Ein gelungener Kurzurlaub hat uns geholfen, die Batterien wieder aufzutanken. Außerdem beantworte ich einige Kommentare zu meinem Blog.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
eigentlich wollte ich diese Woche über die Last mit der pränatalen Diagnostik schreiben. Aber das mache ich wohl nächste Woche. Die Kommentare zu meinem letzten Wochenblog waren ja recht gemischt. Einige positiv, einige nicht ganz so. Ich will mal ein paar dieser Kommentare beantworten:
Warum schreibe ich im Gegensatz zu allen anderen Blogschreiberinnen eigentlich anonym? Der Hauptgrund: mein geliebter Arbeitgeber muss nicht wissen, was ich hier über ihn schreibe. Da werden nämlich sicher noch einige richtig böse Bemerkungen kommen.
Und außerdem muss ich so keine Schere im Kopf haben, wenn ich das ein oder andere Negative über andere Beteiligte schreibe. Ich fühle mich einfach besser so.
Überrascht hat mich folgender Kommentar::
„Aber sag mal, wie verrückt muss man eigentlich sein, um "den halben Samstag" auf Blaubeerjoghurtjagd zu gehen und Dinge sogar beim Imbiss statt im Laden kaufen zu müssen? Deine Frau, Schwangerschaft und Gelüste in allen Ehren, aber wenn du deine Prioritäten immer so setzt, verstehe ich sehr gut, dass Tanja häufig Grund zum Nörgeln hat. Wo bleibt da die Zeit für echte qulitative Zuwendung?“
Ich überlege mir gerade, welche Kommentare ich bekommen hätte, wenn ich folgendes geschrieben hätte: „Meine Frau wollte unbedingt einen ganz bestimmten Blaubeerjoghurt. Den und nur den. Da ich diesen Joghurt aber nicht im nächsten Supermarkt fand, hatte sie halt Pech gehabt.“ Ich denke, die Empörung wäre groß gewesen.
Also wirklich: wenn meine geliebte Frau, die mit stoischer Gelassenheit die anstrengende Schwangerschaft durchsteht, Heißhunger auf bestimmte Sachen hat, dann versuche ich doch alles, ihr diese Sachen zu besorgen. Wenn das alles ist....
Und was die qualitative Zuwendung an Tanja angeht: wenn ich mal einen halben Tag am Wochenende unterwegs bin, ist Tanja nicht alleine in der Besenkammer eingesperrt. Dann kümmert sich natürlich meine Frau um sie. Und glaub mir: Tanjas Problem ist sicher nicht ein Zuwenig an Zuwendung. Ich habe manchmal eher den Eindruck, dass wir uns viel zu sehr um sie drehen.
„Ach ja, und erzähl doch mal was schönes über Tanja. Was macht sie einfach einzigartig? Womit kann sie dich ganz einfach um den Finger wickeln, dass du nicht anders kannst, als emotional einfach dahinzuschmelzen?“
Ja, das merke ich selber. Ich neige dazu, zu negativ zu schreiben. Ich habe daher ohnehin schon beschlossen, mal einen Blog nur mit netten Worten über sie zu schreiben. Kommt bestimmt.
„Hört, hört! Hier wird gestänkert! Vielleicht ist es hier nicht unbedingt das, was alle Frauen/Mütter immer gerne lesen möchten, aber ich muss mal sagen, dass ich noch nie einen Blog oder ähnliches gefunden habe aus dem Alltag eines Vaters. Gerd, weiter so!“
Da ist was Wahres dran. Man kann sich ja über nichts so sehr streiten kann wie über Kinder(erziehung). Schaut einfach mal in die einschlägigen Foren – das bei kidsgo ist ja noch human – wie da zum Teil über kleinste Fragen gestritten wird. Und dann gibt es eine bestimmte Gruppe von (Möchtegern)Eltern, die es überhaupt nicht verstehen können, wenn man mal auch was Negatives über Kinder sagt.
„Und warum sollte er nicht schreiben, dass seine Tochter nörgelig ist, wenn es doch so ist“.
Ich würde nichts schöner finden, als jede Woche zu schreiben: „Tanja war auch diese Woche ein reiner Engel“. Aber so ist es leider nicht. Sie ist derzeit einfach recht schwierig. Selbstverständlich nicht immer, es gibt auch jeden Tag viele schöne Momente, aber immer wieder. Drei Gründe gibt es meiner Meinung nach dafür:
Der erste ist ihr Alter. 3 Jahre ist einfach voll in der ersten „Ablösungsphase“, wie das Trotzalter heutzutage genannt wird. Es geht schlicht und einfach darum, die bisherigen Grenzen zu erweitern und zu testen. Ich weiß, dass diese Phase des „ich will“, „ich will aber nicht“ und „ich will alleine“ wichtig ist für ihre Entwicklung. Aber die täglichen kleinen Kämpfe sind einfach so anstrengend.
Der zweite ist Müdikgeit. Seitdem sie ihren Mittagsschlaf nicht mehr macht, ist sie nachmittags einfach sehr, sehr müde. Und das ist nicht unbedingt gut für ihre Launen.
Der dritte ist ihre Eingewöhnung in den Kindergarten. Seit zwei Monaten ist sie nun da und es gefällt ihr auch gut. Aber da ist sie halt eines von vielen Kindern, das sich einzuordnen hat. Und da muss sie natürlich wenigstens zuhause zeigen, dass sie sich nicht so einfach einordnen lässt.
Um mal ein typisches Beispiel für ihren derzeitigen Gemütszustand zu geben. Gestern spielte meine Frau mit ihr ein Brettspiel. Soweit alles bestens. Als Tanja dann die Sachen wieder in die Verpackung tun will, fällt ihr die Verpackung runter. Tanja wird sauer und fängt an, darauf herumzutreten. Meine Frau natürlich: „Hör auf damit, Du machst das doch kaputt.“ Tanja starrt meine Frau wütend an, prustet sie an und sagt: „Du hast ja keine Ahnung!“ (kennt sie alles aus dem Kindergarten). Darauf meine Frau: „Na, Du bist ja ein böses Kind.“ Angesichts dieser unglaublichen Beleidigung bricht Tanja für die nächsten 5 Minuten in Tränen aus.....
Und jetzt kommt die gute Nachricht: so ganz, ganz langsam habe ich den Eindruck, dass es besser wird. Und die andere gute (schlechte?) Nachricht: Bei allen anderen Kindern in ihrem Alter, die wir kennen, ist es haargenau das Gleiche. Selbst ein bis dahin ausgesprochen ruhiges und braves Mädchen aus unserer Bekanntschaft hat sich inzwischen in eine zeitweise stühlewerfende Furie verwandelt. Geteiltes Leid ist vielleicht nicht wirklich halbes Leid, aber es hilft, dass wir nicht die Einzigen mit solchen Problemen haben.
So genug davon, hier kommt der Wochenbericht:
Unser Wochenende in einem Ferienresort war ein voller Erfolg. Ein Urlaub mit Kind, der allen dreien gleichermaßen Spaß gemacht hat.
Gewohnt haben wir in einer Ferienanlage mit diversen Appartments. In der Hauptsaison dürfte es hier sicher sehr voll (und teuer) werden, aber jetzt in der absoluten Nebensaison war es mehr als günstig und wir waren fast allein. Das Appartment mit Wohn- und Schlafzimmer war sehr gut eingerichtet einschließlich Kaminofen. Das eingeschlossene Frühstücksbüfett war schlicht überwältigend. Mehrere Spielplätze luden bei einigermaßen gutem Wetter zum Spielen ein (wenn Tanja und ich danach aufgrund der feuchten Witterung auch aussahen wie Schweine). Das Beste war aber ein Schwimmbad in der Anlage, das wir jeden Tag benutzten.
Aber geschwommen im eigentlichen Sinne haben wir eigentlich nur kurz. Dann ging es Tanja auf, dass die dortige 50-Meter-Rutsche mit Kurven viel mehr Spaß machen könnte als einfach nur im Wasser rumzupaddeln. Erst traute sie sich nicht. Dann sah sie aber, dass die anderen Kinder viel Spaß hatten. Und bald haben wir zunächst zusammen gerutscht (sie auf meinem Bauch). Sie wurde immer mutiger und rutschte dann ab dem zweiten Tag alleine – ich natürlich immer hinterher. Nach einiger Zeit kam ich kaum noch nach, so schnell rannte sie wieder die Treppen rauf (mit dem altbekannten Schlachtruf aller Kinder: „NOCH MAL!“). Irgendwann war mir von dem ganzen Rutschen auf der gewundenen Rutsche einfach nur noch kotzübel – je älter ich werde, desto schlechter vertrage ich solche Sachen - und ich musste Tanja bremsen. Auf jeden Fall hatte Tanja super viel Spaß. Ich auch. Und meine Frau konnte mal in Ruhe eine Stunde schwimmen.
Als weitere Aktivität waren wir in einem interaktiven Museum mit Schwerpunkt auf der Natur. Auch hiervon war Tanja so angetan, dass wir es am nächsten Tag gleich noch mal machen mussten. Besonders begeisterte sie ein Raum, in dem auf Knopfdruck bestimmte Tiere (insbesondere Vögel) mit ihren Lauten präsentiert wurden. Großer Renner war das Balzgeschrei eines Hirsches, den Tanja wieder und wieder hören wollte. Ich habe ihr einiges dazu erklärt, was sie auch später tatsachengetreu wiederholen konnte: „Wenn ein Hirsch so schreit, dann sagt er: 'Geht weg, Ihr anderen Hirsche, das sind alles meine Frauen. Sonst gibt es Ärger'. Ne, Papa?“ Richtig, Schatz!
Ihr merkt schon, das war – bis auf ein paar Quengeleien während der Autofahrten – ein rundum gelungenes Wochenende. Wir haben gleich für das kommende Wochenende ein Last-Minute-Angebot eines anderes Ressorts gebucht. Hoffen wir mal, dass der im Kindergarten derzeit umlaufende Noro-Virus (auch so eine Krankheit, die die Welt nicht braucht) bis dahin Tanja nicht erwischt.
Inzwischen ist es uns aufgegangen, dass wir gemeinsame Aktivitäten ohne Kind bald machen müssen, solange nämlich Nr. 1 im Kindergarten und Nr. 2 noch nicht geboren ist. Insofern hatten wir diesen Mittwoch frei genommen und waren einfach mal zu zweit und in aller Ruhe bei IKEA. Die kleinen Freuden der Eltern.
Ach ja, es geht ja hier eigentlich um die Schwangerschaft meiner Frau. Ihr geht es gut. Noch weniger als 3 Wochen bis zum Mutterschutz. Langsam belastet sie der immer dicker werdende Bauch schon. Wo sie früher mal eben von ihrer Dienststelle in 10 Minuten in die Stadt gelaufen ist, braucht sie jetzt die doppelte Zeit. Einfaches Treppensteigen bringt sie außer Atem. Und sie ist abends so müde, dass sie spätestens um 22 Uhr vor dem Fernseher einschläft.
Für die nächste Woche hat sie einen Termin bei einer Hebamme, die sie bei der Geburt begleiten soll.
Zum Abschluss noch eine kleine Beobachtung: Als ich während unseres Kurzurlaubs nach dem Schwimmen in den Umkleideraum der Herren kam, waren dort vier oder fünf Männer. Jeder einzelne von ihnen hatte ein Kind oder sogar mehrere Kinder dabei. Hier wurde ein Säugling gewickelt, dort die Klamotten aus dem Spind nach den einzelnen Kindern sortiert. Alles ganz selbstverständlich. Ist doch toll, oder?
Das war es für diesmal, nächstes Mal rege ich mich über die pränatale Diagnostik auf.