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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Helena

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

0. Schwangerschaftswoche

Bye, bye und auf Wiedersehen?

Ergebnis des ersten Kryoversuches, Rückblick und Ausblick auf die kommende Zeit.

Nun ja, ich nehme es gleich vorweg: NEGATIV! Fast bin ich gewillt, ein „Was auch sonst?“ hinzuzufügen. Natürlich bin ich enttäuscht, traurig, sauer, irgendwie frustriert aber auch ein bisschen gefasst. Ich denke nach so langer Zeit tritt irgendwann eine Art Gewöhnungseffekt auf: Negativ? Erzähl mir was neues Schwester!

Das Negativ der letzten bzw. ersten ICSI habe ich weitaus schlimmer empfunden. Vielleicht, weil in dem ICSI-Zyklus alles so gut aussah und es eine neue Behandlungsmethode war, in die wir neue Hoffnungen gesetzt hatten. Das jetzige Negativ hat mich nicht so von den Füßen gerissen, vielleicht auch, weil es von vornherein nicht so gut um die kleine Eizelle bestellt war.

Die Tage bis zum Bluttest vergingen wie im Flug. Ich war ausgelastet mit Arbeit und Uni und hatte nicht wirklich Gelegenheit mich zu fragen, ob es denn geklappt hätte, ob ich mich anders fühlte oder ähnliches.
Am Freitagmorgen war der Bluttest. Das Ergebnis sollte mir, wie üblich, gegen Mittag telefonisch bekannt gegeben werden. Nach dem Bluttest bin ich schnell zur Uni gehetzt, da ich eine wichtige Übung im Labor hatte, die ich auf keinen Fall verpassen durfte. Dummerweise hatte ich mir im Vorfeld überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, dass ich im Labor natürlich kein Handy dabeihaben durfte! Als ich das Handy dann in meinem Spind verstauen wollte, fiel es mir quasi siedend heiß ein: Verdammt, wie sollen sie mich erreichen, wenn mein Handy hier munter im Spind vor sich hin dudelt und ich Stockwerke weiter oben munter Reagenzgläschen von A nach B schiebe? Aus meinem schnell gefassten Plan, einfach zwischendurch mal schnell rauszugehen und selbst anzurufen, wurde nichts. Ich hatte keine Gelegenheit aus dem Labor zu verschwinden. Nach dem Kurs schnell der Blick aufs Handy: drei Anrufe in Abwesenheit. Aber natürlich war in der Praxis niemand mehr zu erreichen. Mist! Also hieß es ein ganzes langes Wochenende warten, um dann am Montag endlich Gewissheit zu haben!
Allerdings zeigte mir mein Körper schon am Samstag, dass ich nicht allzu viele Hoffnungen in den Test setzen sollte. Der Sonntag verstärkte diese Botschaft und am Montag bestätigte die Klinik dann eigentlich nur noch das, was ich letztlich schon wusste.
So wirklich viel Zeit mit diesem Ergebnis zu hadern oder darüber traurig zu sein, hatte ich nicht. Ich weiß auch nicht, was im Moment los ist, aber der nächste Infekt hat mich am Montagabend hinterrücks überfallen und mich bis Donnerstag ans Bett gefesselt – inklusive Fieber, laufender Nase und schrecklichen Halsschmerzen. Am Freitag habe ich den halben Tag im Krankenhaus verbracht zwecks CT und Allergietest für meine Nasennebenhöhlen. Als ich auf dem Aufklärungsbogen bei der Frage nach Schwangerschaft „Nein“ ankreuzen musste, versetzte mir das einen ziemlich Stich.

Nun stehen wir wieder am Anfang. Am Anfang der zweiten ICSI, am Anfang der nächsten Kinderwunschbehandlung, am Anfang der nächsten Runde Hoffen, Bangen und Fragen über Fragen. Das stimmt mich im Moment ziemlich melancholisch. Das und die Tatsache, dass sich unser Kinderwunsch nächsten Monat einem traurigen Jubiläum nährt: 4 Jahre Kinderwunsch.
Unsere Bilanz aus den vier Jahren sieht denkbar schlecht aus:
- Behandlungen: Zyklusüberwachung inklusive Tabletten zur Eierstockstimulation, vier Inseminationen, 1 ICSI und 1 Kryoversuch (und natürlich eine Unmenge an Ovulationstests, Kräutern und Tees, und verschiedenen Eisprung-Apps usw.)
- Schwangerschaften: 0
- Geburten: 0

Theoretisch hätte ich in diesem Zeitraum schon zwei, drei oder sogar vier Kinder bekommen können. Und ein Grund, eine Ursache wurde bisher nicht gefunden.

Auch ein weiterer Grund stimmt mich melancholisch: Das hier wird mein letzter Bericht sein. Aus mindestens zwei Gründen:
1. Ihr habt mich jetzt ein Jahr begleitet und so langsam ist es an der Zeit, neuen Tagebuchschreibern und Tagebuchschreiberinnen Platz zu machen. Vielleicht auch welchen, die von einer Schwangerschaft berichten können und nicht nur von der Hoffnung auf eine Schwangerschaft.
2. In den nächsten Monaten wird hier in Punkto Kinderwunschbehandlung oder Schwangerschaft nicht allzu viel zu lesen sein. Wir machen Pause mit dem Kinderwunsch.

Rückblickend betrachtet hat sich unser Kinderwunsch ziemlich verändert. Ich kann mich noch gut an die Anfangseuphorie erinnern, als ich die Pille abgesetzt hatte. Wir standen am Anfang eines neuen Kapitels unseres gemeinsamen Lebens, wir malten uns die nächsten Monate und Jahre mit unserem Kind aus, planten bereits die Einrichtung des Kinderzimmers, diskutierten über Namen und Kinderwagen. Und dann Monat für Monat nahm diese Euphorie ab und die Angst wuchs. Genährt auch durch unseren Freundeskreis, wo viele Paare scheinbar problemlos ein Kind nach dem anderen bekamen. Wir fragten uns: Wann wird es bei uns so weit sein? Wird es bei uns jemals so weit sein?
Die ersten Behandlungen fanden im straffen Rhythmus statt: Zack, zack, zack eine nach der anderen und ich wurde immer verbissener. Und wütender. Irgendwann begann ich nachzudenken und stellte fest, dass sich mein Leben nur noch auf den Kinderwunsch fokussierte. Und das gefiel mir nicht (mehr). Ich wollte nicht auf meine 20er Jahre zurückblicken und dort nur den Kinderwunsch und die Kinderwunschbehandlungen sehen. Also musste ich umdenken. Musste den allgegenwärtigen Kinderwunsch wieder in den Hintergrund rücken oder ihm zumindest eine Randposition zuweisen. An diesem Balanceakt arbeite ich immer noch, aber mittlerweile ist es mir ganz gut gelungen und ich fühle mich gut damit. Kinderwunsch und „restliches Leben“ sind meist im Einklang.

Ob und wie wir mit den Kinderwunschbehandlungen weitermachen, haben wir noch nicht entschieden. Zunächst müssen sich unsere finanziellen Ressourcen wieder erholen und wir wollen unseren ersten Sommer am Meer in vollen Zügen genießen und haben somit zwischen Klausuren, Arbeitsstunden und anderen Verpflichtungen keine Zeit für Behandlungen und keinen Nerv für emotionale Belastung.
Wahrscheinlich machen wir im Herbst weiter, vielleicht auch erst im Winter. Vielleicht müssen wir uns die Gedanken dann nicht mehr machen, denn laut einhelliger Meinung aller Ärzte kann es auch so klappen. Vielleicht wählen wir auch einen anderen Weg, dessen Ausrichtung wir uns in den nächsten Monaten mal genauer ansehen wollen – Stichwort Pflegekind. Da mein Mann selbst mit Pflegegeschwistern aufgewachsen ist, haben wir schon ein wenig Vorwissen, welches wir allerdings noch vertiefen wollen.

Wie ihr seht, haben wir derzeit keinen festen Plan, nur eine lose Vorstellung von den nächsten Monaten oder gar Jahren und im Gegensatz zu früher macht mich das nicht nervös und hibbelig. Ich genieße es, mal keine festen Wegmarken zu haben, die ich Schritt für Schritt abarbeiten muss. Mal sehen, wie lange dieses Gefühl vorhält.

Wie dem auch sei, jetzt heißt es also Abschied nehmen.

Ich bedanke mich bei allen Lesern und Leserinnen: für euren Zuspruch, eure Anteilnahme, eure Kritik, eure gedrückten Daumen.

Ich bedanke mich bei Anke und dem kidsgo-Team: für die Möglichkeit hier zu schreiben, für den lieben Mailwechsel, für die kleinen Aufmerksamkeiten und natürlich auch für euren Zuspruch und eure gedrückten Daumen.

Ich wünsche meinen Mitschreiberinnen eine tolle Schwangerschaft, eine unkomplizierte Geburt und ein wundervolles erstes Babyjahr!

Macht es gut!

Eure Helena



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Kommentare von Lesern:

Brygida, München03.05.2018 16:00

Alles Gute, liebe Helena!

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Anke, Berlin26.04.2018 06:31

Liebe Helena,
vielen Dank für Deine Berichte im letzten Jahr. Vieles in Deinen Schilderungen hat mich an meine eigene Kinderwunschbehandlungszeit erinnert. Es ist sicher sinnvoll eine Pause zu machen und Euch von der anstrengenden Zeit zu erholen, neue Kraft und neue Ideen zu sammeln (und neues Geld). Vielleicht darf ich Dir noch eine Anregung zum Nachdenken aus meiner Kinderwunschzeit geben. Mir hat ganz gut geholfen, dass ich neben der rein medizinischen Kinderwunschbehandlung, nach begleitenden naturheilkundlichen Alternativen gesucht habe. So hatte ich das Gefühl nicht ganz so ausgeliefert zu sein. Jede kann sich unter den vielen Angeboten aussuchen, was ihr gut tut – nicht nur zur Unterstützung der Kinderwunschbehandlung, sondern auch zur Stärkung des Körpers und der Seele. Eines möchte ich jedoch direkt empfehlen und zwar sind es Moorbäder. Ich habe eine dreiwöchige ambulante Kur in Bayern gemacht (in Bad Bayersoien, Bäder und Massagen gibt es auf Rezept und werden von der Krankenkasse bezahlt, ich habe mir eine Ferienwohnung genommen und alles selbst organisiert). Man geht dreimal in der Woche zu einem Moorbad mit anschließender Ruhezeit und Massage. Den Rest der Zeit habe ich die schöne Natur genossen und bin Wandern gegangen (gut für die Seele). Vor der Kur hatte ich bei der IVF nur noch 3 Eizellen mittelmäßiger Qualität; das Labor hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gemeint, was sie damit wohl anfangen sollen. Nach der Kur bei der letzten IVF waren es 7 Eizellen mit guter bis sehr guter Qualität. Es gibt dazu viele positive Erfahrungsberichte und inzwischen auch eine Studie. Zumindest ist es entspannender als eine Kinderwunschbehandlung, preiswerter und passt gut in eine Behandlungspause und kann entweder die Kinderwunschbehandlung positiv unterstützen oder erhöht die Chancen, dass es doch noch auf natürlichem Weg klappt. Ich wünsche Euch alles, alles Gute und drücke Euch die Daumen, dass Euer Wunsch in Erfüllung

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Ulrike25.04.2018 20:35

Liebe Helena,
ich wünsche dir sehr, dass du deinen Frieden findest und dass es auch dir irgendwann vergönnt ist, ein kleines Wunder in den Armen zu halten.
Alles alles Liebe,
Ulrike

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In diesem Beitrag geht's um:

Kryoversuch, Kinderwunschbehandlung, Abschied