Mein Sohn feiert seinen 3ten Geburtstag. Der Kryo-Zyklus wird abgebrochen und es bricht eine sehr schwere Zeit an.
Liebe Leserinnen und Leser,
wie vermutlich schon bemerkt, kommt dieser Bericht einige Tage später als geplant. Ich habe es in den letzten Tagen einfach nicht geschafft vernünftige Sätze zu formulieren. Stundenlang saß ich hier vor meinem Laptop und habe angefangen zu schreiben, es wieder gelöscht und einfach nur in die Luft gestarrt. Mir ging es in den letzten Tagen nicht gut. Ich habe mich körperlich so schwach gefühlt und war die ganze Zeit einfach nur traurig, deprimiert, unglücklich … ich kann es nicht in Worte fassen, es war irgendwie alles zusammen.
Nun aber von vorne, es ist in dieser langen Woche einiges geschehen.
Zu Beginn der Woche hatte mein Sohn seinen 3ten Geburtstag :)
Mein Sohn schläft in seinem eigenen Zimmern, aber ab 5/6 Uhr ruft er nach einem von uns. An diesem Tag bin ich zu ihm gegangen. Wir haben gekuschelt, er hat etwas getrunken und dann sind wir beide wieder eingeschlafen. Dies erfolgt meistens alles im Stillen und ohne Licht, sodass er möglichst nicht zu wach davon wird und das Einschlafen wieder klappt. 1,5 Stunden später sind wir aufgewacht und ich habe durch lautes reden meinem Mann damit Bescheid gegeben, dass wir wach sind. Er ist mit seiner Geburtstagskerze in den noch dunklen Raum gekommen und wir haben unserem Sohn ein Geburtstagslied gesungen. Es war so schön mit anzusehen, wie er sich über das Licht und die Tatsache, dass heute sein Geburtstag ist gefreut hat. Die letzten Tage haben wir immer wieder davon erzählt und er fragte oft: "Ist heute mein Geburtstag?". Die Geburtstagskerze haben wir seit seiner Geburt und diese wird direkt nach dem Aufwachen angezündet. Da die Kerze sehr groß ist, wird diese noch viele Jahre leuchten können. Sämtliche Rituale, die wir am Morgen haben, waren aufgelöst, denn es ging direkt ins geschmückte Wohnzimmer. Es war mit bunten Luftballons geschmückt. Ich hatte 100 Stück bestellt, aber letztendlich doch nicht alle aufgepustet. Es waren aber dennoch einige und jeder einzelne wurde von Ihm bewundert. Danach ging es ans Geschenke auspacken. Am meisten hat er sich über die Magnete gefreut, mit denen er direkt den Kühlschrank geschmückt hat. Es war ein so wunderbarer Morgen. Mir ist mehrmals mein Herz geschmolzen bei seinem Anblick.
Den Nachmittag haben wir mit der Familie gefeiert. Hierzu sind wir zu einem Spielplatz gefahren, der wirklich sehr viele und tolle Spielgeräte hat und gleichzeitig kaum besucht ist. Neben der vorhandenen Bank haben wir einen Tisch aufgestellt, eine Picknickdecke auf den Boden gelegt und Getränke, sowie Fingerfood und Kuchen bereitgestellt. Es war ein wirklich entspannter Nachmittag. Die anwesenden Kinder haben den Tag auf dem Spielplatz ebenfalls genossen. Am Abend war unser Sohn sehr erledigt und müde. Das Einschlafen hat sehr gut geklappt. Jedoch war die Nacht etwas unruhig. Auch wenn wir versucht haben den Tag sehr entspannt zu gestalten musste er vieles in der Nacht verarbeiten.
Den Kindergeburtstag haben wir mit zwei befreundeten Familien verbracht, die ebenfalls jeweils einen Sohn in einem ähnlichen Alter haben. Hier waren wir ebenfalls wieder auf dem Spielplatz. Dieses Jahr haben wir, als Eltern, nochmals die Einladungen verteilt. Ich kann mir gut vorstellen, dass im nächsten Jahr unser Sohn sich seine Gäste selber aussuchen möchte. Jetzt wo er in den Kindergarten geht wird er viele neue Kinder kennenlernen und vermutlich auch die ein oder andere Freundschaft schließen.
Einige Tage später bin ich, mit allen unterschriebenen Dokumenten, wieder nach Hamburg für die Voruntersuchung gefahren. Da ich an dem Tag aufgrund einiger wichtiger Termine keinen Urlaub nehmen konnte, habe ich einen der ersten Termine um 7:30 Uhr bekommen. Nach einer kurzen Zeit im Wartezimmer und der Begrüßung der Ärztin ging es sofort in das Zimmer nebenan für den Ultraschall. Zuerst haben wir Smalltalk über das warme Wetter und welche Maßnahmen man im Büro ergreifen kann gehalten und dann sagte Sie "Bitte schauen Sie mal hier". Der Tonfall in dem Sie dies sagte, hörte sich nicht gut an. Auf dem Bildschirm zeigte Sie mir die Gebärmutterschleimhaut und die berechnete Dicke. Diese lag bei 18mm. Normalerweise besitzt die Schleimhaut in dem Zeitpunkt des Eisprungs eine Dicke von 8-10 mm. Ihr nächster Satz ist der Grund, warum es mir in den letzten Tagen nicht so gut ging: "Wir werden den Zyklus abbrechen. Mit dieser Schleimhautdicke werde ich keinen Embryotransfer durchführen."
In diesem Moment war ich merkwürdig gelassen. Ich habe mich wieder angezogen und wir sind zurück in das Sprechzimmer gegangen. Hier haben wir über mögliche Ursachen gesprochen und das Sie die fehlende Plasmazellen Untersuchung gerne nachholen würde. Bei der Suche nach einem geeigneten Termin und meiner Bitte nach einem Termin Zeitraum für den ich keine Übernachtung benötige, sodass ich morgens nach Hamburg und abends wieder zurück nach Hause fahren kann, kam Sie zu der Überlegung, dass wir die Untersuchung direkt jetzt machen. Nach ca. 10 Minuten Wartezeit hatte Sie alles vorbereitet und ich bin wieder zurück in das Untersuchungszimmer gegangen.
Die Plasmazellenuntersuchung findet ohne Narkose statt. Mit einem kleinen Katheter wird ein kleines Stück der Gebärmutterschleimhaut entnommen und in einen Behälter gefüllt. Dies ging alles sehr schnell und ich hatte keine Schmerzen. Es gab eine ganz leichte Nachblutung von wenigen Tropfen. Ansonsten hatte die Untersuchung keine Nebenwirkung. Eine Woche später soll das Ergebnis da sein, welches ich telefonisch erhalte.
Wieder zurück im Sprechzimmer, haben wir über weitere Ursachen der 18mm dicken Schleimhaut gesprochen und Sie fragte mich, ob ich seit dem Versuch im Jahr 2019 zugenommen habe. Nun ja … Während der Schwangerschaft habe ich 7 kg zugenommen und diese auch sehr schnell wieder abgenommen. Jedoch habe ich nach dem Abstillen meines Sohnes, welches 19 Monaten nach der Geburt erfolgte, wieder zugenommen und dies sind bis jetzt tatsächlich 12 kg. Es gibt viele Gründe, die dazu geführt haben, einige zu nennen wären: Stress, emotionale Belastung, zu wenig Bewegung, ungesundes, schnelles Essen und viele weitere. All dies führt dazu, dass ich aktuell tatsächlich mehr wiege als in der Zeit, wo mein Sohn noch in meinem Bach war. Mich persönlich hat diese Tatsache selbstverständlich auch geärgert, da ich mit meinem aktuellen Gewicht immer noch ein relativ "gesundes" Gewicht habe, hatte ich nie den Gedanken, dass dies in irgendeiner Art und Weise meinen Kinderwunsch beeinflussen kann. Laut der Frauenärztin der Kinderwunschklinik, kann dies tatsächlich der Fall sein und eine Ursache für die Verdickung der Schleimhaut sein.
Folgenden Fahrplan soll ich den nächsten Wochen einhalten:
- Estrifam absetzen (welches ich die letzten Tage jeweils morgen, mittags und abends genommen habe)
- 12 Tage lange jeweils morgens und abends Primolut nehmen. Dies bewirkt eine vollständige Abblutung der Gebärmutterschleimhaut.
- Ca. am 10ten Tag des neuen Zyklus einen Termin bei meiner Frauenärztin vereinbaren, um die Dicke der Schleimhaut messen zu lassen.
- Nach dem nächsten Eisprung Utrogest für ebenfalls 12 Tage jeweils einmal am Tag vaginal einführen. Utrogest hatte ich noch von den letzten Versuchen in ausreichender Menge da, sodass ich hier keine neue Packung kaufen muss.
- Nach der Abnahme von mindestens 5 kg, einen neuen Termin für eine Untersuchung in der Kinderwunschklinik vereinbaren.
Als ich nach 1,25 Stunden aus der Praxis wieder raus war und nun die Gelegenheit hatte mit meinem Mann zu telefonieren, sind die Gefühle über mich zusammen gebrochen. Ich konnte die Geschehnisse kaum in Worte fassen. Meine Tränen liefen, meine Stimme blieb mir weg und ich hatte einen Klos im Hals. Der Weg zum Bahnhof führt durch eine Fußgängerzone, die auch um diese Uhrzeit schon sehr voll war. Ich habe von dem ganzen Treiben um mich herum nichts mitbekommen und bin wie mechanisch zum Bahnhof gelaufen und habe irgendwie den Tag überstanden.
Die Tage danach waren nicht einfach. Ich habe Zeit gebraucht mit der neuen Situation klar zu kommen und mich in jeder "freien" Minute zurück gezogen.
Für die Gewichtsabnahme habe ich von der Ärztin die Logi-Methode vorgeschlagen bekommen. Logi steht hierbei für die Abkürzung Low Glycemic Index (übersetzt: Niedriger Glykämischer Index"). Es handelt sich um eine Ernährungsumstellung, bei der im Prinzip alles gegessen werden kann, jedoch in Anlehnung an der Logi-Pyramide. In dieser stehen z.B. Kohlenhydrate in der Spitze und sollen dementsprechend möglichst wenig gegessen werden.
Wenn dies eingehalten wird, so hält man damit den Blutzucker- und Insulinspiegel niedrig. Ich bin auch jetzt noch nicht vollständig mit der Methode vertraut, lese noch sehr viel dazu und taste mich langsam heran. Auch war ich bei weiteren Kursen, wie Pilates oder Bauch, Beine und Power. Diese waren sehr anstrengend und es hat sich danach leider nicht das erschöpfte, aber glückliche Gefühle eingestellt. Ich war einfach nur ausgelaugt und kraftlos. Dies hat sich leider auch auf meine Stimmung übertragen. Mir war einfach alles viel zu viel. Auf der Arbeit habe ich meine Aufgaben nicht geschafft, weil ich viel zu unkonzentriert war. Der Haushalt hat mich überfordert und von der Unordnung und dem Chaos war ich einfach nur noch gestresst. Die Zeit mit meinem Sohn konnte ich teilweise überhaupt nicht genießen, da ich so lustlos war und mir vorlesen oder spielen einfach viel zu anstrengend war. Mit meinem Mann habe ich mich auch sehr viel gestritten. Auf der einen Seite hat er mich zu den ganzen Sportkursen geschickt und mich bei der Ernährungsumstellung motiviert - was wirklich eine große Unterstützung ist. Meine gereizte Stimmung hat er in erster Linie auf die Ernährungsumstellung geschoben, sodass er immer wieder ankam und meinte ich sollte doch ein wenig mehr Kohlenhydrate essen, wenn mich das so sehr belastet. Das der Grund für mein Unwohlsein nicht die Ernährungsumstellung ist, sondern einen emotionalen Ursprung hat und ich Zeit brauche den Zyklusabbruch zu verarbeiten, hat er erst nach einem sehr heftigen Streit verstanden. Mittlerweile haben wir uns ausgesprochen und wollen wieder an einem Strang ziehen.
Da ich die ganzen letzten Monate nur sehr schwer verarbeiten kann, haben wir uns dazu entschlossen professionelle Unterstützung zu suchen.
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