Die vorangegangene Nacht war die Schlimmste bis dahin, füttern im 2-Stunden-Rhythmus und am Morgen dicke Klüsen wie ein Frosch...
4.+ 5. Lebenswoche
Sooo, unsere ersten Wochen ohne morgendliche Unterstützung vom Papa haben wir hinter uns, lief besser als erwartet. Bei den Vorüberlegungen, wo überall Konfliktpotential bestehen könnte, hatte ich immer wieder eine Situation vor Augen:
Ich stille Leif, ein vor meiner Nase tippelnder Mats ruft: „Mamaaa, ich muß Pipi und Kacka!“, die Toilette ist für ein problemloses Aufsitzen einfach noch 2cm zu hoch für unser fast-Kindergartenkind und schon geht alles daneben oder in die Hose und am besten sind wir noch spät dran auf dem Weg in die Krippe. Gaaanz grooßes Kino.
Als ich Christian die Szene beschrieb, setzte er sich sofort vor den Rechner und bestellte den Tö-Sitz aus der Krippe, mit zweistufiger Leiter und hoher Kleinkind-Bedienungsfreundlichkeit. Ich wollte nie so ein Teil haben, noch ein Ding, auf das es im Bad noch enger wird…
Naja, nun wird er uns wohl die nächsten Jahre begleiten, seufz.
Und noch ein dicker Seufzer, unsere tollen, langen Schlafphasen sind übrigens vorbei. Meine Skepsis war durchaus angebracht und der Glaube / die Hoffnung, daß Leif die Nacht bereits schon als Hauptschlafenszeit verinnerlicht hat, konnte leider keine Berge versetzen.
Ganz im Gegenteil, in der vierten Woche hatte ich meinen ersten festen, nicht zu verschiebenden Termin und es ging voll daneben. Mats in der Krippe abgeben und eine dreiviertel Stunde später bei einem Vortrag sitzen, mit ‘nem satten zufriedenen Säugling - no way!
Die vorangegangene Nacht war die Schlimmste bis dahin, füttern im 2-Stunden-Rhythmus und am Morgen dicke Klüsen wie ein Frosch - kannte ich soo bisher noch nicht.
Ich hab abgewägt und mich gegen den Termin entschieden, wenn dann irgendwas passiert wäre – es hätte einfach nicht dafür gestanden und vielleicht war meine Erwartungshaltung auch etwas zu hoch.
Am Ende dieser Woche feierte Mats neuer Kindergarten sein Sommerfest und auch die noch-Krippen-bald-KiGa-Kinder waren eingeladen. Das war unser erster größerer Ausflug und ich traf viele Eltern aus dem Viertel, die ich aus anderen Bereichen und Aktivitäten kannte.
Glückwünsche wurden ausgesprochen und beim Beantworten auf die immer wiederkehrende Frage, wie es mir denn so ergangen wäre in den letzten Wochen und Monaten, wurde mir eines ziemlich klar.
Nämlich daß mit Leifs Geburt eine ziemlich große körperliche und psychische Last von mir abgefallen ist.
Eine Freundin sagte Tage später: „Psychisch? Aber davon hast Du nie was erwähnt?“ „Ja, war mir auch nicht bewußt.“
Aber das Gefühl der Erleichterung ist so immens vorhanden, das klar ist, daß da was gewesen sein muß.
Daß diese zweite Schwangerschaft nicht nur körperlich an meine Kraftgrenze ging, sondern mich auch mental ganz anders beansprucht bzw. gefordert hat.
In der fünften Woche hatten wir unseren zweiten Orthopäden-Termin. In der Klinik hatte man in den ersten Tagen einen leichten Sichelfuß der linken Seite ausgemacht, nix dramatisches – aber unschön in der Optik und vielleicht mal später für Fuß-Beschwerden gut. Mit einer einfachen Übung wäre das in den ersten Wochen nach Geburt gut in den Griff zu bekommen. Der Arzt war mit unserer Arbeit zufrieden und schaute sich, auf meine Nachfrage, auch mal gleich Leifs Halswirbelsäule an.
Mir war bereits in den ersten Tagen eine Schiefhaltung nach links aufgefallen, das ging aber in der Anfangsproblematik etwas unter. Nee, da wäre alles frei und jeder hat ja schließlich eine Schokoseite. Mmmhhm. Das war mir um einiges zu lapidar. Selber im Krankenhaus arbeitend, weiß ich um die Unzulänglichkeiten der Schulmedizin.
Meines Erachtens wird oftmals mit zu großen Scheuklappen diagnostiziert. Die Probleme werden gerne nur einzeln betrachtet und selten im Kontext gesehen.
Übersetzt hieß der Schokospruch für mich: „Die HWS läßt sich zu jeder Seite drehen, ganz nach Lehrbuch. Was wollen Sie mehr? Machen Sie bloß nicht so einen Wirbel um die Kleinigkeit.“
Ein paar Tage später hatten wir die U3.
Der Kinderarzt war insgesamt mit Leifs Zustand sehr zufrieden, die Hüftkontrolle per Ultraschall war bestens und auch sonst waren alle Werte/Reflexe ok. Auf meinen Hinweis mit der Seitneigung bot er sofort Krankengymnastik an, die ich ablehnte mit dem Hinweis eher an eine cranio-sacrale Therapie gedacht zu haben. Ja, auch die wäre ihm sympathisch.
Später hab ich dann noch einen Termin ausgemacht, in zwei Wochen werden wir bei der Osteopathin/Therapeutin vorsprechen.
Neben dem Rezept für die Therapie, bekam ich natürlich auch Leifs gelbes Heftchen wieder und da steht nun schwarz auf weiß, was wir schon länger wissen:
Leif kann gut futtern, hat nu schon über 4,1kg und im Gegensatz zu seinem Bruder legt er gut zu. Mats war immer ein Knirps mit dünnen Ärmchen, Beinchen und Gewicht an der unteren Grenze.
Der kleine Bruder kann da mehr. Bin gespannt, ob sich das über die Jahre bestätigen wird. Wenn ja, würde es mich nicht wundern. In dieser Schwangerschaft hab ich viel Süßes gefuttert und das ist in den letzten Wochen nicht weniger geworden, soll heißen – Leif ist im Bauch schon entsprechend gepolt worden und kennt auch in der Welt der Schwerkraft nur zuckerreiche Milch. Einzig der Kopf paßt nicht in dieses Bild, Mats hatte immer einen kleinen Kopf, aber Leif hat sogar einen unterdurchschnittlichen Mädchenkopf…
So! Ich hab mir grad nochmal in Ruhe unseren Süßen angeschaut, der hat oben rum einfach einen schmalen Kopf und unten rum kleine Hamsterbäckchen.
Jaja … Was Tabellen und Statistiken alles so wissen … oder auch nicht…
Was ganz anderes – ES beginnt.
Leif legt los, im 1.Gang, ganz gemächlich.
Er schaut, blickt sich um, verfolgt uns ab und zu ein wenig, wird aufmerksamer, ich bin gespannt…
Zu unserer Namenswahl, jaa – ich steh voll auf skandinavische Namen. Mats ist die schwedische(mit “d“ dänische) Kurzform von Matthias. Leif ist norwegisch und bedeutet „Erbe, Hinterlassenschaft“.
War als Kind öfters in Norwegen und als Erwachsene in Norwegen und Schweden, die Landschaften sind wunderschön, von den Leuten weiß ich nicht viel, aber die Sprachen finde ich sympathisch. Da ich selber aus dem Ruhrpott stamme, fehlt mir absolut der Zugang zu den bayrischen Namen.
Christian, in vierter Generation Münchener, legt da auch keinen Wert drauf und seine Familie hat sich nach Mats bereits drauf eingestellt, daß da auch dieses Mal kein “normaler“ Name bei rauskommen wird.
Wir finden beide Namen sehr schön und hoffen, daß das unsere Söhne später ähnlich sehen werden.
Vor ein paar Tagen war übrigens unser zweiter Hochzeitstag, natürlich ist es ein Tag wie jeder andere und doch…
Doch, doch, dieses Jahr auf jeden Fall – grins.
Christian schlug am frühen Abend vor, doch essen zu gehen. WAS? „Meinst Du, das hat irgendetwas Entspannendes?“
„Mmmhhm, naja, wenn Du es von der Seite sehen willst…“
Ha! Von wollen kann keine Rede sein. Naja.
Wir haben dann dick + fett beim Bring-Service zugeschlagen :)
Es kommen sicher wieder andere Zeiten!
(Kommen doch, oder?)
Es grüßt Euch,
eine unverbesserliche Optimistin
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