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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Daniel

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

30. Schwangerschaftswoche

Und ab ins Krankenhaus

In dieser Woche ging es nachts erst in Krankenhaus, mit der werdenden Mama und etwas später auf die Isolierstation.

Um eine Sache zu perfektionieren, soll man sie ja üben. Doch so habe ich mir das nicht vorgestellt.

Schon in der letzten Woche habe ich mich ambulant nochmal unters Messer legen müssen. Lieber jetzt, als später- Doch der Arzt war wenig begeistert und schrieb mir eine Überweisung ins Krankenhaus. Die ist jetzt ausgesetzt.

Meine geliebte schwangere Frau hatte Anfang vergangener Woche andere Pläne. In die sie mich jedoch nicht gleich einweihen wollte. Offensichtlich wollte sie den Spannungsbogen noch ein wenig dehnen. So saß ich auf der Couch und machte den Abend mal nichts, außer eine Folge einer Serie aus den Achtzigern zu schauen, „Trio mit vier Fäusten“, wer es noch kennt. In den Folgen ist immer so unverschämt gutes Wetter. Dazu wollte ich mir ein leichtes Bier genehmigen. Ich fragte irgendwann meine Frau und bekam die gleiche Antwort wie all die Tage zuvor: ‚Es geht jeden Tag besser‘. So richtig glauben konnte ich das schon lange nicht mehr. Doch wer bin ich, dass ich ihr nicht glauben würde?

Als ich dann recht früh zu Bett gehen wollte, meinte sie, dass sie das auch gern würde. So läutete sie das Finale ein. Kaum war der Satz draußen, folgte der Mageninhalt. Ich ahnte schon, wohin das führen würde. Als sie wieder halbwegs ansprechbar war, wollte sie erst ihre Ärztin anrufen und fragen, was sie tun könne. In Gedanken spielte ich die Optionen Krankenwagen, oder die Fahrt mit den Kindern ins Krankenhaus durch. Schlussendlich landeten wir bei der letzten Variante. Und das Bier wurde schal.

Wir entschieden uns für ein nahegelegenes Krankenhaus, dass Waldfriede. Selbstverständlich bin ich bis vor die Tür gefahren und habe danach vorbildlich geparkt. Währenddessen konnte meine Frau bei der Aufnahme schon ihren Zustand schildern. Der Große, aus dem Schlaf gerissen, etwas missmutig, wollte nun Wissen was los sei. Die Kleine hatte einen gesegneten Schlaf und blieb fest in Morpheus Armen. Als wir dann auf Station waren, wurde der Wehen-Schreiber angelegt und meiner Frau eine Tüte gereicht.

Blutabnahme, Stuhlgang, alles wurde angezapft und untersucht, während wir den Wartesaal für uns alleine hatten. Die Kleine schlief auf meinen Armen, während der Große vergeblich versuchte, es sich in dem Suhl gemütlich zu machen. In einer Behandlungspause fragte ich die Ärztin nach den Möglichkeiten des Krankenhauses und sie teilte mir mit, dass sie nur eine ganz kleine Geburtsstation und keinen Kinderarzt haben. Also war das Krankenhaus für mein Sicherheitsempfinden eine suboptimale Entscheidung. Nach einer knappen Stunde wurde ich dann gefragt, ob wir meine Frau ins Westend bringen wollen, oder ein Krankentransport beauftragt werden soll. Ich hatte Vertrauen, dass die Jungs vom Krankentransport den Weg finden würden und so trennten sich unsere Wege. Während die Kleine nur einmal kurz wach wurde und anschließend einfach weiter schlief, hatte es den Großen doch mehr mitgenommen. Der Schlafentzug machte ihm am nächsten Tag zu schaffen. Der mir auch und die Sorgen um die Drei im Krankenhaus.

Kaum waren die Kinder am Folgetag zu Hause, wollten wir natürlich alle zur (werdenden) Mama. Nachdem wir endlich die richtige Station gefunden hatten, teilte mir die Schwester mit, dass meine Frau auf der Isolierstation läge und die Kinder nicht, bzw. nur gegen ihren Willen ins Zimmer dürften und ich nur mit Mundschutz, grünem Kittel und Gummihandschuhen. Selbstverständlich siegt die Vernunft und die Kinder blieben draußen. So manifestieren sich auch die ersten Traumata. Während der Papa in Vollschutz nur kurz ins Zimmer darf, bleiben die Kleinen in einem schummrigen Krankenhausgang zurück.

So mit Gummihandschuhen, Desinfektionsmittel, Kittel und Mundschutz gibt das einer Ehe auch nochmal eine besondere Note. Und sie sah nicht gut aus, meine Frau. Schwere Magen-Darm-Grippe, vorzeitige Wehen, Bindehautentzündung und eine Grippe mit tiefsitzendem Husten dazu. Manchmal scheint meine Frau unersättlich und zu allem Ja zu sagen. Da ich sie in guten Händen wusste und sie nun die ersten Sachen hatte, wollte ich das Traumata meiner Kinder nicht zu sehr fördern und verließ meine Frau wieder. Die Heimfahrt war von bedrückender Stimmung. Mein Sohn fragte in die Stille hinein, ob es schlimm sei und ich mache mich wirklich gut im Beruhigen von Kindern. Das hielt dann auch bis abends an. Dann brauchte unsere Kleine Trost von ihren beiden Männern. Mit viel Vorlesen und Geschichten erzählen ging es dann in den Schlaf.

Den Zettel einer Lieferung hatte ich wohl übersehen. So stand am nächsten Tag unser Nachbar vor der Tür und fragte, leicht ungehalten, wann ich das riesige Paket aus seinem Flur abholen wolle. Natürlich gleich. Schließlich will ich ja seine Wohnung auch nicht zu einer Paketannahmestelle degradieren. Es war groß und ich vermute, dass es das Bett für die Zwillinge ist. Doch ausgepackt habe ich es noch nicht. Sorry, aber das kommt. Doch in der vergangenen Woche war das einfach nicht drin. An diesem Abend schlief die Kleine gut ein und dafür brach es aus dem Großen hervor. Er hatte Angst. Um Mama. Um die Zwillinge. Darum, dass Mama nicht wieder kommt. Wir haben uns lange unterhalten und ich musste ich viel versprechen, sogar mehrfach. Offensichtlich lies meine Überzeugungskraft langsam nach.

Währenddessen wurden die Zwillinge natürlich abgehört, vermessen und beobachtet. Sie sind beide fast gleich groß. So um die 42cm und wiegen zusammen noch keine 6.000 Gramm. Die Ärzte sind zuversichtlich, dass sie noch eine Weile in diesem riesigen Bauch bleiben. Am Freitag wurde die Isolierstation für die werdende Mama aufgehoben. Besucht haben wir sie trotzdem nicht gleich. Ich war der Meinung, dass Ruhe auch gut tut.

Am Samstag kamen liebe Freunde mit ihren Kindern vorbei, hatten Essen und fleißige Hände im Gepäck. Die Kinder waren abgelenkt, jedenfalls erst einmal eines. Meine Tochter klammerte so sehr an mich, obwohl sich alle kennen, dass ich mir schon fast wie ein Gorillaweibchen vorkam. Doch unsere Freunde waren sehr entspannt. Während sie die Sachen sortierte, eine Tätigkeit, zu der meine Frau wohl nicht mehr kommen wird, bohrte und hämmerte ihr Mann bei uns. Es war mir unangenehm einfach nur dabei stehen zu können. Doch beide gaben mir ein entspanntes Gefühl. So nahm ich dankbar die Hilfe an und kam einen Quantensprung im Nestbau voran. Die Beiden waren der Sonnenschein des Tages, des ganzen Wochenendes für mich. Danke!

Die beantragte Haushaltshilfe bei der Krankenkasse zieht sich. Eine gründliche Bearbeitungszeit ist ganz offensichtlich wichtig, sodass selbst unsere Frauenärztin irgendwann die Fassung verlor und mehrfach anrief. Ich denke, dass sie vielleicht einfach nicht wissen, dass so eine Schwangerschaft nicht ewig dauert, oder der Kosteneinsparungsdruck ich einfach zu hoch. Zum Ende der Woche kam dann eine Datei, die niemand öffnen konnte.

Sicherheit im Internet ist ja auch ein wichtiges Thema. Danke für so viel Umsicht. Als dann die Datei kam, welche auch lesbar war, verlor ich die Fassung. Meine Krankenkasse kann ich ausdrücklich nicht empfehlen, wenn man Kinder haben möchte. Doch zum Glück gibt es ja noch andere. Die beantragten Stunden sind mehr als halbiert, eine Unterstützung so nur sehr eingeschränkt gegeben. Sodass wir noch zusätzlich Unterstützung auftreiben müssen. Naja, es stimmt schon. Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und Bewegung tut offensichtlich gut. Vielleicht darf aber auch der Gedanke reifen, dass Familie und werdenden Müttern schon notwendige und berechtigte Unterstützung zu Teil werden lassen kann.

Empfehlen kann ich ein gutes Umfeld, von Freunden und Familie. Meine Mutter reist sich mittlerweile mit Mitte siebzig auch ein Bein aus und meine Schwester, möchte durch die ganze Stadt zur Unterstützung fahren. Unsere Freunde übernehmen in ihrer knappen Freizeit riesige Aufgaben. Sonst würde ich langsam die weiße Fahne ausrollen. Platz hätte ich dafür.

Der Krankenhausaufenthalt für meine Frau hat sich nun nochmal verlängert. Die angekündigte Entlassung hat sich verschoben. Zwar gibt es ein neues Datum, doch ich denke, dass es unbestimmt ist. Das Medikament zu Hemmung der vorzeitigen Wehen hat einen ganz entscheidenden Nachteil. Es macht einen hohen Blutdruck. Als wir am Sonntag zum Besuch kamen und die Kinder ihre Mama wieder sahen, sah diese in meinen Augen gar nicht gut aus. Der Blutdruck liegt bei über einhundert. Das kann auf Dauer nicht gut sein. Die Ärzte geben den Zwillingen noch vier Wochen. Das zauberte mir ein breites Grinsen aufs Gesicht.

Da brauche ich meiner Frau ja nichts zum Geburtstag zu schenken, denn was gibt es schöneres als zwei Neugeborene. Dafür handelte ich mir nicht nur einen bösen Blick sondern auch noch Protest ein. Dazu denke ich mir meinen Teil. Die Natur und die Medizin werden es schon richten. Ich bringe auch zwei Schleifen mit. Mit der Namensfindung sind wir auch noch nicht durch. Einen haben wir schon, doch der zweite fehlt. Aber wir haben ja auch noch Zeit. Für zwei Jungs hätte ich schon Namen.

Gestern Abend war ich mir dann noch schnell einen gebrauchten Zwillingskinderwagen ansehen. Das ist ja auch eine Wissenschaft für sich. Eigentlich wollte ich der Familie gleich noch ihren T4 abschwatzen. Doch als dann die Bremsen beim Kinderwagen versagten, ließ ich es auch, mit dem Modell der Nummer größer. Das steht also auch noch aus. Zusammen natürlich mit dem Aufbau des Bettchens und gefühlt noch vielen anderen Dingen. Aber anscheinend habe ich von meiner Ausstrahlung her noch Kapazitäten. So sprach mich die Klassenlehrerin meines Sohnes an, weil sie uns gerne zum Elterngespräch sehen möchte, welche sie jetzt plane. Ich denke, dass man es nicht allen gerecht machen kann. Das ich mit meinem Bericht zu spät dran bin, ist hingegen eigentlich nicht entschuldbar. Trotzdem wünsche ich allen eine entspannte Woche.

P.S.: Vor geraumer Zeit war ich mit einem Freund in einer kleinen und sehr guten Tapasbar, welche er mir vor vielen Jahren mal zeigte. An diesen Abend denke ich gern zurück, gutes Essen, guter Wein und gute Gespräche. Alles war im Flow.

Schöne Woche, wünscht Daniel



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Kommentare von Lesern:

Anke14.03.2017 12:07

Hallo Daniel,

halte durch, du bist zur Zeit der Hafen deiner Familie! Lass alles andere stehen und liegen, mach nur das Nötigste und sei für deine Kinder und deine Frau da. Mehr geht einfach nicht.
Nimm die Hilfe deiner Familie und Freunde an, sie machen es gern, sonst würden sie jetzt nicht da sein! Und mach dir kein schlechtes Gewissen. Deine Freunde wissen, dass ihr sie und ihre Hilfe zu schätzen wisst.
Drücke euch die Daumen, dass die Zwillige sich an die vier Wochen halten & gute Besserung an deine Frau!
Viele Grüße,
Anke

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In diesem Beitrag geht's um:

Krankenhaus, Zwillinge, Isolierstation