib ich am besten entspannt.