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Baby-Tagebücher von Antje

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

48. Woche

Erstens kommt es anders.....

...und zweitens als man denkt.

Montagabend, kurz vor acht

Johann schläft seit um sieben. Ich habe es mir hier gemütlich gemacht. Tee, Adventskalender-Schoki, Kerzen. Wir beide fliegen morgen in die Eifel zu Oma und Opa. Die große Schwester ist mit Papa seit Samstag dort. Wir konnten nicht mit. Johann war richtig krank. Diesmal kein leichter Schnupfen. Kein kurzes Fieber-Intermezzo.

Aber mal ganz von vorn.

Nachdem ich in meinem letzten Blog-Eintrag von Johanns toller Immunabwehr und meinem JA zum Kranksein geschrieben hatte und von einer entspannten terminfreien gemütlichen Woche träumte, las ich am Dienstag Judiths Eintrag beim Friseur. Oh weh! So krank wollte ich meinen kleinen Johann nicht erleben.

Dienstagabend begrüßte mich mein Mann mit Johann auf dem Arm an der Tür. Johann sei ziemlich durch. Die Nase würde nur so laufen und seine Wutanfälle vom Vormittag hätten sich in ständiges Weinen verwandelt. Ich tat noch alles mit einem Schulterzucken ab. Entwicklungssprung. Zähnchen. Vielleicht vom Durchfall am letzten Wochenende angeschlagen.

Am Mittwoch kam dann neben dem Husten und Schniefen das Fieber. Tags lag es bei 38 Grad. Nachts stieg es auf über 40 Grad. Johann schlief sehr schlecht. Weinte viel. Lag neben mir im Bett. Lag auf mir im Bett. Lag in der Wiegeposition auf meinem Schoß. Beim Stillen legte ich jedesmal einen kalten Lappen auf seine glühende Stirn. Ich konnte nachts kaum ein Auge zumachen. Glitt immer wieder in einen kurzen Dämmerschlaf, bis sich Johann erneut meldete. Tagsüber, wenn das Fieber sank, war ich guter Dinge. Wieder geschafft. Wieder ein kurzes Intermezzo.

Tagsüber schlief Johann im Tuch. Mal mit Schnuller. Mal mit Kartoffelwickel. Ich kümmerte mich um den Haushalt und um seine Schwester. Auch sie sah am Mittwoch ganz blass aus und legte sich freiwillig immer wieder kurz in ihr Bett. Mein Mann kämpfte mit schmerzenden Nasennebenhöhlen.

Johanns Fieber kam nachts immer wieder zurück. Immer wieder hohes Fieber. Immer wieder schlaflose Nächte.

In der Nacht von Freitag auf Samstag waren Johann und ich bereits so geschwächt und mit den Nerven am Ende – natürlich auch mein Mann, der vom Durchfiebern-Lassen nicht ganz so viel hält – so dass ich kurz erwog, Fieberzäpfchen zu kaufen und zum Notarzt zu fahren.

Am Samstag war es dann aber geschafft. Das Fieber war morgens um kurz nach sechs auf normale Körpertemperatur gesunken. Ich entschied jedoch, mit ihm noch ein paar Tage in Berlin zu bleiben, um sich zu erholen. Unsere Tochter flog mit Papa allein zu Oma und Opa.

Die letzten drei Tage schlief Johann sehr viel. Legte sich auf dem Wickeltisch sofort auf den Bauch, streckte Popo in die Höhe und schloss die Augen. Oder er schrie wie am Spieß und wand sich wie von Sinnen, sobald ich ihn wickeln wollte. Mal wachte er im Tuch auf und strahlte mich mit leuchtenden Augen an. Mal tobte er mit mir im Zimmer seiner Schwester, wo ich ihm erlaubte, fast –aber wirklich nur fast - alle Spielsachen von ihr zu untersuchen. Mal legte er sich plötzlich auf den Boden. Mal weinte er und wollte auf den Arm.

Seit gestern Abend hat er etwas an Kraft gewonnen. Er weint weniger oft. Dafür ist er immerzu wütend. Er ist wütend, wenn ich ihn nicht sofort auf den Arm nehme. Er ist wütend, wenn ich ihm nicht schnell genug etwas zu essen gebe. Er ist wütend, wenn ich dusche und er nicht zu mir in die Wanne darf. Er ist wütend, wenn er Schränke oder Schubladen nicht allein öffnen kann. Vor Wut schlägt er sich mit beiden Händen an den Kopf. Am Dienstag fanden das seine Schwester und ich noch amüsant. Sobald wir „Boing! Boing!“ sagten, tat er es und lachte uns erwartungsvoll an. Jetzt jedoch macht er es aus Wut. Heute war er mehrmals so wütend, dass er sich sitzend nach vorne fallen ließ, um die Stirn auf die Dielen zu hauen. Nicht sehr doll! Aber doch stark genug, so dass ich ihn sofort erschrocken auf den Arm nahm.

Mich strengen diese Wutanfälle sehr an. Man sagt nicht umsonst, dass genesende Kinder anstrengender als richtig kranke seinen. Ich ertrage ein Baby, dass sich freiwillig den Kopf haut, nicht gut. Ich konnte bis jetzt auch kaum den Schilderungen von befreundeten Mamas zuhören, deren Kleinkinder solche Wutanfälle mit Köpfchen-auf-den-Boden-hauen regelmäßig bekommen. Vorhin packte mich selbst die Wut und ich nahm ihn sofort auf den Arm, hielt ihn ganz fest und sagte sehr laut, dass ich das nicht mag. Erst wand er sich in meinem Arm, wurde dann aber schnell ruhiger und lehnte dann sein Köpfchen an meinen Hals. Klar, wenn Johann durch den Badeeimer und das Stühlchengeschirr ruhiger wird, wirkt auch eine enge Umarmung beruhigend auf ihn.

Als ich heute mit Johann Mittagsschlaf hielt, träumte ich, dass er wieder ganz gesund sei, plötzlich vom Boden aufstünde, um durch die Wohnung zu laufen. Er lachte dabei lauthals, blieb immer wieder stehen, um sich von seinen eigenen Fähigkeiten zu überzeugen und rannte dann weiter. Ach, was werde ich froh sein, wenn ich meinen kleinen Lausejunge zurückhabe.

Da Johann von der Virusinfektion einen Hautausschlag im Gesicht und auf dem Rücken hat, belas ich mich mal wieder. Natürlich kam ich auch nicht umhin, erneut einige Kinderkrankheiten nachzuschlagen. Auch wenn Johanns Hautausschlag, wie mir auch der Kinderarzt heute nochmal bestätigte, nichts damit zu tun hat, habe ich nochmal nachgedacht. Also Nadine, ich bin weder Freund von Friedrich Graf noch von der STIKO. Der goldene Weg liegt in der Mitte. Nur ganz gefunden habe ich ihn noch nicht. Ich vertage meine Entscheidung, bis Johann infektfrei ist.

Die letzten drei Tage versuchte ich jedoch auch, etwas für mich zu tun. Trank einen Chai im Café und blätterte in Elternzeitschriften, während Johann draußen im Wagen schlief. Nähte einige Röcke um, während Johann in seinem Bettchen im Schlafzimmer lag. Lag neben ihm. Döste. Schlief. Las Kurzgeschichten.

Im Grunde versuchte ich das Gleiche wie Johann. Kraft tanken! Ruhe finden!

Ich wünsche euch allen ein gesundes Weihnachtsfest; Antje

Bild: Privat

Bild: Privat

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Kommentare von Lesern:

Maria, Köln26.03.2017 19:35

Interessanter Kommentar. Demzufolge sind die moralisch-ethischen Ansprüche an Pädagoginnen und Mütter besonders hoch?

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Rolf26.03.2017 10:43

Dein Tagebuch ist wirklich schön zu lesen! Was mich allerdings wirklich geschockt hat, ist dass Ihr mit dem Flugzeug von Berlin nach Köln unterwegs ward. So etwas gehört verboten! Schon einmal über die Umweltbelastung Gedanken gemacht? Dir als Pädagogin und Mutter hätte ich diesbezüglich ein wenig mehr Bewusstsein zugetraut.

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In diesem Beitrag geht's um:

Kranksein, Kinderkrankheiten, Virusinfekt