Unschöne Situationen im Krankenhaus - Viel Aufregung und hoffentlich ein Happy end.
So entspannt die letzte Woche zu Ende ging, so überraschend unfreudig startete die neue Woche. Der kleine Joe bekam in der Nacht zum Montag plötzlich Fieber. Meine Frau wollte dann vormittags mit ihm zum Kinderarzt. Da unser üblicher Kinderarzt im Urlaub war, ging die Suche nach einer Vertretung los. Erstaunlich, wie viele Kinderärzte anscheinend genug Patienten haben und nicht willens waren, den kleinen Joe aufzunehmen.
Nach langer Suche fand Anna dann doch noch eine Ärztin. Zuerst vermutete sie, dass es an seinen Verdauungsproblemen liegen wird und wollte Anna mit einem homöopathischen Mittelchen und Mini-Klistieren nach Hause schicken. Als Anna dann meinte, Joe würde ja aber schon recht ungesund aussehen, so blass, kam dann auf einmal der Rat, vielleicht doch besser zur Abklärung von Blutbild oder einem Ultraschall ins Krankenhaus zu gehen.
Im Krankenhaus dann eine echte Horrorgeschichte. Schon an der Pforte wurde Anna gebührend empfangen. Als erstes wurde ihr mitgeteilt, dass sie auf keinen Fall hierbleiben kann. Auf den Einwand, dass sie doch stillen würde, entgegnete die freundliche Dame: „Dann pumpen sie eben ab und bringen die Milch jeden Tag hierher.“ Genauso stellt man sich das ja auch vor.
Auf der Station ging es dann entsprechend weiter. Am liebsten wäre es den Ärzten und Schwestern gewesen, Anna hätte das Kind abgegeben und wäre nach Hause gefahren und sie können machen, was sie wollen. Erst auf Drängen erfuhr Anna, dass sie Joe Blut abnehmen, Antibiotika geben und zusätzlich Nervenwasser entnehmen werden. Dabei hatte Joe erstmal nichts weiter als 39 Grad Fieber und sah blass aus. Er war munter und hat getrunken. Auf die Frage, warum das alles gemacht wird, was vermutet wird, erhielt Anna keine Antwort. Das sei so üblich.
Natürlich hatte ich mich inzwischen auch auf den Weg ins Krankenhaus gemacht und fand eine ziemlich verstörte Anna vor. Die Begrüßung des Arztes war: „Ihr Kind ist schwerst krank.“ Keine Vorstellung, keine Erklärungen. Eine Schwester fühlte sich dann befleißigt zu ergänzen: „Wenn das Kind stirbt, ist es Ihnen sicher auch nicht recht.“ Ich dachte, ich höre nicht recht. Versteht mich nicht falsch. Wenn ein offensichtlicher Notfall vorliegt, ist sicher keine Zeit für Diskussionen und es muss rasch gehandelt werden. Aber der lag ja nun nicht vor.
Erst in einem mühsamen Antwort- und Frage-Spiel konnte ich dann einen Behandlungsplan mit dem Arzt aushandeln. Erst hieß es, wenn es eine bakterielle Geschichte ist, dann ist es besser, gleich Antibiotika zu geben, als der Entwicklung dann hinter her zu rennen. Das ist ja einsichtig. Allerdings musste er dann auch zugeben, dass es beim Zustand von Joe auf eine oder zwei Stunden nicht ankommen würde. Mann könnte also zuerst das Blut untersuchen. Eventuell lassen sich da Hinweise auf eine Virusinfektion finden, so dass ein Antibiotikum nichts bringen würde.
Leider ergab dann das Blutbild nichts eindeutiges, so dass neben der Infusion dann auch Antibiotika gegeben wurden. Von der Punktion war dann auf einmal gar keine Rede mehr. Nur die ständigen Hinweise darauf, wie krank unser Kind doch sei und dass er sich gar nicht wohl fühlen wollte. Dabei kennen die Joe überhaupt nicht und können die Veränderung seines Verhaltens überhaupt nicht deuten. Seine Knurrlaute, die uns ja seit seiner Geburt begleiten und über die ich ja auch schon hier mehrfach geschrieben habe, wurden einfach als Unwohlsein gedeutet. Jeder Versuch einer Erklärung von uns blieb ungehört. Als wären wir nur störend. Bei einem 6 Wochen alten Kind muss man die Eltern doch mit einbeziehen.
Als nächstes kam dann die Debatte darüber dran, ob Anna nicht im Krankenhaus bleiben kann. Dummerweise haben wir uns nicht vorher informiert. Alle Ärzte empfehlen immer dieses Krankenhaus bzw. die Kinderklinik des Krankenhauses. Also sind wir da einfach hin. Wir sind davon ausgegangen, dass es inzwischen üblich ist, dass die Mutter eines Säuglings mit übernachten kann. In einer Zelle von 2x4 Metern mit 3 Kinderbettchen und medizinischen Geräten ist natürlich kein Platz für ein Bett. Sanitäre Einrichtungen waren auch nicht vorhanden.
Aber auf Drängen wurde uns dann das Angebot gemacht, dass es in einem Hochhaus nebenan „Gästezimmer“ gibt. Die würden auch von der Krankenkasse bezahlt werden. Also warum nicht gleich so. Das Haus und die Zimmer waren zwar grenzwertig, recht herunter gekommen, Etagen-WC und der Weg zum Krankenhaus führte durch einen dunklen Park. Genau das Richtige, um mitten in der Nacht zum Stillen zu gehen. Aber besser als gar nichts.
So haben Anna und ich uns also in dieser misslichen Situation eingerichtet. Zum Glück hatten wir Ivan zu Hause, der sich um die beiden großen Jungs kümmern konnte. Ich bin dann vor und nach der Arbeit immer in die Klinik um nach Anna und Joe zu sehen. Glücklicherweise ging es ihm mit Antibiotika schnell besser. Das heißt, eigentlich weiß man nicht, ob es daran lag. Aber das war uns dann auch egal.
Ich habe versucht, möglichst früh zu Hause zu sein um mich um Amadeo und Emilio kümmern zu können. Die haben natürlich immer nach der Mama gefragt. Den Besuch im Krankenhaus wollten wir den beiden eigentlich ersparen. Auf die Station dürfen sie zwar sowieso nicht, aber schon beim Gang über den Besucherbalkon sind Einblicke möglich, die sie nicht unbedingt haben müssen. Vielleicht täusche ich mich da und schließe von mir auf die Kinder, aber mir geht es echt ans Gemüt, diese vielen kleinen Kinder mit den ganzen Schläuchen und Kabeln.
Am Samstag sind wir dann aber doch ins Krankenhaus, um die Mama zu besuchen. Die beiden haben sich auch mächtig gefreut. Wir sind aber nur ein wenig spazieren gegangen und in Mamas tolle Behausung. Klar, dass sie Anna am liebsten mitgenommen hätten. Auf der Heimfahrt waren sie ganz schön still. Glücklicherweise hat mein Ablenkungsmanöver mit Abendessen in der Pizzeria und anschließend Eis essen funktioniert. Zu Hause gab’s dann noch eine lange Kuscheleinheit mit dem Papa.
Und am Sonntag durften wir Anna und Joe dann auch wieder nach Hause holen. Ich gebe zu, mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, dass es Joe wieder so gut geht, dass er nach Hause kann. Wir sollen zwar noch ein wenig „aufpassen“, was auch immer das heißt. Dieses ganze Gerede vom schwer kranken Kind hat mich irgendwie nachhaltig verunsichert. Hoffentlich gibt sich das bald wieder. Eigentlich glaube ich zwar, dass es überhaupt nichts Ernstes war, aber wie gesagt, verunsichert bin ich doch.
Jetzt werden wir versuchen, die Abläufe zu Hause wieder in den Griff zu bekommen und Ruhe einkehren zu lassen. Tut mir ja leid, dass ich heute so viel vom Krankenhaus berichtet habe, aber das war nun mal das beherrschende Thema der vergangenen Woche. Ich hoffe, der nächste Bericht kann sich wieder freudigeren Themen widmen.
Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche und dass der Herbst möglichst gesund überstanden wird.
Euer Fritz